Diese Woche wird es multimedial in den Links der Woche: Ein Podcast, drei Fernsehserien, ein neues Angebot für digitale Comics. Das und mehr in der neuen Folge unserer Web-Rundschau.
Die dramatischen Stunden von Kopenhagen
tagesschau.de
Schon wieder müssen hier Terror und Morde theamtisiert werden. Am Samstag schoss ein Attentäter auf ein Café ein Kopenhagen, in dem eine Diskussion zum Thema „Kunst, Gotteslästerung und Freie Rede“ stattfand. Zu Gast war unter anderem der schwedische Zeichner Lars Vilks, der 2007 eine Abbildung des Propheten Mohammed als Hund veröffentlicht hat und seitdem Morddrohungen erhält. Mutmaßlich galt der Anschlag seiner Person, er blieb aber unverletzt. Sterben mussten jedoch der Regisseur Finn Norgaard sowie der Wachmann einer Kopenhagener Synagoge, wo der Täter im Anschluss am Abend einen weiteren Anschlag verübte, ehe er von Polizisten erschossen wurde. Noch weiß man wenig über den Attentäter und seine Motive, aber Parallelen zum Pariser Anschlag auf Charlie Hebdo vor wenigen Wochen drängen sich natürlich auf.
Programm 2015
manga-comic-con.de, Leipziger Messe
Mitte März findet wieder die Leipziger Buchmesse statt, deren Manga- und Comicbereich 2014 in eine „eigene“ Messe ausgegliedert wurde, die parallel abgehalten wird. Der traditionelle Manga- und Cosplay-Schwerpunkt wird in diesem Jahr durch etliche Themen und Gäste erweitert, die eher dem klassischen westlichen Comic zuzuordnen sind. Zu den prominenten Gästen aus dem Ausland zählen u.a. Takeshi Obata (Death Note, Bakuman), Scott McCloud (Comics richtig lesen, Der Bildhauer), Barbara Canepa (Sky Doll, Monster Allergy) und Kate Beaton (Hark, a Vagrant!/Obacht, Lumpenpack!). Im sogenannten Kreativbereich tobt sich die extrem aktive deutschsprachige Doujinshi-Szene aus, daneben gibt es Ausstellungen, Workshops, ein Anime-Kino und eine von der Comic Solidarity bespielte Fläche. Dazu kommt noch das zeitgleich stattfindende Festival The Millionaires Club, wo die etwas avantgardistischere Grafik- und Comickunst ihr Zuhause hat.
Podcast: Pingpong mit Pauli #6 – Naaman
YouTube, Paulina Stulin
Die Darmstädter Illustratorin und Comiczeichnerin Paulina Stulin macht seit Anfang des Jahres einen Podcast, in dem sie sich ausführlich mit interessanten Menschen unterhält, dazu zeichnet sie jeweils ein Porträt ihres Gastes. In der aktuellen Folge ist das Naaman Wakim, Inhaber des Comicladens „Comic Cosmos“ in Darmstadt. Die Podcasts sind bislang nur als Video verfügbar, obwohl es eigentlich nicht viel zu sehen gibt. Mit freundlicher Genehmigung der Urheberin gibt es aber zumindest die aktuelle Folge bei uns zum Download. Wer also Folge 6 lieber als MP3 (90 Minuten, 83 MB) anhören mag, kann das hier tun oder die Datei direkt herunterladen.
Lebensfenster
Flausen, Ulf Salzmann
Der Webcomicpreis „Lebensfenster“ („der Preis für graphisches Blogen“) wird in diesem Jahr bereits zum fünften Mal vergeben. Die Jury hat nun ihre Longlist für 2015 bekannt gegeben. Die aus acht Kandidaten bestehende Liste wird später zu einer Shortlist verkürzt, aus der dann der endgültige Sieger bestimmt wird, der im Sommer auf dem Comicfestival München gekürt wird.
Graphic Novel – kein Synonym für „gute Comics“
Dreimalalles, Christian Maiwald
Ein Kommentar zum Text von Jean-Christophe Menu (siehe Links der Woche 6/15), der die Eintönigkeit der auf einen einfachen thematischen „Pitch“ reduzierten Graphic Novels in Frankreich beklagt: „Menus Diagnose, was die Inhalte der meisten anspruchslosen Graphic Novels in Frankreich betrifft, kann man auch auf Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum anwenden. Dennoch dominieren Graphic Novels bei Weitem nicht die Comic-Landschaft. (…) Insgesamt gilt es aufzupassen, dass Graphic Novels nicht als Synonym für ‚einzig erlaubte Comics‘ gebraucht werden.“
Gestrandet & verwurzelt. Zeichnerwerkstatt Reportage-Comics über München
Literaturhaus München, Alke Müller-Wendlandt
Das Literaturhaus München lädt im April etwa 12 Interessierte zu einem 5-tägigen Comicworkshop mit Barbara Yelin, Claudia Lieb und Jutta Pilgram ein. Entstehen sollen Comic-Reportagen und kurze dokumentarische Comics zum Gegensatz zwischen reicher und armer Stadtbevölkerung. Bewerben kann man sich bis zum 1. März beim Literaturhaus.
Neues Jahr, neue Jury
Der Tagesspiegel, Lars von Törne
Nachdem der Tagesspiegel drei Jahre lang mit einer konstant besetzten Kritikerjury den Comic des Jahres wählte, wird das Jurygremium nun komplett neu zusammengesetzt. Nur noch Organisator Lars von Törne ist als Comicjournalist an Bord, dazu kommen Fachhändler, Comiczeichner und -autoren. Immerhin vier von neun Jurymitgliedern sind weiblich. Ein interessanter Move, der womöglich von diesen Tweets meiner Wenigkeit mit ausgelöst wurde:
@Lars_von_Toerne War wieder eine schöne Aktion. Anregung fürs nächste Mal: Nach 3 Jahren Kontinuität die Jury mal ordentlich durchmischen…
— abspann (@abspann) December 12, 2014
@Lars_von_Toerne … größere Alters-Bandbreite, mehr Frauen, nicht nur Journos, sondern auch Zeichner, Händler, Comicforscher usw.
— abspann (@abspann) December 12, 2014
The Flash
Pro Sieben
Gotham
Pro Sieben
MARVEL’s Agents of S.H.I.E.L.D.
RTL 2 Now
Der Superheldenboom, der seit Jahren im Kino anhält, ist inzwischen im Fernsehen angekommen und landet nun leicht verzögert auch auf deutschen Bildschirmen. Letzte Woche starteten gleich drei aufwändig produzierte Serien, die auf Stoffen von Marvel und DC basieren, auf deutschen Privatsendern, und zwar mit gutem Quotenerfolg. Von allen drei Serien sind die zuletzt ausgestrahlten Folgen auch online auf den Sender-Websites abrufbar.
Scribd Adds Comics, Graphic Novels
Publishers Weekly, Calvin Reid
Die US-Firma Scribd gehört zu den Anbietern von E-Book-Flatrates, die nach dem Vorbild von Diensten wie Spotify (Musik) oder Netflix (Filme und TV-Serien) für einen festen Monatsbetrag den Zugriff auf eine digitale Bibliothek bieten. Letzte Woche eröffnete Scribd einen großen Comicbereich, zu dem namhafte Verlage wie Marvel, IDW oder Dynamite Rechte eingeräumt haben. Damit ist Scribd besser aufgestellt als der Konkurrent ComicsFix, der sich nur auf Comics konzentriert, aber bislang weniger attraktive Inhalte anbieten kann. Laut Scribd umfasst der Katalog derzeit etwa 10.000 Comics, darunter Werke wie Alan Moores From Hell. Ein weiterer Schritt auf dem Weg der Digitalisierung, der im Comicbereich nach wie vor langsamer beschritten wird als auf anderen Gebieten.