Cleaner
Daten
Originaltitel:
Cleaner
Herstellungsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 1995
FSK

ab 18 Jahre

Regie: Fabian Klatura
Darsteller: Philipp Schiemann, Chris Forster, H.P. Tillmann, Frank Appenroth
...

Die CMV-DVD ist eigentlich das filmische Denkmal Philipp Schiemanns, denn in den größeren Produktionen wie „Cleaner“, „Rost“ oder „Strange Ways“ spielt Schiemann jeweils die Hauptrolle, hinzu kommen seine eigenen Kurz-Filmproduktionen, und fast jeder Filmschnipsel ist mit einem Audio-Kommentar von Schiemann unterlegt. Man bekommt also eine ganze Menge zu Sehen und zu Hören für sein Geld und ist eine Weile mit der DVD beschäftigt.
Der titelgebende Cleaner arbeitet als - wie er sich selbst bezeichnet - „Müllmann“ für einen Rüstungskonzern. Er „entsorgt“ fehlgeleitete menschliche Versuchkaninchen. Der Saubermann Helios ist einer der Besten in diesem Job, demoniert sich jedoch selbst unaufhaltsam durch seinen Hang zu Drogen und Exzentrik.

Sci-Fi-Killer-Ambiente im Düsseldorfer Drogen-Milieu, und dann auch noch bierernst gemeint - da hätte in Klaturas Langfilm-Debüt einiges schief gehen können. Dass der Film trotz kurioser Thematik kaum ins Straucheln kommt, liegt an Klaturas überlegter Inszenierung und der schlichten Präsenz von Cleaner Schiemann. Er spielt unter ständiger Anspannung und verbreitet ein permanentes Gefühl der Bedrohung. Dabei geht Schiemann weit über Hemmschwellen hinaus und schreckt auch vor expliziten Nacktszenen nicht zurück - soviel Einsatz muss natürlich belohnt werden, und ich behaupte daher mal ruhigen Gewissens, dass Schiemann als einer der wenigen Darsteller im Amateur-Bereich mit Talent und Willen gesegnet ist. Dieser Eindruck festigt sich beim Anhören der Audio-Kommentare, in den sich Schiemann als intelligenter und extrem versierter Erzähler outet - ein krasser Gegensatz zum Charakter Helios.

Klatura hat den Film stilsicher inszeniert und verfällt wohtuend selten in die Kamera-Effekt-Kindereien, die anscheind jeder Drogenfilm auffahren muss. Die Kamera-Arbeit ist etwas fahrig, da hätte ich mir öfter mal ein Stativ gewünscht, ist aber nicht allzu störend. Beim Licht hat man sich große Mühe gegeben, und der Schnitt ist ebenfalls gut getimet, auch wenn einigen Dialogszenen eine Straffung gut getan hätte. Action-, Erotik- und Gore-Szenen sind nur marginal vorhanden, da sollte man nicht zuviel erwarten, aber diese Szenen sind versiert ins Bild gesetzt und verkommen nicht zum Selbstzweck. Der Film will ganz offensichtlich mehr sein als die x-te Version eines typischen blutigen Gangster-Killer-Movies. Löblicher Versuch, der auch zum größten Teil geglückt ist! Für Freunde kauziger Amateur-Produktionen sehr empfehlenswert!
Das eigentliche Highlight der DVD bilden aber in meinen Augen Schiemanns selbstgedrehte Trash-Filmchen, die oftmals mit punkiger Attitüde regelrecht hingerotzt wurden, aber mehr Fun bieten als so manche großspurige Möchtegern-Komödie. Es wird auf Rheuma-Tuben und Schoko-Osterhasen geballert, Schaufenster-Puppen zertrümmert, die „Ledersau“ gegeben - in Verbindung mit Schiemanns Audiokommentaren fast nochmal so amüsant!
Die restlichen größeren Produktionen sind ebenfalls ansehnlich: in „Rost“ prügeln sich VanDamme- und Matrix-Fans durch deutsche Industrie-Anlagen, und „Strange Ways“ kommt als „Die Hard“-Verschnitt ebenfalls recht ansehnlich daher. Kurzum: mit der DVD ist der Amateur-Film-Liebhaber gut beraten!

Karsten Schreurs

zurück