Der Oktober stand mal wieder im Zeichen der comicbezogenen Veranstaltungen. Ob Frankfurter Buchmesse, Comic Action in Essen oder German Comic Con in Berlin, Gelegenheiten für Groß- wie Kleinverlage, sich zu präsentieren, gab es einige. Welche Comics dabei neu zu erwerben waren und natürlich inzwischen auch in den Läden stehen, verrät unser monatlicher Überblick.
HIGHLIGHT DES MONATS
Nimona von Noelle Stevenson war in den USA zuerst ein großer Webcomic-Hit, kam dann als Taschenbuch beim Großverlag HarperCollins heraus und war anschließend auf so ziemlich allen Nominierungs- und Bestenlisten zu finden (u.a. auch in unseren Topcomics 2015). Die kreative und höchst unterhaltsame Mischung aus Fantasy, Comedy und Seifenoper, die sich um eine junge Formenwandlerin dreht, die bei einem schurkischen Ritter als Sidekick anheuert, ist nun endlich in Deutschland gelandet: beim Splitter-Verlag, wo man eigens ein neues Label namens „Minisplitt“ für Bücher im Taschenbuchformat ins Leben rief. Großer Weihnachts-Geschenktipp auch für ComicleserInnen im Teenie-Alter! [Leseprobe]
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EIGENPRODUKTIONEN
Vor anderthalb Jahren beendete Fil seinen Comic Didi & Stulle, der seit 1997 im Berliner Stadtmagazin zitty erschien und weit über die Stadt hinaus zum Kult wurde. Nun bringt Reprodukt, wo die meisten von Fils Comicepisoden in Alben gesammelt wurden, das komplette Werk in einer Didi & Stulle Gesamtausgabe heraus, die mit reichlich Bonusmaterial angereichert wurde. Dass so ein edles Sammelwerk dem rotzigen Geist von Fils Comics eigentlich widerspricht, wissen er und sein Verlag wahrscheinlich selbst – und lassen es deshalb gleich richtig krachen: Der Schuber mit drei Hardcoverbänden, einem Poster und einem bislang unveröffentlichten Minialbum kostet stolze 120 Euro, bis zum 10. Januar wird er zum Subskriptionspreis von 99 Euro angeboten. [Leseprobe]
Mit Gleisdreieck – Berlin 1981 hatte der Berlin Story Verlag 2014 einen Comic „nach Hause“ geholt, der zuerst in Frankreich erschienen war. Nun legen Autor Jörg Ulbert und Zeichner Jörg Mailliet den Nachfolger Westend – Berlin 1983 vor, diesmal augenscheinlich ohne den Umweg übers Nachbarland. Auch dieser Band beschäftigt sich mit dem linken Milieu im Mauer-Berlin der 80er Jahre, den historischen Hintergrund bildet der Schmücker-Prozess, der von 1976 bis 1991 lief. [Leseprobe]
Hinter dem Kürzel FMD, das groß auf dem Cover prangt, verbirgt sich Fjodor Michailowitsch Dostojewski, einer der berühmtesten russischen Schriftsteller. Leben und Werk von Dostojewski werden in Comicform präsentiert von Vitali Konstantinov, der in der UdSSR geboren wurde und heute in Marburg lebt. In dicht gedrängten, schwarz-weißen Bildern und unkonventionellen Seitenlayouts erweckt Konstantinov das 19. Jahrhundert zum Leben. Erschienen ist der Band bei Knesebeck. [Leseprobe]
Das vor einem Jahr begonnene Albenprogramm bei Panini bestand bislang aus Importen aus anderen europäischen Ländern. Nun kommt mit Mark Brandis die erste Eigenproduktion: Der Science-Fiction-Comic basiert auf einer Jugendbuchreihe von Nikolai von Michalewsky aus den 70er und 80er Jahren, die später auch erfolgreich als Hörspiel adaptiert wurde. Die Comicversion stammt aus der Feder von Michael Vogt, der bereits 2012 eine Mark-Brandis-Story fürs ZACK-Magazin umgesetzt hatte. Geplant sind zunächst vier Alben, die auf dem ersten Romanzyklus, dem „Bürgerkrieg-Zyklus“, basieren. [Leseprobe]
Von Mark Brandis ist der Sprung nicht weit zu Perry Rhodan, jener langlebigen deutschen SF-Romanserie, die immer wieder auch in verschiedener Form als Comic auftaucht. Seit 2006 produzierte die Hamburger Alligator Farm in loser Folge neue Hefte der Reihe Perry – Unser Mann im All. Deren letzte Ausgabe erschien 2013, ehe Cross Cult im letzten Jahr dann eine neue Perry Rhodan-Serie in einem etwas anderen Stil startete. In Hamburg arbeitete man derweil weiter an einer neuen Perry-Geschichte, die nun im Albenformat vorliegt: „Irrgarten der Dimensionen“, geschrieben von Olaf Brill und gezeichnet von Frank Freund; außerdem enthalten: eine Kurzgeschichte von Dietmar Krüger. [Leseprobe]
Mit Captain Berlin aus der Feder von Film- und Theatermacher Jörg Buttgereit (hier unser Interview mit ihm) hat der Weissblech Verlag sein Programm erfolgreich erweitert. Nun hat Buttgereit auch jenes Werk, mit dem sein Name bekannt wurde, in den Comic überführt: Der Underground-Horrorklassiker Nekromantik und dessen durch Indizierung und Beschlagnahmung berühmt gewordenes Sequel finden nun, 25 Jahre nach dem zweiten Film, eine Fortsetzung als Comic, „stilgerecht als schrundiges SW-Magazin in großem DIN A4-Format auf extraholzigem Papier“, wie der Verlag mitteilt. Die Zeichnungen stammen von Martin Trafford, der auch bei Captain Berlin schon dabei war. [Leseprobe]
Nachdem sich der auf Norddeutschland und die Nord- und Ostsee spezialisierte Hinstorff-Verlag mit Kristina Gehrmanns Reihe Im Eisland (eben mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet) sehr erfolgreich aufs Terrain der Comics begeben hat, wird nun nachgelegt: Auf Kaperfahrt mit Störtebeker erzählt auf gut 100 Seiten in Schwarz-Weiß die Geschichte des legendären Piraten nach. Autor und Zeichner des Comics ist Till Lenecke, der nicht nur Erfahrung im Comicbereich hat (u.a. mit Beiträgen in Horrorschocker, ZACK oder Panik Elektro), sondern auch eine Zeitlang auf dem Kreuzfahrt-Segelschiff Sea Cloud gearbeitet hat. [Leseprobe]
Ein Comic von Freunden des Hauses: Autor Christopher Bünte hat einige Jahre auch für Comicgate geschrieben, nach Kleiner Vogel Rot ist nun sein zweiter Comic in Buchlänge erschienen – diesmal gezeichnet von Walter Pfau, der auch schon mit einem Kurzcomic in einem unserer Printmagazine vertreten war: Gemeinsam adaptieren die beiden die alte englische Sage Sir Gawain und der Grüne Ritter und verbinden eine Geschichte aus dem Mittelalter mit einem sehr modernen Comic-Artwork. Das knapp 200 Seiten starke Hardcoverbuch erscheint in der Edition Kwimbi. [Leseprobe]
Der Illustrator Sascha Dreier hat sich seit vielen Jahren auf das Thema Fußball spezialisiert, seine Zeichnungen erscheinen u.a. regelmäßig in 11 Freunde. Beim ebenfalls fußballspezifischen Verlag Die Werkstatt legt er nun Die Bayern-Story vor, worin 28 kurze Episoden aus der ruhmreichen Historie des FC Bayern München nacherzählt werden. Er knüpft damit an sein Buch Die 90. Minute von 2006 an, wo er erstmals Fußballgeschichten als Comic erzählte. [Leseprobe]
Ich bin ein anderer heißt ein weiterer Comic im Programm des links-alternativen Wiener Verlags Bahoe Books. Der Künstler, der sich „Walter Ego“ nennt, will seine Leser damit am „Prozess seiner radikalen Selbstbefragung“ teilnehmen lassen, von seiner Suche nach sich selbst erzählen und einen „Lobgesang auf das Scheitern und Verweigern“ singen.
Helmut Nickel, jener deutsche Comicpionier, der in den letzten Jahren eine kleine Wiederentdeckung erfuhr, schuf 1958 für für Harry, die bunte Jugendzeitung den Comic Francis Drake über den berühmten Seefahrer des 16. Jahrhunderts. Bei bsv Hannover erscheint nun in kleiner Auflage eine neue Ausgabe, mit der der Stoff erstmals vollständig koloriert vorliegt. [Leseprobe]
Die bitterbösen Hitler-Parodien von Walter Moers, die ursprünglich zwischen 1998 und 2006 in der Titanic erschienen waren, sind Kult. Jetzt gibt es den umfangreichen Sammelband Adolf total (Penguin Verlag), der die drei Bücher „Äch bin wieder da“, „Äch bin schon wieder da“ und „Bonker“ enthält. Obendrauf gibt es noch zusätzliches Bonusmaterial. [Leseprobe]
Im Verlag Antje Kunstmann läuft schon seit Jahren die Reihe Meister der komischen Kunst, die in recht preiswerten Bildbänden Highlights von großen Witzbildzeichnern (u.a. Robert Gernhardt, Gerhard Haderer, Michael Sowa) präsentiert. Im neuesten Band ist Gerhard Seyfried an der Reihe, die laut Verlag „Comic-Ikone der alternativen Szene“.
„Graphic Poetry“ nennt der Maro Verlag das Buch Kleine Satelliten, eine Kollaboration der Lyrikerin und Sängerin Lydia Daher mit dem amerikanischen Indie-Comiczeichner Warren Craghead III. Daher schrieb eigens für dieses Projekt Gedichte, die dann jeweils von zwei unterschiedlichen Übersetzern ins Englische übertragen und zu Zeichner Craghead geschickt wurden, der daraus dann experimentelle Zeichnungen machte, die er mit den Texten verschränkt. Das Ergebnis sind laut Verlag „dichte Wort-Bild-Kompositionen, die zu modernen Hieroglyphen verschmelzen“.
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EUROPÄISCH
Das neue Buch des Spaniers Paco Roca (Die Heimatlosen, Kopf in den Wolken) ist nicht weniger bedeutungsschwer als die bisherigen Werke des Künstlers. Denn La Casa (Reprodukt) handelt vom schwierigen Umgang mit dem Tod eines Angehörigen. Als der Vater stirbt, müssen seine Kinder in sein Haus zurückkehren, dieses verkaufsfertig machen und sich um die Hinterlassenschaften kümmern. Das weckt Erinnerungen, die schmerzlich sind. Roca verarbeitet in dem querformatigen Comic auch den Tod seines eigenen Vaters. [Leseprobe]
Das neue Buch des Italieners Manuele Fior (Menschen am Sonntag, Die Übertragung) ist eine Hommage an die impressionistische Malerei im Allgemeinen und an das Musée d’Orsay in Paris im Speziellen. So analysiert Fior im Comic d’Orsay Variationen (Avant-Verlag) ausgewählte Meisterwerke, taucht in die Entstehungsgeschichten und in die Biografien ihrer Schöpfer ein. [Leseprobe]
Die Belgierin Judith Vanistendael hat schon Comicbände wie Kafka für Afrikaner oder Als David seine Stimme verlor gezeichnet. Unter dem sperrigen Titel Mikel – Die Geschichte eines Bonbonverkäufers, der sich im Regen auflöste (Reprodukt) hat sie nun zusammen mit dem in Brüssel lebenden Spanier Mark Bellido einen Comic vorgelegt, der sich um einen andalusischen Mann dreht, der davon träumt, Schriftsteller zu sein, für die passende Inspiration ins Baskenland zieht und einen Job als Leibwächter für einen Politiker annimmt. [Leseprobe]
Der Band Studierst du noch oder lebst du schon? (Knaus) dreht sich um eine Studentin, die sich daran macht, ihre Doktorarbeit zu schreiben. Über die Tücken, die Selbstzweifel und das manchmal komplizierte Verhältnis zum Doktorvater weiß die Künstlerin des Comics, Tiphaine Rivière, sicherlich gut Bescheid. Denn die Französin hat selbst im Fach Literatur promoviert und verarbeitet ihre Erfahrungen nun in gezeichneter Form. [Leseprobe]
Wenn ein Comic beim Knesebeck Verlag erscheint, kann man sich fast sicher sein, dass es sich entweder um eine Biographie, gerne von Schriftstellern und anderen Künstlern, handelt (siehe FMD weiter oben) oder um die Adaption eines bekannten literarischen Werks. Letzteres gilt für Stefan Zweigs berühmte Schachnovelle, die vom Franzosen Thomas Humeau als Comic interpretiert wurde. [Leseprobe]
In Life Zero (Panini) wird eine Stadt von einer dunklen Wolke heimgesucht, die die Einwohner in Zombies verwandelt. Mittendrin sitzt der Captain einer Spezialeinheit in einer Gefängniszelle und muss sich seinen Weg herauskämpfen. Der Genrereißer vom Kreativteam Stefano Vietti und Marco Checchetto ist eine italienische Panini-Eigenkreation. Der deutsche Band mit dem schaurigen Untertitel “Mit der Kälte kamen sie” enthält alle drei Originalalben und zusätzlich einen Downloadlink, der den Zugriff auf den zugehörigen Comic-Soundtrack gewährt.
Der Splitter-Verlag präsentiert eine weitere Comicserie zur beliebten Videospielreihe Assassin’s Creed. Die von den Kreativen Anthony del Col, Conor McCreery und Neil Ewards stammende Geschichte taucht u.a. in die Historie der Hexenprozesse von Salem ein und zeigt erstmals eine weibliche Assassine als Hauptfigur. Im Original erscheint der Comic, anders als die bislang bei Panini und Splitter veröffentlichten Assassin’s Creed-Comics, beim britischen Verlag Titan Books. [Leseprobe]
Der Franzose Daniel Pecqueur (Arctica, Golden City) ist der Autor der Mystery-Serie Yiya (Bunte Dimensionen). In der versucht ein Mädchen seinen verschollenen Ziehvater zu finden und entdeckt dabei eine geheime Schatzkammer. Die phantastische Albenreihe wird illustriert vom serbischen Künstler Vukasin Gajic. [Leseprobe]
Olivier Schwartz, der u.a. auch schon Spirou & Fantasio gezeichnet hat, ist für das Artwork der Semi-Funny-Serie Inspektor Bayard (Carlsen) zuständig. Der All-Ages-Titel mit kniffligen Detektivgeschichten läuft in Frankreich seit 1993 und hat es dort auf bislang 18 Alben gebracht. Die Geschichten dazu stammen vom rotierenden Autorenteam bestehend aus Jean-Claude Cabanau, Dieter und Jean-Louis Fonteneau. Dem Seitenumfang nach zu urteilen beinhaltet die erste deutsche Ausgabe zwei der Originalalben. [franz. Leseprobe]
In den 70er und 80er Jahren schuf der französische Zeichner Pierre Dupuis eine Comicnacherzählung der Schlachten des Zweiten Weltkrieges. In Deutschland wurden nur Teile der Serie mit dem Namen Der II. Weltkrieg in Bildern damals noch beim Condor Verlag veröffentlicht. Bei Kult Comics erscheinen nun erstmals komplett alle Kapitel, aufgeteilt auf drei Sammelbände. [Leseprobe]
Der spanische Autor und Zeichner Alfonso Font hat bislang Comicserien wie Jon Rohner oder Im Labyrinth des Drachen hervorgebracht. Einen Überblick über das Schaffen Fonts liefert jetzt der Band Düstere Stories (Erko), eine Sammlung an Kurzgeschichten, die gruselig und schwarzhumorig konzipiert sind. Dazu gibt es im umfangreichen Anhang noch Textbeiträge und Artikel über den Spanier sowie Auszüge aus weiteren Comics, die sein Gesamtwerk dokumentieren sollen. [Leseprobe]
Die evangelische Kirche feiert 500 Jahre Reformation. Pünktlich zum Jubiläum erscheint in der Edition Faust eine italienische Comicproduktion vom Kreativteam Andrea Grosso Ciponte und Dacia Palmerino über den Theologen und Urheber der Reformation Martin Luther in deutscher Übersetzung. Darin wird Luthers Biografie, von der Kindheit an, in gezeichneter Form dramaturgisch und historisch korrekt aufbereitet. [Leseprobe]
Für Website der französischen Tageszeitung Le Monde beschäftigt sich der Schweizer Zep (Titeuf) in kurzen Episoden humorvoll mit aktuellen Begebenheiten und alltäglichen Dingen, die er in seinem Comic-Blog festhält. Das Ergebnis dieser Arbeit kann man nun auf Deutsch im Band What a wonderful World (Toonfish) nachverfolgen. Die Ausgabe erscheint im verlagsuntypischen, kleineren Format mit Softcover und ist damit nach Nimona (s.o.) der zweite Comic in Splitters neuem Sublabel „Minisplitt“. [Leseprobe]
Beim Splitter-Verlag erhält die Westernreihe Durango des belgischen Autors/Zeichners Yves Swolfs eine neue Heimat. Die Serie, die seit den den 80ern schon bei mehreren Verlagen herauskam, erschien zuletzt mit 16 Alben bei Kult Editionen. Der Splitter-Verlag setzt Durango nun mit dem aktuellen, 17. Band fort, welcher vom Italiener Iko gezeichnet wurde. Parallel dazu bringt der Verlag eine Gesamtausgabe des bereits auf Deutsch vorliegenden Materials auf den Markt. Hierbei wird jeder Band drei der ursprünglichen Alben enthalten. [Leseprobe]
Bei der Edition Moderne wird ein relativ frühes Werk von Jacques Tardi neu aufgelegt: Hier selbst, das gemeinsam mit Szenarist Jean-Claude Forest (Barbarella) in Form eines Fortsetzungsromans für das Magazin (À SUIVRE) entstand, stammt aus dem Jahr 1979 und kam 10 Jahre später erstmals auf Deutsch heraus. Nun kann die lange Zeit vergriffene kafakaeske Erzählung wiederentdeckt werden. [Leseprobe]
Vor 40 Jahren erschien der Zeichentrickfilm Asterix erobert Rom, die wahrscheinlich beliebteste Verfilmung der Gallier bis heute. Außerdem ist dies der einzige Streifen, der nicht auf einer Comicvorlage beruht, sondern eine völlig neue, von René Goscinny eigens verfasste Geschichte erzählt. Eine Printfassung wurde zum damaligen Zeitpunkt als eine mit Filmstandbildern erzählte Storyadaption gedruckt. Jetzt veröffentlicht die Egmont Comic Collection erstmals eine Neuedition. Die ist zwar kein Comic, aber immerhin eine Prosageschichte, für die extra begleitende Illustrationen entworfen wurden. Das Ergebnis ist vergleichbar mit dem illustrierten Album Wie Obelix als Kind in den Zaubertrank geplumpst ist. [franz. Leseprobe]
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AMERIKANISCH
Kurz vor Kinostart von Marvels nächstem Blockbuster, der das heroische Cinematic Universe in magische Gefilde überführt, hat Panini einige dazu passende Comics veröffentlicht. Einer davon ist der erste Band der aktuellen Doctor Strange-Serie, die mit einem Kreativteam bestehend aus Autor Jason Aaron und Zeichner Chris Bachalo hochkarätig besetzt ist. Gerade Bachalo bringt mit seinem einzigartigen Stil, der sicherlich nicht jedem auf Anhieb gefällt, eine frische Note in die Abenteuer des okkulten Stephen Strange. [Leseprobe]
Nicht weniger bemerkenswert ist der Einzelband Doctor Strange: Der Eid. Die Geschichte ist erstmals im Jahr 2007 in den USA erschienen und rückt den guten Doctor als übersinnlichen Detektiv in den Vordergrund. Sie stammt von niemand geringerem als Star-Autor Brian K. Vaughan (Saga, Y: The Last Man) und seinem zeichnenden Kollegen, dem Spanier Marcos Martin, mit dem Vaughan vor Kurzem erst Private Eye und sogar eine Story zu The Walking Dead entwickelt hat. Umso schöner, dass man dank der Verfilmung dieses Comic-Kleinod auch als deutscher Leser noch präsentiert bekommt, wenn auch mit vielen Jahren Verspätung. [US-Preview]
Neustart für den kleinsten der Marvel-Helden: Scott Lang darf als Ant-Man und als Sicherheitsexperte in einer neu gestarteten Sonderbandreihe sein Unwesen treiben. Die darin enthaltene US-Serie Astonishing Ant-Man wird wie zuvor auch weiterhin von Autor Nick Spencer (Morning Glories, Secret Avengers) geschrieben und vom Spanier Ramon Rosanas grafisch betreut. [US-Preview]
Im „Brandneuen Marvel-Universum“ hat sich Deadpool jüngst als Marke selbst neu definiert und aus sich ein Franchiseunternehmen gemacht. Daraus entstand, wie in der regulären Ongoing-Serie nachzuverfolgen, ein ganzer Söldnertrupp, der das Deadpool-Kostüm trägt und Aufträge gegen Geld erledigt. Der Clou ist, dass hinter den Masken teils krude, teils fast vergessene Marvel-Antihelden wie Foolkiller, Solo oder Slapstick stecken. In seiner eigenen Reihe Deadpool and the Mercs for Money (eine Anspielung an die “Heroes for hire” Luke Cage und Iron Fist) bekommt das schräge Team nun noch mehr Aufmerksamkeit. Panini veröffentlicht die Serie von Cullen Bunn und Salva Espin, dem Duo hinter Deadpool killt Deadpool und Deadpool vs. Carnage, unter dem Titel Deadpool und die Söldner. [US-Preview]
In der Reihe Guardians of Infinity erleben wir Rocket Raccoon, Drax und Groot, drei Mitglieder der aktuellen Guardians of the Galaxy, die durch einen kosmischen Vorfall sowohl auf ihre Nachfolger aus der Zukunft als auch auf ihre Gegenstücke aus vergangenen Zeiten treffen. Der Showdown zwischen den Guardians aus unterschiedlichen Epochen wird inszeniert von Jason Latour und Guardians-Veteran Dan Abnett und gezeichnet von Carlos Barberi und Jim Cheung. [US-Preview]
Als eine in Leder gekleidete, brutale Variante von Batman könnte man die Figur des Midnighter bezeichnen. Ursprünglich stammt diese aus dem Wildstorm-Universum und war Mitglied von Stormwatch und The Authority. Wie so manche seiner früheren Kollegen ist auch er allerdings mit dem Beginn von DCs „New 52“-Relaunch ins reguläre Geschehen der weiteren DC-Helden rübergeschwappt, wo er u.a. auch in der Agentenserie Grayson zugange war. Panini veröffentlicht die komplette zwölfteilige US-Reihe von Steve Orlando und Stehen Mooney (Half Past Danger) im Midnighter Megaband, in welchem wiederum auch Ex-Nightwing Dick Grayson auftritt. [US-Preview]
Auf DCs “Erde Eins” entstehen Helden auf ähnliche Weise wie in der regulären Kontinuität, die uns als Lesern seit Jahrzehnten geläufig ist. Dennoch ist dort vieles anders, was letztlich die Origin der Figuren in einem anderen Licht erscheinen lässt. J. Michael Straczynski hat dies mit Superman vorgemacht, genau wie Geoff Johns an Batman. Jetzt hat sich der unkonventionelle Grant Morrison der Amazonenprinzessin angenommen und interpretiert deren Herkunftsgeschichte in Wonder Woman: Erde Eins auf neue Weise. Für die Zeichnungen sorgt der Kanadier Yanick Paquette (Batman Incorporated, Swamp Thing). [US-Preview]
Ein Traum für Fans beider Lager dürfte das Crossover zwischen DCs Dunklem Ritter und den bei IDW beheimateten Ninja Turtles sein. Letztere verschlägt es in Batman/Teenage Mutant Ninja Turtles nach Gotham City, wo sich Shredder und sein Foot Clan aufhalten. Das Gipfeltreffen der popkulturellen Ikonen verfasst Autor James Tynion IV (Batman Eternal), die schönen Bilder stammen von Freddie Williams II (Flash). Die deutschsprachige Ausgabe von Panini beinhaltet die komplette Miniserie. [US-Preview]
Die DC Superhero Girls sind der Versuch, die Zielgruppe der jungen Mädchen für Superheldinnen zu begeistern. Dafür gibt es neben dem Comic von Shea Fontana und Yancey Labat, den Panini auf Deutsch publiziert, gleich noch ein ganzes Füllhorn an multimedialen Angeboten. So gibt es rund um das Thema der an einer High School aufeinandertreffenden jugendlichen Versionen von Batgirl, Harley Quinn, Supergirl und Co. kurze Animationsepisoden im Netz, ein Videospiel, eine App, Puppen und Actionfiguren, Kostüme oder Bücher. Erinnert stark an das Konzept von Monster High, nur dass man hier auf bekannte DC-Superheldinnen setzt statt auf Horrorfiguren. [Website mit allen Angeboten]
Zwischen 2000 und 2006 schrieb Mike Carey die Vertigo-Serie Lucifer, die eigentlich ein Sandman-Spin-Off war. Leider hat es die hochgelobte Reihe bislang nicht nach Deutschland geschafft. Dafür veröffentlicht Panini Lucifer – Mein Wille geschehe, einen neuen Zyklus mit dem Höllenfürst, der auf Erden wandelt. Verknüpfungen mit der Vorlage von Carey dürfte es eher weniger geben, stattdessen wird man (auch bei Panini) darauf hoffen, die Zuschauer der entsprechenden TV-Adaption abholen zu können. Eine Comicadaption des Fernsehformats ist “Mein Wille geschehe”, künstlerisch betreut durch Holly Black und Lee Garbett, zwar nicht, dafür durchaus ähnlich einsteigerfreundlich. [US-Preview]
A Train Called Love ist eine zehnteilige Reihe, die in den USA bei Dynamite Entertainment erscheint und von niemand geringerem als Garth Ennis (Preacher, Punisher) geschrieben wird. Zusammen mit Zeichner Mark Dos Santos legt Ennis eine romantisch-humoristische Erzählung vor, die man von ihm nicht unbedingt erwarten würde. Auf eine ordentliche Prise Gewalt, Kriminalität und so manche Verrücktheit muss man aber auch bei dieser Romance-Crime-Story nicht verzichten. Der erste deutsche Sammelband von Panini versammelt die US-Hefte 1 bis 5 und damit die erste Hälfte der Reihe. [US-Preview]
Big Man Plans (Panini) heißt der neue Streich von The Goon-Schöpfer Eric Powell. Zusammen mit seinem Koautor Tim Wiesch hat er sich ein markiges Rachestück ausgedacht, in welchem ein kleinwüchsiger Mann, nachdem ihm das Leben übel mitgespielt hat (Waisenhaus, Vietnamkrieg, Knast), als Killer in seine Heimat zurückkehrt. Die deutsche Ausgabe enthält die komplette US-Miniserie. [US-Preview]
Die in den 70er Jahren entstandene, 28-bändige Serie Lone Wolf & Cub aus der Feder von Kazuo Koike ist einer der großen Manga-Klassiker. Anfang der 2000er Jahre erschien beim US-Verlag Dark Horse eine von Mike Kennedy verfasste Neuinterpretation: Auch in Lone Wolf 2100, so der Titel dieses Projekts, geht es um einen Samurai, der ein Kind beschützen muss. Allerdings ist diese Version nicht nur durch die Zeichnungen von Francisco Ruiz Velasco deutlich amerikanisierter, die Erzählung ist nunmehr als dystopischer Sci-Fi-Comic und der Samurai als Android konzipiert. Die deutsche Ausgabe von Cross Cult beinhaltet die komplette Serie. [Leseprobe]
Den US-Amerikaner Judd Winnick kennt man vor allem als Autor von diversen DC- und Marvel-Superhelden. Mit Hilo (Popcom), einer Comicserie, die er sowohl schreibt als auch zeichnet, zeigt er nun, dass er auch junge Leser ansprechen kann. In bunter Funny-Optik dreht sich Hilo um einen Jungen, der aus dem Weltall auf die Erde fällt und dort mit ein paar neu gewonnenen Freunden Abenteuer erlebt. [US-Preview]
Stephan Franck veröffentlicht seine Comics in den USA bei seinem eigenen Kleinverlag Dark Planet Comics. Dort erscheint auch sein Pulp-Horror-Krimi Silver. Die Serie spielt in den 1930er Jahren und handelt von einem Meisterdieb, der es auf einen Silberschatz abgesehen hat, welcher in einer von Vampiren belagerten Burg schlummert. Der erste Band der Schwarz-Weiß-Erzählung erscheint bei Schreiber & Leser. [Leseprobe]
Das Comicalbum Allein (Jacoby & Stuart) der Chinesin Guojing erzählt eine wortlose, anrührende Geschichte über ein kleines Mädchen, das sich verirrt und von einem Hirsch durch eine Fantasiewelt begleitet wird. Der Comic kommt ohne Kolorierung aus und wirkt allein durch die Nuancen und Schattierungen der Bleistiftzeichnungen. [Leseprobe]
Der US-Amerikaner Frank Frazetta gilt bis heute als Meister der Sci-Fi- und Fantasykunst. Bekannt sind vor allem seine vielen Gemälde und Cover, die er gestaltet hat. Die frühen Comicarbeiten Frazettas sind einem dagegen weitaus weniger geläufig. Bei Salleck Publications erscheint jetzt ein Komplettband seiner im 18. Jahrhundert spielenden Indianer-Story White Indian, die ursprünglich zwischen 1949 und 1952 entstand. Der Verlag veröffentlicht erstmals die gesamte Erzählung in einer originalgetreuen Farbversion.
Vor allem an Nostalgiker und Sammler richtet sich der von Karl-Heinz Hörnig frisch gegründete Verlag ilovecomics, bei dem nicht nur das Webdesign den Geist längst vergangener Tage atmet, sondern auch die Inhalte: In den Serien Hort der Angst, Sheriff Klassiker, White Princess of the Jungle und dem Einzelband Die Maske des Dr. Fu Manchu werden amerikanische Genrecomics aus den 40er und 50er Jahren nachgedruckt.
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ASIATISCH
Mit One-Punch Man von ONE und Yusuke Murata kommt eine Mangaserie nach Deutschland, die das Zeug zum ganz großen Hit hat. Die schräge Superheldenparodie begann in Japan 2009 als recht simpel gezeichneter Webcomic, ehe sich der große Verlag Shueisha die Rechte sicherte und den Manga zum Millionenseller machte. Im Original liegen bereits 10 Bände vor, von denen Kazé Manga im Oktober gleich die ersten beiden nach Deutschland brachte und den Rest im schnellen Zwei-Monats-Rhythmus vorlegen will. [Leseprobe]
Die Serie Re:Zero – Capital City (Tokyopop) von Tappei Nagatsuki und Daichi Matsuse handelt von einem Videogamer, der seine Vorliebe für Fantasygeschichten plötzlich realer ausleben darf, als ihm lieb ist. Denn auf irgendeine Weise gerät er in eine alternative Mittelalterwelt und soll dort für eine hübsche Halbelfin eine Quest absolvieren. [Leseprobe]
Einen handfesten Gruselschocker liefern Katsutoshi Murase und Welzard mit ihrem Manga re:member (Egmont Manga). Die Horrorreihe erzählt von einem verfluchten Mädchen, das Nachts die Gänge einer einer Schule heimsucht. Wer von ihm berührt wird, gerät in eine Traumdimension.
In den 90er Jahren veröffentlichte Feest erstmals den Manga-Klassiker The Ghost in the Shell des Japaners Masamune Shirow. Bei Egmont Manga erscheint dieser nun komplett in einem 350 Seiten starken Band und erstmals in japanischer Leserichtung. Die beiden Fortsetzungen der auch als Anime äußerst erfolgreichen Cyberpunk-Story folgen in den kommenden Monaten. Die Neuauflage des Gesamtwerks hat sicher auch damit zu tun, dass im Frühjahr 2017 eine aufwändige Hollywood-Adaption zu Ghost in the Shell ansteht.
Von Autor Yoshiki Tanaka und der Full Metal Alchemist-Zeichnerin Hiromu Arakawa kommt die phantastische Manga-Reihe The Heroic Legend of Arslan. Die mystische Geschichte dreht sich um einen Prinzen im Exil, der sein belagertes Heimatreich mithilfe eine Gruppe unterschiedlicher Mitstreiter zurückerobern will. Carlsen Manga startet die Serie in Deutschland direkt mit den ersten beiden Bänden gleichzeitig. [Leseprobe]
Auch Tokyopop bringt die ersten beiden Ausgaben seines Mangas Yona – Prinzessin der Morgendämmerung parallel auf den Markt. Analog zur Handlung von The Heroic Legend of Arslan befindet sich hier eine Prinzessin auf der Flucht, nachdem ihr Vater Opfer einer Intrige geworden ist. Text und Zeichnungen dazu stammen von Mizuho Kusanagi. [Leseprobe]
In Kazu Inabes und Yuu Kuraishis Serie Fort of Apocalypse (Egmont Manga) wird ein junger Mann zu Unrecht ins Gefängnis gesperrt. Als jedoch außerhalb der Mauern plötzlich die Zombieapokalypse losbricht, ist diese für die Insassen eher Segen als Fluch. Eine bessere Ablenkung für den Ausbruch kann es schließlich kaum geben.
Als eine Schule mangels Bewerbern geschlossen werden soll, gründen einige Schülerinnen eine musikalische Truppe, um so für Aufmerksamkeit zu sorgen und ihre Schule attraktiv zu halten. Am Ende nehmen sie sogar am größten Musikwettbewerb des Landes Teil. Die Mangareihe Love Live! School Idol Project (Egmont Manga) stammt von Arumi Tokita und Sakurako Kimino.
Neue Romance-Titel gab es bei Egmont Manga mit der Serie Rainbow Days von Minami Mizuno, sowie bei Kazé Manga mit der Serie Mein verfluchter Bräutigam von Eri Kagami und Shinobu Matsuda [Leseprobe].
Im Boys-Love-Segment sind der Manga Otona-chan. (Tokyopop) von Lily Umiyuki und außerdem die drei bei Egmont Manga erschienenen Einzelbände Give me a Hand von Scarlet Beriko, Love Whispers in the Rusted Night von Ogeretsu Tanaka und Chain my Heart von Papiko Yamada als Neuerscheinungen erwähnenswert.
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SEKUNDÄRLITERATUR
Den 70. Geburtstag des berühmtesten Comic-Cowboys feiert man bei Egmont unter anderem mit einem prächtigen, wenn auch nicht ganz billigen Bildband: Auf den Spuren von Lucky Luke enthält vor allem Skizzen, Entwürfe und unkolorierte Seiten aus der Feder von Morris und bietet einen umfangreichen Rückblick über die Entstehung und Entwicklung dieser Serie. [franz. Leseprobe]
Eine schöne Sache (und ein perfektes Weihnachtsgeschenk) für alle Star Wars-Fans ist der über 200 Seiten starke Band Star Wars: Die Marvel-Cover (Panini). In dem Artbook werden alle von Marvel jemals veröffentlichten Comiccover abgedruckt, was sowohl die erste Reihe aus den 70er Jahren betrifft, als auch den aktuellen Relaunch nach der Dark-Horse-Ära. Die deutsche Ausgabe ist gegenüber der US-Vorlage sogar ein paar Seiten dicker ausgefallen, da hier zusätzlich auch Cover abgedruckt sind, die exklusiv nur in Europa auf den Markt kamen. [US-Preview]
Wer weniger auf Space-Fantasy steht, dafür umso mehr auf historische Stoffe, dem sei das Murena Skizzenbuch empfohlen. Das Buch erscheint als eine von zehn Sondereditionen beim Splitter-Verlag, der in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum feiert. Passend zur Wiederveröffentlichung der im antiken Rom spielenden Comicreihe Murena darf man mit dem Artbook also auch in den Entstehungsprozess des Werkes und in die Kunst des belgischen Zeichner Philippe Delaby eintauchen. [Leseprobe]
Mit ihrer erfrischenden Boys-Love-Variation Get your Man ist Kami inzwischen ziemlich erfolgreich. Nun erscheint bei Schwarzer Turm ein Artbook namens Get your Art, in dem die beiden Protagonisten der Serie in zahlreichen Illus, Skizzen und Extras zu sehen sind.
In der Reihe „Die andere Bibliothek“ ist unter dem Titel Das geht ins Auge ein neues Buch des FAZ-Feuilletonisten und Comickritikers Andreas Platthaus erschienen. Darin befasst er sich in 50 kleinen Essays mit jeweils einer Karikatur und versucht damit die Geschichte der Kunstform Karikatur zu erzählen. [Vorschau]