Der abgelaufene Oktober ist wieder ein gutes Beispiel dafür, wie vielfältig der hiesige Comicmarkt mittlerweile ist, nicht nur was Genres und Herkunft der Neuerscheinungen angeht. Viele starke Frauen sind unter den Hauptfiguren und gleich mehrere neue Titel verstehen sich als Plädoyers für Akzeptanz und Diversität. Viel Spaß mit unserem monatlichen Novitäten-Überblick.
HIGHLIGHT DES MONATS
Vielleicht einer der schönsten und ungewöhnlichsten Manga der letzten Jahre ist Nagabes Serie Siúil, a Rún – Das fremde Mädchen (Tokyopop). Das düstere Märchen handelt von einem Mädchen, welches alleine in einem Wald lebt und von einem geheimnisvollen schwarzen Monster begleitet und beschützt wird. Nagabes Zeichenstil ist eine faszinierende Mischung aus japanischer Niedlichkeit und einem Look, der an Künstler wie Winsor McCay oder Edward Gorey erinnert. Der westliche Einfluss zeigt sich auch im Titel, der einem irischen Volkslied entlehnt ist. [Leseprobe]
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EIGENPRODUKTIONEN
Nach den beiden Schattenspringer-Bänden, in denen Daniela Schreiter aus ihrem Leben mit Asperger-Autismus erzählt, legt sie nun bei Panini mit Die Abenteuer von Autistic-Hero-Girl nach. Die titelgebende Superheldin ist Schreiters Alter Ego, mit dem sie ihre Krankheit zur Superkraft umdeutet. Das Buch sammelt kleine ein- bis zweiseitige humorige Comicstrips, die zum Teil schon online auf Fuchskind, der Website der Künstlerin, erschienen sind. [Leseprobe]
Für die Kinderzeitschrift Zeit Leo zeichnet Thomas Wellmann (Pimo und Rex) die Comicreihe Nika, Lotte, Mangold! Bei Rotopolpress gibt es nun einen Sammelband mit den Geschichten um die drei Freundinnen aus dem Dackeltal. [Leseprobe]
Franziska Ludwig und Gregor Hinz, beide seit 2011 Mitherausgeber des Kieler Kostenlos-Comicmagazins Pure Fruit, spielten sich über ein Jahr lang in ihrem Blog Eisberge im Kleinen Kiel gegenseitig den Ball zu. Jede Woche erstellten sie abwechselnd Illustrationen und kurze Comics zu beliebigen Stichworten, die in der Folgewoche wiederum vom jeweils anderen aufgegriffen wurden. Aus dieser grafischen Assoziationskette ist nun das Buch Eisberge geworden, das beim Jaja Verlag erschienen ist. [Leseprobe]
Ebenfalls bei Jaja gibt’s den ersten Langcomic von Jo Lott, dessen Kurzcomics man bisher u.a. in Jazam, Whoa Comics und auf seinem Blog lesen konnte. Hurray Hurray le Quiche! erzählt von einer Nachwuchsband und deren Mitgliedern, die beim Erwachsenwerden zwischen Freundschaft und Rivalität pendeln. [Leseprobe]
Albert Mitringer ist 26, studiert Grafik und Werbung in Wien und hat über die letzten vier Jahre in ganz verschiedenen Techniken an seinem textlosen Comic Lila (Luftschacht) gearbeitet. Er erzählt von einem kleinen Mädchen, das sich aufmacht, das Weltall und fremde Planeten zu erkunden. [Leseprobe]
Das österreichische Projekt ASH – Austrian Superheroes, in dem sich ein großes Team um Autor Harald Havas darin versuchte, das Konzept Superhelden nach Österreich zu holen, bekommt eine Schwester: Mit dem ersten Heft von LDH – Liga deutscher Helden expandiert man nach Deutschland – nicht nur thematisch und geografisch, sondern auch, was die beteiligten Künstler angeht: Beteiligt sind erfahrene Texter und Zeichner wie Oliver Naatz, Martin Frei, Gerhard Schlegel und die Dinter-Brüder. Wie schon beim österreichischen Pendant gibt es zunächst eine – auch per Crowdfunding finanzierte – Heftserie im Eigenverlag, später ist mit einem Sammelband bei CrossCult zu rechnen. [Nullnummer zum Probelesen]
Als Koproduktion des Sphinx Spieleverlags und der Deutschen Lovecraft Gesellschaft erscheint der Anthologieband Echo des Wahnsinns. Dieser enthält elf Kurzgeschichten, in denen deutsche und österreichische Comickünstler (u.a. Michael Hacker, Anna-Maria Jung, Heinz Wolf und Thomas Aigelsreiter) Stories von H.P. Lovecraft interpretieren. Der besondere Kniff: Alle Geschichten sind in ihrer Comivariante in Österreich angesiedelt. [Leseprobe]
Bei Lappan erscheint ein neuer Sammelband mit Comics und Cartoons von Rattelschneck, u.a. aus der Titanic: Donkey-Schotte, der schottische Esel & andere Stories & Witze enthält Quatsch auf 128 Seiten. [Leseprobe]
Einen Sachcomic für Kinder hätte man jetzt nicht unbedingt beim Zwerchfell-Verlag erwartet, es erklärt sich aber dadurch, dass dessen Autor Christopher Tauber auch Co-Verleger ist. Das größte Fest der Welt – Frankfurt 1742 entstand in Zusammenarbeit mit dem Jungen Museum Frankfurt und soll Auftakt einer längeren Reihe von Comics zur Geschichte der Stadt Frankfurt werden. Im vorliegenden Band, gezeichnet von Annelie Wagner (Kletschmore), geht es um die Krönung von Kaiser Karl VII. im Jahr 1742.
Sterben ist echt das Letzte! heißt der erste Comicband von Eva Müller. Acht Kurzgeschichten, alle mit persönlichem Bezug, kreisen um das Thema Tod und Sterben. Das Buch, das beim Verlag Schwarzer Turm erscheint, ist Müllers Abschlussarbeit im Studiengang Illustration an der HAW Hamburg. [Leseprobe]
Von 1983 bis 2015 schrieb und zeichnete Kim Schmidt den Comicstrip Öde für das Flensburger Wochenblatt Moin Moin. Über die Jahre entstanden etwa 1500 Strips, die man nun gesammelt in einer dicken Gesamtausgabe lesen kann: Das war Öde – alle Comics 1983–2015 ist in Kim Schmidts Eigenverlag Flying Kiwi erschienen.
Unter dem Label „Sagen & Geschichten“ veröffentlichen Ulrike Albers und Johannes Saurer regelmäßig Comics zu historischen Ereignissen oder Persönlichkeiten, die vor allem für jüngere Leser gedacht sind. Das jüngste Heft heißt Karl Marx – Die Macht der Idee und zeichnet den Lebensweg des kommunistischen Vordenkers nach. [Leseprobe]
Knochen-Jochen heißt der reimende Serienmörder von Helge Großklaus und Bela Sobottke, von dem man erstmals 2008 lesen konnte. Gringo Comics hat den Comic jetzt in einer Neuauflage mit neuem Cover wiederveröffentlicht.
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EUROPÄISCH
Als „Graphic Diary“ bezeichnen Ari Folman und David Polonsky ihre Comicversion von Das Tagebuch der Anne Frank (S. Fischer). Die berühmten Aufzeichnungen des jüdischen Mädchens, die während der deutschen Besetzung zwischen 1942 und 1944 in Amsterdam entstanden, wurden schon vielfach in diversen Medien, auch als Comic, interpretiert. Der israelische Filmemacher Folman und Zeichner Polonsky, die mit ihrem gemeinsamen Animationsfilm Waltz with Bashir bekannt wurden, verwenden für ihre Adaption viele Originaltexte aus dem Tagebuch (teils auch in Prosaform), ergänzen diese aber auch mit fiktiven Dialogen und Szenen. Das Buch entstand als internationales Projekt auf Betreiben des Basler Anne Frank Fonds, der die Rechte an dem Tagebuch hält, und erscheint parallel in zahlreichen Ländern und Sprachen. Ari Folman arbeitet derzeit auch an einem Animationsfilm namens Where is Anne Frank?, der 2019 fertig werden soll. [Leseprobe]
Die französische Zeichnerin Pénélope Bagieu hat sich zuletzt mit California Dreamin‘ der Biografie von Cass Elliott, Sängerin der Band The Mamas & the Papas, gewidmet. An dieser Spielart des Comics scheint sie Gefallen gefunden zu haben: In Unerschrocken (Reprodukt) zeichnet sie die Lebenswege von 15 weiteren „außergewöhnlichen Frauen“ (so der Untertitel) nach. Sie stammen aus ganz unterschiedlichen Epochen, Ländern und Berufsgruppen, sind weltberühmt oder kaum bekannt, haben aber gemeinsam, dass sie sich gegen gewohnte Rollenbilder durchsetzen und viele Widerstände überwinden mussten. Unter den ersten 15 Porträts (in Frankreich gibt es bereits 15 weitere) sind z.B. Mumins-Schöpferin Tove Jansson oder Nzinga, eine afrikanische Königin, die im 16. Jahrhundert lebte. [Leseprobe]
Mit Das Mädchen aus dem Wasser erscheint bei Reprodukt nach Roses Lächeln das zweite Buch aus der Feder des Genfer Künstlers Sacha Goerg, wobei dieser Titel in Frankreich schon vor dem letztgenannten herauskam. Es geht um eine mysteriöse, androgyne Frauenfigur, die plötzlich (im Wortsinne) auftaucht und einige Geheimnisse zu haben scheint.
Manu Larcenet hat sich mit Der alltägliche Kampf und Blast in die oberste Etage des frankobelgischen Comics gearbeitet, die sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern großen Anklang findet. Sein neuestes Werk ist erstmals die Adaption eines Romans: Brodecks Bericht von Philippe Claudel erschien 2007 und erzählt eine Parabel aus der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Titelfigur wird darin von einer Dorfgemeinschaft beauftragt, einen Bericht über das zu verfassen, was sie gerade getan hat – einen Fremden ermordet. Larcenets in harten Schwarz-Weiß-Kontrasten gehaltene Comicfassung erschien in Frankreich in zwei Teilen, Reprodukt bringt die deutsche Übersetzung als dicken Einzelband. [Leseprobe]
Der Brite Keaton Henson ist eigentlich Singer/Songwriter, zeichnet aber auch viel. Beim Luftschacht Verlag ist sein wortloser Band Gloaming erschienen. Auf doppelseitigen Zeichnungen stellt sich der Künstler vor, wie unsere Umgebung aussehen würde, wenn darin Geisterwesen hausen würden. [Leseprobe]
Gleich zwei neue Reportagecomics beschäftigen sich mit der Flüchtlingsthematik. Da wäre zum einen Dem Krieg entronnen (Edition Moderne) vom Stuttgarter Zeichner Olivier Kugler, der sich auf Reisereportagen (Mit dem Elefantendoktor in Laos) spezialisiert hat. im Auftrag von Ärzte ohne Grenzen besuchte er über mehrere Jahre Geflüchtete aus Syrien an verschiedenen Orten, z.B. im Irak, auf der Insel Kos, in Calais oder im Schwarzwald. Aus den Gesprächen mit ihnen entstanden grafische Arbeiten, die teilweise in verschiedenen internationalen Zeitschriften abgedruckt wurden und nun im vorliegenden Buch gesammelt werden. [Leseprobe]
Die spanischen Journalisten Guillarmo Abril und Carlos Spottorno bewegten sich für Der Riss (Avant-Verlag) an den europäischen Außengrenzen entlang, wo sie beobachteten, wie das wohlhabende Europa versucht, sich abzuschotten, und welche Folgen dies hat. Daraus entstanden diverse Presseartikel und als Abschluss eine große Reportage in Form eines Fotocomics, für den die Originalfotos am PC leicht verfremdet wurden. [Leseprobe]
Mit dem spanischen Hardboiled-Comickrimi Torpedo wurde der Zeichner Jordi Bernet berühmt. Cross Cult veröffentlichte die Comics aus den 1980er Jahren in einer Buchreihe und später nochmals als Gesamtausgabe. Nun gibt es beim gleichen Verlag ein Sequel namens Torpedo 1972, das nicht mehr in den 1930ern spielt wie die Ursprungsserie, sondern viele Jahre später. Der Auftragskiller Luca Torelli ist nun ein alter Mann und hat genretypisch noch einen letzten Auftrag zu erledigen. Der Autor Enrique Sánchez Abulí ist geblieben, die Zeichnungen stammen diesmal von 100 Bullets-Zeichner Eduardo Risso und sind nicht in Schwarzweiß, sondern koloriert.
Nach dem autobiografischen Dich hatte ich mir anders vorgestellt… legt der Avant-Verlag ein zweites Werk des Franzosen Fabien Toulmé vor: Die zwei Leben von Balduin handelt von einem Dreißigjährigen, der sich nach einem Ausbruch aus seinem monotonen Alltag sehnt. Dieser kommt eher als gedacht, als bei ihm Krebs diagnostiziert wird und ihm nur noch wenige Monate Lebenszeit bleiben. [Leseprobe]
In Magdas Apokalypse (Splitter-Verlag), einem Einzelband der beiden Französinnen Chloé Vollmer-Lo und Carole Maurel, geht wortwörtlich die Welt unter. Inmitten des Untergangs erzählt der Comic eine Coming-of-Age-Geschichte mit einem 13-jährigen Mädchen in deren Mittelpunkt. [Leseprobe]
Einige Jahre nach seinem Comic Ich bin Legion (auf Deutsch bei Cross Cult) hat der französische Autor Fabien Nury seiner im Zweiten Weltkrieg spielenden Vampir-Story einer Hintergrundgeschichte verpasst. Zusammen mit bekannten Zeichnern wie Matthieu Lauffray (Long John Silver), Éric Henninot (Carthago) oder Zhang Xiaoyu (Kreuzfahrer) erzählt Nury in vier Alben unter dem Titel Die Chroniken von Legion von der Vergangenheit der handelnden Vampire. Der Splitter-Verlag veröffentlicht die gesamte Reihe in einem Komplettband im Jubiläums-Design. [Leseprobe]
Der Comic Geronimo (Splitter-Verlag) ist nach Querschläger und Tomboy bereits die dritte Kollaboration von Autor Matz und Zeichner Jef. Diesmal setzen sie jedoch kein Drehbuch Walter Hills um und verlassen auch das Krimigenre. Wie der Titel ihres neuesten Werkes andeutet, dreht es sich um die wahre Geschichte des berühmten Indianer-Häuptlings Geronimo. Ein Western-Comic, der aus der eher seltenen Perspektive der US-Siedler und -Soldaten erzählt wird. [Leseprobe]
Unterm Sternenzelt (Splitter-Verlag) ist ein skurriles magisch-realistisches Märchen um eine Gruppe von Landstreichern, die ein Haus erben und dazu auch noch einen Jungen mit Down-Syndrom, der davon träumt, Raumfahrer zu werden. Geschrieben wurde die Story von Aurélien Ducoudray (Bob Morane Reloaded), die dynamischen Bilder stammen von Zeichnerin Anlor. [Leseprobe]
„Das heißeste Rennspektakel seit The Fast and the Furious“ verspricht der Splitter-Verlag mit der neuen Albenreihe Streamliner. Es geht um Autotuner und Motorenbastler, die sich in der Abgelegenheit der amerikanischen Wüste ein Rennen liefern. Zeichner und Autor Fane, der viel für den Motorrad-Funny Joe Bar Team gearbeitet hat, legt hier einen etwas realistischeren Stil an den Tag. Und während Splitter oftmals zwei französische Alben zu einer deutschen Ausgabe zusammenfasst, geht man hier den umgekehrten Weg: In Frankreich ist Streamliner in zwei dickeren Büchern erschienen, hier macht man vier Alben daraus, die in rascher Folge erscheinen werden. [Leseprobe]
Zu den besonderen Comics, mit denen sich Carlsen Comics zum 50. Geburtstag beschenkt, gehört auch die Freddy Lombard Gesamtausgabe, die auf 240 Seiten alle fünf Geschichten nachdruckt, die im Lauf der 1980er Jahre entstanden. Deren Zeichner Yves Chaland ist der prominenteste Vertreter der „Nouvelle Ligne Claire“, die den von Hergé geprägten Stil vor rund 40 Jahren erneuerte und wiederbelebte. Es hätte sicher noch mehr Freddy Lombard-Alben gegeben, wenn Chaland nicht schon 1990 mit 33 Jahren bei einem Autounfall gestorben wäre. [Leseprobe]
Wer als Kind der 80er Jahre aufwuchs und Zugang zum Westfernsehen hatte, kennt mit Sicherheit die Zeichentrickserie Es war einmal … der Mensch, in der die Geschichte der Menschheit für Kinder nacherzählt wurde. Die Figuren um den wallebärtigen Maestro traten danach in verschiedenen weiteren Edutainment-Reihen unter dem Motto „Es war einmal …“ auf, und nun wurde im Ursprungsland Frankreich auch eine Comicserie dazu produziert, mit Szenarien von Marlysa-Autor Jean-Charles Gaudin. Bei Toonfish erscheint sie auf Deutsch und beginnt natürlich in der Urzeit. [Leseprobe]
Neue Disney-Compilations bei Egmont: Im Jubilläumsband Happy Birthday, Onkel Dagobert! – 70 goldene Jahre gibt es elf Geschichten rund um den reichsten Entenhausener, davon immerhin sieben deutsche Erstveröffentlichungen. Und Der Ducksche Weltatlas führt Enten und Mäuse in 15 Geschichten rund um den Globus, vier davon sind bislang nicht auf Deutsch erschienen.
In Wilfrid Lupanos Erfolgsserie Die alten Knacker spielt ein Marionettentheater eine Nebenrolle, in dem das Stück der Der Wolf im Slip aufgeführt wird. Zusammen mit Paul Cauuet, Zeichner der Alten Knacker, und der Illustratorin Mayana Itoïz erzählt Lupano dieses humorvolle Märchen nun in Form eines Bilderbuchs, das im Splitter-Verlag erschienen ist. [Leseprobe]
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AMERIKANISCH
Im Juni 2016 kam es zu einem verheerenden Anschlag in einem Schwulen-Nachtclub in Orlando (USA), der 49 Menschen das Leben kostete. Als Reaktion darauf wurde von den beiden US-Verlagen IDW und DC gemeinsam die Anthologie Love is Love ins Leben gerufen, welche die LGBT-Community unterstützen und die Ereignisse künstlerisch aufarbeiten sollte. Daran beteiligt ist eine beeindruckende, lange Liste an namhaften Autoren und Zeichnern. Außerdem treten nicht nur die Figuren der beiden genannten Verlage auf, sondern auch – mit deren Genehmigung – Kreationen weiterer Verlage. In deutscher Übersetzung erscheint der Band bei Panini. [US-Preview]
Die amerikanische Comicmacherin Niki Smith zeichnet queere, teils erotische Comics, u.a. die sehr empfehlenswerten Webcomic-Serien Crossplay und Some Did Rest. Sie lebt mittlerweile in München, und nun kommt bei Schwarzer Turm ihr erstes Werk bei einem deutschen Verlag heraus: No Questions ist eine erotische Kurzgeschichte mit einer Transgender-Person im Mittelpunkt.
Seit dem Meilenstein Sandman gehört Neil Gaiman zu den ganz großen Namen im amerikanischen Comic. Nur schreibt Gaiman inzwischen kaum mehr Comics, sondern überwiegend Romane – und das mit großem Erfolg. Es hat sich aber schon lange eingebürgert, dass seine Prosawerke auch als Comics umgesetzt werden. An vielen dieser Adaptionen ist Zeichner und Autor P. Craig Russell beteiligt, der schon bei Sandman mitmischte und nun sozusagen als Gaimans verlängerter Arm ins Comicgeschäft fungiert. Von ihm stammen auch die Skripte für American Gods. Die von Scott Hampton gezeichnete Comicserie, die auf Gaimans Romanbestseller aus dem Jahr 2001 basiert, startete bei Dark Horse Comics parallel zur gleichnamigen TV-Serie. Hier wie dort geht es um alte Götter aus diversen Mythologien, die sich unerkannt in der amerikanischen Gegenwart tummeln. Geplant sind drei große Erzählbögen in insgesamt 27 Heften. Die erste Hälfte des ersten Storybogens „Schatten“ gibt es jetzt auf Deutsch beim Splitter-Verlag. [Leseprobe]
Zwischen 2000 und 2002 veröffentlichte der Dino Verlag die Vampir-Comicserie Crimson (ursprünglich eine Image/Wildstorm/Cliffhanger-Produktion) von Brian Augustyn und Humberto Ramos. Panini legt die gesamte Serie nun in der Crimson Collection neu auf. Diese wird aus zwei HC-Bänden bestehen, die im Überformat erscheinen. [US-Preview]
Der Star Wars Sonderband: Doctor Aphra beinhaltet die ersten sechs US-Ausgaben der ersten eigenen Comicreihe der noch recht neuen Figur Doctor Aphra. Bei dieser handelt es sich um eine junge, recht skrupellose Archäologin, die auch kein Problem hat, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten Darth Vader und dem Imperium zur Verfügung zu stellen. Debütiert hatte Aphra direkt nach dem Star Wars-Comic-Relaunch in der Darth Vader-Soloreihe. Ihre eigene Serie wird geschrieben von Chuck Wendig und gezeichnet von Luke Ross (Spider-Man, Captain America). [US-Preview]
Und noch zwei Turtles-Crossover: Nach Batman/Turtles und Ghostbusters/Turtles (beides in der CG-Rezension) kommt jetzt bei Panini der Band Batman/Teenage Mutant Ninja Turtles Adventures, der (man beachte das letzte Wort im Titel) anders als das erste Aufeinandertreffen der Fledermaus mit den Schildkröten diesmal im lockeren Animationsstil gehalten ist. Das Ganze ist optisch und inhaltlich eine Hommage an die Batman-Zeichentrickserie der 90er und an die Turtles-Animationsserie der 2000er Jahre. Verantwortlich dafür ist das Kreativduo Matthew K. Manning und Jon Sommariva. [Leseprobe]
Gleichzeitig erscheint beim Dantes Verlag der Einzelband Teenage Mutant Ninja Turtles/Usagi Yojimbo, der von Usagi-Schöpfer Stan Sakai persönlich geschrieben und gezeichnet wurde. Der Hase Usagi aus dem feudalen Japan ist mit seiner lange laufenden Comicreihe ein Indie-Klassiker, den der Dantes Verlag sukzessive auch in Deutschland veröffentlicht. Mit den Turtles hat die Figur eine weit zurückliegende, gemeinsame Vergangenheit und pflegt seit den 80er Jahren regelmäßig Verbindungen zu ihnen. [Leseprobe]
Immer wenn im Bereich der Superhelden ein Kinofilm ansteht, veröffentlicht Panini seit einiger Zeit stets die dazu passende Anthologie, also einen Band mit Geschichten zu einer bestimmten Figur aus alle möglichen Epochen, die durch redaktionelle Texte begleitet werden. Jetzt gibt es so eine Sammlung (mit über 400 Seiten) auch zur Justice League, DCs größtem Heldenteam. [Leseprobe]
Und nicht nur der Justice-League-Film steht vor der Tür, sondern ein paar Wochen später natürlich auch schon Heiligabend. Mit gleich zwei zur Festtagsstimmung passenden Werken beglückt Panini dabei in diesem Jahr seine Leser: Sowohl im Band Weihnachten mit den Marvel-Superhelden [Leseprobe] als auch im Pendant Weihnachten mit den DC-Superhelden [Leseprobe] gibt es thematisch entsprechend zusammengestellte Geschichtensammlungen.
Der von Panini herausgebrachte Captain Marvel Megaband beinhaltet die komplette Captain Marvel-Serie aus dem Jahr 2014, die in Deutschland erst mal ausgelassen wurde, dafür jetzt an einem Stück präsentiert wird. Auch diese Abenteuer von Carol Danvers, die wahlweise als Weltraumpolizistin oder als Mitglied der Avengers unterwegs ist, wurden von Kelly Sue DeConnick verfasst, die der Figur nun schon einiger Jahre treu ist. [US-Preview]
Autor Ian Doescher hat bereits die klassische Star Wars-Trilogie mit der Sprache Shakespeares in drei viel beachteten Büchern verknüpft. Ähnliches darf er nun mit Marvels Deadpool anstellen. In dem Band Viel Lärm um Deadpool trifft die für ihre verrückten, aus dem Rahmen fallenden Geschichten bekannte Figur auf den großen englischen Dramatiker. [US-Preview]
Überall auf der Welt tauchen plötzlich riesige Kreaturen auf, die die Menschen in Angst und Schrecken versetzen. Wie die Helden des Marvel-Universums dieser Lage Herr werden wollen, lässt sich in dem Event Monsters Unleashed nachlesen, das Panini komplett in drei Sonderbänden veröffentlicht. Verantwortlich für die Geschichte sind die Autoren Cullen Bunn (Deadpool) und Jim Zub (Spider-Man), die Zeichnungen kommen u.a. von Greg Land und Steve McNiven. [Leseprobe]
Im Event-Clash Inhumans vs. X-Men kämpfen zwei Völker des Marvel-Universums um ihr Überleben. Auf der einen Seite die Inhumans um Black Bolt, Medusa etc., die ihre Kräfte durch die sogenannten Terrigennebel erhalten. Auf der anderen Seite die Mutanten der X-Men, für die eben jener Nebel zur tödlichen Bedorhung wird. Der unweigerliche Konflikt zwischen beiden Parteien bzw. Völkern wird inszeniert von den Autoren Jeff Lemire und Charles Soule und von Panini in zwei Sonderbänden publiziert. [Leseprobe]
Von Chip Zdarsky (Howard the Duck) kommt eine neue Star-Lord-Miniserie, die Panini komplett in dem Band Star Lord: Ein Held auf Abwegen bringt. Genau wie seine anderen Teamkollegen der Guardians of the Galaxy wandelt auch Peter Quill aktuell auf Solopfaden und hält sich eine Weile auf der Erde auf. Die Abenteuer, die ihn u.a. auf Wolverine oder Daredevil treffen lassen, werden von Kris Anka gezeichnet. [Leseprobe]
Pünktlich zum dritten Thor-Kinostreifen bringt Panini einige spezielle Publikationen mit Marvels nordischem Donnergott heraus: Allen voran gibt es natürlich die obligatorische Thor Anthologie (mit dem Untertitel „Geschichten aus Asgard“), eine über 300 Seiten starke Zusammenstellung diverser Thor-Geschichten aus allen Jahrzehnten. [Leseprobe]
Noch nostalgischer geht es zu beim Band Marvel Klassiker: Thor, der klassisches Material aus den 60ern, also den Anfangstagen Thors, enthält. Die Zeichnungen zu diesen Stories stammen von keinen geringeren als den legendären Jack Kirby und Neal Adams. [Leseprobe]
In die aktuelle Kontinuität führt der Band Der unwürdige Thor, wo die Rolle seit einiger Zeit von eine Frau, nämlich Jane Foster, bekleidet wird. Ihr männlicher Vorgänger war in der Zwischenzeit verschwunden, seiner Kräfte beraubt und für unwürdig befunden worden, den magischen Hammer Mjolnir zu benutzen. Wie er seine Würde letztlich wiedererlangen könnte, schildert Autor Jason Aaron (Star Wars, Thor) in seiner abgeschlossenen Erzählung. [Leseprobe]
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ASIATISCH
Im Oktober schickte der Verlag Cross Cult, der vor allem für seine US-Comics (u.a. Hellboy, The Walking Dead) und seine Roman-Schiene (u.a. Star Trek, James Bond) bekannt ist, ein neues Sublabel ins Rennen: Unter dem Banner „Manga Cult“ soll es nun also auch einen eigenen Manga-Bereich geben. Das erste Programm ist noch überschaubar, weil man sich erst mal an die neu zu gewinnenden Kunden rantasten muss. Von der Strategie her fährt Manga Cult gewissermaßen zweigleisig. Denn einerseits setzt man auf großformatige Hardcover-Editionen mit Neuauflagen vergriffener Klassiker. Zu Beginn handelt es sich dabei um je eine Master Edition der Ninja-Saga Basilisk von Masaki Segawa und Futarô Yamada [Leseprobe], sowie Tsutomu Niheis Sci-Fi-Story Blame! [Leseprobe].
Auf der anderen Seite publiziert Manga Cult Bände zu beliebten Videospiel-Franchises. Allen voran die Reihe Warcraft: Legends, die mehrere Kurzgeschichten aus der World of Warcraft präsentiert und gleich mit zwei Ausgaben parallel startet. Auch hierbei handelt es sich um Neuauflagen vergriffener Titel. [Leseprobe]
Von Karakarakemuri (Unterm Wolkenhimmel, :REverSAL) kommt der in der Zukunft spielende Action-Dreiteiler Shinigami x Doctor (Kazé Manga). Darin verbreitet die letzte existierende Blumenart eine tödliche Seuche. [Leseprobe]
Ebenfalls in einem futuristischen Setting spielt die Reihe Inspector Akane Tsuenmori (Kazé Manga) von Hikaru Miyoshi und Gen Urobuchi. In ihrer Geschichte besitzt jeder Mensch einen sogenannten Psycho-Pass, der Informationen zur geistigen Gesundheit enthält. So können Auffälligkeiten schon zur Verhaftung führen, bevor jemand ein Verbrechen begeht. Ein System, das natürlich nicht frei von Schattenseiten ist. Die sechsteilige Manga-Serie ist eine Adaption des gleichnamigen Anime. [Leseprobe]
Dem Krimigenre zuzuordnen ist Kafka Asagiris und Sango Harukawas Reihe Bungo Stray Dogs (Egmont Manga). Darin spielen die sogenannten „Armed Detectives“ eine zentrale Rolle. Dabei handelt es sich um ein Spezialkommando der Polizei, dessen Mitglieder übernatürliche Kräfte besitzen und demnach immer dann gerufen werden, wenn es zu nicht ganz alltäglichen Einsätzen kommt.
Die Story von Durarara!! existiert bereits als Light Novel und Anime. Jetzt erscheint auch die gezeichnete Adaption bei Egmont Manga. Umgesetzt wurde diese von Akiyo Satorigi und Ryohgo Narita. Durarara!! dreht sich um einen Schüler, der zum ersten mal die Großstadt erkundet und dabei auch die Welt der Straßengangs kennenlernt.
Carlsen Manga hat mit Mob Psycho 100 die nächste Serie des Japaners ONE ins Programm genommen, der mit One Punch Man einen Überraschungserfolg landen konnte. Diesmal ist seine Hauptfigur kein Superheld, besitzt jedoch erstaunliche, übersinnliche Kräfte. Außerdem verdingt sich der Teenager als Praktikant bei einem Exorzisten. [Leseprobe]
Lily Hoshinos Manga-Reihe Maiden Spirit Zakuro (Tokyopop) spielt in einer Fantasywelt, in der Menschen gemeinsam mit magischen Wesen koexistieren. Für den gemeinsamen Frieden werden spezielle Einheiten mit Kämpfern beider Spezies ins Leben gerufen. [Leseprobe]
Sword Art Online – Progressive (Tokyopop) ist ein weiterer Ableger des Fantasy-Game-Franchise von Reki Kawahara. Wie auch die bereits existierenden Sword Art Online-Manga basiert auch dieser Spin-Off auf Light Novels des Autors. [Leseprobe]
Der Animefilm your name. von Makoto Shinkai war 2016 in den japanischen Kinos sensationell erfolgreich und darf sich dort zu den größten Kinohits aller Zeiten zählen – auch international kam der Film sehr gut an, vor allem in China, aber auch im Westen. Hierzulande haben es Anime im Kino jedoch deutlich schwerer, so beschränkt sich die Kinoauswertung in Deutschland auf zwei Sondervorführungen im Januar 2018. Vorher bringt aber Egmont Manga die unvermeidlichen Adaptionen auf den deutschen Markt, und zwar sowohl als Roman als auch als dreiteilige Mangareihe mit Zeichnungen von Ranmaru Kotone. Erzählt wird die romantische Körpertausch-Geschichte von einer Schülerin vom Land und einem Schüler aus der Großstadt, die wechselweise im Körper des jeweils anderen aufwachen. [jp. Leseprobe]
Von einem Jungen, der zufällig entdeckt, dass er mit seinem Handy Killerroboter kontrollieren kann, welche die Menschheit vernichten wollen, erzählt Last Frontline (Tokyopop), eine Serie von den Kreativen Mito Sato, Suzu Suzuki (GoRA) und Takayuki Yanase. [Leseprobe]
Mit gleich zwei Nummern startet der Volleyball-Manga Haikyu!! (Kazé Manga) aus der Feder von Haruichi Furudate. Neben der zentralen Sport-Thematik geht es in Haikyu!! auch um Freundschaft, Teamwork und den ein oder anderen humorvollen Einschlag.
Dreamin’ Sun heißt die neue Serie von Ichigo Takano (Orange), die bei Carlsen Manga erscheint. Der Manga ist ein modern inszeniertes Märchen rund um ein Mädchen, das von zuhause wegläuft. [Leseprobe]
Astrid Lindgrens Bilderbuchklassiker Ronja Räubertochter wurde 2014 vom Studio Ghibli als Zeichentrickserie adaptiert. Lindgrens deutscher Stammverlag Oetinger bringt dazu nun eine Comicumsetzung in vier Bänden heraus, von denen die ersten beiden bereits erschienen sind. Mutmaßlich wurden hierfür Standbilder aus der Serie zu Panels montiert. [Leseprobe]
Neue Romance-Serien gab es diesmal von Egmont Manga mit Say „I love you“! von Kanae Hazuki von Kazé Manga mit Mein wildes Geheimnis von Yoko Nogiri [Leseprobe], sowie von Tokyopop mit Liar Prince and Fake Girlfriend von Rin Miasa [Leseprobe] und Und wenn ich dich lieben würde? von Yuki Shiraishi [Leseprobe].
Außerdem erschienen die beiden Boys-Love-Einzelbände Der Schöne und der Nerd von Akiho Kosaka und Touch my Jackass von Scarlet Beriko (beide bei Egmont Manga).
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SEKUNDÄRLITERATUR
In der kleinen Sachbuchreihe 100 Seiten beim Reclam Verlag, die sich mit allerlei Themen aus Kunst, Wissenschaft und (Pop-) Kultur beschäftigt, ist bereits ein Bändchen zu Superhelden und einer zu Asterix erschienen. Nun gibt es eine Ausgabe zu den Peanuts. Joachim Kalka befasst sich auf 100 Seiten mit dem wohl berühmtesten Zeitungscomicstrip der Welt und dessen Schöpfer Charles M. Schulz. [Leseprobe]
Der Comic Preiskatalog 2018 ist die dritte Ausgabe des traditionsreichen, vor allem in Sammlerkreisen relevanten Nachschlagewerks, die von Stefan Riedl herausgegeben wird. Die Preisliste wird wie üblich ergänzt durch Artikel zu speziellen Themen, diesmal u.a. zur Serie Gespenster Geschichten, zu den Mecki-Büchern oder zu Schweizer Kinderzeitungen.
Bei Carlsen Manga gibt es Begleitmaterial zu zwei Bestseller-Serien: Im One Piece Quiz Book kann man mittels 500 Fragen herausfinden, wie gut man sich in Eiichiro Odas Piratenwelt auskennt. Das My Hero Academia Ultra Archive ist ein Character Book, in dem die zahlreichen Figuren aus der Serie von Kohei Horikoshi vorgestellt werden. Der geneigte Käufer kann hier wählen zwischen einem „Good Guys“- und einem „Bad Guys“-Cover.