In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Niklas: Letzte Woche lief die die zweite Hälfte der sechsten Staffel von Bojack Horseman von The Tornante Company. Es waren die letzten Folgen, da Netflix die Serie inzwischen abgesetzt hat. Scheinbar nicht wegen mangelnden Erfolgs – aber das sind interne Entscheidungen, über die ich nur spekulieren kann.
Ich hatte mich gefragt, ob es ein gutes Ende werden würde. Ein Ende, das es wirklich schaffen würde, der Philosophie der Serie bis zum Schluss zu folgen und alle Fäden befriedigend abschließen würde. Ich muss sagen: Ja, das Ende war wirklich gut. Das Writing ist so stark wie immer und auch wenn die Atmosphäre immer düsterer wurde, blieb die Serie weiterhin lustig. Flotte Wortspiele, kleine Visual Gags und absurde Situationen, aus denen sich die Charaktere nur schwer rauswinden können, gibt es auch dieses Mal. Aber im Kern drehte sich Bojack Horseman immer um eine Frage: sind deprimierte Menschen dazu verdammt, immer zu leiden? Muss ein Mensch gleich aufgeben? Ist es nicht vergebens, weiterzukämpfen, wenn man keine Kraft mehr hat? Kurze Antwort: Nein. Die lange Antwort bestand aus dem Rest der Serie.
Hauptfigur Bojack, ein abgewrackter Schauspieler, ist ein von Tabletten abhängiger, alkoholkranker, deprimierter Katastrophenmagnet, der immer zwischen Selbstzerstörung und einigen lichten Momenten hin und her schwankt. Immer wieder hat er in jeder Staffel etwas Besseres aus sich zu machen, bekommt Chancen und darf zeigen, dass er es schaffen könnte, wenn er nur stark bliebe. Aber verdient er diese Chancen überhaupt noch, so oft, wie er anderer Leben zerstört und seine Lieben durch seine Taten leiden lässt?
Die Serie zeigt gut die Konsequenzen seiner Taten auf und erinnert uns auch, dass Bojack bei aller Komplexität und tragischer Hintergrundgeschichte sich selbst immer noch der größter Feind und einfach auch ein Ekel ist. Aber er lebt auch in einer korrupten Welt, die ihn ungestraft gewähren lässt. Während er nicht absichtlich – zumindest nicht immer – alles um sich herum zerstört, lauern da draußen noch größere Monster, die ihn decken, da es ihnen sonst ebenfalls an den Kragen gehen würde. Und dann gibt es wieder Menschen, die ihn gewähren lassen, weil es ihnen egal ist, was er tut und tat oder weil sie Bojacks Charme nicht widerstehen können. Deswegen ist es auch schön, dass die Serie – für ihre Verhältnisse – in einem Happy End endet, selbst wenn es nicht den klassischen Vorstellungen entspricht.
Ich habe Bojack Horseman seit 2016 verfolgt und immer sehr genossen. Ich bin daher froh, dass diese Serie auf einer guten Note endet. Ich finde es bewundernswert, wie sie sich immer treu blieb und ihre Figuren nie leicht vom Haken und sich auch verändern und wachsen ließ. Eine so runde Geschichte gibt es nicht oft. Aber länger hätte es vielleicht auch nicht weitergehen sollen. Ich hoffe allerdings, dass The Tornante Company eines Tages noch einmal etwas Ähnliches erschaffen wird. Die zu Unrecht nach nur einer Staffel eingestellte Serie Tuca and Bertie war ja schon ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.
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