"Battle Royale II: Requiem" DVD-Review
von Karsten Schreurs

Pressetext

In der nahen Horrorzukunft entsorgt die japanische Regierung unliebsame Problemkinder im Rahmen des Geländespiels Battle Royale.

Überlebende des Spektakels treten unter Leitung ihres ideologischen Führers Nanahara in den Widerstand, bringen das Schlachtfeld-Eiland unter ihre Kontrolle und verüben gar Anschläge gegen Autoritäten auf dem Festland. Ein frische Ladung gut bewaffneter und schlecht informierter Schulkinder soll den Konflikt im Sinne der Erwachsenen ausschießen, doch kommt es anders als geplant

Kritik
Der Vorgänger "Battle Royal" geniesst schon längerer Zeit einen guten Ruf in den Kreisen der Asia-Kino-Liebhaber. Kinji Fukasaku inszenierte seinerzeit einen knochenharten Zwitter aus "Running Man" und "Breakfast Club" und auch im Nachfolger werden wieder rebellische Schüler schwer bewaffnet in ein "Spiel" um Leben und Tod geschickt. Kinji verstarb während den Dreharbeiten des zweiten Teils, woraufhin sein Sohn Kenta den Film beendete und einen unmißverständlichen Stempel aufdrückte.

BR II kommt ungewöhnlich westlich orientiert daher und provoziert damit auch mal ganz gerne - bereits in den ersten Einstellungen sacken markant aus einer Skyline ragende Wolkenkratzer in sich zusammen. Allerdings sind die verantwortlichen Terroristen schneller gefunden als im richtigen Leben - nur die Drecksarbeit müssen mal wieder andere machen. Also werden zwei Fliegen mit einer Klappe anvisiert und eine Schulklasse in von den Kiddie-Terroristen verhassten Erwachsenen-Uniformen gesteckt, um so deren Unterschlupf zu erstürmen und den Anführer zu eliminieren.
Dabei bilden die bereits aus dem ersten Teil bekannten Halsbänder die eigentliche Motivation unter den Nachwuchs-Soldaten. Sollte die Mission nicht binnen einer Zeitfrist erfüllt worden sein, explodiert das Halsband. Neuerdings sind jeweils zwei Kinder mit den dem Hals-Schmuck zu Zweier-Pärchen "verlinkt" und sobald sich eine Person weiter als 50m von der anderen entfernt oder stirbt, ist die andere ebenfalls einen Kopf kürzer. Diesen Umstand kostet das Script weidlich aus und erzeugt damit einige recht spannende Konstellationen, die den ebenfalls beibehaltenden zynischen "Body-Counter" ordentlich zum Rattern bringt.

Trotzdem sterben die meisten Darsteller im banalen Bleigewitter, womit sich auch schon der gravierendste Unterschied zu BR I auftut: diesmal herrscht Krieg! Das einzelne Schicksal wird unwichtig, das Sterben an sich steht im Mittelpunkt, was BR II zu einer interessanten (Anti-)Kriegsfilm-Mutation macht. Kenta bedient sich dabei fast schon dreist an den jüngsten Höhepunkten der Kriegsfilme aus Hollywood. Die Invasion auf der Insel erinnert ausdrücklich an den D-Day aus Spielbergs "Saving Private Ryan", andere Kampfhandlungen wiederrum an Ridley Scotts "Black Hawk Down". Der Grund für die großen Ähnlichkeiten ist wohl auch in der Kamera-Arbeit zu suchen, denn auch hier wurde wieder der "High-Shutter"-Effekt benutzt - ein sehr lichtempfindliches Film-Material das eine extrem kurze Belichtungszeit benötigt und Bilder ohne Bewegungsunschärfen hinbekommt. Dadurch wirkt das Bild zwar klarer, aber auch hektischer. Eine Optik, die wie geschaffen ist für möglichst realistische Action - und mehr will BR II auch gar nicht. Trotz aller zweifellos vorhandenen sozialkritischen Anklänge, die in pathetischen Dialogen melodramatisch ausgewalzt werden, und den bereits erwähnten 9/11-Anspielungen bleibt der Fokus auf ein massentaugliches Action-Spektakel, worin insbesondere das blutgeschwängerte Finale vollkommen zu überzeugen vermag. Fast meint man, eine entschärfte Version von "Starship Troopers" vor sich zu haben, könnte man sich nicht hin und wieder an den übermotivierten Darstellern stören. Das typische Overacting ist man ja mittlerweile gewöhnt, allerdings gibt sich Riki Takeuchi ("DOA", "Fudoh") dermaßen überdreht, dass sehnsüchtige Erinnerungen an Takeshi Kitano wach werden, der uns zumindest in einer kurzen Rückblende vergönnt ist. Nun kann man hinter Rikis karikierenden Darstellung des Oberfieslings auch ein System vermuten, denn im Finale ist ausgerechnet er der Einzigste, der in einer kurzen Szene mit punktgenauem und intensiven Schauspiel Emotionen zu erzeugen weiss. Ganz anders dagegen Shugo Oshinari als blondierter "Boy #1", der seine Grimassen, rollenden Augen und theatralische Gestik unerbittlich durchzieht, bis er in den Niederungen des Laien-Schaupiels angekommen ist.

Fazit
BR II ist blutiges und grimmiges Action-Kino! Packend inszeniert, nicht ohne Schwächen und Längen, bietet dafür aber auch für unkundige "Normal-Gucker" mitreissende Szenen die sich locker an amerikanischen Produktionen messen lassen können und vermittelt hoffentlich genügend Antrieb, öfter mal einen Blick in die Asia-Ecke der Videothek zu riskieren...

Bonus-DVD ist eigentlich keine Extra-DVD wert. Die Ton-Aufnahmen der Prager Philharmonie und die Premieren-Gala sind eindrucksvoll anzuschauen, letztenendes besticht das gesamte Material aber eher durch die sattsam bekannten DVD-Goodies wie "Behind the Scenes", ausgiebiege Würdigungen des verstorbenen Kinji Fukasaku, Trailer etc.

Verwandte Filme
"Battle Royal I", "Black Hawk Down", "Saving Private Ryan", "Starship Troopers"

Verleih ab 4.5.2004

Battle Royale II: Requiem
Japan 2003
Action
ca.134 min.
PAL Color
1,78:1 (anamorph)
Untertitel
Ton Deutsch/Japanisch
Deutsch dts 5.1
Deutsch Dolby Digital 5.1
Japanisch Dolby Digital 5.1
FSK 18
Ländercode 2

Regie:
Kenji Fukasaku, Kinji Fukasaku
Darsteller:
Tatsuya Fujiwara, Riki Takeuchi, Ai Maeda, Shogu Oshinari, Ayana Sakai, Haruka Suenaga, Yuma Ishigaki, Miyuki Kanbe
Extras:
Bonus-DVD mit über 120 Minuten
Behind the Scenes
Eröffnungsfeier
Casting-Aufnahmen
Interviews
Kamera-Test
Trailer
Vertrieb Deutschland:
Kinowelt



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