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 Superman Returns
Superman Returns, USA 2006, Regie: Bryan Singer, Hauptdarsteller:
Brandon Routh (Clark Kent/Superman), Kate Bosworth (Lois Lane), Kevin Spacey (Lex Luthor), James Marsden), Richard White), Parker Posey (Kitty Kowalski), Frank Langella (Perry White), Sam Huntington (Jimmy Olsen), Eva Marie Saint (Martha Kent)
Fünf Jahre war Superman von der Erde verschwunden. In der Zwischenzeit hat die Daily-Planet-Journalistin Lois Lane für ihr Essay "Warum die Welt keinen Superman braucht" den Pulitzerpreis bekommen. Doch jetzt ist der Mann aus Stahl wieder zurück auf der Erde und kann selbst zeigen, ob die Welt ihn braucht oder nicht.
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Nachdem in den letzten Jahren das Genre Superhelden-Film so richtig durchgestartet ist, war klar, dass der Urvater aller Superhelden-Comics, dessen letzter Kinoausflug aus dem Jahre 1987 datiert, auch wieder auf die Leinwand kommen musste. Warner Brothers leierte also ein neues Superman-Projekt an und verschliss dabei jede Menge Regisseure, Drehbuchentwürfe, Superman-Darsteller... und eine ganze Menge Geld. Schließlich wurde Bryan Singer als Regisseur engagiert, der mit den ersten beiden X-Men-Filmen nicht ganz unbeteiligt am neuen Superhelden-Boom in Hollywood ist. Als Supie-Darsteller wählte man einen bis dahin völlig unbekannten Nobody namens Brandon Routh, und auch sonst verzichtete man bei der Besetzung (mit Ausnahme von Kevin Spacey als Bösewicht Lex Luthor) auf große Namen.
Um sich von der Kinoreihe der achtziger Jahre zu distanzieren, deren vierter Teil ein grandioser Flop war, sollte der neue Superman-Film kein offizieller fünfter Teil sein, sondern ein neuer erster Teil. Comic-Fans kennen das ja zur Genüge: "Das hier ist eine neue Serie, eine neue Nummer Eins, ihr braucht keine Vorkenntnisse!" Bei Batman Begins hat dieses Prinzip bestens funktioniert, so sollte es auch bei Superman Returns laufen. Der neue Film muss den Zuschauern also nochmal kurz erklären, wer Superman ist und woher er kommt. Das geschieht in Form von Rückblenden, die sich extrem eng an den ersten Superman-Film von Richard Donner anlehnen. In einer Szene wurde sogar altes Material aus diesem Film (mit dem verstorbenen Marlon Brando als Supermans Daddy) nochmal verwendet. Das kann man als Hommage an das Original betrachten, man könnte aber auch sagen, das Teile des neuen Superman-Films ein bloßes Remake des ersten sind.
Die Ausgangssituation von Superman Returns ist die, dass der Held fünf Jahre lang verschwunden war, und nun wieder auf die Erde zurückkehrt. In diesen fünf Jahren hat sich nicht allzuviel verändert, bis auf zwei entscheidende Fakten: Supermans Erzfeind Lex Luthor ist wieder auf freiem Fuß und Lois Lane, die von Superman (bzw. sein Alter Ego Clark Kent) noch immer begehrt wird, ist inzwischen verheiratet und Mutter eines Sohnes. Damit sind wir schon bei den beiden Haupt-Erzählsträngen: Lex Luthor plant eine neue Superschurken-Großtat (wie die genau aussieht, ist eigentlich nicht weiter wichtig) und Clark Kent bzw. Superman hat mit schwerem Liebeskummer zu kämpfen. Leider sind diese beiden Handlungsstränge nicht die großen Stärken des Films. Es wimmelt von logischen Fragezeichen und dick aufgetragenem Pathos. Die Lovestory, die Bryan Singer so wichtig zu sein scheint, kann sich nie richtig entfalten, dazu sind die beiden Hauptdarsteller einfach zu blass. Ich persönlich konnte nicht verstehen, was Supie/Clark denn an dieser karrieregeilen Tussi so toll findet. Und aus den Szenen, in denen Brandon Routh als Reporter Clark Kent agiert, hätte man da einiges machen können, aber Routh spielt Clark Kent lediglich als trotteligen Versager, der nichts so recht auf die Reihe bekommt.
Mangels ernsthafter Konkurrenz kann dagegen Kevin Spacey schauspielerisch voll überzeugen. Er suhlt sich genussvoll in der Rolle des glatzköpfigen Schurken und sorgt auch für ein paar augenzwinkernde Momente. Wie und warum er allerdings sein großes Bösewicht-Projekt durchziehen will, wird trotz Spacey nicht so recht klar.
Der Film hat durchaus einige sehr sehenswerte Momente, die allerdings meistens außerhalb der Haupthandlung stattfinden. Supermans erster Rettungseinsatz, bei dem er ein Flugzeug von einem Space Shuttle trennen muss und anschließend in einem vollbesetzten Baseball-Stadion notlandet, ist eine unterhaltsame Actionszene, die großen Spaß macht. Schönes Special-Effects-Popcornkino, im besten Sinne comichaft. Auch seine kurzen Ausflüge ins All sind toll anzusehen. Und eine andere Actionszene beweist, dass man auch mit dem abgenudelten Effekt der Bullet-Time (The Matrix, ihr wisst schon) noch originell arbeiten kann.
Etwas zu kurz kommt leider der Humor. Es gibt nur ganz wenige Szenen, die das Publikum zum Lachen oder Schmunzeln bringen. Ich hätte sehr gerne mehr davon gesehen, denn die Autoren hatten durchaus ein paar gute Einfälle: das zufällig nachgestellte Cover des allerersten Superman-Heftes, die Bemerkung des Daily-Planet-Chefredakteurs, dass Pulitzerpreise wie Oscars seien ("Man erinnert sich daran, wer sie gewonnen hat, aber nicht, wofür") oder das wunderbare Klavierduett mit Lois Lanes Sohn und einem Fiesemöpp aus Lex Luthors Entourage.
Es gibt Stimmen, die dem neuen Superman-Film vorwerfen, er hätte zu wenig Action und zu viel ruhige Momente. Ich würde eher sagen, die ruhigen Momente sind einfach nicht gut genug gelungen. Das Thema "Braucht die Welt einen Superman?" wird nur oberflächlich angeschnitten und die Lovestory funktioniert wie gesagt nicht besonders gut. Stattdessen präsentiert uns Bryan Singer in der letzten halben Stunde des überlangen Films eine klebrige Soße aus Pathos und Kitsch, die die Geduld der Zuschauer sehr strapaziert. Dass der Film am Ende trotzdem noch genügend Fragen offen lässt, um ein mögliches Sequel zu erlauben, war zu erwarten.
Wie lautet also das Fazit? Es hätte sicher schlimmer werden können. Ordentliche, visuell überzeugende Actionszenen und ein sehr gut gespielter Schurke, das reicht schonmal für zwei Stunden solides Mainstreamkino (leider dauert der Film zweieinhalb Stunden). Mehr ist vielleicht einfach nicht drin bei einer Figur wie Superman, die nunmal ziemlich eindimensional ist. An Filme wie Spider-Man, Batman Begins oder Singers eigene X-Men, die Maßstäbe für Superhelden-Verfilmungen gesetzt haben, reicht Superman Returns jedenfalls nicht heran.
tk
Bewertung:     
Links:
Offizielle Film-Website
Ausführliche deutschsprachige Fan-Website zum Film
Superman - Der Film in der CMDB
Superman II in der CMDB
Superman III in der CMDB
Superman IV in der CMDB
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