Mark
Brandon 'Chopper' Read - ist einer der bekanntesten australischen Strafgefangenen,
der immer wieder mit spektakulären Aktionen die Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit und dadurch auch der Medien auf sich zog. So lädt
schon sein Spitzname zu freimütigen Interprationen ein, die einerseits
auf eine seiner beliebten Folter-Praktiken, dem Zehenabschneiden, basieren
oder auch auf den Umstand zurückzuführen sein könnte, dass
er sich von einem Mithäftling die Ohren abschneiden ließ, um
in einen anderen Knast versetzt zu werden.
Der Film ist eine freimütige Interpretation des Lebens von Chopper.
So wird schon im Vorspann drauf Wert gelegt, dass dies keine Biographie
sei. Trotzdem ist "Chopper" in seinem Realismus ein extrem beklemmender
Film geworden, der sein Potential gänzlich aus der Darstellung von
Eric Bana bezieht. Wem - wie mir - der australische Schauspieler lediglich
als "Hulk" näher bekannt ist, der dürfte nach "Chopper"
große Augen machen: der Junge ist ein regelrechtes Schauspiel-Monster!
Es
braucht schon einiges an Präsenz und Können, um mit einer Allerwertsoptik
die Christopher Walkens und William Dafoes dieser Welt die Show zu stehlen.
"Chopper" funktioniert da als Bana-Vehikel perfekt - eine der
besten Performances, die ich seit langem gesehen habe...großes Schauspiel!
Bana gibt den Psychopathen als wandelndes Minenfeld. Schizophren. Cholerisch.
Krankhaft eifersüchtig. Unberechenbar. Gewaltätig. Und trotzdem
gibt es Momente, in denen man so etwas wie Mitgefühl entwickelt,
wenn durchschimmert, dass Chopper eigentlich das Opfer seiner Launen ist.
Die Regie ist in der ersten Hälfte, die im Gefängnis spielt,
sehr konzentriert und scheut sich nicht vor eindringlichen Gewalt-Darstellungen.
Wenn Chopper von seinem Mithäftling Jimmy Loughnan quälend lange
mit einem Messer attackiert wird, dann ist es nicht in erster Linie ein
Mordversuch - Jimmy sticht im wahrsten Sinne des Wortes in ein Wespennest,
für das sich Chopper nach seiner Entlassung bitter rächen wird...
Die Inszenierung wird ausserhalb des Knast-Szenarios etwas fahrig, da
sieht sich Regisseur Andrew Dominik auch mal genötigt, ein paar Regie-Mätzchen
einzubauen, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Aber die verspielten
Zeitraffer-Aufnahmen und der erzählerische Aussreisser beim Reim-Finale
fallen nicht wirklich störend auf, im Gegenteil, auch wenn man die
Dichte und Konsequenz der ersten Hälfte vermisst.
Auf jeden Fall großes Kino mit einem - man kann es nicht oft genug
sagen - unglaublichen Eric Bana! Wer sich für Schauspiel-Kino begeistern
kann, ist mit "Chopper" sehr gut bedient!
Karsten
Schreurs
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