"Infernal Affairs" DVD-Review
von Sascha Thau

Pressetext

Explosive Action mit den absoluten Superstars des HK-Kinos. Lau (Andy Lau), ein aufstrebender junger Cop, der an vorderster Front bei der Bekämpfung illegaler Banden eingesetzt wird, hat die besten Karten bei seinen Vorgesetzten. Und er ist an den internen Ermittlungen der Dienstaufsicht betreff Kriminalität in den eigenen Reihen beteiligt... Yan (Tony Leung) ist ein abgebrühter Ganove, mit Sinn für ausgefallene Tricks. Er genießt mehr Vertrauen beim großen Boss als jeder andere Killer oder Handlanger und soll jetzt endlich den Poilzeispitzel zur Strecke bringen, der die Bande unterwandert hat und jede kriminelle Handlung im Kern sabotieren... Die Realität sieht jedoch ganz anders aus - Lau ist der Gangster und Yan in Wirklichkeit ein Undercover-Cop. Als sich die Machtprobe zwischen Gesetz und Triaden dramatisch verhärtet, wird ein direktes Duell unvermeidlich... Ausgezeichnet mit sieben HK-Oscars - darunter: BESTE REGIE, BESTES BUCH, BESTER HAUPTDARSTELLER

Kritik

Beim Abtippen habe ich eben zum ersten Mal den Klappentext gelesen, und ich hoffe inständig, dass sich diesen niemand zu Herzen nimmt, der Film ist nämlich wirklich sehr gut. So viel vorab, denn eigentlich wollte ich diese Kritik ganz anders anfangen... äh...los geht's... Irgendwann muss man sich in Nordamerika gesagt haben, es muß kurz nach "Goodfellas", sprich irgendwann Anfang der 90er, gewesen sein: "Scheiße, wir haben so viele brillante Gangsterfilme gemacht - wozu? Wozu noch mehr? Wir haben doch die Paten-Trilogie, die kann man sich immer wieder angucken. Machen wir doch einfach Filme über Diebe, die tolle Tricks drauf haben und gar nicht so böse sind." Danach kamen dann, als Gangsterfilm, nur noch "Reservoir Dogs" und vielleicht "Heat", die aber auch nur "Hey, früher gab's das mal"-Filme waren, also die alten Zeiten reüssierten. Spulen wir etwas vor. John Woo hat Hongkong schon lange verlassen, "Heroic Bloodshed" ist Geschichte. Die Bühne betritt Johnny To und liefert einige Highlights, darunter "The Mission". Gangstermäßiger geht es nicht. Und weil sich das asiatische Kino derzeit sowieso bei der Qualität ihrer Filme überschlägt, dachte dann die Blockbusterfirma "Media Asia" mit Sitz in Hongkong, machen wir doch mal einen guten Starkinofilm statt diesen Blockbuster-Actionklamaukdingern. Und BINGO! Volltreffer! Infernal Affairs ist ein astreiner Gangsterfilm, und was für einer. Ein Thriller, ein Psychospiel. Hier zählt man keine Einschusslöcher, geballert wird eh kaum - was der Spannung aber nichts abzieht - , eher im Gegenteil, hier beobachtet man nur gebannt, wer wen aufs Kreuz legt. Der deutsche Vertreiber MC One hat sich zum Glück nicht lumpen lassen und uns das "Hongkong-Ende" nach Deutschland geholt. Es gibt nämlich zwei Enden, eines ist blöde, gemeinhin als "Mainland-China-Version" bekannt, und das andere ist eben das "Hongkong-Ende", weil eben für das Festland China und Stadtstaat zwei verschiedene Versionen angefertigt werden mussten. Ja, man kann das auch Zensur nennen, ein bißchen jedenfalls. Ein Film jedenfalls, der unterm Strich eine wahnsinnige Überraschung ist. Zum einen für den, der noch die alten John Woo Streifen und ihren naiven Charme kennt. Zum anderen für den, der HK-Filme für böhmische Dörfer hält. Das hier ist hochentwickeltes Kino in jeglicher Hinsicht, und es schlägt vieles aus dem Westen um Längen. Das Drehbuch ist intelligent und logisch, die Bilder sind wunderschön (es gab Kamerahilfe von Christopher "In the Mood for Love" Doyle) und die Schauspieler sowieso gut. Schließlich hat man hier sechs Stars und ein paar zerquetschte des HK-Kinos in einen Film gebracht, und es geht immer noch um die Handlung des Films, ist also kein "Ocean's Eleven" Chaos. Wirkliche Schwächen finde ich zumindest nicht, weder in der Handlung noch in der Inszenierung. Nichts wird einem um die Ohren geschlagen, weil die Filmemacher glauben, wir sind zu blöde zu verstehen; es wird auch kein moralinsaures Fazit aufgetischt. Als interessierter Filmfan, der sein Hirn nicht an der Kasse abgibt, atmet man richtig auf. Endlich wieder hochwertiges Futter für Kopf und Augen. Am Ende bleiben 1 1/2 Stunden Unterhaltung, die man nicht missen möchte. Die DVD bietet, abgesehen vom klasse Film, ein hervorragendes Bild und exzellenten Surround-Ton. Dazu gibt es den Off-Kommentar von Regisseur und Drehbuchautor (mit Untertiteln, versteht sich).

Fazit

Wer mal wieder einen richtig ordentlichen Gangsterfilm sehen will, gute Unterhaltung mag oder vom Amidurchschnittsbrei die Schnauze voll hat, der kann sich das hier ruhigen Gewissens aufs Brot schmieren. Wenn sich das viele zu Herzen nehmen, dann kommt man vielleicht sogar noch in den Genuss von Teil II (angeblich für November angekündigt) und III, die - entgegen allen bekannten Hollywoodgesetzen - ebenfalls hervorragend sind. Ach ja, die Filmrechte wurden schon in die USA verkauft und werden gerade von Martin Scorsese mit Hilfe von Matt Damon und Leonardo DiCaprio verhamburgert. Wenn selbst Scorsese auf diesen Film zurückgreift, um mal wieder was Ordentliches zu machen, dann... dann kann meine Kritik echt nicht so daneben sein, oder?

Verleih/Verkauf Verkauf ab 21.10.2004

Infernal Affairs (Originaltitel: Wu jian dao) Honkong 2002 Krimi ca. 97 min. PAL Dual Layer DVD Bildformat 2,35:1, Anamorphic Widescreen 16:9 Untertitel Ton Deutsch/Kantonesisch, DTS 5.1 Ländercode 2 FSK 16

Regie: Andrey Lau (The Duel, Avenging Fist) Alan Mak (A War named Desire) Darsteller: Andy Lau (Running out of Time), Tony Leung Chiu Wai (Hardboiled, Hero), Eric Tsang (The Accidental Spy), Anthony Wong (Full Contact), Edison Chen (Dead or Alive 2), Shawn Yue (Throw Down), Kelly Chen (Tokyo Raiders), Sammi Cheng (The Monkey King)

Extras: Verleih: Audiokommentar mit optionalen deutschen Untertiteln; Trailer; Biografien; Programmhinweise Verkauf: 2 Disc-Set im Digipak mit Schuber - Audiokommentar; The Making of "Infernal Affairs"; Confidential File; Alternatives Ende; Outtakes; Trailer; Teaser; 3 TV-Spots; 3 Fotogalerien: Artwork, Merchandising und Storyboards; Biografien; Programmhinweise Alle EXTRAS mit optionalen deutschen Untertiteln

Vertrieb Deutschland: MC One