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Die Welt am Draht, das sind Kommentare, Informationen, Gedanken und natürlich News rund um die Welt der Comics und darüber hinaus.

30.07.2007

Meldungen aus San Diego
(News-Bröckchen von Amerikas größter Comic Convention)

Für die letzten Tage war San Diego mal wieder der Nabel der Entertainment-Welt. Mit mehr als 140.000 Besuchern wurde auch ein Rekord gebrochen. Auf der Comic Con International trafen sich nicht nur die Comic-Branche und ihre Fans, auch Hollywoodstudios und Fernsehsender nutzen mehr und mehr die Comic-Con als Marketingplattform für ihre Projekte. So gab es zahlreiche Ankündigungen und "Sneak Peeks" auf kommende Ereignisse, wie z.B. den vierten Teil von Indiana Jones oder den nächsten Star-Trek-Film. Und natürlich wurde auch die Hypemaschine für die nächsten Comicverfilmungen angeworfen: zum Beispiel Iron Man, Hulk, Watchmen oder Batman: The Dark Knight. Bleiben wir aber bei den bunten Sprechblasenheften: Hier ist eine kleine Auswahl von Meldungen ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit.

Eisner Awards 2007: Wie immer wurden die Eisner Awards vergeben, bei der die US-Comicindustrie ihre Besten auszeichnet. In mehreren Kategorien abräumen konnte u.a. die Vertigo-Reihe Fables und deren Schöpfer. So wurde z.B. der Sonderband Fables: 1001 Nights of Snowfall als Beste Anthologie ausgezeichnet, eine der Geschichten daraus gewann auch gleich noch in der Rubrik "Beste Kurzgeschichte". Mehrfach aufs Podium durften auch Darwyn Cooke (DC: The New Frontier und Batman/The Spirit) sowie Ed Brubaker (Bester Autor und Criminal als Beste neue Serie). Auch die beiden Graphic Novels, die im letzten Jahr für das meiste Aufsehen und das größte Kritikerlob auch außerhalb der Comicszene sorgten, gewannen Preise: Alison Bechdels Fun Home (ausführliche Besprechung bei Comicgate) wurde "Best Reality-Based Work" und American Born Chinese von Gene Luen Yang das "Best Graphic Album". Die komplette Siegerliste steht hier.

Jeff Smith startet RASL: Bone-Schöpfer Jeff Smith zeigte in San Diego erste Preview-Seiten seines neuen Projekts, das er wieder im Selbstverlag veröffentlichen wird. RASL, eine Science-Fiction-Story rund um einen Kunsträuber, wird zunächst in großformatigen Heften in schwarz-weiß veröffentlicht, später soll es dann kleinere und kolorierte Sammelbände geben.

Dark Horse mit Indy, Creepy und Eerie: Bei Dark Horse wird es, passend zum vierten Film der Indiana-Jones-Reihe, wieder Comics mit Indy geben. Zum einen gibt es Reprints der bisher erschienen Comics, aber auch eine Filmadaption und eine neue Serie mit Abenteuern des peitschenschwindgenden Professors.
Ähnlich laufen wird es mit den Pulp-Klassikern Creepy und Eerie: Dark Horse erwarb die Rechte zur Veröffentlichung von edlen Archivbänden mit altem Klassikermaterial der beiden Horrorserien. Es wird aber auch neue Comics unter diesen Namen geben, für die sowohl Veteranen wie Bernie Wrightson wie auch jüngere Autoren wie Steve Niles schreiben sollen.

Neil Young bei Vertigo: Beim DC-Label Vertigo wird eine Graphic Novel erscheinen, die auf Greendale, einem Konzeptalbum von Rocklegende Neil Young, basiert. Adaptiert wird das Album von Autor Joshua Dysart und Zeichner Sean Murphy. Neil Young reiht sich damit ein in eine Reihe von Musikern, die in letzter Zeit die Nähe zum Comic gesucht haben. So erscheint z.B. bei Tokyopop ein von Courtney Love inspirierter Manga, Avril Lavigne hat ebenfalls einen Manga kreiert, und bei Dark Horse versucht sich derzeit Gerard Way von der Band My Chemical Romance als Autor der Umbrella Academy).

Neue Serie von Greg Rucka: Zu den erfolgreichsten Autoren beim Verlag Oni Press, der dieses Jahr seinen 10. Geburtstag feiert, gehört Greg Rucka mit seiner Serie Queen & Country (in Deutschland bei Modern Tales). 2008 startet Rucka bei Oni eine neue Serie, die sich um einen Privatdetektiv drehen wird: Stumptown wird sich an klassischen Detektivgeschichten orientieren und einige Noir-Elemente enthalten. Zeichnen werden Matt Southworth und Stefano Gaudiano.

Neue Projekte von Marvel und DC: Natürlich waren auch die 'Big Two' in San Diego am Start. Bei Marvel wird es nächstes Jahr u.a. eine Iron-Man-Miniserie geben, die vom Regisseur des Iron-Man-Films (Kinostart: Mai 2008) geschrieben wird.
Ein Dutzend Helden aus dem Golden Age wird wiederbelebt in der Reihe The Twelve, die von J. Michael Straczycvyxuzyinski geschrieben und von Chris Weston gezeichnet wird.
Nachfolger von Joss Whedon als Autor der Astonishing X-Men wird Warren Ellis. Die Serie läuft dann aber nicht mit der regulären Nummerierung weiter, sondern startet neu unter dem Titel Astonishing X-Men: Second Stage. Zeichnen wird Simone Bianchi.

DC-Fans dürfen sich vor allem auf das Projekt freuen, auf das der derzeit laufende, wöchentliche Countdown hinzielt: Die Final Crisis, eine Miniserie als Höhepunkt und Abschluss der Crossover der letzten Jahre. Als Kreativteam bietet DC keine geringeren als Grant Morrison und J.G. Jones auf.
Außerdem werden bei DCs Wildstorm-Label bald Comics zur Fernsehserie Heroes erscheinen. Es handelt sich dabei um die gedruckte Version der kurzen Webcomics, die auf der Heroes-Website zu jeder Folge der Serie erscheinen. In Heroes (in Deutschland demnächst bei RTL 2) geht es im weitesten Sinne um Superhelden, außerdem spielt ein Comic eine wichtige Rolle darin.

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posted by Thomas um 22:16 | Permalink


26.07.2007

San Diego Comic Con 2007

Eine der weltweit größten und wichtigsten Comicmessen hat seit heute bis zum Sonntag ihre Tore geöffnet: die Comic Con in San Diego. Unter anderem werden dort jährlich die Eisner-Awards verliehen, welche so etwas wie die Oscars der Comicszene darstellen (Nominierungen 2007). Der von uns im Comicgate-Magazin 2 interviewte Ed Brubaker ist übrigens als "bester Autor" nominiert, zusätzlich zweimal in derselben Kategorie ("Beste fortlaufende Serie": Daredevil und Captain America) sowie bei der "Besten neuen Serie "(Criminal). Augenfutter könnt Ihr sofort erhalten, denn auch fünf Webcomics sind als "best digital comic" nominiert und verlinkt.
Übrigens ist jetzt schon der Samstag ausverkauft! Diese Menschenmassen stelle ich mir gerade bildhaft für den Comic-Salon vor ...

Auch deutsche Comicfans und -verleger zieht es immer wieder dorthin. Aktuell und unter anderem sind zum Beispiel die Chefs vom eidalon-Verlag und von Cross Cult, Stefan Heitzmann und Andreas Mergenthaler, auf der anderen Seite vom großen Teich. Mal schauen, was sie uns Schönes an Lizenzmaterial mitbringen werden.
Wer aktuell am Geschehen dran sein will, dem sei der/die/das ... funktionelle Notizblog von eidalon ans Herz gelegt - Stefan postet dort bereits seit ein paar Tagen seine Eindrücke von der Stadt selber und natürlich von der Riesencomicmesse.
Und bei uns gibt es ja von Jochen Garcke einen bebilderten Bericht über die Comic Con 2005.

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posted by Frauke um 23:22 | Permalink


23.07.2007

Die Meldungen
(News-Bröckchen der vergangenen Wochen)

Wir scheinen mitten im Sommerloch zu sein. Es gab wenig wirklich spannende Comic-Neuigkeiten in den letzten Wochen. Ein bisschen was konnten wir trotzdem zusammenkratzen:

Tim im Kongo raus aus der Kinderabteilung: Die britische Commission for Racial Equality, eine öffentliche Einrichtung, die sich um Verhinderung von Rassendiskriminierung kümmert, hat Anstoß an einem Tim-und-Struppi-Band genommen: Tintin in the Congo (Tim im Kongo), eine der ersten Tintin-Geschichten aus den 30er Jahren, die in der damaligen belgischen Kolonie spielt, solle, so die Forderung der CRE, aus dem Verkauf genommen werden, weil es rassistische Vorurteile bediene. Eine Erkenntnis, die freilich nicht sehr neu ist -- schon lange ist unumstritten, dass Hergé in seinen frühen Geschichten ein aus heutiger Sicht bedenkliches Weltbild transportierte. Die große Buchkette Borders (mit zahlreichen Filialen in England, USA und Kanada) reagierte auf den Vorstoß der CRE, indem sie das Album aus ihren Kinder- und Jugendabteilungen herausnahm und es ab sofort nur noch in der Erwachsenenabteilung verkauft.

DC geht ins Web: Mit der neuen Plattform Zuda Comics versucht der US-Platzhirsch DC Comics, ein eigenes Webcomics-Angebot zu schaffen. Hierbei geht es allerdings nicht darum, Werke aus dem DC-Katalog online verfügbar zu machen, sondern um neue, fürs Web kreierte Comics. Ein Versuch also, auf den aktuellen Trend "User Generated Content" aufzuspringen. Die puristisch gehaltene Zuda-Website fordert derzeit Zeichentalente auf, eigene Beiträge einzusenden. Einzige Bedingung: Es muss im 4:3-Format sein. Gute Beiträge sollen dann online veröffentlicht werden. Ein Interview mit Ron Perazza, der bei DC für Zuda verantwortlich ist, gibt's hier.
Die Reaktionen in den amerikanischen Blogs sind eher skeptisch. Im Grunde sei so eine Plattform unnötig, da man im Web ohnehin extrem kostengünstig und ohne Hindernisse publizieren könne. Bei Zuda trete man allerdings wichtige Urheber- und Vermarktungsrechte an den Time-Warner-Konzern ab.

Programmvorschauen von Splitter und CrossCult: Die Verlage Cross Cult und Splitter veröffentlichen zwar sehr unterschiedliche Comics, dennoch haben sie einiges gemeinsam: beide sind relativ jung, veröffentlichen (bisher) nur ausländisches Lizenzmaterial, zwar nicht ganz billig, aber in einem sehr ansprechenden, hochwertigen Format. Und beide scheinen mit ihrem Konzept einen Nerv getroffen zu haben, so dass die 2008er-Programme, die kürzlich vorgestellt wurden, vor allem eines bedeuten: Expansion. Treue Fans, die das gesamte Programm ihres Lieblingsverlags besitzen möchten, dürfen schon mal anfangen zu sparen, denn sowohl Cross Cult als auch Splitter erhöhen ihre Schlagzahl. Während Splitter weiter das frankobelgische Science-Fiction- und Fantasy-Feld beackert (allerdings z.T. auch mit amerikanischen Zeichnern wie Terry Dodson), verbreitert Cross Cult sein Spektrum im kommenden Jahr: Neben der Fortführung etablierter Serien wie The Walking Dead gibt es u.a. Alan Moores Edelporno Lost Girls, den US-Überraschungserfolg Mouse Guard, neue Horror-, Krimi- und SF-Titel und auch Futter für Nostalgiker (Neuausgaben von Moebius' Hermetischer Garage und Arzach sowie von Andrax aus dem Hause Rolf Kauka). Außerdem veröffentlicht Cross Cult nächstes Jahr seinen ersten Roman: Baltimore aus der Feder von Hellboy-Schöpfer Mike Mignola und Christopher Golden.

Spider-Man fast wöchentlich: Spider-Man ist zwar nicht mehr Marvels Topseller, gehört aber nach wie vor zu den Flaggschiffen des Verlags. In den USA erscheinen regelmäßig drei verschiedene Monatsserien mit dem Wandkrabbler, die alle ihre eigene Storyline verfolgen und von eigenen Kreativteams betreut werden, die aber doch immer wieder miteinander verwoben sind, so dass die meisten Leser vermutlich alle drei Serien kaufen. Marvel beweist nun Konsequenz und macht aus drei Serien eine: Ab Ende 2007 erscheint nur noch The Amazing Spider-Man, dann allerdings dreimal im Monat. Womöglich ist dies eine Reaktion Marvels auf den Erfolg, den Konkurrent DC mit der wöchentlichen Serie 52 (und, nicht mehr ganz so erfolgreich, mit deren Nachfolger Countdown) hat. Dazu passt auch die Meldung, dass man Steve Wacker als neuen Spidey-Redakteur rekrutiert hat. Der war zuvor bei DC für 52 zuständig.

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posted by Thomas um 22:13 | Permalink


13.07.2007

Subtext essen Comics auf
(Der Ryan Adams und die Superhelden)

Der Ryan Adams, im Interview mit Spiegel Online als "Pop-Held" und "Liebling aller Rock-Kritiker" vorgestellt, steht auf Superheldencomics. Im Gespräch mit Andreas Borcholte gibt der US-Rockmusiker unter anderem zu Protokoll, dass er Oracle - eine Figur aus dem Batman-Universum - mag. Aber auch den Comics von Marvel ist er nicht abgeneigt.
Bei Marvel mochte ich die Defenders, weil sie so ein trauriger Haufen sind, die Loser-Truppe des Comic-Universums. Der Anführer ist ein Magier, ich meine: Hallo!?
In der Tat ein Riesen-Knüller - da stürzt uns, mal salopp gesagt, aber ganz schön einer in die Spalte, Alter.

Die Frage, ob es zwischen seinen Texten und den Superheldengeschichten denn eine Schnittmenge gebe, bejaht der Adams eifrig.
Ganz sicher gibt es die. Das Schöne an Superhelden-Comics ist ja, dass es nur ganz selten wirklich um deren Superkräfte geht. Die wirklich guten Comic-Storys handeln von ihren menschlichen Schwächen. Und manchmal ist ein guter Comic wie Rock'n'Roll: Wenn sich der richtige Autor, der richtige Zeichner und Tuscher zusammenfinden, dann fängt so eine Comic-Serie richtig an zu schwingen. Wie eine Jam-Session.
Kann man durchaus so stehenlassen. Doch der grimme Borcholte wird an dieser Stelle hellhörig, will sich kein X für ein U vormachen lassen, hakt investigativ nach. "Wie darf man sich das vorstellen?," fragt er schnippisch. Adams weiß natürlich genau, wovon er spricht; unbeeindruckt und präzis schildert er dem Journalisten den Sachverhalt.
Na ja, nehmen wir an, Sie lesen eine "X-Men"-Geschichte, und Rogue und Scott [! - die Red.] fangen plötzlich mitten in einer Schlacht mit einem Superschurken an, über ihre Beziehung zu streiten, und trennen sich. Dann würde ich mal stark darauf schließen, dass der Autor der Story gerade eine Scheidung [!! - die Red.] durchmacht. Und wenn dann plötzlich ein kaputter Typ wie Son of Satan auftaucht, ein Charakter, der da gar nicht hingehört - vielleicht lässt das Rückschlüsse darauf zu, dass der Zeichner ein Alkoholproblem hat [!!! - die Red.]. Für mich ist dieser Subtext immer sehr wichtig.
So, ich muss jetzt leider erstmal weg, noch ein paar Brezeln entknoten. Bei etwaigen Fragen daher bitte den Subtext konsultieren und nach Gebrauch dann wieder vollständig und richtigrum abheften. Dankeschön.

posted by Marc-Oliver Frisch um 16:53 | Permalink