Timo
Rose betritt in diesem Gangster-Film ein interessantes Terrain, trotzdem
bleibt wieder alles beim Alten
Alles dreht sich um den klassischen McGuffin - in diesem Fall handelt
es sich um eine abhanden gekommene CD, auf der sich ein Internet-Virus
befindet. Mit beträchtlichem Kollateral-Schaden begeben sich skrupellose
Gangster auf die Jagd nach der verschwundenen CD und schrecken dabei vor
keiner Wiederwärtigkeit zurück.
Eine
subtile Inszenierung war noch nie Roses Stärke, was sich allerdings
in diesem Fall wieder sehr unangenehm bemerkbar macht, denn die Darsteller
sind zum Teil wirklich klasse! Insbesondere der Darsteller des Richy
agiert zuweilen mit Profi-Niveau und schafft es fast, eine Gänsehaut
zum Finale zu provozieren. Fast
wenn die Regie ihm nicht
ständig in die Quere käme. Denn Rose hat riesige Angst vor langen
Einstellungen und will den Zuschauer auf keinen Fall mit ruhigen Momenten
langweilen. Das Resultat sind affektierte Schnitt-Kapriolen wie bei einem
Michael Bay auf Speed - Flashbacks, Parallelmontagen, Zeitraffer, Zeitlupen
und kaum eine Einstellung, die mal länger als 15 Sekunden dauert,
mutieren zu einer oftmals unmotivierten Effekt-Augenwischerei und lassen
den Darstellern kaum Raum, um Akzente zu setzen. Hinzu kommt eine penetrante
Musik-Untermalung, die oftmals eher störend als unterstützend
wirkt und gerade in den gefühlvolleren Szenen jegliche aufkeimende
Emotionen begräbt.
Schade ist ebenfalls, dass sich Rose mehr für die Gangster und deren
Brutalitäten interessiert, anstatt dem Bruderpaar etwas mehr Aufmerksamkeit
zu widmen. Dass die beiden trotz aller Umstände doch noch genügend
Sympathien erzeugen können ist alleine der versierten Darstellung
zu verdanken, da wäre auch das billige und bequeme Mitleid-Heischen
durch das Besetzen eines behinderten Charakters im Grunde völlig
unnötig gewesen. Die Gangster-Rollen fallen dagegen ab: zuviel Overacting
und grimmiges Klischee-Gepose karikieren die Figuren und wirken daher
selbst bei den ungeheuerlichsten Gewalttaten wenig bedrohlich.
Ansonsten
Business as usual - die Effekte sind wahrlich beeindruckend ekelerregend,
und der Gorehound dürfte an den Folter-Szenen seine wahre Freude
haben, dann entwickelt auch Rose inszenatorisches Geschick, wenn er öfter
mal abblendet und die Sounduntermalung für sich sprechen lässt.
Darüber hinaus bietet der Film keine großen Überraschungen.
Die Provokationen werden weidlich ausgeschlachtet, was sogar in einem
Booklet mit abgedruckten Schreiben der Staatsanwaltschaft bezüglich
einer Anzeige wegen Gewaltdarstellung mündet - der Timo-Rose-Fan
kann also wieder mal getrost blindlings zuschlagen, dem Rest empfehle
ich ein vorsichtiges Probegucken
Karsten
Schreurs
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