Bad Guy
Daten
Originaltitel:
Nabbeun namja
Herstellungsland: Südkorea
Erscheinungsjahr: 2001
FSK

ab 18 Jahre

Regie: Kim Ki-duk
Darsteller: Jo Jae-hyeon, Seo Won, Choi Duek-mun, Kim Yun-tae
...

Am Ende der Straße gibt es hier eine kleine Videothek. Die ist ziemlich Mainstream, will sagen, man findet da kaum etwas anderes als das, was man in gewöhnlichen Videotheken so findet. Da bin ich vor gut drei Wochen fast jeden Tag hin und hab geguckt und geguckt, aber im Endeffekt war da wirklich nichts von Interesse zu finden. Aber es geht ja auch anders, also habe ich mir eine Reihe von asiatischen Streifen besorgt, um mal wieder richtig gute Filme sehen zu können. Okay, nicht alles ist natürlich der Überhammer, aber bisher hatte ich ein glückliches Händchen. Heute war nun BAD GUY von Kim Ki-duk dran.

Nun, Meister Kim hat so seinen ganz eigenen Stil, Filme zu machen. Ich glaube, er weiß noch nicht mal, wie man "politisch korrekt" buchstabiert, geschweige denn, was es bedeutet. Das hat zur Folge, dass zwischen einem seiner Filme und einem aus Hollyood eine Entfernung entsteht, die einige Lichtjahre bemisst. Das hat weiterhin zur Folge, dass seine Filme wie besonders brutale Autounfälle wirken. Unfälle, bei denen Leichenteile auf der Fahrbahn rumliegen und die eingequetschten Personen noch irgendwie am Leben sind, aber nur so viel, dass sie noch gequält schreien können. Wir, die Zuschauer, sind die Gaffer, die das alles abscheulich finden, aber auch den Blick nicht abwenden können. Zudem hat Kim Ki-duk eine Vorliebe für dysfunktionale Beziehungen. Seine weiblichen Charaktere werden mit allem möglichen Dreck konfrontiert, durch den sie sich im Anschluß hindurch quälen müssen. Das wäre noch ertragbar, wenn damit nicht immer wieder ekelerregende Männerphantasien kombiniert würden (Frauen, die vergewaltigt werden und nach dem dritten Mal dann auch noch Gefallen daran finden und solche Späße...), das bringt einen schon zum Würgen.

In BAD GUY fängt alles recht harmlos an. Han-gui, überzeugend gespielt von Jo Jae-hyeon, muß er doch die meiste Zeit seinen Charakter ohne Worte darstellen, ist in der City, schlendert umher und isst eine Wurst. Sein Blick fällt auf ein nett aussehendes College Girl. Wie gebannt kann er seine Augen kaum mehr von ihr abwenden. Sein Verlangen ist so groß, dass selbst, obwohl ihr Freund daneben steht, unser BAD GUY sich dazu genötigt fühlt, sie zu einem Kuss zu zwingen. Die Szene eskaliert, als das nette Mädchen ihn anschreit und zu einer Entschuldigung auffordert. Drei zufällig anwesende Soldaten vertrimmen Han-gui und servieren ihn auf dem Silbertablett. Er entschuldigt sich nicht, weshalb sie ihn beschimpft, ihm ins Gesicht spuckt und ohrfeigt. Seine Rache folgt auf den Fuß, und in der folgenden Spielzeit wird man von dem Film richtiggehend eingekeilt, genau wie das Unfallopfer, welches man gerade beobachtet. Es passiert auch Schönes, aber das vor dem Hintergrund unglaublich böser Taten, so dass man ständig in dem Konflikt mit sich selbst steht. Man kann viele Sachen nicht als nette Geste hinnehmen, denn diese kaputte Situation, die diese Geste erst nett macht, wurde ja gerade von den Menschen herauf beschworen, die sich auf einmal für einen kurzen Moment menschlich benehmen.

Ein verstörender Film, der einen wirklich nachdenklich macht. Ist das jetzt eine eindringliche Milieustudie, und solche Schicksale gibt es wirklich, worauf der Regisseur aufmerksam machen will, oder hat hier einfach jemand eine fehlgesteuerte Fantasie, ist es das alte Lied der Klassenunterschiede? Schwer zu sagen. Ziemlich leicht zu sagen ist jedenfalls die Tatsache, dass ich später nicht das Gefühl hatte, meine Zeit vergeudet zu haben, wie bei vielem anderen Mist im TV oder Kino, der absolut nichts Neues zu bieten hat. Fazit: BAD GUY ist eine intensive Geschichte. Was man daraus gewinnt, Ekel, Einsicht, Unverständnis oder ganz was anderes, bleibt dem Einzelnen überlassen.

Sascha Thau

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