Diesen
Satz wollte ich schon immer mal schreiben:
"Da haben die Asiaten mal wieder ein verboten geiles Action-Brett
auf die Leinwand gedübelt, das den Sehnerv fast zum Bersten bringt!"
...najut - klingt vielleicht ein bißchen zu pathetisch, trifft aber
in etwa mein Empfinden nach dem ersten Sichten dieser Achterbahnfahrt.
RotLMG ist wohl einer der kauzigsten Groß-Produktionen, die mir
in letzter Zeit untergekommen sind. Koreas teuerster Film bietet eine
krude Mischung aus "Tron", "Matrix", "Natural
Born Killers" und einen Haufen Sidekicks in Richtung des westlichen
Kinos, alles gebündelt in eine wahnwitzige Ideen-Kollage, deren Story
man eh nur grob umreißen kann: der Videospiel-Zocker Hyun-sung Kim kauft
dem "Schwefelholzmädchen" ein Feuerzeug ab und betritt
dadurch eine Art Videospiel-Realität, dessen Spielziel es ist, die
Liebe des Mädchens zu gewinnen - und natürlich geht einiges
schief in dieser "Matrix"... mit blutigen Konsequenzen.
Der Film macht es einem nicht leicht: für so manchen ist es ein einfallsloses
Flickwerk von Film-Zitaten, ohne sinnige Story mit vollkommen überdrehten
Effekten und - mal wieder - herumfliegenden Darstellen.
Wer den Film ein bißchen toleranter angeht, wird mit dem wohl eigenwilligstem
Action-Feuerwerk mitgerissen, welches in Hollywood nicht so schnell das
Licht der Welt erblicken würde - wo sonst könnte man z.B. eine
Spielzeug-Pistole mit infernalischer Wirkung aus einer Makrele basteln
oder Schmetterlinge mit automatischen Waffen beharken? Am bestechendsten
sind diverse derb bleihaltige Shoot-Outs, die mal ohne Übertreibung
an John Woo oder Miike in ihren besten Zeiten erinnern - wenn der zierliche
"Schwefelholzmädchen-Bug" zu "Ave Maria" Amok
läuft, dann hat das eine Intensität und bohrende Präsenz, die das
westliche Kino seit langem vermissen lässt! Zum Ende wird ein furioser
Showdown aufgetafelt, dessen Bodycount ohne Probleme an einem "Hard
Boiled" kratzen kann - wie hab' ich das vermisst!
Es sei nicht verschwiegen, dass die verschwenderisch eingesetzten CGIs
oftmals halbfertig wirken, aber dieser Umstand mindert in keinster Weise
den Einfallsreichtum oder die rasante Dynamik in der Inszenierung, wird
doch die Videospiel-Ästhetik auschweifend zitiert, und so bilden die
Playstation-Effekt-Orgien kein fremdkörperartiges Verhältnis
wie z.B. in den bierernst gemeinten "Matrix"-Nachfolgern...
RotLMG ist mal wirklich ein fettes, eskapatisches Action-Monster, das seinesgleichen
sucht! Die zwei Stunden vergehen wie im Flug, und man wird mit teilweise
so großen und surrealen Bildern bombardiert, dass man es kaum verarbeiten
kann, geschweige denn in Ruhe zu genießen.
Asia-Muffel werden sich auch mit diesem Film schwer tun, der Rest kann
bedenkenlos zugreifen, denn einen "Action-Arthouse-Film" wird
es so schnell in dieser Form wohl nicht mehr geben... wer "Hero"
mochte, wird dieser Sci-Fi-Version vielleicht auch einiges abgewinnen
können.
(Das Einzige, was ich dem Film übelnehme ist ein
eher tumber "Cameo" von Leon und Mathilda - aber der Wille
zählt - und wenn schon zitieren, dann nur von den Besten!)
Karsten
Schreurs
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