Mit gleich drei Titeln eröffnet Panini offiziell sein Albenprogramm, Splitter veröffentlicht die indirekte Fortführung von Winsor McCays Little Nemo und auch von Flix gibt es Neues, in Form eines Sammelbandes seiner Stripreihe Schöne Töchter. Außerdem wird Marvels aktuellster Kinoheld Ant-Man mit gleich mehreren Publikationen auch dem deutschen Leser prominent präsentiert. Was im Juli sonst noch so in die hiesigen Comicläden kam, zeigt, wie jeden Monat, unser Überblick.
HIGHLIGHT DES MONATS
Die kanadischen Cousinen Jilian und Tamaki standen mit ihrem dicken, abgeschlossenen Comicband This One Summer im vergangenen Jahr auf zahlreichen Bestenlisten und gewannen mehrere Preise, und zwar nicht ausschließlich in Comic-Kategorien. Ein Jahr später bringt Reprodukt nun die deutsche Ausgabe unter dem Titel Ein Sommer am See. Erzählt wird von zwei jungen Mädchen, die sich Jahr für Jahr im Urlaub treffen. Mittlerweile sind sie im Teenager-Alter und langsam merken sie, wie sich für sie vieles verändert. Viel gepriesen als einfühlsame Coming-of-Age-Geschichte und womöglich genau die richtige Lektüre für den Hochsommer. [Leseprobe]
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EIGENPRODUKTIONEN
Ob autobiografische Comics, Literaturadaptionen oder Cartoons; die Arbeiten von Flix sind eigentlich immer einen Blick wert. Jetzt gibt es bei Carlsen eine Buchausgabe (im LP-Format) seiner Stripserie Schöne Töchter, die seit 2010 im Tagesspiegel erscheint und deren Episoden auch auf Flix’ Website abrufbar sind. Die Serie, die primär um die Liebe und um Beziehungen kreist, wurde 2012 bereits mit dem Max & Moritz-Preis als “Bester Comic-Strip” ausgezeichnet.
Im vergangenen Jahr hat Daniela Schreiter den ersten Band von Schattenspringer veröffentlicht, ein autobiografischer Comic über das Leben der Autorin mit dem Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus. Der Band wurde für Panini zum Überraschungserfolg; kein Wunder also, dass der Verlag jetzt auch den den Nachfolger im Programm hat. Schattenspringer², mit dem Untertitel “Per Anhalter durch die Pubertät”, konzentriert sich nun nicht mehr auf Kindheit und Jugend Schreiters, sondern auf die Zeit des Erwachsenwerdens einschließlich des Zeitpunkts der Asperger-Diagnose. [Leseprobe]
Erst seit vergangenem Jahr existiert der Frankfurter Verlag Edition Faust, in der es u.a. auch eine Comicsparte gibt. Bei den Bänden der als „Dust Novel“-Reihe bezeichneten Rubrik handelt es sich um Adaptionen berühmter Literaturklassiker, die von Dacia Palmerino in Comicform gegossen und vom italienischen Zeichner Andrea Grosso Ciponte in aquarellhaften Bildern umgesetzt wurden. Nach E.T.A. Hoffmanns Sandmann und Friedrich Schillers Geisterseher ist Heinrich von Kleists Marquise von O…. bereits der dritte Band der Reihe.
Allround-Künstler Stephan Hagenow, der u.a. Serien wie Joe Darling oder Kommissar Fröhlich hervorgebracht hat, springt mit seinem neuen Comic Dead Love (Gringo Comics) auf den Zombie-Zug auf. Allerdings nicht, ohne das Genre auf seine eigene Weise zu variieren, denn Dead Love ist nicht bloß Horror- sondern auch Liebeserzählung und geht der Frage nach, ob man eine Beziehung auch dann aufrechterhalten kann, wenn die Freundin durch einen Biss plötzlich zur Untoten mutiert. [Leseprobe]
Die österreichische Künstlerin “Nightmaker” hat bislang ihre Comics zum Teil selbst verlegt, sie war aber auch an den Manga-Anthologien von Schwarzer Turm sowie am Animexx-Projekt Baito Oh beteiligt.Ihr erster Boys‘-Love-Manga, der Einzelband Fading Colors, welcher in einer Welt voller Katzen-Menschen spielt, ist nun bei Tokyopop erschienen. [Leseprobe]
Zusammen mit Jörg Nettekoven betreibt Christian Allman seit kurzem erst den Verlag Pyramond, der bislang auf Manga und cartoonhafte Comics ausgerichtet ist. Allmann selbst ergänzte das bis dato überschaubare Portfolio nun um einen Titel aus seiner eigenen Feder: Die Manga-Reihe Treasure Hunt dreht sich um ein Schatzjägerduo, das Elementarkräfte besitzt. Band 1 wird in der Erstauflage mit einer Postkarte als Bonus ausgeliefert. [Leseprobe]
Mit der neuen Miniserie GoForIt! (Carlsen Manga) kehrt die deutsche Zeichnerin Christina Plaka (Prussian Blue, Yonen Buzz) zu ihren kreativen Wurzeln, dem Shōjo-Manga, zurück. Plaka beschäftigt sich in GoForIt! mit dem Innenleben einer Schulvolleyballmannschaft.
In der Humorecke von Panini gibt es einen neuen Band von Matthias Kringe, der sich nach Spass Wars und Spass Trek diesmal allgemein mit populären TV-Serien beschäftigt: Spass in Serie [Leseprobe] heißt das Ergebnis, bei dem von Breaking Bad bis The Big Bang Theory alle möglichen TV-Hits aufs Korn genommen werden.
Außerdem sind ein paar neue Cartoonbände in die Läden gekommen: Bei der Edition Moderne gibt es eine neue Cartoonsammlung von Nicolas Mahler – in Der Urknall beschäftigt er sich mit der Wissenschaft. Etwas konventionelleren Humor darf man von dem Band Wachhunde (Panini) erwarten: Zeichner Dogtari alias Olaf Neumann sammelt darin Cartoons, die er für die Website tier.tv geschaffen hat. Kim Schmidt hat für seine langlebige, vor allem in Norddeutschland populäre Cartoonreihe Local Heroes den Sonderband Schweinegeil gezeichnet, ein „Erotik Spezial“ zum Thema „Liebe, Lust und Landwirtschaft“, an dem auch der einschlägige Fachversand Orion beteiligt ist. Zu guter Letzt gab es noch neues Altes von zwei der erfolgreichsten Cartoonisten: Sowohl Joscha Sauers Nichtlustig – Das Buch mit dem Schaf auf der Toilette und über 200 Cartoons (Carlsen) als auch Miguel Fernandez‘ Nur das Beste! (Lappan) sind Best-of-Sammlungen bekannter Werke.
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EUROPÄISCH
Im Juli startete das neue Albenprogramm, mit dem der Panini Verlag nun auch im größeren Stil in das Feld der europäischen Genrecomics einsteigt. Los ging es mit drei Serien: In der Der Tag X betreiben die Autoren Fred Duval und Fred Blanchard alternative Geschichtsschreibung nach dem „Was wäre wenn“-Prinzip. Im ersten Band „Wer ermordete den Präsidenten?“, gezeichnet vom Briten Colin Wilson, wird Richard Nixon schon 1965 US-Präsident, gewinnt den Vietnamkrieg und das Attentat von Dallas findet erst 1973 statt. [Leseprobe] In Frankreich gibt es von Jour J bereits 20 Bände, die fast alle eine abgeschlossene Story erzählen und von Panini in Auswahl veröffentlicht werden.
A propos „Jour J“: So nennen die Franzosen den bei uns vor allem als „D-Day“ bekannten Beginn der Landung alliierter Truppen im besetzten Frankreich am 6. Juni 1944. Dieser wichtige Meilenstein des Zweiten Weltkriegs lief unter der Bezeichnung Operation Overlord, und so heißt auch die französische Serie von Michaël Le Galli und Davide Fabbri, die von dem Ereignis aus der Sicht von fünf US-Soldaten erzählt. [Leseprobe]
Die Comics von Milo Manara gehören schon länger zum Portfolio von Panini, so dass Caravaggio auch gut in das neue Albenprogramm passt. Waren die bisher in der Manara Werkausgabe veröffentlichten Comics allesamt Nachdrucke, handelt es sich bei diesem Zweiteiler um neues Material, das fast zeitgleich mit der französischen und italienischen Ausgabe erscheint. Manara erzählt hier aus der Biografie des berühmten italienischen Malers und wird sicher jede Gelegenheit nutzen, unbekleidete junge Frauen ins Bild zu setzen. [frz. Leseprobe]
Auch wenn der Titel eine deutliche Anspielung auf Nietzsches Werk Also sprach Zarathustra ist, hat Nicolas Wilds Comic Also schwieg Zarathustra (Egmont Graphic Novel) nichts mit dem berühmten Philosophen zu tun. Vielmehr begibt sich der Zeichner hier auf die Spuren des Zarathustrismus, einer alten persischen Religion. Daneben beschreibt er in schwarz-weißen Bildern außerdem das Leben im modernen Iran und konstruiert um diese Themen (Religion + Gesellschaftsbild) herum noch einen Kriminalfall. Für die Recherche zu dem Band begab sich Nicolas Wild 2010 selbst in den Iran und liefert auf Basis dessen einen reportageähnlichen Comicbericht ab – der Verlag nennt es „fiktiven Reisejournalismus“. [Leseprobe]
In einem belgischen Dorf in den 1930er Jahren verliert eine Mutter ihr Baby im Kindbett. Infolge der Trauerbewältigung fantasiert sie von der imaginären Rückkehr ihres Kindes, was bei ihren Mitmenschen Migefühl und Solidarität provoziert. Der dramatische Einzelband Lydie (Salleck Publications) ist eine Kooperation von Autor Jordi Lafebre und Zeichner Zidrou. Ein nostalgisch angehauchtes Lehrstück über Menschlichkeit. [Leseprobe]
Yann (Marsupilami, Helden ohne Skrupel) und Félix Meynet (M & M, Tatjana K.) haben 2013 in Frankreich das erste Album von Sauvage vorgelegt, einem Western-Comic, der in Mexiko spielt. Salleck Publications ist für die deutsche Übersetzung zuständig, der Band mit dem Titel “Die Verdammten von Oaxaca” ist inzwischen erschienen. [Leseprobe]
In Frankreich sind bisher drei Alben von Milan K. erschienen. Schreiber & Leser startet die Reihe von Autoren-Debütant Sam Timel und Zeichner Corentin in seinem Sublabel „Alles Gute!“ mit dem Band “Das nackte Überleben”. In dem Comic geht es um den Sohn eines russischen Oligarchen, dessen Familie ins Visier von Killern gerät und von Seiten des Kremls Missbilligung erfährt, was das unbeschwerte Leben des jungen Alleinerben Mikhail von einem Tag auf den anderen völlig umkrempelt. [Leseprobe]
Einen komödiantischen Blick aufs Älterwerden werfen Wilfrid Lupano (Azimut, Alim der Gerber) und Paul Cauuet in ihrer Comicserie Die alten Knacker (Splitter). In Angoulême wurde die Erzählung über drei 70-jährige Freunde, die sich auf einen Roadtrip begeben, in diesem Jahr mit dem Cultura Publikumspreis belohnt. Von seiner Ausrichtung her dürfte der Comic sich an dem thematisch nicht unähnlichem Bäche und Flüsse (Reprodukt) orientieren. [Leseprobe]
Weiß wie der Mond (Splitter) ist ein weiterer Doku-Comic von Emmanuel Lepage, diesmal gemeinsam mit seinem Bruder, dem Fotografen François Lepage umgesetzt. Nach seiner Expedition in die französischen Gebiete nahe des Südpols (Reise zum Kerguelen-Archipel) und in die nach dem Atom-GAU gesperrte Zone (Ein Frühling in Tschernobyl) geht es nun direkt in die Antarktis, wo die Brüder eine Forschungsstation besuchen und in einem voluminösen Comicband davon berichten. [Leseprobe]
Mit dem Einzelband Walküre präsentiert Splitter einen weiteren Comic aus der Feder von Sylvain Cordurié (Ravermoon, Die Herren von Cornwall). Zusammen mit dem kroatischen Zeichner Drazen Kovacevic entführt er den Leser tief in die nordische Mythologie. Im Zentrum der Geschichte stehen eine Walküre und ein Königssohn, der sich auf den Weg macht, um den Göttervater Odin zu treffen. [Leseprobe]
In der aufwändigen italienischen Sci-Fi-Produktion Waisen war Ringo eine unter mehreren Hauptpersonen, die gegen außerirdische Invasoren kämpfen mussten. Der erste Zyklus liegt inzwischen auch in Deutschland komplett in sechs Bänden vor. Die Folgeserie Waisen – Ringo erscheint nun ebenfalls bei Cross Cult, spielt 20 Jahre in der Zukunft und fokussiert sich auf den titelgebenden, legendären Soldaten. In Szene gesetzt wird das Ganze erneut vom bewährten Waisen-Team um Emiliano Mammucari, Roberto Recchioni und Massimo Carnevale. [Leseprobe]
Erst im Vormonat hat Egmont die zehnteilige Albenreihe aus den 1980er Jahren Abenteuer aus Onkel Dagoberts Schatztruhe (die vom ehemaligen Ehapa-Geschäftsführer Adolf Kabatek verfasst wurde) komplett in Form einer zweibändigen Sonderedition des Lustigen Taschenbuchs neu aufgelegt. Nachdem diese Variante im Kleinformat sicherlich von der Aufmachung her nicht jedermanns Geschmack trifft, legt der Verlag gleich nochmal eine Hardcover-Gesamtausgabe mit dem Titel Alle Abenteuer aus Onkel Dagoberts Schatztruhe nach. Der Band ist ein ganzes Stück größer als die Taschenbücher, jedoch kleiner als die Standardalben früherer Ausgaben.
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AMERIKANISCH
Der deutsche Zeichner Nic Klein hat sich mit seinem feinen Artwork längst in der US-amerikanischen Comicszene etabliert. In den vergangenen Jahren hat er Comics und Coverillustrationen für Marvel, DC und Image gezeichnet. Zusammen mit Autor Ivan Brandon, mit dem Klein bereits an der Reihe Viking arbeitete, hat er sein neues Projekt bei Image Comics, den Space-Western Drifter, gestartet. Die Serie handelt von den Kolonisationsversuchen der untergehenden Menschheit im Weltall. Ein Pilot strandet schließlich auf einem fremdartigen Planeten. Cross Cult bringt nun einen ersten Hardcover-Sammelband auf Deutsch, der auch als Vorzugsausgabe mit signiertem Druck erhältlich ist. [Leseprobe]
Nachdem beide Franchises bereits bei Cross Cult beheimatet sind, ist es nur folgerichtig, dass man das ultimative Crossover Robocop vs. Terminator nun ebenfalls ins Programm genommen hat. Über den Inhalt der Dark-Horse-Miniserie aus dem Jahr 1992 braucht man wohl nicht viele Worte verlieren. Interessanter sind da schon die Köpfe hinter dem Projekt. Als Autor konnte man niemand geringeren als Frank Miller verpflichten, der u.a. auch die Drehbücher zu den Filmen Robocop 2 und Robocop 3 schrieb, die Zeichnungen steuerte der nicht minder legendäre Walt Simonson bei. [Leseprobe]
Ebenfalls vom US-Verlag Dark Horse stammt die Neubearbeitung von John Muellers Oink: Heaven’s Butcher, einer Miniserie, die ursprünglich Mitte der 1990er Jahre bei Kitchen Sink Comix erschien. Splitter publiziert die aktuelle, überarbeitete Fassung im Book-Format unter dem Titel Oink: Himmels Schlachter. In wundervoll malerischen Bildern erzählt John Mueller darin von einer dystopischen Welt, in der Mensch-Schwein-Hybriden als Sklavenrasse in Schlachthäusern Nahrung für die (menschliche) Oberschicht produzieren. Zumindest so lange, bis ein Sklave namens Oink rebelliert. [Leseprobe]
Für eine Hommage an Winsor McCays Comic-Meilenstein Little Nemo haben sich zwei interessante Kreative zusammengefunden: Auf der einen Seite ist da Szenarist Eric Shanower, der verantwortlich für die bezaubernden, von Skottie Young illustrierten Oz-Adaptionen bei Marvel war, auf der anderen der chilenische Künstler Gabriel Rodriguez, hauptsächlich für die erfolgreiche, von Joe Hill verfasste Reihe Locke & Key bekannt. Gemeinsam haben Sie für IDW Publishing das Projekt Litte Nemo – Rückkehr ins Schlummerland ins Leben gerufen, welches Splitter hierzulande komplett in einem Band veröffentlicht. Die Story, in der ein Namensvetter des berühmte McCay-Jungen wie sein Nemo-Vorgänger ins Traumland entführt wird, wurde jüngst mit dem Eisner-Award für die beste abgeschlossene Serie ausgezeichnet. [Leseprobe]
Mit Ant-Man ist soeben der neueste Superheldenfilm aus dem stets expandierenden „Marvel Cinematic Universe“ ins Kino gekommen. Klar, dass dann auch passende Comics um den auf Insektengröße schrumpfbaren Helden aufgelegt werden müssen. Da gibt es zum einen Ant-Man – Die Offizielle Vorgeschichte zum Film als 52-seitiges Heft [Leseprobe], zum anderen einen knapp 300 Seiten starken Ant-Man Megaband mit dem Titel „Einfach unverbesserlich“. Der hat zwar weder mit dem Filmhelden Scott Lang noch mit dem Ur-Ant-Man Hank Pym zu tun, ist aber inhaltlich sicher die interessantere Wahl. Der Band enthält die komplette Serie The Irredeemable Ant-Man aus dem Jahr 2007, die von Walking Dead-Macher Robert Kirkman geschrieben und von Phil Hester gezeichnet wurde. Darin stößt der S.H.I.E.L.D.-Agent Eric O’Grady zufällig auf Hank Pyms Anzug, mit dem er sich winzig klein machen kann. Doch O’Grady ist kein Heldentyp, sondern ein moralisch schwacher Egozentriker, der seine neuen Fähigkeiten nur zum eigenen Vorteil nutzt. Kirkman macht daraus eine sehr unterhaltsame Superhelden-Comedy. [Leseprobe]
Das dritte Angebot von Panini ist eine fortlaufende, neue Ant-Man-Serie, die in den USA seit Jahresbeginn läuft, von Nick Spencer (Morning Glories) geschrieben und von Ramon Rosanas gezeichnet wird. Hier schlüpft dann auch, wie im Film, der Ex-Kriminelle Scott Lang in den Schrumpf-Anzug. Auf Deutsch erscheint die Serie im etwas dickeren Sonderband-Format.[Leseprobe]
Neuer Monat, neuer “Deadpool vs.”-Band. Diesmal geht’s für den durchgeknallten Söldner gegen den Bogenschützen und Avengers-Mitglied Hawkeye. Das abgeschlossene Deadpool vs. Hawkeye enthält die komplette Miniserie, geschrieben von Gerry Duggan und mit Zeichnungen von Matteo Lolli und Jacopo Camagni. Als Gaststars treten die Meisterdiebin Black Cat sowie Kate Bishop (die junge Hawkeye der Young Avengers) auf. [Leseprobe]
Aufgeteilt in drei Sonderbänden präsentiert Panini den kompletten Run von James Robinson und Leonard Kirk an Fantastic Four. Die Serie mit dem Untertitel “Der lange Abschied” ist die vorerst letzte, denn Marvel pausiert die Abenteuer seiner First Family auf nicht absehbare Zeit. Dass die FF in den Hintergrund gerückt werden, liegt womöglich auch daran, dass man Fox mit seiner bevorstehenden Verfilmung auflaufen lassen will und der Verlag dafür seine eigenen Figuren lieber erst einmal selbst kaltstellt. So lautet zumindest eine nicht völlig abwegige Theorie. [Leseprobe]
In der regulären Wolverine-Serie von Panini hat es sich mit einem eindeutigen Countdown langsam aufgebaut: Der beliebte Krallenträger der X-Men stirbt. Da dieser seit einiger Zeit ohne seine legendären Selbstheilungskräfte auskommen muss, soll das Ableben auch endgültig sein (so final der Tod eines Comic-Superhelden eben sein kann). In zwei Heften mit dem Titel Der Tod von Wolverine gibt’s für den Leser nach dem Countdown also den Höhepunkt des langen Abschieds, in einer Miniserie von Autor Charles Soule und Zeichner Steve McNiven. Goodbye, haariges Kerlchen. [Leseprobe]
Neben Batman Eternal und Future’s End startete in den USA in jüngster Vergangenheit noch eine dritte wöchentliche Heftserie aus dem DC-Superhelden-Kosmos. World’s End, so der Titel, spielt im Paralleluniversum von Erde 2, dort wo u.a. die alten Recken der Justice Society in neuen Interpretationen beheimatet sind und den Kampf gegen den tyrannischen Darkseid aufgenommen haben. Unter dem Namen Erde Zwei: World’s End veröffentlicht Panini die Serie komplett in vier Sonderbänden. Die Handlungsstränge alle drei Reihen sollen dann in das Event Convergence münden. [Leseprobe]
Auch zum neuesten und abschließenden Teil der erfolgreichen Videospiel-Reihe rund um den Dunklen Ritter und dessen noch dunklere Heimatstadt Gotham City gibt es wieder einen Comic, der die Vorgeschichte erzählt. Batman: Arkham Knight enthält die gleichnamige, vierteilige US-Miniserie, verfasst von Peter J. Tomasi und zu Papier gebracht von Viktor Bogdanovic und Art Thibert. Als Bonus enthält der Band einen exklusiven Batman-Skin zum Arkham Knight-Game. [Leseprobe]
Eine schöne Sache, dass Panini die bereits im Jahr 2007 von DC veröffentlichte Miniserie Green Arrow: Das erste Jahr jetzt doch noch dem deutschsprachigen Leser zugänglich macht. Nicht ganz unschuldig an dieser Entscheidung dürfte wohl der Erfolg der Arrow-Fernsehserie sein. Denn bei dem Comic handelt es sich um eine moderne Neuinterpretation der Origin des grünen Bogenschützen, die die TV-Reihe maßgeblich inspiriert hat. Verantwortlich für Year One sind Andy Diggle und Jock, das Kreativteam, das bereits die Vertigo-Reihe The Losers betreute. Und damit dürfen sich nicht nur Freunde des Bewegtbildes über eine der besten Green-Arrow-Stories überhaupt freuen. [Leseprobe]
In Großbritannien kennt jedes Kind den Zeitreisenden Doctor Who. Kein Wunder, die BBC-Fernsehserie gibt es seit mehr als 50 Jahren und ist seit einem Relaunch, der 2005 auf eine längere Pause folgte, wieder sehr erfolgreich. In Deutschland gibt es die Serie zwar nicht im Free-TV zu sehen, sie hat aber auch hier inzwischen ein treues Fandom, an das sich nun auch Panini mit einer Comicreihe richtet. Der britische Verlag Titan Comics bringt derzeit gleich vier parallele Serien heraus, je eine mit dem neunten, dem zehnten, dem elften und dem zwölften Doktor (alle paar Jahre wechselt nämlich die Identität der Hauptfigur und mit ihr der Hauptdarsteller). Auf Deutsch versucht man es zunächst mit Doctor Who – der zehnte Doktor, geschrieben von Nick Abadzis (Laika), schließt also an die Staffeln 2 bis 4 der aktuellen TV-Serie an, in denen der Timelord von David Tennant gespielt wurde. [engl. Preview]
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ASIATISCH
Im Japan der 1960er Jahre versucht Inspektor Sata den Mord an einem Raumfahrttechniker aufzuklären. Leider gerät während einer Verfolgungsjagd ein Metallsplitter in seinen Schädel, woraufhin der Ermittler beginnt, zu halluzinieren. Der unkonventionelle Manga-Thriller Wet Moon (Carlsen Manga), der in drei Bänden abgeschlossen sein wird, stammt von Zeichner Atsushi Kaneko, der mit der Reihe, laut Verlag, erzählerisch ein Werk „zwischen Hitchcock und Lynch“ abliefert. Auch das Artwork ist eher untypisch für einen asiatischen Comic und findet Anklänge an Künstler wie etwa Charles Burns.
Bestiarius (Egmont Manga) ist ein Action-Manga, der im Alten Rom spielt und sein Szenario mit Fantasyelementen anreichert. Die auf drei Bände angelegte Reihe stammt von Masasumi Kakizaki (Green Blood).
In Youichi Hatsumis und Renji Fukuharas Manga-Reihe Rising X Rydeen (Panini Manga) heißen die Superwesen „Strangers“, Menschen, die aus unerfindlichen Gründen übernatürliche Kräfte besitzen. Eine coole Sache eigentlich, so lange man nicht so eine unnütze Fähigkeit verpasst bekommt wie der Schüler Takara, der ist nämlich lediglich dazu in der Lage, eine weiße, gelförmige Masse zu erzeugen.
Mit Strike the Blood hat man bei Panini Manga eine weitere neue Serie mit einem übernatürlichen Schüler im Köcher. Hier hat dieser zwar keine Superkräfte, aber ist in Wahrheit einer der stärksten Vampire der Welt. Ein Geheimnis, über das nur ein hübsches Mädchen Bescheid zu wissen scheint. Strike the Blood stammt vom Kreativduo Gakuto Mikumo und Tate.
Black Rock Shooter heißt ein japanisches Medien-Franchise, das seinen Ursprung in einer Einzelillustration des Künstlers Huke hat. Seit 2009 entstanden Musikvideos, Animes, Videospiele und natürlich auch Manga rund um ein Mädchen mit einem funkelnd blauen Auge und einer großen Wumme. Nach einer ersten Mangaserie, die vergangenes Jahr bei EMA erschien, legt der Verlag nun mit dem zweiteiligen Manga zum Videospiel nach: Black Rock Shooter – The Game spielt auf der Erde nach einer Alieninvasion, wo nur noch wenige überlebende Menschen Widerstand leisten.
In der Manga-Reihe Crimson Five (Tokyopop) von Kazutaka Kodaka und Riku Shinoda rekrutiert ein Alien Highschool-Schüler, die ein gewisses Grundpotential als aggressive Schläger mitbringen. Gemeinsam sollen sie die Erde vor der Vernichtung durch die sog. Gears (das sind Maschinen-Menschen) bewahren. Ein furioser Teenie-Action-Spaß.[Leseprobe]
Das tödliche Spiel geht weiter: Auch in der Nacholgeserie zum erfolgreichen japanischen Thriller Ousama Game von Autor Nobuaki Kanazawa erhalten Menschen per SMS Aufgaben, die sie innerhalb 24 Stunden erledigen müssen. Andernfalls blüht ihnen der Tod. Ousama Game Extreme (Carlsen Manga) setzt das Konzept nun fort, am Zeichenbrett sitzt diesmal allerdings Renji Kuriyama.
Auf der Suche nach dem Schwert seines Vaters und nach seiner Traumfrau verschlägt es den jungen Jiga in die Abgründe der Metropole. Der Action-Manga Fire Fire Fire stammt von Shouji Sato, Autor von Highschol of the Dead und Triage-X, und wurde von KAZÉ Manga als Einzelband veröffentlicht.
Masashi Kishimotos Naruto ist derzeit eines der populärsten japanisches Franchises, zu dem neben der Mangareihe, u.a. auch Animes, Videospiele oder Light Novels gehören. Zum zweiten Kinofilm der langjährigen Actionserie gibt es einen aus Film-Stills montierten, sogenannten Anime-Comic. Naruto – The Movie: Die Legende des Steins Gelel heißt das Ganze und ist gerade bei Carlsen Manga gestartet.
Für einen Manga ungewöhnlich, kommt die Serie Neunzehn, einundzwanzig (Tokyopop) von Yohan und Zhena in Farbe und im Großformat daher. Darin geht es um ein 21-jähriges Mädchen, das durch einen Unfall zwei Jahre seines Lebens verpasst hat. Während sie sich um streunende Katzen kümmert, freundet sie sich mit einem 19-jährigen Jungen an. Klingt nach einer interessanten Coming-of-Age-Erzählung, die Freunde romantischer Geschichten und Katzenfreunde gleichermaßen anziehen dürfte. [Leseprobe]
Bei Tokyopop erschienen außerdem zwei neue Manga für Romance-Fans: Zum einen der Einzelband Bilder der Liebe von Akaza Samamiya (Bloody Mary). [Leseprobe] Zum anderen Mein Prinz vom anderen Stern, eine in zwei Teilen abgeschlossene Miniserie von Meca Tanaka. [Leseprobe]
Das Boys‘-Love-Segment bedienten im Juli Carlsen Manga mit Kano Miyamotos Touch of Pain, sowie Tokyopop mit der neuen Serie Deep Throat – Traumhafte Piraten von Hana Umezawa [Leseprobe]
Und schließlich startete Tokyopop das Bakuman Box-Set, das die komplette Serie in insgesamt vier Schubern versammeln wird. Der Manga von Tsugumi Ohba und Takeshi Obata (dem Kreativteam von Death Note) zeichnet den Karriereweg eines Mangaka nach. Box 1 mit den ersten fünf Ausgaben von Bakuman ist inzwischen erschienen. Zusammen ergeben alle Boxen nebeneinander ein großes Rückenmotiv. [Leseprobe]
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Sekundärliteratur
Wie analysiert man als Wissenschaftler einen Comic, der eine literarische Vorlage adaptiert? Juliane Blank hat dazu im letzten Jahr promoviert und ein Modell entwickelt, das mit Methoden aus Literatur-, Film- und Bildwissenschaften arbeitet und, so der Ankündigungstext, „gleichermaßen den literarischen Prätext sowie das Ergebnis der Adaption und seine medialen Besonderheiten berücksichtigt“. Eine Buchfassung der Dissertation liegt nun unter dem Titel Literaturadaptionen im Comic – Ein modulares Analysemodell beim Ch. A. Bachmann Verlag vor. Darin wird das Modell dann auch beispielhaft auf einige Comics wie Isabel Kreitzs Die Entdeckung der Currywurst oder Manuele Fiors Fräulein Else angewandt.