Rigor Mortis
Daten
Originaltitel:
Rigor Mortis
Herstellungsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 2003
FSK

ab 18 Jahre

Regie: Timo Rose
Darsteller: Dan van Husen, Ben Teewag, Anja Gebel, Andreas Pape ...

Timo Rose betritt in diesem Gangster-Film ein interessantes Terrain, trotzdem bleibt wieder alles beim Alten…
Alles dreht sich um den klassischen McGuffin - in diesem Fall handelt es sich um eine abhanden gekommene CD, auf der sich ein Internet-Virus befindet. Mit beträchtlichem Kollateral-Schaden begeben sich skrupellose Gangster auf die Jagd nach der verschwundenen CD und schrecken dabei vor keiner Wiederwärtigkeit zurück.

Eine subtile Inszenierung war noch nie Roses Stärke, was sich allerdings in diesem Fall wieder sehr unangenehm bemerkbar macht, denn die Darsteller sind zum Teil wirklich klasse! Insbesondere der Darsteller des „Richy“ agiert zuweilen mit Profi-Niveau und schafft es fast, eine Gänsehaut zum Finale zu provozieren. „Fast“ … wenn die Regie ihm nicht ständig in die Quere käme. Denn Rose hat riesige Angst vor langen Einstellungen und will den Zuschauer auf keinen Fall mit ruhigen Momenten langweilen. Das Resultat sind affektierte Schnitt-Kapriolen wie bei einem Michael Bay auf Speed - Flashbacks, Parallelmontagen, Zeitraffer, Zeitlupen und kaum eine Einstellung, die mal länger als 15 Sekunden dauert, mutieren zu einer oftmals unmotivierten Effekt-Augenwischerei und lassen den Darstellern kaum Raum, um Akzente zu setzen. Hinzu kommt eine penetrante Musik-Untermalung, die oftmals eher störend als unterstützend wirkt und gerade in den gefühlvolleren Szenen jegliche aufkeimende Emotionen begräbt.
Schade ist ebenfalls, dass sich Rose mehr für die Gangster und deren Brutalitäten interessiert, anstatt dem Bruderpaar etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Dass die beiden trotz aller Umstände doch noch genügend Sympathien erzeugen können ist alleine der versierten Darstellung zu verdanken, da wäre auch das billige und bequeme Mitleid-Heischen durch das Besetzen eines behinderten Charakters im Grunde völlig unnötig gewesen. Die Gangster-Rollen fallen dagegen ab: zuviel Overacting und grimmiges Klischee-Gepose karikieren die Figuren und wirken daher selbst bei den ungeheuerlichsten Gewalttaten wenig bedrohlich.

Ansonsten Business as usual - die Effekte sind wahrlich beeindruckend ekelerregend, und der Gorehound dürfte an den Folter-Szenen seine wahre Freude haben, dann entwickelt auch Rose inszenatorisches Geschick, wenn er öfter mal abblendet und die Sounduntermalung für sich sprechen lässt. Darüber hinaus bietet der Film keine großen Überraschungen. Die Provokationen werden weidlich ausgeschlachtet, was sogar in einem Booklet mit abgedruckten Schreiben der Staatsanwaltschaft bezüglich einer Anzeige wegen Gewaltdarstellung mündet - der Timo-Rose-Fan kann also wieder mal getrost blindlings zuschlagen, dem Rest empfehle ich ein vorsichtiges Probegucken…

Karsten Schreurs

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