Jet Li4er Box DVD-Review
von Björn Wederhake

Pressetext

Jet Li - Superstar des internationalen Action-Kinos und Martial-Arts-Experte - in 4 seiner besten Filme! Eine phantastische Zusammenstellung aus der Masterpiece-Edition, die erneut beweist, dass Jet Li unumstritten ein Meister seines Fachs ist!

Eine ungewöhnlich spannende und mitreißende Story zweier Freunde ist 'Tai Chi', in der Jet Li asiatische Kampfkunst auf allerhöchstem handwerklichem und artistischem Niveau darbietet. Doppelt sehenswert schon wegen der Traumpaarung Jet Li und Michelle Yeoh ('Tiger and Dragon').

Für unglaubliche Effekte und explosive Spannung sorgt der Genremeister in 'Iron Tiger', einer farbenprächtigen Inszenierung mit geballter Martial Arts-Akrobatik. Jet Li führt einen erbitterten und zähen Kampf gegen die Tyrannei einer verbrecherischen Dynastie.

Ein prachtvoll ausgestattetes, vor spektakulären Kampf- und Stuntszenen strotzendes Abenteuer! In 'Schrift des Todes' macht Jet Li sich auf die gefahrvolle Suche nach der geheimnisvollen 'Schrift ohne Worte', die der Legende nach ihrem Besitzer unbegrenzte Macht verleihen soll.

Die wohl beste ‚Wong-Fei-Hung'-Verfilmung überhaupt! 'Claws of Steel' bietet den perfekten Mix aus sensationellen Kampfszenen und atemberaubender Artistik! Jet Li muss sich gegen kaltblütige Killer eines undurchsichtigen Mönchordens verteidigen. Es kann nur ein Ziel geben: Fighten und Siegen!

Kritik

Splendid bringt derzeit einen ganzen Sack älterer Jet Li-Filme in so vielen 1er-, 2er-, 3er- und 4er-Boxen auf den Markt, dass einem schnell schwindelig werden kann. In dieser Box lassen sich nun vier Filme aus den Jahren 1993 bis 1996 finden, wobei es auf meinem Rechner leider nicht möglich war den Film "Iron Tiger" anzusehen, da sich die DVD leider jedes Mal aufgehängt hat, wenn ich den Film vom Hauptmenü aus starten wollte.

Zu den drei anderen Filmen kann ich allerdings sagen, dass sie genau das bieten, was ich mir von dieser Art Film erhofft hatte: Mehr oder weniger sinnfreies, aber dafür sehr schön anzuschauendes und unterhaltsames Kung Fu-Geschwurbel der besseren Art. Dass diese Filme mit "Crouching Tiger, Hidden Dragon" oder "House of Flying Daggers" inzwischen nicht mehr mithalten können ist natürlich klar, dementsprechend sollte man an diese Filme nicht mit der Hoffnung herangehen, dass man filmisch weggeblasen wird, sondern sich eher auf einen unterhaltsamen Kung Fu-Abend freuen. Das ist die richtige Geisteshaltung für die Streifen auf dieser DVD-Box.

Von denen wissen "Tai Chi" und "Claws of Steel" allerdings eher zu gefallen als "Schrift des Todes". Der schwächste Punkt an "Tai Chi" ist seine Storyline, die wirklich alles andere als revolutionär ist. Es ist die Geschichte von zwei ehemaligen Freunden, die gemeinsam Kung Fu lernen, ehe sich ihre Wege trennen, da einer von ihnen sich aus Machtgier dem unterdrückerischen Landesherrscher anschließt, während der andere (natürlich Jet Li) den Rebellen beitritt und für Frieden, Freiheit und Eierkuchen kämpft. Das ist vom Anfang bis zum tödlichen Endkampf der beiden ehemaligen Freunde ein Standardplot, wie man ihn schon unzählige Male gesehen hat und der mit seiner simplen "Gut gegen Böse" Malerei nichts wirklich Neues bietet. Muss er allerdings auch nicht, denn die Story hat hier eine ähnliche Alibifunktion wie in einem handelsüblichen Pornofilm - sie dient dazu, zumindest irgendeinen Grund zu liefern, warum sich zwei oder mehr Menschen ganz doll und ganz heftig lieb haben. Respektive, warum sie sich in diesem Film ganz doll und ganz heftig nicht lieb haben und versuchen, sich gegenseitig die Grütze aus dem Leib zu hauen und zu treten.

Das ist es dann auch, wo "Tai Chi" wirklich überzeugt. Die Kung-Fu-Szenen machen schon gehörig was her und sehen sehr fein aus. Da merkt man als Sofakartoffel, dass der Herr Li seine Kampfkunst um einiges besser beherrscht als man selbst. Die Kampfszenen sind gut und schnell geschnitten, abwechslungsreich und - auch das gehört dazu - allesamt ein wenig überzogen. Aber es sieht halt schon beeindruckend aus, wenn da gesprungen, getreten, geduckt und geflogen wird was das Zeug hält. Das sind Szenen, in denen man merkt, dass gut choreographiertes Wire Fu immer noch um ein vielfaches besser aussieht als CGI-Gekloppe der Marke "Matrix Revolutions" oder "Spider-Man 2".

In etwa dieselbe Kritik kann man für "Claws of Steel" noch mal schreiben, wobei der Grund für die Prügelszenen hier natürlich ein anderer ist. Meister Wong Fei Hung muss seine Schüler vor den Versuchungen des nachbarlichen Bordells bewahren und nebenbei eine Menge verschwundener Mädchen und den britischen Verwaltungsbeauftragten vor der fiesen Boxertruppe (wobei mit Boxer hier nicht die Jungs mit Knetschnase und Handschuhen gemeint sind, die manchmal "Die dümmsten Sportler der Welt" moderieren, sondern ein mieser Mönchsorden) retten. Das ist eigentlich auch wieder mehr oder weniger irrelevant, bietet in diesem Fall aber nicht nur den Anlass für jede Menge Kämpfe, sondern auch für ein gutes Maß an, zugegebenermaßen etwas klamaukigerem, Humor. Mich hat die Art des Films ein wenig an das erinnert, was ich eigentlich von einem Jackie-Chan-Film erwartet hätte. Humor und Kampf funktionieren aber auf ihre Art, gerne auch in Kombination miteinander. Ein ziemlich rasanter Kampf auf einer Hängebrücke bleibt ebenso im Gedächtnis wie ein Duell, dass Wong Fei Hung komplett im Sitzen bestreitet, der Kampf eines als Hahn verkleideten Wong Fei Hung gegen die als Tausendfüßer verkleideten Boxer und das ziemlich dramatische Finale im Drunken Master-Stil. Auch hier gilt, wie bei Tai Chi, größtes Lob in Sachen Choreographie und Wirework.

"Schrift des Todes" fällt gegenüber diesen beiden Filmen dann auch ziemlich ab. Der Film ist so was wie Hong Kongs Antwort auf "Indiana Jones", die aber leider ziemlich missglückt. Der "Action King" sucht die mächtige "Schrift ohne Worte" und bekämpft dabei peitscheschwingende Damen, Ninjas, Sumoringer, Monstermutanten und eine Unzahl namenloser japanischer Soldaten, da Indiana Jones nun mal das Vorrecht darauf hat, den deutschen Teil der Achsenmächte in Flugzeugpropeller laufen zu lassen. Anders als in "Claws of Steel" passt der Humor hier leider nicht, sondern wirkt oft aufdringlich und aufgesetzt. Zuviel Slapstick, zuviel Holzhammer. Die Kampfszenen sehen zwar auch hier ziemlich gut aus, aber es sind einfach zu wenige, um den ganzen Film zu tragen, wie sie es etwa in "Tai Chi" tun. Hinzu kommt, dass die Effekte samt und sonders missglückt sind. Das Setdesign ist zwar wirklich gelungen, aber die Computereffekte wirken recht schwachbrüstig, und die Mutantenmonstermaske am Ende sieht eher so aus, als wenn man sie in der Troma-Restekiste gefunden habe. Offenbar ist der Film zudem nicht so, wie ihn der Regisseur gedacht hat - in der Hong-Kong-Version ist der Film offenbar eine Geschichte in einer Geschichte, die Rahmengeschichte fehlt hier allerdings vollkommen.

Trotz ihrer Schwächen bieten die Filme durchaus gute Unterhaltung für einen Samstagabend. Die Qualität des DVD-Sets kann da leider schon nicht mehr mithalten. So prangt zwar auf der Box stolz der Schriftzug "digitally remastered", aber die Bildqualität ist trotzdem nicht gerade atemberaubend. Die Farben sind besonders in "Schrift des Todes" äußerst blass, es kommt immer wieder zu Unschärfen und Dropouts (schwarze oder weiße Fehlerpixel). Wenigstens bietet die DVD 5.1-Surround-Sound. Auch in Sachen Bonusmaterial hat die DVD-Box äußerst wenig zu bieten, gerade mal ein kaum erwähnenswertes Computerspiel und ein paar Texttafeln mit einer Jet-Li-Bio- und Filmographie sind hier zu finden. Das ist zwar nett, lässt sich aber auch via Internet Movie Database erfahren. Ein Audiokommentar, ein Making Of oder eine Dokumentation über das Hong Kong-Kino hätte hier schon mehr hergemacht.

Auch in Sachen Tonspur nutzt man die Möglichkeiten einer DVD nicht aus. Bis auf "Claws of Steel", der auch eine englische Tonspur hat, sind alle Filme nur in der deutschen Version enthalten. Keine Chance also, die Filme im Original mit Untertiteln zu schauen, was angesichts der deutschen Synchronisation sicher wünschenswert wäre. Ab einer gewissen Literzahl Bier findet man es sicher amüsant, dass Jet Li in einem Film, der in den 1930ern spielt, zwei Sumoringer mit "Oh, die Wildecker Herzbuben", tituliert oder seinem Assistenten aufträgt: "Harry, hol schon mal den Wagen." Nüchtern betrachtet geht einem diese zwanghaft lustige Synchronisation im Stile drittklassiger 80er-Jahre-Klamotten dann aber doch nach relativ kurzer Zeit ganz gehörig auf den Senkel. Auch hier hätte man gerne nachbessern dürfen.

Wichtig für Fans ist sicher auch, dass die Filme hier nicht in der Originalversion, sondern geschnitten vorliegen. Neben den bereits erwähnten sinnentstellenden Veränderungen bei "Schrift des Todes" wurden auch "Claws of Steel" und "Tai Chi" gekürzt, um so für die Filme eine FSK "ab 16"-Freigabe zu erhalten. </p>

So kurzweilig und amüsant die Filme beim Anschauen auch sein mögen, die deutlich suboptimale technische Seite verhindert, dass die DVD-Box zur Empfehlung wird. Da die Filme ohnehin geschnitten sind,kann man auch warten, bis sie im Nachtprogramm eines Privatsenders laufen, sich vom gesparten Geld ein Minifässchen kaufen und sich dann die deutsche Synchronisation schönsaufen. Ob man hier oder da die deutsche Tonspur hat, ist dann letzten Endes auch egal.


Verleih: bereits erhältlich
Verkauf: bereits erhältlich
Jet Li 4er Box
Action
Gesamtlaufzeit: 367 Min
PAL Color
Untertitel
Ton Deutsch/Englisch
Jugendfreigabe FSK 16
DVD Bildformat 4:3
Ländercode 2
Regie:
Corey Yuen, Yuen Woo Ping u.a.
Darsteller:
Jet Li
Michelle Yeoh
Anita Yuen

Extras:
Bio-und Filmographie, PC-Game Iron Tiger

Vertrieb Deutschland:
http://www.splendid-entertainment.de



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