Infernal Affairs 2
Daten
Originaltitel:
Miu Gaan Diy II
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 2003
FSK

ab 18 Jahre

Regie: Alan Mak, Andrew Lau Wai-Keung
Darsteller: Edison Chen, Shawn Yu Man-Lok, Eric Tsang, Anthony Wong Chau-Sang
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Dass Prequels nicht so dämlich wie die von STAR WARS sein müssen, beweist uns die Filmschmiede Media Asia, die vor Infernal Affairs zwar für hohe Budgets sorgte, aber selten exzellente Filmkunst lieferte. Das ist jetzt anders. IA 2 ist ein überzeugender Film, der dermaßen zügig erzählt wird, dass er so gut wie nie zu Ruhe kommt. Im vergleich mit dem ersten Teil werden hier drei Filme auf einmal erzählt, so dicht mutet die Handlung an. Hinzu kommt, dass es dieses Mal nicht nur um die vier bekannten Personen aus dem ersten Teil geht, sondern einige Brüder, Freundinnen, Gangsterbosse und Familienmitglieder ebenfalls betrachtet werden. Das Ganze gerät dann auch so komplex, wie es sich hier andeutet. Filmisch gesehen gibt es wieder sehr schöne Einstellungen, allerdings ist nicht alles so hochwertig, wie man es aus dem ersten Teil kennt. War wahrscheinlich keine Absicht, stilistisch gesehen finde ich jedenfalls, dass es passt. Man fühlt sich tatsächlich zehn Jahre in die Vergangenheit versetzt. Vermutlich kam diese nachlässige Qualität wahrscheinlich eher daher, dass man an vedammt vielen Sets gedreht hat. Es gibt immer wieder Phasen, in denen Szenen nur sehr kurz angedeutet werden, und dann ist man schon wieder woanders. Dieser ganze Mix aus vielen Personen und vielen Handlungssträngen kreiert dann auch eine völlig andere Art von Film. Zuschauer, die sich einen billigen Aufguss des ersten Teils gewünscht haben, werden also enttäuscht sein.

Unterm Strich ist es wieder ein toller Film geworden, den man sich am besten zweimal ansieht, um alle Zusammenhänge zu 100% durchblicken zu können, denn jeder hat mit jedem irgendwas zu schaffen. Da merkt man, dass Hongkong nur eine Stadt ist. Jeder kennt scheinbar jeden.

Auf der Schauspielerseite liefern Eric Tsang und Anthony Wong wieder das, was man von ihnen gewohnt ist: überzeugende Arbeit mit klaren Vorteilen für Wong, der einfach einer der besten chinesischen Schauspieler überhaupt ist. Nachwuchsdarsteller Shawn Yue und Edison Cheng, die jüngeren Alter Egos von Tony Leung und Andy Lau aus Teil 1, schlagen sich achtbar. Ich weiß nicht, ob es schlicht an der Rolle liegt, aber am Ende steht Shawn Yue wesentlich besser da als Edison Chen. Beachtlich ist hierbei, dass beide die Ausstrahlung der Rollen, die vor allem die älteren Schauspieler geprägt haben, auf den i-Punkt genauso darbieten können. Auf der Frauenseite sticht gerade mal so Carina Lau hervor, die als Freundin des von Eric Tsang gespielten Charakters, eine wenigstens halbwegs selbstständige Frau darstellt. Wurde ja auch Zeit, nachdem in IA 1 Frauen nur Anhängsel waren.

Etwas mehr zur Story. Obertriade Kwun wird 1991 erschossen, und kurz darauf beginnt schon das Ränkespiel um die entstandene (Macht-)Lücke. Hier gibt es einige großartige Szenen, wenn sich z.B. die Bosse der einzelnen Stadtteile zum Essen treffen und nebenbei die Revolution planen. Am Ende gewinnt erstmal ein anderer das verbale Gefecht, nämlich Kwans Sohn Hau (super gespielt von Francis Ng, der fast nichts tut, damit aber verdammt überzeugend rüberkommt). Es kommt heraus, dass Sam (Eric Tsang) enge Verbindungen zu Inspektor Wong (Anthony Wong) hat. Zu dieser Zeit ist er aber nur ein Handlanger und nicht der Boss aus Teil 1.
Das hier sind nur einige Fäden die verdammt verwickelt sind und weitergesponnen werden.

Abschliessend will ich nur nochmal deutlich machen: Infernal Affairs war und ist einer der besten Crime Thriller der letzten Zeit, und Infernal Affairs 2 ist absolut ein weiteres Highlight. Ich möchte diese Filme jetzt nicht direkt mit der GODFATHER-Reihe vergleichen, aber sicher ist, wir hatten seit längerer Zeit nicht mehr so gute Gangsterfilme.

Sascha Thau

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