In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Daniel: Gestresst von Ego-Shootern und Echtzeitstrategie? Antihero bietet eine Auszeit von hektischen Computerspielen. Im viktorianischen London von Charles Dickens Oliver Twist versuchen zwei rivalisierende Banden, möglichst viel Einfluss zu gewinnen. Dazu bestehlen sie Banken, besetzen Waisenhäuser und bestechen die Kirche. Antihero ist ein Brettspiel auf dem PC- mit allen Vorzügen der digitalen Möglichkeiten. Gegner können sich erst sehen, wenn der Nebel in den Straßen von London zuvor Zug um Zug erkundet wurde. Doch ganz so entspannt ist auch Antihero nicht. Jede Runde lässt sich zwar in Ruhe planen, doch reichen die verfügbaren Aktionen nie aus, um alles zu erledigen, was gerade notwendig wäre. Deshalb gilt es die Strategie des Gegners, Mensch oder Maschine, zu durchschauen – und dabei die eigene nicht zu vernachlässigen. Seinen Charme versprüht Antihero durch die Animationen und das Figurendesign: Sieht der Schläger im Spiel doch aus wie eine Cartoon-Version von Daniel-Day Lewis Charakter aus Gangs of New York.
Christian: Momentan sehe ich mir Staffel für Staffel die Serie The Mentalist an. Die Hauptfigur Patrick Jane ist schön ausgedacht: Jane ist ein ehemaliger Zirkuszauberer und Scharlatan, der Leute durch Suggestion manipulieren kann. Er arbeitet für die Polizei und hilft so beim Aufklären von Fällen. Seine Methode besteht zum Beispiel darin, den Menschen im Umfeld eines Verbrechens haltlose Anschuldigungen an den Kopf zu werfen, am besten vor Zeugen, um die anschließenden Reaktionen zu beobachten. Das führt oft zu überraschenden Ergebnissen, bringt die Handlung voran und ist vor allem sehr unterhaltsam für den Zuschauer. Beliebt macht sich Patrick Jane auf diese Weise nicht überall – aber man kann ja nicht mit der ganzen Welt befreundet sein, nicht wahr?
Der große Über-Plot handelt von der schrecklichen Origin-story des Mentalists: Ein Serienkiller namens Red John hat Janes Ehefrau und seine Tochter umgebracht, ein Ereignis, das ihn erst in die Psychiatrie brachte und später veranlasste, geläutert von der Kleingaunerei seine Karriere als genialer Berater bei der Polizei aufzunehmen. Die Handlung um die Jagd nach Red John wird, wie es sich für eine Serie gehört, in jeder Staffel aufgegriffen und verblüfft mit einigen gut ausgedachten Red Herrings und Cliffhangern. Dass die Auflösung in Staffel 6 nicht ganz so großartig ist wie der Weg dorthin, ist das Los vieler raffinierter Plots, trotzdem hat sich das Ansehen dieser witzigen, unterhaltsamen und oft auch gruseligen Serie bis zur letzten Einstellung gelohnt.
Und jetzt ein obskures Fun Fact: Die Darstellerin der Agentin Grace van Pelt, die zu Patrick Janes Team gehört, heißt Amanda Righetti. Das ist auch der Name einer Figur aus Dario Argentos Film Profondo Rosso von 1975. Amanda Righetti heißt darin die freundliche Volkskundlerin, die das Buch Fantasmi di oggi e leggende nere dell’età moderna verfasst hat. Leider hat sich diese Frau Righetti mit einem sehr gefährlichen Thema beschäftigt und wird deshalb zügig umgebracht – unnötig sadistisch, aber das kennt man ja von Argento, dem Altmeister des gehobenen Schmuddelkinos. Die zufällige Namensgleichheit ist aber schon ein bemerkenswerter Zufall, schöner noch als die Tatsache, dass die Band Judas Priest in den 70ern einen Schlagzeuger namens Alan Moore hatte. Das können doch alles keine Zufälle sein. Bestimmt handelt es sich hier um eine Zauberei vom Mentalist, um von irgendetwas bedeutendem abzulenken. Just think about it.
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