Chopper
Daten
Originaltitel:
Chopper
Herstellungsland: Australien
Erscheinungsjahr: 2000
FSK

ab 16 Jahre

Regie: Andrew Dominik
Darsteller: Eric Bana, Simon Lyndon, David Field, Dan Wyllie
...

Mark Brandon 'Chopper' Read - ist einer der bekanntesten australischen Strafgefangenen, der immer wieder mit spektakulären Aktionen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und dadurch auch der Medien auf sich zog. So lädt schon sein Spitzname zu freimütigen Interprationen ein, die einerseits auf eine seiner beliebten Folter-Praktiken, dem Zehenabschneiden, basieren oder auch auf den Umstand zurückzuführen sein könnte, dass er sich von einem Mithäftling die Ohren abschneiden ließ, um in einen anderen Knast versetzt zu werden.
Der Film ist eine freimütige Interpretation des Lebens von Chopper. So wird schon im Vorspann drauf Wert gelegt, dass dies keine Biographie sei. Trotzdem ist "Chopper" in seinem Realismus ein extrem beklemmender Film geworden, der sein Potential gänzlich aus der Darstellung von Eric Bana bezieht. Wem - wie mir - der australische Schauspieler lediglich als "Hulk" näher bekannt ist, der dürfte nach "Chopper" große Augen machen: der Junge ist ein regelrechtes Schauspiel-Monster!

Es braucht schon einiges an Präsenz und Können, um mit einer Allerwertsoptik die Christopher Walkens und William Dafoes dieser Welt die Show zu stehlen. "Chopper" funktioniert da als Bana-Vehikel perfekt - eine der besten Performances, die ich seit langem gesehen habe...großes Schauspiel! Bana gibt den Psychopathen als wandelndes Minenfeld. Schizophren. Cholerisch. Krankhaft eifersüchtig. Unberechenbar. Gewaltätig. Und trotzdem gibt es Momente, in denen man so etwas wie Mitgefühl entwickelt, wenn durchschimmert, dass Chopper eigentlich das Opfer seiner Launen ist.

Die Regie ist in der ersten Hälfte, die im Gefängnis spielt, sehr konzentriert und scheut sich nicht vor eindringlichen Gewalt-Darstellungen. Wenn Chopper von seinem Mithäftling Jimmy Loughnan quälend lange mit einem Messer attackiert wird, dann ist es nicht in erster Linie ein Mordversuch - Jimmy sticht im wahrsten Sinne des Wortes in ein Wespennest, für das sich Chopper nach seiner Entlassung bitter rächen wird...
Die Inszenierung wird ausserhalb des Knast-Szenarios etwas fahrig, da sieht sich Regisseur Andrew Dominik auch mal genötigt, ein paar Regie-Mätzchen einzubauen, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Aber die verspielten Zeitraffer-Aufnahmen und der erzählerische Aussreisser beim Reim-Finale fallen nicht wirklich störend auf, im Gegenteil, auch wenn man die Dichte und Konsequenz der ersten Hälfte vermisst.
Auf jeden Fall großes Kino mit einem - man kann es nicht oft genug sagen - unglaublichen Eric Bana! Wer sich für Schauspiel-Kino begeistern kann, ist mit "Chopper" sehr gut bedient!

Karsten Schreurs

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