Die
CMV-DVD ist eigentlich das filmische Denkmal Philipp Schiemanns, denn
in den größeren Produktionen wie Cleaner, Rost
oder Strange Ways spielt Schiemann jeweils die Hauptrolle,
hinzu kommen seine eigenen Kurz-Filmproduktionen, und fast jeder Filmschnipsel
ist mit einem Audio-Kommentar von Schiemann unterlegt. Man bekommt also
eine ganze Menge zu Sehen und zu Hören für sein Geld und ist
eine Weile mit der DVD beschäftigt.
Der titelgebende Cleaner arbeitet als - wie er sich selbst bezeichnet
- Müllmann für einen Rüstungskonzern. Er entsorgt
fehlgeleitete menschliche Versuchkaninchen. Der Saubermann Helios ist
einer der Besten in diesem Job, demoniert sich jedoch selbst unaufhaltsam
durch seinen Hang zu Drogen und Exzentrik.
Sci-Fi-Killer-Ambiente im Düsseldorfer Drogen-Milieu, und dann auch
noch bierernst gemeint - da hätte in Klaturas Langfilm-Debüt
einiges schief gehen können. Dass der Film trotz kurioser Thematik
kaum ins Straucheln kommt, liegt an Klaturas überlegter Inszenierung
und der schlichten Präsenz von Cleaner Schiemann. Er spielt unter
ständiger Anspannung und verbreitet ein permanentes Gefühl der
Bedrohung. Dabei geht Schiemann weit über Hemmschwellen hinaus und
schreckt auch vor expliziten Nacktszenen nicht zurück - soviel Einsatz
muss natürlich belohnt werden, und ich behaupte daher mal ruhigen
Gewissens, dass Schiemann als einer der wenigen Darsteller im Amateur-Bereich
mit Talent und Willen gesegnet ist. Dieser Eindruck festigt sich beim
Anhören der Audio-Kommentare, in den sich Schiemann als intelligenter
und extrem versierter Erzähler outet - ein krasser Gegensatz zum
Charakter Helios.
Klatura hat den Film stilsicher inszeniert und verfällt wohtuend
selten in die Kamera-Effekt-Kindereien, die anscheind jeder Drogenfilm
auffahren muss. Die Kamera-Arbeit ist etwas fahrig, da hätte ich
mir öfter mal ein Stativ gewünscht, ist aber nicht allzu störend.
Beim Licht hat man sich große Mühe gegeben, und der Schnitt
ist ebenfalls gut getimet, auch wenn einigen Dialogszenen eine Straffung
gut getan hätte. Action-, Erotik- und Gore-Szenen sind nur marginal
vorhanden, da sollte man nicht zuviel erwarten, aber diese Szenen sind
versiert ins Bild gesetzt und verkommen nicht zum Selbstzweck. Der Film
will ganz offensichtlich mehr sein als die x-te Version eines typischen
blutigen Gangster-Killer-Movies. Löblicher Versuch, der auch zum
größten Teil geglückt ist! Für Freunde kauziger Amateur-Produktionen
sehr empfehlenswert!
Das eigentliche Highlight der DVD bilden aber in meinen Augen Schiemanns
selbstgedrehte Trash-Filmchen, die oftmals mit punkiger Attitüde
regelrecht hingerotzt wurden, aber mehr Fun bieten als so manche großspurige
Möchtegern-Komödie. Es wird auf Rheuma-Tuben und Schoko-Osterhasen
geballert, Schaufenster-Puppen zertrümmert, die Ledersau
gegeben - in Verbindung mit Schiemanns Audiokommentaren fast nochmal so
amüsant!
Die restlichen größeren Produktionen sind ebenfalls ansehnlich:
in Rost prügeln sich VanDamme- und Matrix-Fans durch
deutsche Industrie-Anlagen, und Strange Ways kommt als Die
Hard-Verschnitt ebenfalls recht ansehnlich daher. Kurzum: mit der
DVD ist der Amateur-Film-Liebhaber gut beraten!
Karsten
Schreurs
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