Einmal quer von Niedersachsen über Berlin nach Japan und von dort in die USA. Die Links der Woche sind diesmal besonders breit gefächert.
Kein Geld für Comic-Ausstellung
Schaumburger Nachrichten, Jan Schaumburg
Im Jahr 2014 gab es im Wilhelm-Busch-Geburtshaus im niedersächsischen Wiedensahl erstmals eine Comicausstellung: In „Endlich Comic!“ wurden die aktuellen Max-und-Moritz-PreisträgerInnen und deren Werke vorgestellt. Am Sonntag wurde eine eine Neuauflage der Ausstellung eröffnet, in der die Sieger des Jahres 2016 zu sehen sind. Diese findet jedoch nicht mehr im Busch-Geburtshaus statt, da dessen Träger dies abgelehnt haben (siehe dazu diesen Artikel vom Juli 2016). Ebenfalls abgelehnt wurde in der vergangenen Woche das Ersuchen von Kurator Darjush Davar, einen Zuschuss der Gemeinde zu erhalten. Die genauen Gründe dafür, dass der Ausstellung von verschiedenen Seiten Unterstützung verwehrt bleibt, sind nicht ganz klar. Etwas Licht ins Dunkel bringt dieser kurze Fernsehbeitrag, der am Sonntag im NDR gezeigt wurde. Trotz aller Schwierigkeiten ist die Schau „Die besten deutschen Comics“ bis Ende März 2017 geöffnet, später wandert sie ins Erika-Fuchs-Haus und ins Cöln Comic Haus.
Die Preisträgerin 2017
Berthold Leibinger Stiftung
Der höchst dotierte deutsche Comicpreis, der zum dritten Mal vergeben wird, geht im nächsten Jahr an die Berliner Zeichnerin Tina Brenneisen alias PoinT. Die Bewerber hatten bislang unveröffentlichte Arbeiten bzw. Konzepte eingereicht, die Jury hat nun neben der Preisträgerin auch neun weitere Finalisten bekanntgegeben, welche jeweils ein Preisgeld von 1.000 Euro erhalten.
Spotlight on: TeMeL
Feministisches Comic Netzwerk, Lara K
Ausführliches Interview mit der Kölner Comiczeichnerin Thekla Barck alias TeMeL, in dem es sowohl um deren eigene Werke (Wohlstand, No Borders) geht als auch allgemein um das Medium Comic und TeMeLs Sicht darauf.
„Es gibt nichts zu kapieren“
Deutschlandfunk, Elmar Krämer
Im Deutschlandfunk stellen in der Rubrik „Mein Klassiker“ regelmäßig Kulturschaffende einen Lieblingsklassiker vor, der sie für ihre Kunst inspiriert. Letzte Woche war Fil (Didi & Stulle) an der Reihe. Sein Klassiker ist der Comic Die hermetische Garage von Mœbius (MP3, 4 Minuten).
Comics made in Stuttgart
SWR2 Kultur regional, Markus Pfalzgraf
Ein kurzes Hörfunkporträt des Zwerchfell Verlags und seines breitgefächerten Programms mit dem Motto „Mal gucken, was passiert“ (MP3, 3½ Minuten).
Comics in der Presse #1
comic.de
Neue Reihe beim Marketing-Portal comic.de: In umfangreichen Linksammlungen werden Rezensionen und andere Berichte über Comics in deutschsprachigen Medien gesammelt. Eine zweite Ausgabe erschien bereits wenige Tage später.
Die große Welt der kleinen Bilder
Frankfurter Allgemeine, Andreas Platthaus
In einem mit persönlichen Anekdoten gespickten Artikel stellt Andreas Platthaus auf der FAZ-„Kunstmarkt“-Seite die Galerie Huberty & Breyne mit Dependancen in Brüssel und Paris vor, wo hauptsächlich Originale von Comiczeichnern ausgestellt und verkauft werden.
Graphic Novel Day
Internationales Literaturfestival Berlin
Im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals Berlin findet am Sonntag, den 11. September zum sechsten Mal der „Graphic Novel Day“ statt. Im Haus der Berliner Festspiele sind dann deutsche und internationale Comickünstler zu Gast und reden über ihre Werke.
Bilderberg Konferenz II
Facebook
Das komplette Gegenstück zum kulturell arrivierten „Graphic Novel Day“ ist das von viel Punk-Spirit beseelte „Undergroundcomixfestival“ namens „Bilderbergkonferenz“, das am 24. und 25.9. zum zweiten Mal in Berlin stattfindet. Es will Heimat sein für „a scene that’s a bit more interested in drawing hopefully funny comix rather than creating boooring graphic novels, fat as brick“. Zum Festival wird ein Zine mit Coverversionen von Garfield-Strips erscheinen – dafür können noch bis zum 10. September Beiträge eingereicht werden.
Tabling at Comiket 90: An American Abroad
Mermaid Evolution, Caleb Goellner
Der amerikanische Comicjournalist, -autor und -zeichner Caleb Goellner hat sich einen Tisch auf der riesigen Doujinshi-Messe Comiket in Tokio organisiert und berichtet auf seinem Blog ausführlich über die Erfahrungen, die er dort als Ausländer gemacht hat. Der Text ist nicht nur ein launiger Erlebnisbericht, sondern enthält auch viele wertvolle Tipps für Künstler, die sich selbst mal auf das Abenteuer Comiket einlassen wollen.
Where the “comic book font” came from
Vox, Phil Edwards
Ein schönes Erklärvideo zum Thema Lettering: Woher kommt die typische „Comic-Schrift“, wie hat sie sich entwickelt und warum wäre es falsch, von dem einen Comic-Font zu sprechen?
Emotion and Pacing in comics
Everything Is Comics, Faith Erin Hicks
Ein interessanter Blogeintrag der Zeichnerin Faith Erin Hicks, deren Comic Friends with Boys demnächst bei Popcom auf Deutsch erscheint: Wie gelingt es, auf einer Comicseite Emotionen rüberzubringen? Hicks folgt hierbei dem Leitspruch „Emotion takes time!“ und illustriert das mit einigen Beispielen.
The End of Big Comic Book Journalism
Pipeline Comics, Augie De Blieck Jr.
Die 1995 gegründete Website Comic Book Resources wurde im letzten Frühjahr verkauft, gehört jetzt dem Medienunternehmen Valnet und Ende August gab es einen großen Relaunch der Seite, die nun offiziell nur noch CBR.com heißt. Im Zuge dessen wurden auch einige Blogs und Kolumnen von ausgewiesenen Comicexperten eingestellt. Das neue CBR ist eine extrem mainstream-orientierte Entertainment-Newsseite, auf der die Kunstform Comic nur noch eine kleine Nebenrolle spielt. Der Autor des hier verlinkten Textes ist fast von Beginn an bei Comic Book Resources dabei und nimmt den Relaunch zum Anlass, das Ende des „großen Comicjournalismus“ zu erklären: „The era of large comics magazine websites about comic books is over.“
Your 2016 Harvey Award Winners
The Comics Reporter, Tom Spurgeon
Auf der Baltimore Comic Con wurden wie jedes Jahr die Harvey Awards verliehen. Trotz der etwas fragwürdigen Nominierungsprozedur (siehe Links der Woche 27/16) hat der Preis nach wie vor ein gewisses Gewicht. Die Image-Serie Saga war, wie schon in den Jahren zuvor, der große Abräumer, aber auch sonst gab es zahlreiche Sieger in insgesamt 22 Kategorien. Ironischerweise gewann der Verlag Valiant Comics, der die Abstimmung zur Nominierung im Juli dominierte und mit 52 Nominierungen vertreten war, in keiner einzigen Kategorie.
Marvel, Jack Kirby, and the Comic-Book Artist’s Plight
The Atlantic, Asher Elbein
Zum 99. Geburtstag von Jack Kirby, der auch bei Marvel mit einer „Jack Kirby Week“ gefeiert wurde, erinnert dieser Artikel noch einmal daran, wie unfair der Comicverlag mit dem wahrscheinlich wertvollsten Zeichner, der je für ihn arbeitete, umgesprungen ist. Jahrelang kämpfte man erbittert um Urheber- und Verwertungsrechte, erst mit Jack Kirby selbst, nach dessen Tod mit seinen Nachfahren, die sich erst 2014 mit Marvel einigten. Ansonsten wäre der Fall wohl vor dem Supreme Court gelandet und hätte weitreichende, millionenschwere Folgen für den Verlag haben können.