Splendid
bringt derzeit einen ganzen Sack älterer Jet Li-Filme in so
vielen 1er-, 2er-, 3er- und 4er-Boxen auf den Markt, dass einem
schnell schwindelig werden kann. In dieser Box lassen sich nun vier
Filme aus den Jahren 1993 bis 1996 finden, wobei es auf meinem Rechner
leider nicht möglich war den Film "Iron Tiger" anzusehen,
da sich die DVD leider jedes Mal aufgehängt hat, wenn ich den
Film vom Hauptmenü aus starten wollte.
Zu
den drei anderen Filmen kann ich allerdings sagen, dass sie genau
das bieten, was ich mir von dieser Art Film erhofft hatte: Mehr
oder weniger sinnfreies, aber dafür sehr schön anzuschauendes
und unterhaltsames Kung Fu-Geschwurbel der besseren Art. Dass diese
Filme mit "Crouching Tiger, Hidden Dragon" oder "House
of Flying Daggers" inzwischen nicht mehr mithalten können
ist natürlich klar, dementsprechend sollte man an diese Filme
nicht mit der Hoffnung herangehen, dass man filmisch weggeblasen
wird, sondern sich eher auf einen unterhaltsamen Kung Fu-Abend freuen.
Das ist die richtige Geisteshaltung für die Streifen auf dieser
DVD-Box.
Von
denen wissen "Tai Chi" und "Claws of Steel"
allerdings eher zu gefallen als "Schrift des Todes". Der
schwächste Punkt an "Tai Chi" ist seine Storyline,
die wirklich alles andere als revolutionär ist. Es ist die
Geschichte von zwei ehemaligen Freunden, die gemeinsam Kung Fu lernen,
ehe sich ihre Wege trennen, da einer von ihnen sich aus Machtgier
dem unterdrückerischen Landesherrscher anschließt, während
der andere (natürlich Jet Li) den Rebellen beitritt und für
Frieden, Freiheit und Eierkuchen kämpft. Das ist vom Anfang
bis zum tödlichen Endkampf der beiden ehemaligen Freunde ein
Standardplot, wie man ihn schon unzählige Male gesehen hat
und der mit seiner simplen "Gut gegen Böse" Malerei
nichts wirklich Neues bietet. Muss er allerdings auch nicht, denn
die Story hat hier eine ähnliche Alibifunktion wie in einem
handelsüblichen Pornofilm - sie dient dazu, zumindest irgendeinen
Grund zu liefern, warum sich zwei oder mehr Menschen ganz doll und
ganz heftig lieb haben. Respektive, warum sie sich in diesem Film
ganz doll und ganz heftig nicht lieb haben und versuchen, sich gegenseitig
die Grütze aus dem Leib zu hauen und zu treten.
Das
ist es dann auch, wo "Tai Chi" wirklich überzeugt.
Die Kung-Fu-Szenen machen schon gehörig was her und sehen sehr
fein aus. Da merkt man als Sofakartoffel, dass der Herr Li seine
Kampfkunst um einiges besser beherrscht als man selbst. Die Kampfszenen
sind gut und schnell geschnitten, abwechslungsreich und - auch das
gehört dazu - allesamt ein wenig überzogen. Aber es sieht
halt schon beeindruckend aus, wenn da gesprungen, getreten, geduckt
und geflogen wird was das Zeug hält. Das sind Szenen, in denen
man merkt, dass gut choreographiertes Wire Fu immer noch um ein
vielfaches besser aussieht als CGI-Gekloppe der Marke "Matrix
Revolutions" oder "Spider-Man 2".
In
etwa dieselbe Kritik kann man für "Claws of Steel"
noch mal schreiben, wobei der Grund für die Prügelszenen
hier natürlich ein anderer ist. Meister Wong Fei Hung muss
seine Schüler vor den Versuchungen des nachbarlichen Bordells
bewahren und nebenbei eine Menge verschwundener Mädchen und
den britischen Verwaltungsbeauftragten vor der fiesen Boxertruppe
(wobei mit Boxer hier nicht die Jungs mit Knetschnase und Handschuhen
gemeint sind, die manchmal "Die dümmsten Sportler der
Welt" moderieren, sondern ein mieser Mönchsorden) retten.
Das ist eigentlich auch wieder mehr oder weniger irrelevant, bietet
in diesem Fall aber nicht nur den Anlass für jede Menge Kämpfe,
sondern auch für ein gutes Maß an, zugegebenermaßen
etwas klamaukigerem, Humor. Mich hat die Art des Films ein wenig
an das erinnert, was ich eigentlich von einem Jackie-Chan-Film erwartet
hätte. Humor und Kampf funktionieren aber auf ihre Art, gerne
auch in Kombination miteinander. Ein ziemlich rasanter Kampf auf
einer Hängebrücke bleibt ebenso im Gedächtnis wie
ein Duell, dass Wong Fei Hung komplett im Sitzen bestreitet, der
Kampf eines als Hahn verkleideten Wong Fei Hung gegen die als Tausendfüßer
verkleideten Boxer und das ziemlich dramatische Finale im Drunken
Master-Stil. Auch hier gilt, wie bei Tai Chi, größtes
Lob in Sachen Choreographie und Wirework.
"Schrift
des Todes" fällt gegenüber diesen beiden Filmen dann
auch ziemlich ab. Der Film ist so was wie Hong Kongs Antwort auf
"Indiana Jones", die aber leider ziemlich missglückt.
Der "Action King" sucht die mächtige "Schrift
ohne Worte" und bekämpft dabei peitscheschwingende Damen,
Ninjas, Sumoringer, Monstermutanten und eine Unzahl namenloser japanischer
Soldaten, da Indiana Jones nun mal das Vorrecht darauf hat, den
deutschen Teil der Achsenmächte in Flugzeugpropeller laufen
zu lassen. Anders als in "Claws of Steel" passt der Humor
hier leider nicht, sondern wirkt oft aufdringlich und aufgesetzt.
Zuviel Slapstick, zuviel Holzhammer. Die Kampfszenen sehen zwar
auch hier ziemlich gut aus, aber es sind einfach zu wenige, um den
ganzen Film zu tragen, wie sie es etwa in "Tai Chi" tun.
Hinzu kommt, dass die Effekte samt und sonders missglückt sind.
Das Setdesign ist zwar wirklich gelungen, aber die Computereffekte
wirken recht schwachbrüstig, und die Mutantenmonstermaske am
Ende sieht eher so aus, als wenn man sie in der Troma-Restekiste
gefunden habe. Offenbar ist der Film zudem nicht so, wie ihn der
Regisseur gedacht hat - in der Hong-Kong-Version ist der Film offenbar
eine Geschichte in einer Geschichte, die Rahmengeschichte fehlt
hier allerdings vollkommen.
Trotz
ihrer Schwächen bieten die Filme durchaus gute Unterhaltung
für einen Samstagabend. Die Qualität des DVD-Sets kann
da leider schon nicht mehr mithalten. So prangt zwar auf der Box
stolz der Schriftzug "digitally remastered", aber die
Bildqualität ist trotzdem nicht gerade atemberaubend. Die Farben
sind besonders in "Schrift des Todes" äußerst
blass, es kommt immer wieder zu Unschärfen und Dropouts (schwarze
oder weiße Fehlerpixel). Wenigstens bietet die DVD 5.1-Surround-Sound.
Auch in Sachen Bonusmaterial hat die DVD-Box äußerst
wenig zu bieten, gerade mal ein kaum erwähnenswertes Computerspiel
und ein paar Texttafeln mit einer Jet-Li-Bio- und Filmographie sind
hier zu finden. Das ist zwar nett, lässt sich aber auch via
Internet Movie Database erfahren. Ein Audiokommentar, ein Making
Of oder eine Dokumentation über das Hong Kong-Kino hätte
hier schon mehr hergemacht.
Auch
in Sachen Tonspur nutzt man die Möglichkeiten einer DVD nicht
aus. Bis auf "Claws of Steel", der auch eine englische
Tonspur hat, sind alle Filme nur in der deutschen Version enthalten.
Keine Chance also, die Filme im Original mit Untertiteln zu schauen,
was angesichts der deutschen Synchronisation sicher wünschenswert
wäre. Ab einer gewissen Literzahl Bier findet man es sicher
amüsant, dass Jet Li in einem Film, der in den 1930ern spielt,
zwei Sumoringer mit "Oh, die Wildecker Herzbuben", tituliert
oder seinem Assistenten aufträgt: "Harry, hol schon mal
den Wagen." Nüchtern betrachtet geht einem diese zwanghaft
lustige Synchronisation im Stile drittklassiger 80er-Jahre-Klamotten
dann aber doch nach relativ kurzer Zeit ganz gehörig auf den
Senkel. Auch hier hätte man gerne nachbessern dürfen.
Wichtig
für Fans ist sicher auch, dass die Filme hier nicht in der
Originalversion, sondern geschnitten vorliegen. Neben den bereits
erwähnten sinnentstellenden Veränderungen bei "Schrift
des Todes" wurden auch "Claws of Steel" und "Tai
Chi" gekürzt, um so für die Filme eine FSK "ab
16"-Freigabe zu erhalten. </p>
So
kurzweilig und amüsant die Filme beim Anschauen auch sein mögen,
die deutlich suboptimale technische Seite verhindert, dass die DVD-Box
zur Empfehlung wird. Da die Filme ohnehin geschnitten sind,kann
man auch warten, bis sie im Nachtprogramm eines Privatsenders laufen,
sich vom gesparten Geld ein Minifässchen kaufen und sich dann
die deutsche Synchronisation schönsaufen. Ob man hier oder
da die deutsche Tonspur hat, ist dann letzten Endes auch egal.
|