Alle Artikel mit dem Schlagwort: Asien

Die Klingen der Wächter 1-3

Der Outlaw und sein Kind reiten in Richtung des kleinen Wüstenstädtchens, in dem ein steckbrieflich gesuchter Mörder Unterschlupf gefunden hat. Am Stadttor hängen drei Verbrecher als Warnung, denn der kaiserliche Stadtverwalter regiert dieses Provinznest mit eiserner Faust und willkürlichen Regeln. Im Grunde ein Zustand der Anarchie, wie ihn Alan Moore beschrieben hat, als er einmal sagte: „Wenn von Anarchie die Rede ist, dann sagen die meisten Menschen, dass sie das für eine schlechte Idee halten, denn Anarchie bedeutet, dass die größte Gang die Macht an sich reißt. Aber genau so sehe ich unsere Gesellschaft. Wir leben in sehr unterentwickelten anarchistischen Umständen, in der die größte Gang am Steuer sitzt und uns erzählt, dass dies keine Anarchie sei.“

„Der Surrealismus hilft mir, das Gefühlsleben der Personen darzustellen“  – Ein Gespräch mit Jimmy Liao

Es war einmal vor langer, langer Zeit im Jahre 2001, da erschien im Coppenrath Verlag ein kleines, poetisches Bilderbuch für Erwachsene, das hieß Wie die Liebe so spielt. Es war die erste Veröffentlichung eines Bilderbuchs von Jimmy Liao. Keiner hätte damals gedacht, dass Jimmy Liao irgendwann als Geheimtipp in der Comicszene landen würde. 2009 erschien das Buch ein zweites Mal, diesmal bei Jacoby & Stuart, in neuer, nicht unbedingt besserer Übersetzung, und wieder blieb es danach still um Liao. Der Funke mochte nicht so recht überspringen.

„In Taipeh sind alle immer am pushen!“ – Interview mit der Künstlerin 61chi

Ein Schwerpunktthema des Münchner Comicfestivals war der Themenkomplex „Comics aus Taiwan“. Hier standen vor allem die Künstler des umtriebigen Chinabooks-Verlags im Fokus, denen je eine kleine Werkschau gewidmet wurde, darunter auch der jungen Künstlerin 61chi. Während die meisten Teilnehmer des Festivals ihren Namen wie selbstverständlich auf Englisch aussprachen („Sixtyone-chi“), ist ihr Name in Wirklichkeit weniger sperrig, als es zunächst den Anschein hat. Das chinesische Wort für die Zahl 61 lautet „liù shí yī“ und ist lautgleich zu ihrem tatsächlichen Namen, entsprechend wird ihr Name „LiuChi“ gesprochen.

Meine 80er Jahre – Eine Jugend in Taiwan

Wenn man eine behütete Kindheit in Deutschland hatte, kommt man manchmal auf die schräge Idee, im Rest der Welt sei die Jugend und das Leben härter und chaotischer. Das kommt von den Nachrichtensendungen, die den Fokus auf Krisen richten und den Dokumentationen, deren Schaufenster auf die Welt ebenfalls gerne Dramatisches, zumindest Exotisches zeigen. Da ist es ganz gut, dass aus fremden Ländern auch immer wieder Alltagsgeschichten aus der Mitte der bürgerlichen Mainstreamgesellschaft erscheinen. Das erinnert daran, dass die Menschen im Wesen eben doch alle gleich sind – manchmal so gleich, dass eine nähere Betrachtung fast obsolet ist. Ich habe mit der Lektüre des Buchs Meine 80er Jahre – Eine Jugend in Taiwan bestätigt bekommen, was ich schon immer vermutet hatte – nämlich dass sich weder die Gefühlswelt eines Heranwachsenden in Taiwan groß von der unsrigen unterscheidet, noch dass deren Lebensumfeld groß anders wäre. Hier wie dort gleichermaßen wurden spätestens ab den 80er Jahren auch die ländlichen Gegenden vom Materialismus und der globalen Angleichung der Moden überrollt – und Kinderspielzeug wurde endgültig zum weltweiten Milliardengeschäft. In …