Ich
muss bekennen, dass ich ein großer Fan von Markus Nispels Musik-Videos
bin und tierisch gespannt auf sein Leinwand-Debüt war. Nachdem's
mit dem Arnie-Vehikel "End of Days" ja leider nicht geklappt
hat, versuchen sich Nispel (und Michael Bay als Produzent) an Tobe Hoopers
Horror-Klassiker, was die eingeschworene Fangemeinde natürlich nicht
gerade zu Jubelstürmen hinriss.
Der
Film hält sich relativ eng an das Original: eine Gruppe Jugendliche
nimmt eine verzweifelte Anhalterin mit, die mit ihrem Selbstmord im Van
der Teens eine schöne Kamerafahrt provoziert. Als man ihre Leiche
loswerden will, mehren sich Merkwürdigkeiten mit den Hinterwäldlern.
Die Region scheint einer bestimmten Familien-Hierarchie untergeordnet
zu sein, in deren Erhalt Leatherface und seine "kauzige" Familie
mit blutigsten Mitteln vollends aufzugehen scheinen. Da es sich um das
"Texas Chainsaw Massacre" handelt, wäre natürlich
ein Schelm, wer Politisches dabei denkt... ;)
Die
reichlich ungeschickte Einführung der Charaktere, insbesondere der
von Oberspießerin Erin, hat meine hohe Erwartungen dann doch reichlich
getrübt. Aber Jessica Biel überzeugt sowieso mehr durch ihre
bloße Präsenz - und in der Beziehung wurde ihr der Film genretypisch
im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leib geschneidert...mjam. Weitere
Story-Patzer werden ebenfalls durch die sehr schöne Kamera-Arbeit entschädigt,
die ich ausgesprochen gelungen fand - fahle, "grungige" Bilder
vermitteln trefflich den düsteren Grundton und Sahnhäubchen
in Form von verspielten Kamerafahrten und interessanten Einstellungen
werden nicht ausgespart.
Dass das Familien-Essen mit einem Oneliner abgetan wurde, is' mir etwas
aufgestoßen, da fehlte dem Film im Finale das Highlight und taugt lediglich
als gut gemeinte Anspielung auf das Original.
Ferner ist es aber schon ein wahrliches Kunststück, bei einem Film,
der berechenbar³ konzipiert ist, noch Spannung zu erzeugen. Der Anklang
von Hysterie zum Ende hin, die ja das komplette Original auszeichnete,
kitzelt alles aus Darsteller und Suspense heraus, und dass sich der Film
bis auf zwei bis drei Insiderjokes erfrischend grimmig gegeben hat, ist ausgesprochen
positiv zu vermerken!
Wenn man keine Neuerfindung des Rades erwartet, wird man sich besser unterhalten
als bei dem überschätzten LotR III! Manchmal braucht's eben
nicht mehr als Möpse, Blut, irre Killer und eine Tüte Popcorn...
Karsten
Schreurs
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