Na
hoppla, was ist das denn? Seit "Der blutige Pfad Gottes" dürfte
kaum ein Film so offensichtlich als Geheimtipp in der Videothek gehandelt
werden wie Wimmers Mix aus "Gattaca" und "Matrix"!
Nach dem üblichen atomaren Weltkrieg (*gähn*) sind Gefühle
verboten. Getreu dem Motto "Opium für's Volk" werden den Menschen
durch eine Droge ihre Gefühle betäubt, um nicht abermals Kriege
o.ä. zu riskieren. Jeder Verstoß gegen die geraubte Sinnlichkeit
wird mit nicht weniger als dem Tod bestraft. Dabei leisten die "Kleriker",
eine Art Sci-Fi-Gestapo, durch eine hocheffiziente Kampf-Technik brutalste
Arbeit in der Aufklärung von "Sinnlichkeits-Verstößen".
Der Beste unter den Klerikern, gespielt von Christian Bale, muss eines Tages
auf seine tägliche Dosis verzichten, beginnt zu fühlen - und
zu rebellieren.
Die Grundidee ist an sich reizvoll und wurde auch sehr ansprechend umgesetzt.
Für eine Direct-to-Video-Veröffentlichung ist der Film ungewöhnlich
oppulent und stilsicher ausgestattet. Allerdings verlässt sich Wimmer
nicht ausschließlich auf seine Geschichte, was sich als gute Entscheidung
herausstellt: da eigentlich nie die Tiefe eines "Gattaca" in
diesem Film erreicht wird, punktet die Regie mit ungewöhnlichen Action-Sequenzen,
die ihren Ursprung zu 100% aus "Matrix" beziehen, aber originell
verpackt wurden. Die Reduktion einer Kampf-Philosophie auf geometrische
Grundsätze bietet eine hervorragende Basis für einfallsreiche
Shoot-Outs und grimmiges Gepose. Wimmer verzichtet dabei auf digitale
Trickes und inszeniert die Kämpfe ausschließlich mit Kamera,
Schnitt, Geschwindigkeit und Beleuchtung und lässt seine Darsteller
auf der Erde. Durch den Verzicht jeglicher CGI-Kapriolen behält der
Film eine gewisse "Ehrlichkeit", die dem Matrix-Nachfolger gut
gestanden hätte - "Equilibrium" ist da der eindeutig bessere
"Reloaded". Auch wenn die Action nicht immer 100% zu überzeugen
mag - so sind einige Kämpfe zu ausgedehnt und wirken dadurch schnell
albern, ebenso der plötzliche und völlig unpassende Einsatz
von John-Woo-Elementen wie Zeitlupe und ochestraler Musik während eines
Fights - bleibt "Equilibrium" ein spannender, schön fotografierter
kleiner Fetzer, der mehr Spaß macht als so manche Action-Großproduktion
der letzten Monate...
Karsten
Schreurs
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