Aktuelles
Schreibe einen Kommentar

Währenddessen … (KW 1)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Bei mir waren gerade Britische Wochen. Zuerst hab ich Judas Priests Run of the mill auf der Gitarre einstudiert, danach Alan Moores fantastischen Captain Britain aus den ganz frühen 80er Jahren gelesen. Um diesen Moore-Run richtig würdigen zu können, sollte man unbedingt auch die Episoden vor Moore kennen, die im – leider vergriffenen – Captain Britain Omnibus zu finden sind. Diese Folgen, von Paul Neary, waren zwar damals nicht so innovativ wie die Sachen von Alan Moore, wirken aber heutzutage erstaunlich frisch. Alan Moores Sachen dagegen sind eben sehr, sehr typisch Moore und im Laufe der 80er zu seinem festen Repertoire geworden, man kann fast schon von Baukasten sprechen. Erst wird der freundliche Sidekick getötet (um die härtere Gangart zu demonstrieren), ein Kapitel später der Held selbst, und noch ein Kapitel später wird dieser durch göttliche Intervention wieder zum Leben erweckt. Aber: WHAT IF HE CAME BACK WRONG? (Buffy-Fans wissen, was das heißt.) Moore selbst hat diese Routine später bei Swamp Thing und anderen Serien oft variiert und auch von anderen Autoren wurden diese Elemente gerne kopiert – und oft clever weiterentwickelt. Joss Whedon beispielsweise hat mit seinem Buffyverse eine Welt gebildet, die bald viel elaborierter war als Alan Moores Spielwiese von Paralleluniversen in Captain Britain. Aber als erfahrener Fan erkennt man einfach so viele Elemente, die sich gleichen – und das macht die Lektüre von Moores frühen Geschichten zum aufschlussreichen Vergnügen. Seht euch nur mal diese schöne Morphing-Sequenz des sinistren Zauberers Merlin an, nachdem er den toten Captain reanimiert hat. Wer da nicht unweigerlich an das „Absolute Böse“ aus Buffy denkt, hat Buffy nicht gesehen.

Merlin

Wie Merlin aus Captain Britain morpht. © Alan Davis, Alan Moore, Marvel Comics

Christian: Eben habe ich erfahren, dass Hansrudi Wäscher im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Da möchte ich mein herzliches Beileid allen Angehörigen und Freunden ausdrücken. Hansrudi Wäscher hatte ein ähnliches Talent wie Alan Moore: Er konnte sich jede fremde Serie aneignen und innerhalb kürzester Zeit zu seiner eigenen machen. Und Junge, hatte der Mann eine eigene Handschrift. Der Qualitätssprung innerhalb der Akim-Serie von 1954 nach Wäschers Übernahme (siehe Bild) war nicht weniger atemberaubend als der Autorenwechsel von Martin Pasko zu Alan Moore 1982 in der Reihe Saga of the Swamp Thing. Nur dass bei Moore die Frage nicht lautete „Ist Akim tot?“, sondern „Ist Swamp Thing tot?“. (Die Rede ist natürlich von der grandiosen Anatomy Lesson.)

Akim 54

© Hansrudi Wäscher, Lehning-Verlag

Benjamin: Ende November gab es bei Rocketbeans TV einen großen Relaunch. Seitdem existiert u.a. auch das Comic-Format Panelz, eine 2-Mann-Talkshow, die sich jeden zweiten Sonntag dem Medium Comic widmet. Und man muss sagen, die Sendung ist recht erfrischend. In Folge 1 wurde über das Marvel-Mega-Event „Secret Wars“ referiert, in Folge 2 über die Netflix-Serie Jessica Jones und ihr Comicvorbild Alias gesprochen. In der neuesten, dritten Folge stellten die sympathischen Hosts ihre Lieblingscomics des vergangenen Jahres vor.

Eine Sendung, in der regelmäßig nur über Comics gesprochen wird? Den Versuch gab es gelegentlich mal, aber hier scheint man eine gute Formel dafür gefunden zu haben. Man setzt sich profund mit den Themen auseinander, blendet Beispielseiten ein, erklärt Sachverhalte und zeigt Einstiegsmöglichkeiten auf. Und dennoch behält sich das Ganze den Charme zweier Jungs, die begeistert über ihr Hobby plaudern. Lediglich der Fokus auf US-Comics (und hier insbesondere auf Image- und Marvel-Serien) ist bislang noch zu stark ausgeprägt. Ein breiterer Fokus, gerne auch mit Gästen, wäre langfristig sicher interessant.

Alle Folgen kann man auf der Rocketbeans-Website im Archiv ansehen oder auch bei Youtube finden. Für mich schon jetzt Pflichtprogramm.

Thomas: Rund um die Feiertage gab es im NDR Fernsehen wieder sechs neue Folgen der Serie Der Tatortreiniger, und das ist meines Erachtens nach wie vor eines der besten fiktionalen Formate  (vielleicht sogar das beste), die es im deutschen Fernsehen gibt. Vier Jahre nach den ersten Folgen haben sich Autorin Mizzi Meyer, Regisseur Arne Feldhusen und Hauptdarsteller Bjarne Mädel inzwischen einen Freiraum geschaffen, der aus der Serie mehr als nur ein Comedyformat macht. Jede Folge ist ihr eigener kleiner Kurzfilm, mit eigener Tonalität und Erzählweise. Inhaltlich geht so ziemlich alles – in dieser Staffel gibt es u.a. Science-Fiction à la Ex Machina, philosophische Betrachtungen über Religionen und andere Sinnstifter, Deadpan-Slapstick mit Bestattern und ein überraschend vielschichtiges Porträt eines Asperger-Autisten. Nicht alle Folgen sind gleich stark, aber jede ist anders als die vorhergehende, und sehenswert sind eigentlich alle. Noch bis zum 16.1. kann man die Folgen in der ARD-Mediathek abrufen.

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken dieses Formulars erklärst du dich mit unserer Datenschutzerklärung einverstanden.