Ich
steh' ja total auf Nerd-Movies! Also solche Filme, deren Qualität
sich nur einer qualifizierten Minderheit erschliesst. Und am liebsten
zelebriere ich deren Film-Genuss vor großem Publikum! In "High
Fidelity" werden Fach-Idioten zu recht als "Snobs" bezeichnet,
aber mal ehrlich: isses nich' hin und wieder lustig, in einem vollbesetzten
Kino einen Insider-Joker mit einem wissenden Lacher inmitten einer eisigen
Stille zu quittieren und somit seine überlegene Kompetenz der unwissenden
Menge gegenüber zu beweisen?! Elitäre Schwanzparade, klar -
aber wem sag' ich das? Sonst würdest Du das hier ja nicht lesen...
"Shaun
of the Dead" bietet neues Freak-Futter und somit wieder einmal ein
treffliches Podium zur cineastischen Selbstdarstellung! Während die
Story über den Loser Shaun, der sich im Verlauf des Films mit seinem
besten Kumpel Ed, seiner Angebeteten, seiner Mutter, Zombies und dem Leben
an sich rumschlagen muss noch halbwegs massenkompatibel daher kommt, wird's
im Detail extrem geekig - und daher extrem gut!
Dabei
wird es dem Zombie-Fan nicht wirklich leicht gemacht, denn der Film ist
nicht wirklich eine "liebevolle Hommage", sondern ein durch
und durch respektloser Verräter, dem wirklich nichts heilig ist! Aber
sowas können die Engländer ja seit jeher am besten...
Die Zombies dürfen wieder rumschlurfern und offenbaren im Kontext
des Films ihr wahres Gesicht - wer sich vor ein paar grunzenden Schießbuden-Figuren
noch in die Buxe macht, dürfte auch bei Shauns Aufsteh-Ritual Angst
und Bange werden...und so zieht es sich durch den gesamten Film: die hereinbrechende
Apokalypse wird vor lauter Alltags-Tran erst gar nicht richtig registriert
- wie auch, sind Shaun und Ed doch selber Zombies...lediglich ohne Reinkarnation.
Wenn dem wirklich urkomischen Buddy-Gespann Ed und Shaun endlich der Ernst
der Lage bewusst wird, kann man sich an einem Comedy-Feuerwerk erfreuen,
das in seiner Konsequenz seinesgleichen sucht. Denn während ähnliche
Blut-Lachen wie "Braindead" den Zombie-Mythos eher beiläufig
bloßstellen, bezieht sich SotD explizit auf seine berühmten
Vorgänger und scheut sich auch nicht vor "Nackte Kanone"-Nonsens.
Und so unverfroren Edgar Wright den Zombie-Film der Lächerlichkeit
preisgibt, er ist großer Fan des Genres und weiß, was er da durch
den Kakao zieht - man muss daher ein Kenner sein, um den Film bis ins
Detail auskosten zu können: umherirrende Menschengruppen schließen
sich nicht zusammen - man plauscht kurz und geht dann wieder getrennte
Wege, um sich dann an sinnlosen Locations selbst einzuschließen.
Goblin-Film- Musik kommt natürlich ebenso zum Einsatz wie das berühmte
Trampolin aus "Dawn of the Dead". Die Zombies schlurfen dermaßen
langsam, dass man allerlei Tötungswerkzeuge an ihnen ausprobieren
kann, und wenn mal ein Zombie gefährlich wird, kann man davon ausgehen,
dass aus irgendeinem Grund Heavy-Metal-Mucke ertönt. Es gibt ein
Fulci-Restaurant usw... jaja, Schwanzparade... ich hör' ja schon auf.
Zum Finale wird's sogar richtig derb, wenn Bauchdecken zum weiteren Verzehr
geöffnet werden und das Militär mal wieder seine Überlegenheit
demonstrieren darf! Für ein Viertelstündchen bekommt der Fan
eine schöne Packung Gore vor den Latz geknallt, und diese Selbstverständlichkeit
ist auch noch so mitreißend inszeniert, dass es den humoristischen Unterton
für einige wenige Momente runterzieht. Trotzdem fängt sich der
Film nach dem kurzen Intermezzo wieder und dürfte beim Abspann einige
selig grinsende Zuschauer hinterlassen - mit Sicherheit bei dem Publikum,
das an dem neuerlichen Trend der reanimierten (Apropos! ;) ) Horror-Klassiker
großen Spaß gehabt hat...
So
zeigt SotD mit einem Verweis auf die letzten "modernen" Zombie-Filme
auch für einen Moment so etwas wie Größe und entlarvt eine gewisse Heuchelei der
Neuauflagen wie "28 Days later", "Resident Evil" und
dem "Dawn of the Dead"-Remake. Der
Zombie-Film an sich wird nur von einem Nerd-Publikum geschätzt werden
können, denn für eine massenhafte Faszination ist das Genre
zu blutrünstig, zu trivial und zu anrüchig. Der moderne Zombiefilm
vermeidet gerne dieses Stigma, um sich keiner Lächerlichkeit bezüglich
der Thematik preiszugeben.. .ein Dialog zwischen Shaun und Ed stellt da
für mich das Highlight des Films dar, und diese Ehrlichkeit steht
dieser Zombie-Klamotte besser als das verschämte oder auch pseudo-raffinierte
Leugnen der eigenen Herkunft seiner aktuellen Kollegen:
"Any
zombies out there?"
"Don't say that!"
"What?"
"That!"
"What?"
"The 'zed' word, don't say it!"
"Why not?"
"Because it's ridiculous!"
...Snob-Gegacker
garantiert! ;)
Karsten
Schreurs
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