Berlin,
April 1945. Ein Volk wartet auf seinen Untergang. In den Straßen
der Hauptstadt tobt der Häuserkampf. Hitler (BRUNO GANZ) hat
sich mit einigen Generälen und engsten Vertrauten im Führerbunker
der Reichskanzlei verschanzt. Zu ihnen gehören auch Traudl
Junge (ALEXANDRA MARIA LARA), seine Privatsekretärin, die ihn
nicht im Stich lassen will.
Während draußen die Lage immer mehr eskaliert, die Rote
Armee weiter vorrückt und sich in den von Explosionen erschütterten
Vierteln verzweifelte Szenen abspielen, erlebt Hitler den Untergang
des Dritten Reiches hinter Bunkermauern. Obwohl Berlin nicht mehr
zu halten ist, weigert sich der Führer, die Stadt zu verlassen.
Er will, wie Architekt Speer (HEINO FERCH) es ausdrückt, "auf
der Bühne stehen, wenn der Vorhang fällt". Doch Hitler
steht nicht auf der Bühne. Während sich die Wucht des
verloren gegangenen Krieges mit aller Härte über seinem
Volk entlädt, inszeniert der Führer im Bunker seinen Abgang.
Noch Stunden vor dem gemeinsamen Selbstmord heiratet er Eva Braun
(JULIANE KÖHLER). Statt des Endsiegs kommt das Ende, aber auch
das ist vorbereitet bis ins letzte Detail. Nachdem er und Eva Braun
sich das Leben genommen haben, werden ihre Leichen im Hof der Reichskanzlei
verbrannt, damit sie nicht dem Feind in die Hände fallen. Viele
seiner Getreuen wählen ebenfalls den Freitod. Goebbels und
die verbleibenden Generäle weigern sich auch weiterhin, die
von den Russen geforderte bedingungslose Kapitulation anzunehmen.
Als die Lage immer aussichtsloser wird, tötet Magda Goebbels
ihre sechs Kinder im Bunker mit Gift, bevor auch das Ehepaar Goebbels
Selbstmord begeht. Kurz darauf gelingt Traudl Junge und einigen
anderen in allerletzter Sekunde die Flucht durch den russischen
Besatzungsring...
DER
UNTERGANG schildert auf fesselnde Weise die Schlussphase des 2.
Weltkrieges aus der Sicht des gleichnamigen Bestsellers von Prof.
Dr. Joachim Fest und der von Melissa Müller veröffentlichten
Aufzeichnungen von Hitlers Sekretärin Traudl Junge.
Ein
intensives Drama mit exzellenten deutschen Charakterdarstellern:
Bruno Ganz ("Luther", "Faust", "Der Himmel
über Berlin"), Alexandra Maria Lara ("Nackt",
"Napoléon"), Corinna Harfouch ("Bibi Blocksberg",
"Das Versprechen"), Ulrich Noethen ("Das Sams",
"Comedian Harmonists"), Juliane Köhler ("Nirgendwo
in Afrika", "Aimee und Jaguar"), Heino Ferch ("Der
Tunnel", "Comedian Harmonists"), Christian Berkel
("Das Experiment", "Rossini"), Matthias Habich
("Nirgendwo in Afrika", "Jenseits der Stille"),
Thomas Kretschmann ("Resident Evil: Apocalypse", "Der
Pianist", "Stalingrad"), Michael Mendl ("Der
Stellvertreter", "Schlafes Bruder"), Birgit Minichmayr
("Liegen lernen"), Ulrich Matthes ("Aimee und Jaguar",
"Winterschläfer").
DER
UNTERGANG hat Deutschland im Rennen um eine Oscar-Nominierung in
der Kategorie Bester nichtenglischsprachiger Film vertreten und
wurde bisher von über 4,5 Millionen deutschen Kinozuschauern
gesehen.
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Hauptfilm
Über diesen Film, einen der in Deutschland und anderswo am
meisten diskutierten Kinowerke des Jahres 2004, sind schon so viele
Kritiken und Bewertungen abgegeben worden, daß sich diese
Rezension auf einige wenige Punkte beschränkt.
Die
glaubwürdige Darstellung des den Verlauf des 20. Jahrhunderts
wohl am stärksten beeinflussenden Protagonisten gelingt Bruno
Ganz auf einem bis dahin in Film oder anderen Medien noch nie erreichten
Niveau. Der Spagat zwischen historisch belegten Tatsachen und Freiheit
der Regie wirkt zu keiner Zeit bemüht oder konstruiert, sondern
im Gegenteil bemerkenswert flüssig und konsequent. Bruno Ganz
ist Adolf Hitler.
Die Verkörperung einer geschichtlichen Person, dessen Existenz
durch zeitgenössische Bilder sowie Ton- bzw. Filmdokumente
so umfangreich belegt wird, ist also möglich. Wichtiger noch:
überzeugend möglich. Der unwillkürlich durchgeführte
Abgleich zwischen Dokumentation und Spielfilm bleibt konfliktfrei.
Umso
enttäuschender erscheint in diesem Zusammenhang die schauspielerische
Leistung von Ulrich Matthes. Auch im Falle des Propagandaministers
Goebbels kann man Vergleiche zwischen historischer und gespielter
Figur anstellen, allerdings mit weitaus negativeren Schlußfolgerungen
als bei Ganz / Hitler.
Matthes wirkt verkrampft, farblos und seltsam hölzern. Sein
Goebbels scheint nur ein gelangweilter Mitläufer in Parteiuniform
zu sein, dem jene diabolische Attitüde fehlt, die den realen
Chefpropagandisten auf eine so fatale Weise ausgezeichnet hat. Sein
schauspielerisches Ebenbild verbringt seine Zeit hauptsächlich
damit, lust- und emotionslos durch die Flure des Bunkers zu flanieren.
Im
Vergleich dazu hinterläßt Ulrich Noethen als SS-Chef
Himmler trotz seines nur kurzen Auftrittes einen weitaus überzeugenderen
Eindruck. Heino Ferch bleibt bei der Darstellung des Albert Speer
deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Thomas Kretschmann
läßt seinen Hermann Fegelein zu moralisch erscheinen,
was den historischen Tatsachen nicht entspricht. Die Fatalistin
Magda Goebbels findet dagegen in Corinna Harfouch eine unheimliche
und erschreckend reale Doppelgängerin. Ebenfalls lobend hervorzuheben
ist Michael Mendl als General Weidling.
Alexandra
Maria Lara brilliert als Sekretärin Traudl Junge. Ungekünstelt
und sehr überzeugend kann sie sich ohne Abstriche neben dem
ansonsten alle(s) überragenden Bruno Ganz behaupten. Es liegt
auf der Hand, daß die gemeinsamen Szenen dieser beiden Ausnahmeschauspieler
eine besondere Dichte besitzen.
Von den genannten Ausnahmen abgesehen, bietet der gesamte Film eine
Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Der Zuschauer wird gleichsam
in den Bunkeralltag und die Abwehrschlacht in den Straßen
Berlins hineinversetzt.
Extras
Die
vorliegende Premium Edition bietet neben dem Hauptfilm ein großzügig
und aufwendig gestaltetes Bonuspaket.
Die
Menüführung der Extras ist logisch aufgebaut und präzise.
Neben den informativen Reportagen über die Dreharbeiten zum
Film bzw. den Interviews der wichtigsten Protagonisten verdient
hier besonders die Gegenüberstellung der zeitgeschichtlichen
Personen mit ihren Darstellern Erwähnung. Sie gibt dem Zuschauer
die Gelegenheit, sich über die Biographien der Bunkerinsassen
soweit zu informieren, daß es zum optimalen Verständnis
des Films beiträgt.
Das
zu kurze (rund acht Minuten dauernde) Interview mit der Schriftstellerin
Melissa Müller, die zusammen mit Traudl Junge das Buch "Bis
zur letzten Stunde" verfaßt hat, auf dem ein Teil des
Drehbuches beruht, hätte man dagegen entweder weglassen können
oder zweckmäßigerweise durch den gleichnamigen Film von
André Heller ersetzen können, wenngleich das wahrscheinlich
den Rahmen der DVD gesprengt hätte.
Ein
interessantes und geglücktes Experiment ist die virtuelle Begehung
des Bunkers unter der Reichskanzlei, wobei sich der Zuschauer mit
Hilfe von Schlüsselszenen aus dem Hauptfilm die räumliche
Beengtheit der Katakombe vergegenwärtigen kann. Besonders dieses
Special in Verbindung mit der bereits erwähnten Gegenüberstellung
von Schauspielern und ihren Figuren gibt dem geschichtlichen Hintergrund
eine ausgezeichnete atmosphärische Dichte.
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