Als im Jahr 2009 der vierte Terminator-Film, Terminator – Die Erlösung, in die Kinos kam, sollte er eigentlich den Auftakt einer neuen Trilogie markieren. Immerhin hat man die Handlung, anders als bei den Vorgängern, hauptsächlich in die Zukunft verlagert, wo ein von Christian Bale verkörperter John Connor die Rebellion gegen die Maschinen anführte. Aus der Trilogie wurde bekanntlich nichts, stattdessen steht Terminator: Genisys in den Startlöchern, der eine neue filmische Richtung einschlägt (aber dafür erneut Arnold Schwarzenegger in seiner Paraderolle zeigt). „Die Erlösung“ fand unterdes seine direkte Fortsetzung in Form einer zwölfteiligen Comicserie, die in den USA von Dark Horse publiziert wurde.
Die abgeschlossene Maxiserie „Die letzte Schlacht“ setzt nun endlich bildlich um, was der Titel verspricht: Den finalen Krieg zwischen den Menschen und der künstlichen Intelligenz Skynet. Gut zehn Jahre nach den Geschehnissen des vierten Films plant John Connor einen Angriff auf die Skynet-Zentrale mit dem Ziel, die Kontrolle über das dort vorhandene Zeitportal zu gewinnen. Doch das Computernetzwerk hat bereits den nächsten Schachzug vorbereitet und entsendet gleich drei Terminatoren ins Jahr 2003. Ihr Primärziel: Thomas Parnell, einen skrupellosen Serienkiller, in Sicherheit bringen. Mit diesem erwartet Skynet, den nächsten Evolutionsschritt der Terminatoren vollziehen zu können. Denn, so die Logik dahinter, die Lust am Morden lässt sich nicht künstlich erschaffen, sondern nur mithilfe der menschlichen Komponente Parnells erzeugen.
Mit J. Michael Straczynski, den meisten wohl ein Begriff als Schöpfer der TV-Serie Babylon 5, aber auch Autor diverser Comics (u.a. eines bemerkenswerten Handlungsbogens von The Amazing Spider-Man), konnte man einen großen Namen für diese Fortsetzungsstory gewinnen. Diese beginnt aufgrund der unterschiedlichen Zeitlinien verwirrend, aber nach und nach ergibt sich dann ein klareres Bild. Wenngleich es in diesem Zusammenhang auch nicht zum Nachteil ist, wenn man den Plot von Terminator – Die Erlösung noch präsent hat. Denn neben völlig neuen Figuren spielen hier auch einige der im filmischen Vorgänger auftauchenden Personen wieder eine größere Rolle.
„Die letzte Schlacht“ bietet durchaus einige grundsätzliche Ideen, die reizvoll sind. Da wären z.B. die Erkenntnis John Connors, dass der Konflikt jetzt, im Jahr 2029, zum Abschluss gebracht werden müsse, da man auch aus den vorherigen Eingriffen in den Zeitstrom nicht wisse, was nach diesem Zeitpunkt passieren wird. Connors Schicksal als Rebellenführer war von Kindheit an vorherbestimmt, weswegen er auch wusste, dass die prophezeite Zukunft bis zu diesem Punkt mehr oder weniger festzementiert ist. Doch was danach kommt, ob die Menschen oder die Maschinen den Krieg gewinnen und ob Connor diesen überleben wird, liegt im Dunkeln. Daher ist es folgerichtig, dass sich die Zukunft final mit dem Einsatz oder der rechtzeitigen Zerstörung des Zeitportals entscheiden wird. Ändert man die Vergangenheit nachträglich, erlischt schließlich alles, was danach käme.
Der Konflikt spitzt sich also zu, beide Parteien möchten mit ihrem nächsten Schachzug der Gegenseite zuvorkommen. Dafür agieren sie auf gleich mehreren Schlachtfeldern. Beide Seiten entsenden ihre Agenten, um den Geschichtsverlauf in ihrem Sinne zu ändern. Und während bei Skynet nach der bereits erfolgten Mensch-Maschine-Hybridisierung der nächste logische Schritt ansteht – die Erkenntnis, dass womöglich nur ein von einem Menschen kontrolliertes Terminatoren-System seine eigene Art endgültig vernichten kann – reift in John Connor die Frage, ob man nicht Skynet erst verstehen müsse, um es zu besiegen.
Leider bleibt es in diesem Comic hauptsächlich bei den guten Ansätzen. Für meine Begriffe hätte Straczynski hier viel mehr Potential ausschöpfen können. Stattdessen verbleibt er mit seiner auf immerhin zwölf US-Hefte ausgewalzten Story recht oberflächlich. Zwischen den obligatorischen, an und für sich ordentlich inszenierten Schlachtszenen schiebt sich zwar immer mal wieder der ein oder andere tiefgehende Kommentar, aber richtig überzeugen kann das nicht. Die Dialoge sind zu oft zu hölzern; die sparsam eingestreuten humoristischen Szenen passen nicht zu den blassen Figuren und vermeintlich kreative Einfälle wirken zuweilen fast albern (z.B. der weibliche Terminator mit den Giftgas versprühenden Greifhaaren). Auch das Ende der Erzählung, das ich hier nicht spoilern möchte, ist aus meiner Sicht sehr an den Haaren herbeigezogen und eher enttäuschend.
Zweifelsohne ist „Die letzte Schlacht“ nicht Straczynskis beste Comicarbeit, dafür gibt es zu viele Schwächen und Oberflächlichkeiten in der Ausführung. Zu Gute halten muss man ihm jedoch, dass er bei all dem Zeitreise-Wirrwarr und der Verknüpfung aller vier bisherigen Filme den Überblick behält und eine runde Erzählung zu Papier gebracht hat, die sich sinnvoll in die Terminator-Reihe eingliedert. Am Ende des Bandes ist übrigens ein Porträt des Autors abgedruckt, in dem man mühelos bessere Beispiele für sein Erzähltalent findet.
Leider sind die Zeichnungen von Pete Woods, der bislang bevorzugt für Marvel und DC arbeitete, nicht mehr als Standardkost. Seine Figuren sind wenig einprägsam, die Actionszenen zwar stimmig, aber nicht sonderlich eindrucksvoll. Außerdem wirkt die Kolorierung sehr glatt, es mangelt an optischen Ecken und Kanten, an Ausdrucksstärke. Im besten Fall sind Woods‘ Bilder damit zweckmäßig. Damit bewegen sie sich in etwa auf dem Niveau der nur in Ansätzen überzeugenden Geschichte.
Ein paar gute Grundideen reichen nicht aus um die Schwächen auszugleichen; ein in Teilen solider Action-Comic, aus dem man mehr hätte herausholen können
Cross Cult, 2015
Text: J. Michael Straczynski
Zeichnungen: Pete Woods
Übersetzung: Jacqueline Stumpf
320 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 35 Euro
ISBN: 978-3-86425-587-8
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