Die Welt am Draht, das sind Kommentare, Informationen, Gedanken und natürlich News rund um die Welt der Comics und darüber hinaus.
31.08.2004
Gentlemen, start your engines...
(Gerüchte)
Möglicherweise Spoiler. Consider yourself warned
Lying in the Gutters tischt diese Woche ein Gerücht über das Genie auf, das hinter den gar schröcklichen Ereignissen in Identity Crisis steckt (nein, Brad Meltzer ist nicht gemeint).
Es ist... dramatische Pause... Kyle Rayner, noch Green Lantern und bald wieder abgelöst von Hal Jordan. Ein Fehler in seinem Ring könnte ihn in den Wahnsinn getrieben haben. Das würde mir gefallen, sowas wie Karma oder kosmische Gerechtigkeit. Dann könnten die Kyle Rayner-Fans ihre Schreibmaschinen abstauben und den Spieß umdrehen. G.E.E.K.S. (Glorious Erratic Eulogizers of Kyle) statt H.E.A.T. (Hal's Emerald Advancement Team). Vielleicht könnte Kyle sterben und... äh... ist nicht gerade ein Job als Spectre frei geworden? Das wär' doch was. Und keine zehn Jahre später, quasi aus dem Nichts, ein weiterer Schock wenn sich herausstellt, dass Hal verrückt ist und Kyle wieder den Ring trägt.
Gut, das Gerücht hat nur die gelbe "kann sein, muss aber nicht"-Ampel neben dem Text stehen, aber -hey!- wenn das stimmt, dann sage noch einer, dass DC keinen Sinn für die Ironie dieses Geschäfts hat. Bleiben sie dran wenn im nächsten Jahr zu 20. Jubiläum der Crisis on Infinite Earths Wally West sein Leben opfert und Barry Allen zurückkehrt.
posted by Björn um 11:54 | Permalink
28.08.2004
Let Others Do The Work
(Geläster)
Wie überall in der Wirtschaft herrscht auch hier das Outsourcing vor: Anstatt selber sarkastisch zu sein überlassen wir das lieber den unversicherten Arbeitern in den USA und Großbritannien:
Prism Comics wendet die beliebten Nummernspiele aus dem Harpers-Magazin auf Rob Liefelds Heroes Reborn Avengers an:
Total number of sorceresses appearing in this issue: 3
Approximate height, in inches on the printed page, of the Enchantress on the penultimate page of the story: 8
Percentage of this height made up of her legs: 67
Newsstand price, in US dollars, for this issue in 1996: $2.95
Overstreet price for this issue today, in mint or near-mint condition: $5.00
Price this issue was found going for on eBay: $4.95 + $2.50
shipping Number of copies available from the seller: 2
Number of bids placed at time of this writing: 0
Price paid for this comic at a local comics garage sale: $.10
Finally putting my elementary school math skills to good use: Priceless.
(Mit Dank an David Welsh)
Brian Hibbs schaut sich Worldwatch #1 von Chuck Austen genauer an:
I know you've wanted a comic where female characters lounge around with thier shirts off on almost every page, where there's frank talk about sex, about superhero webcams, where one hero jerks off watching another pair couple. Yes, you've wanted this forever... but where could you get it? Where and from who? Must your life be an endless torment of despair and anguish as you can't find this certain one thing you've always secretly wanted?
Well, suffer no more, true believer! Chuck Austen feels your special pain, and he's here with the solution to all of your dark shameful little desires. Yes, it's WORLDWATCH -- the "mature" take on superheroes! Move over Watchmen! Step aside Authority! THIS IS WHAT THEY WANT!
Come on, where else are you going to hear an exchange like this: Male hero: "So, technically.... you're DEAD?" Female Hero: "Not in bed." YESSSSSSSSSSS!
Seltsam, dabei schien das Newsarama Publikum doch im Vorfeld begeistert zu sein:
I think Morten was referring to Watchmen in the sense that this too looks kind of groundbreaking and is pushing superheroes towards that edge that we have only seen bits and pieces of traditionally.
Bis auf ein kleines, gallisches Dorf, das standhaft Widerstand leistet und dabei den fatalen Fehler in Austens Comic eiskalt prognostiziert:
But Austen makes one huge marketing error. He is trying to sell a b&w book to market that only cares about the superficial appearance of the comic. That's just plain dumb. Even a monkey could have figured that out.
Achja, sollte die einzige Previewseite mit Dialog wirklich diese Perle sein? Fucking bondage whore, ha... schau mal wie du das toppen willst, Bendis.
Dorian gibt neun sinnvolle Tipps zum Umgang mit Eltern im Comicstore, die nicht nur lustig sondern wahrscheinlich sogar wahr sind:
4)They Think They Know More About Comics Than You
"Ah yes, this is what they call a 'cyber-punk' comic. That means it has a lot of violence in it" was indeed once said to me by a parent looking at the cover of a recent Superman comic. I did not correct him, because as far as most parents are concerned, they are the experts. Not the person who actually works in the comic book store.
[...]
8)No Matter What It Is, Someone's Going To Be Offended By It
[...]
If Ditko/Lee Spider-Man reprints are too boldy sexual for a parent, try Marvel Age Spider-Man. If Superman is too violent and political, try Superman Adventures. If Bone isn't sufficiently wholesome and innocent for their precious little angel, try post-issue 200 Cerebus.
Laura Gjovaag hat derweil den Grund für das Debakel für das Wahldebakel in Florida im Jahre 2000 entdeckt. Mit Tom Lehrer: New Math, new math... it's so simple, so very simple... that only a child can do it.
Und wo wir gerade bei Politik sind: ein netter Salon-Artikel über Karl Rove, Leiter des republikanischen Präsidentschaftswahlkampf, und den Taktiken die er so verwendet. Dürfte nicht mehr allzu viele Jahre dauern bis Wahlkampf in Deutschland mit ähnlichen Mitteln geführt wird.
posted by Björn um 13:39 | Permalink
26.08.2004
TV is a Virus
(Fernsehen)
Okay, dieser Teil hat nichts mit Comics zu tun, aber wir hier bei Comicgate verstehen uns ja schließlich als Lifestyle-Magazin (gut, das hab' ich jetzt gerade erfunden um diesen Teil des Posts zu rechtfertigen).
Bei [plusminus gab es einen sehr interessanten Bericht über den "Quiz-Kanal" 9Live und deren Gewinnspielchen, den man hier lesen kann, dabei auf keinen Fall die pdf-Files ignorieren. Man muss es den Damen und Herren bei 9Live schon lassen, die Verschlagenheit mit der man hier seine Quizze aufpeppt würde den Riddler vor Scham erröten und Sozialstunden in einer Suppenküche abhalten lassen.
Wohl an, kleines Rätsel das es so tatsächlich auf dem Sender gab: wieviel Buchstaben findet man in 9Live Glücksschwein Schnappi? Fünfundzwanzig? Hahaha... Morbo laughs about the puny humans. Die offensichtliche Antwort: 85. Ist doch logisch: das sind 25 Buchstaben, dazu noch 9 L... und weil L ja römisch 50 ist sind in der Phrase L i... also 50 i... och jo, und im Glückschwein Schnappi ist auch noch ein S versteckt. Wie gesagt, der Riddler würde sich schämen. Mehr dieser Highlights im ersten pdf auf der verlinkten Seite.
Ein wirkliches Highlight in Sachen Spin ist allerdings der Antwortbrief des Senders in dem man sich als Advokat des Publikums ausgibt: Die Rätsel sollen Spaß machen, darum sind sie halt ein wenig kniffliger (knifflig ist nun nicht das Adjektiv das mir einfiele, aber was weiß ich schon). Die Zuschauer wissen wie sowas geht und möchten gefordert werden. Dummes öffentlich-rechtliches Fernsehen, das wieder mal den Privatsendern in die Suppe spucken und den Rätselfreunden den Spaß verderben. Suckers will!
Achja, wenn der Chef vom DSF betont, dass man knapp 20 Stunden am Tag unerotische Ausziehclips und Telephonspiele machen muss um die vier Stunden Sport am Abend zu finanzieren, dann heißt das noch lange nicht, dass RTL als Marktführer diesen Telephonunsinn mitmachen muss. Zeigt mal lieber wieder eine ordentliche Sendung um die Zeit, wie die Larry Sanders Show oder die Muppets, wie die F.A.S. neulich absolut zu Recht forderte.
Und, erwähnte ich schon wie großartig die Daily Show with Jon Stewart ist, die morgen und übermorgen um 0130h auf CNN läuft? Ja? Gut, dann ist das hier die Remembranz.
Auf RTL II lief heute nachmittag die erste Folge der Teen Titans. Ich bin zu alt um zu bewerten ob die Kinder auch amerikanische Cartoons im Anime-Stil akzeptieren (für mich sah das ganz spaßig aus... eher auf knallbunte, hektische Action und Pre-Teen-Interessen ausgerichtet als mein geliebtes Batman Animated, aber das hier ist ja auch nicht BA und außerdem bin ich nicht die Zielgruppe). Auf jeden Fall ist es interessant, dass man hier sogar die japanische Bildsprache übernommen hat, also die roten Striche im Gesicht um Wut darzustellen, diese SD-Seitenansicht und die hängenden Schweißtropfen. Ich frage mich wieviel der japanischen Bildsprache nach der Mangawelle im amerikanischen Reportoire beibehalten bleiben wird, immerhin kann man hier wirklich und deutlich erleben wie zwei Stile fusionieren und wie sich amerikanische Cartoons entwickeln. Was ich allerdings affig finde ist das "Wir sind so japanisch" sogar in den Titelsong eingezogen ist, wo man nicht etwa die "Teen Titans" besingt sondern die "Tin Taitans". Ach dotcom, gut gezz... das ist nun schon ein bisschen "phony". Wie das wohl ist, wenn mal deutsche Comics und Zeichentrickfilme die USA beeinflussen. Ze Tihn Taitenz. Brrr... ah, anyway.
Ich habe mir die Zeichentrickschiene mal insgesamt gegeben (okay, primär weil ich Pinky and the Brain liebe) und dabei gelernt: in den Untiefen meines Gehirns kannte ich noch einige der Masters of the Universe-Namen und auch andere kamen aus meinem Unterbewusstsein hoch. Was ich mich wirklich frage, im Zuge der Nostalgiewelle (man siehe auch Dorians Hasspost zum Thema Nostalgie): wieviel davon nimmt man wegen romantischer Kindheitserinnerung für voll und wieviel Ironie schwingt da mit? Ich erinnere mich gerne daran, wie ich Mossman in unseren Zimmerpflanzen versteckt habe und der Raum unter dem Esstisch als Castle Grayskull herhalten musste, aber... Jeebus... da gibt es Stinkor - Master of Evil Odors, das nimmt man doch nicht für voll, oder? Oh, ja... durch Detective Conan (das habe ich vorher schon ein paar mal gesehen) habe ich gelernt, dass der durchschnittliche japanische Mörder ungefähr zwei Stufen klüger ist als Stephen Hawking und selbst Columbo, Batman oder Philipp Marlowe (und wer noch nie einen Chandler-Roman gelesen hat sollte das definitiv mal tun, erstklassig und immerhin Vorlage für Parodien die man heute noch gerne nimmt) in Japan keinen Mord aufklären könnten. Wahrscheinlich käme man davon wenn man die Leute einfach erschießen würde und die Waffe dann in den nächsten Weiher wirft, aber warum einfach wenn es auch viel zu kompliziert geht. Wenn man doch all diese Hirnkapazität für das Gute einsetzen würde. Oder dazu um 9Live-Rätsel zu knacken...
posted by Björn um 21:36 | Permalink
24.08.2004
Cover Me!
(Comiccover)
Heute in unserer Serie "1000 Meisterwerke" (mit freundlicher Unterstützung der Great Comicbook Database): Comiccover und der "Oh, the irony!"-Faktor.
Die grüne Hand aus dem Nichts ist einer von Batmans seltsamsten Fällen. Nun, was macht diese Hand soviel besser als
diese Hand? Rieche ich da die Einteilung nach Hautfarben? Kennt man ja von Comics, die Grünhäutigen werden immer bevorteilt.
Der Comictitel riecht doch sehr nach Vorspiegelung falscher Tatsachen (und ja, ich kenne die altmodische Bedeutung der Vokabel).
...but only to live again!
Overkill. Wenn die Waffen in den Comics der 90er wirklich Phallussymbole waren, dann sollte Reed Richards mit seinem Psychologen reden.
Und jetzt alle zusammen: Oh the irony! Jemand bei Marvel tritt sich wegen diesem Cover aber sowas von in den Arsch.
Und zu gute... und zuletzt:
Nein! Nein! Nein! Nein! Das ist auf soviele verschiedene Arten einfach nur... falsch. Und, mit den Worten von Gone & Forgotten: "Just because this is the internet, you KNOW that someone is masturbating to this image."
posted by Björn um 22:14 | Permalink
22.08.2004
B.P.R.D. - Beschlagnahmung und Prüfung (vermeintlich) raubkopierter DVDs
(Raubkopien-Panik bei "Hellboy")
Bald startet der Hellboy-Film in Deutschland, und aus diesem Anlass beehrten letzte Woche Regisseur Guillermo Del Toro und die Darsteller Ron Perlman und Selma Blair Berlin, um der Presse Interviews zu geben (demnächst mehr auf dieser Website...) und den Besuchern des Fantasy Filmfests, wo der Film zu sehen war, für eine Autogrammstunde zur Verfügung zu stehen.Dabei hatten einige Fans auch DVDs dabei, und da "Hellboy" in einigen Ländern dieser Welt bereits auf DVD erschienen ist (immerhin war der US-Kinostart bereits Anfang April), legten mehrere Fans ihre Import-DVDs von "Hellboy" zum Signieren vor. Die Überraschung dürfte groß gewesen sein, als Martin Bachmann, Geschäftsführer des Filmverleihs Columbia Tristar, ihnen diese DVDs abnahm, mit der Begründung, deren Besitz sei illegal.Als sich einer der Betroffenen im Anschluss direkt an Regisseur Del Toro wandte und ihm den Vorfall schilderte, ließ sich dieser die fragliche DVD zeigen und bestätigte, dass es sich hier nicht um eine Raubkopie handle. Erst dann lenkte Bachmann ein und gab die DVD dem Fan mit den Worten "Sie merke ich mir vor!" zurück. Del Toro wirkte später auch nochmal auf die Columbia-Leute ein und bestand darauf, dass alle Betroffenen ihre DVDs zurück bekämen. Dies ist wohl inzwischen auch geschehen, Columbia schickte die DVDs zurück, die sie, so der beiliegende Brief, "zwecks Überprüfung und Identifikation einbehalten" hatten.
Nun, dieser Vorfall ist nicht nur für die Betroffenen ärgerlich, sondern zeigt auch beispielhaft die Frechheit, Uninformiertheit und Nervosität der Verantwortlichen in der Filmbranche, wenn es um das Thema Raubkopien geht. Da wird schon mal gerne verallgemeinert, verdächtigt und ein Personenkreis kriminalisiert, der zu den treuesten Fans und damit zur Basis des Geschäfts der Filmindustrie gehört. Die Geschichte zeigt aber auch, dass sich Filmverleiher keinen Gefallen tun, wenn sie ohne Not den Starttermin von Filmen in Deutschland so weit nach hinten schieben, bis die Filme auch legal (im Ausland) gekauft werden können.
Ich weiß nicht, ob Bachmann die Scheiben für illegale Raubkopien hielt, oder ob er den Besitz importierter DVDs für illegal hielt, in keinem Fall hat die Firma das Recht, jemandem diese Ware zur "Überprüfung und Identifikation" abzunehmen. Für sowas ist meines Wissens immer noch die Polizei zuständig.
Dass die Film- und Musikbranche unter Piraterie und Raubkopien leidet und deshalb versuchen muss, das Problem irgendwie in den Griff zu bekommen, ist unbestritten. Ein Auftritt wie der von Herrn Bachmann ist in dieser Hinsicht allerdings ein glattes Eigentor.
Im Forum von DVD Inside lässt sich die ganze Geschichte übrigens sehr schön nachlesen.
posted by Thomas um 19:00 | Permalink
21.08.2004
Lingblok
(Link-O-Rama)
Da das Linkgeblogge am Freitag dieses mal erst am Samstag geschafft wurde kann jeder Leser ruhig erst am Dienstag wieder an die Arbeit gehen (schon scheiße wenn man Ferien hat, liebe zur Schule gehende Leser) und sagen, dass ich ihn verwirrt hätte. Das geht schon in Ordnung.
Laugh of the Day: Das Ludic Log hat die Top Ten der zukünftig von John Byrne gerebooteten Comics. Wenn man das so liest, dann erscheint es ganz eindeutig, dass Titel wie Kamandi, Ghost Rider oder das gesamte Atlas Universum (mehr darüber in den Archiven von Gone and Forgotten) wieder aufleben werden. Und die Elongated Man-Idee passt wunderbar zum aktuellen Identity Crisis-Wahnsinn. Irgendwer schicke die Liste an Marvel und DC. All hail, Byrne.
Kill 'em all, let Kirby sort 'em out: Wir alle erinnern uns sicher, dass neben Identity Crisis auch Marvel ein Shock'em, Rock'em, Sock'em Out-Highlight bietet diesen Sommer? Richtig, das Everybody Dies-Avengers-Dissambled.
Und wir erinnern uns noch an die Pressekonferenz in der erwähnt wurde, wie liebevoll man Charaktere hier killt, wie schockierend und dramatisch und vorallem, wie es jeden treffen könne? Auch die ganz Großen? Gut, man muss schon arg parteitreu sein um zu glauben, dass hier wirklich mit Liebe getötet wird, dass die Leute auch wirklich tot bleiben oder dass es einen der Großen erwischen würde (fat chance, da kann man das Geld auch gleich auf dem Hinterhof verbrennen, dann kann man zumindest noch Kartoffeln darin braten). Aber um des Arguments willen wollen wir mal Marvels Position schlucken und das akzeptieren. Es kann jeden erwischen, meine Fingerkuppen sind reine Knochen, weil ich nach den Nägeln auch das Fleisch weggekaut habe vor Spannung ob es Captain America oder Spider-Man überleben werden, dass Massaker von 2004. Wieviel Sinn macht es dann ein Preview des "New Avengers"-Covers zu zeigen, auf dem man größtenteils erkennen kann wer das neue Team bildet?
Nicht das ich hier das -sicher gut durchdachte- Konzept verderben will, aber ist das nicht... antiklimatisch? Sicher, in den Kostümen -besonders im Falle von Iron Man- könnten, wie Herr Bendis andeutete, andere Menschen stecken aber trotzdem. Auf jeden Fall hat das Cover gleich wieder die Diskussion angeheizt, was Zweck der Übung war. Bei Precocious Curmudgeon schreibt Dave Henley
was er von den einzelnen Charakteren hält. Franklin Harris kritisiert die Aufnahme von Wolverine und Spider-Man, weil der erste kein Teamplayer sei und der andere damit seine Finanzprobleme loswäre. Steve Pheley geht direkt auf Harris' Kritizismen ein und merkt an, dass man Brian Bendis erstmal zutrauen sollte, dass er das schon durchdacht habe und man das Heft erstmal rauskommen lassen sollte.
Persönliche Frage: wie lange kann Marvel die Wolverine-Geldkuh eigentlich noch melken, wird der Charakter nicht irgendwann fade wenn er pro Monat in zehn bis zwanzig Heften auftaucht?
Chip Zdarskys Monster Cops Versus Vampirella: Preview auf Matt Maxwells Highway 62. Sieht bizarr genug aus um Interesse zu wecken.
True Stories from Retail Hell: Nicht defäkieren wo man ißt. Probleme die Comichändler durch die Veröffentlichungspolitik der Big Two haben. Diese Woche in Brian Hibbs' Tilting At Windmills. Hauptkritikpunkt, die Sammelveröffentlichungen von Titeln die ein bestimmtes Lesersegment ansprechen, etwa neun X-Titel in einer Woche (aber wie soll man denn sonst gefühlte 250 X-Titel in vier Wochen unterbringen?), zusammen mit fünf Bat- und vier Transformer-Titeln. Das Problem sei, dass gute aber unterschätze Titel oft in Wochen erschienen in denen die Kunden den Großteil ihres Geldes schon in die Flut an Stammtiteln investiert hätten. Weiterer Kritikpunkt, diese Woche scheinen fast alle DC-Titel mit einer Werbe-CD-Rom erschienen zu sein, die die Portokosten erhöht habe, wofür aber nicht DC sondern die Händler aufzukommen hätten. Händler zahlen drauf für DCs Werbung. Das ist wirklich ein schlechter Deal. Mal abgesehen davon, dass auch andere Händler kritisierten, dass die CDs den Heftschwerpunkt verlagerten und die Hefte darum in den Regalen erbärmlich ständen.
Matt Maxwells Anmerkungen dazu: Eines der Hauptprobleme sei, dass der Markt eben von Marvel und DC abhängig wäre. Händler würden eben (weil es ihnen finanziell schaden würde) alle neun X-Titel in einer Woche bestellen und hätten keine Marvel-Serie boykottiert selbst als Marvel diese blödsinnige "Keine Nachdrucke"-Politik begonnen hätte, die das bestellen von Comics zu einem Glücksspiel machte. Zudem würden die Big Two ihre Leserschaft nunmal darauf drillen erstmal mehr von dem zu wollen, was sie schon kennen.
To Get Over With It: Der letzte Highway 62-Link für heute. Anmerkungen zu Paul Levitz ICV2-Interview. Hauptsächlich rhethorische, aber berechtigte Fragen wie: wenn der Platz für Manga in Buchhandlungen eng wird, was wird wohl eher passieren: dass man bestimmte Manga wegnimmt um Platz für neue zu schaffen, oder dass man den Platz für sich nicht verkaufende Comics aus den USA verkleinert um Platz für mehr sich verkaufende Manga zu schaffen? Glaubt Levitz wirklich an den Synnergieeffekt den Constantine haben wird und hat er mal mit Marvel über den Synnergieeffekt des Spider-Man-Films geredet? Und die Hoffnung, dass DC wirklich anfängt sich Gedanken darüber zu machen wie die Firmenpolitik sich auf die Kleinhändler auswirkt (siehe direkt hier drüber).
Look what I found behind the fridge: Nicht mehr ganz frisch aber gerade erst entdeckt. Ein nicht übermäßig detaillierter, aber sehr netter Überblick: Paperback Readers Übersicht über die Geschichte von Marvel und DC-Crossover-Stories (weitere Folgen im Archiv).
But, are they really any good? Ich höre immer wieder, dass die neue She-Hulk-Serie, Demo und Ex Machina wirklich gut sein sollen. Als jemand der ohnehin schon fast zuviele Serien liest... lohnen sich die Titel wirklich? Und falls ja, welchen sollte ich am ehesten ausprobieren?
Hollywood stole my underwear: Nein! Nein! Nein! Anacondas: Hunt for the Blood Orchid. Vielleicht bin ich zu doof für kapitalistische Marktwirtschaft, aber bin ich der Einzige der in der Gleichung "Sequel zu grottenschlechtem Film = $$$" einen Fehler sieht? Oder ist das so eine Unterwäschewichtel-Sache? Und warum darf man eigentlich King Arthur als "die wahre Geschichte" anpreisen? Sicher, "Wahrheit" ist ein philosophisch und physikalisch sehr heiß diskutiert Begriff, aber da das hier eine Bruckheimer-Produktion ist gehe ich einfach mal davon aus, dass die Mehrheit der Zuschauer nicht ihre Kopien von Aristoteles, Descartes, Heidegger oder ihre Bücher über Quantephysik mit in den Film schleppt. Also, warum darf man eine Geschichte über einen König von dem die Geschichtswissenschaft weder weiß ob, noch wann er existiert hat als "Wahrheit" verkaufen? Ja, Beckmesserei, aber irgendwie ist das doch ein sehr laxes Verständnis des Begriffs.
Aber zumindest auf diesen Film freue ich mich: Shaun of the Dead. Klingt lustig.
posted by Björn um 14:20 | Permalink
20.08.2004
Zockerei mit Lesegenuss
(Gamix-Relaunch bei mg publishing)
Am 30.September kehrt Gamix, die Comicreihe für Videospieladaptionen, zurück (News auf mg-publishing.de).
Den Anfang macht in Gamix 2.0, so der Name der Serie mit wechselnden Inhalten, Diablo. Zeitgleich startet Gamix: Devil May Cry 1 im Monat darauf, am 28.Oktober folgt dann Gamix: Street Fighter 1.
Alle drei werden sowohl im klassischen Heftformat als auch im Magazinformat, in dem Gamix schon früher veröffentlicht wurde, erscheinen. Dabei ist ersteres die Fachhandelsausgabe für Comicshops, die auch unzensiert sein wird, das Magazinformat ist für den Kiosk bestimmt.
Somit geht mg publishing wieder voll in den Offensive im Videospielbereich. Genug würdiges Material hat sich ja zwischenzeitlich angesammelt. Und mit Krachern wie Silent Hill oder Metal Gear Solid dürfen wir uns noch auf einiges gefasst machen.
posted by the Ben um 10:17 | Permalink
18.08.2004
Keeping Comics Evil
(Noch 'ne Elfer-Liste)
Ted O'Neil, Tim O'Neils böser Zwillingsbruder (der sicher auch den Evil Twin Goatee hat), hat auf "The Hurting" seine Liebr's Evelven gepostet mit Klassikern wie "Spider-Man: Torment", "Spawn/Batman" und "Lady Death: The Odyssee"... sehr lustig, sehr einzigartig und definitiv dicht am Chatroom-Messageboard-Quellenmaterial. Und wer eh gerade auf der Seite ist sollte direkt darunter das "Identity Crisis #3"-Review in Comicform lesen, das auch sehr amüsant ist.
Trotzdem: wahrscheinlich wären die meisten da genannten Titel besser geeignet um das Interesse eines Nichtlesers zu wecken, als das was auf den meisten anderen Listen (meine nicht ausgenommen) zu finden ist. Jim Balents, Jim Lees oder -Gott steh uns bei- Todd McFarlanes Zeichnungen sind auf den ersten Blick nunmal interessanter als die Zeichnungen von Sacco, Shanower oder Lutes. Und wenn dann noch Computercoloration gegen Schwarz-Weiß-Comics antritt, dann ist der Kampf endgültig entschieden. Das macht die Stories nicht besser, aber dieser Eyecatcher-Effekt sollte nicht unterschätzt werden. Die besten Stories bringen nichts wenn die Öffentlichkeit sie künstlerisch unansprechend findet. Das sowas passiert merke ich in meinem Bekanntenkreis. Wenn durch meine Comicsammlung gewartet wird, dann erzeugen immer die ich am unteren Ende des Stapels verstecke das meiste Interesse. Balents "Dark Claw" (Amalgam), die ersten paar "Lobo"-Hefte, "Danger Girl", die alten Condor-Hefte in denen McFarlane noch zeichnete... von da kann ich die Leute dann langsam an das ranführen was ich ihnen eigentlich zeigen wollte. Anderes Beispiel, ein Freund von mir, der sich mit Filmen wirklich auskennt und eigentlich gut unterscheiden kann zwischen Tinnef und Qualität, hat sich zum Start von "Spider-Man 2" dieses "Best of Spider-Man"-Taschenbuch zugelegt, das Panini veröffentlicht hat (erste Spideygeschichte, erstes mal Green Goblin, erstes mal Kingpin, erstes mal Venom, 9/11-Ausgabe, Tante May erfährt die Wahrheit). Zufrieden weil eine McFarlane und Venom-Geschichte drin ist. McFarlanes Zeichenstil ist erstklassig und Venom ist cool...
Das sind dann wieder die Momente wo ich merke, dass ich... wenn ich wirklich will, dass mehr Leute Comics lesen... von meinem elitären Roß manchmal runtersteigen muss. Aber auch das passt zu dem was ich im letzten Post über die "X-Men" schrieb. Hier ist der Mainstream gefordert, wenn man da Zeichnungen hat die Eyecatcher sind und die nicht mit immer den selben Stories verwässert, dann wäre das erstmal ein wichtiger "Fuß in der Tür" für alle Comics. Von da aus kann sich das Comicinteresse ja in andere Richtungen entwickeln...
posted by Björn um 22:59 | Permalink
Been There, Done That...
(Der Markt und dieNewOld X-Men)
Die X-Men, genauer gesagt der Morrison-Angang in "New X-Men" könnte das Meme der Woche werden. Bei einigen interessanten Posts zu diesem Thema ist das, welches mir am besten gefällt, dieses hier vom Herausgeber des TCJ Dirk Deppey. Er schaut hier weniger auf die inhaltlichen Meriten von Morrisons Serie (das tut er dafür hier, wenn er sich anschaut wie Marvel Sonderschichten einlegt um die Aufkleber abzukratzen die Morrison am Vehikel X-Men angebracht hat (und ja, miese Metaphern gibt es im Dutzend billiger)) als eher darauf für welche Entwicklung des Marktes Morrisons "New X-Men" standen und wie die nun folgende Devolution der paar Dutzend X-Titel zu werten ist.
Die Zitate aus dem Morrison-Manifesto, die Deppey dabei einstreut sind gut gewählt, weil sie natürlich auf die X-Men passen, aber auch im weiteren Kontext anwendbar sind:
comics like the X-MEN have gone from freewheeling, overdriven pop to cautious, dodgy retro
Das hat sich, hier scheinen sich alle einig zu sein, unter Morrison geändert. Morrison konstruierte seinen Handlungsbogen so, dass selbst Wendungen wie "Haha! Magneto ist gar nicht tot!" nicht wie ein ödes "Ah, schon wieder nicht?" wirkten, sondern akzeptierbar waren. Die Hinweise waren da. Subtil, aber sie ware da. Und da liegt ein Unterschied zu vielen anderen Superheldentode, auch bei den X-Men. Nehmen wir den Tod von Psylocke in "X-Treme X-Men #2" (und bei dem Weg, diese verdammten X-Wortspiele müssen endlich enden, das ist ja so 90s... wobei, dann passt es ja auch schon wieder zum Retro-Chique der Comics), die nochmal als Obi-Wan Kenobi mit pinkem Haar aus dem Nachleben zurückkam und genug Hinweise fallen ließ um einer eventuellen, späteren Auferstehung keine Steine in den Weg zu legen. Der Homo Sapiens wird aussterben, Genosha wird ausgelöscht, Xorn stellt sich als Magneto heraus und zerstört New York und schließlich stirbt er mal wieder. Im Kurzabriß klingt das gar nicht so toll, weil das Elemente sind die schon da waren, aber Morrison verrsteht sich darauf Mainstream zu schreiben, ihm aber einen Schuß der Kreativität zu geben, die seine Nicht-Mainstream-Titel auszeichnen. Er nimmt die bekannten Elemente, setzt sie aber ganz anders zusammen als bisher... und wenn man dann ein wenig Abstand gewinnt sieht man, dass das Gesamtbild ganz anders ist als das Bild, das man erwartet hatte. Das er das kann hat er schon bei seinem "JLA"-Assignment bewiesen. Ich würde noch immer jedem eher zu "The Invisibles", zu "The Filth" oder "Animal Man" raten als zu den "New X-Men" wenn es um Morrison geht, aber wie Inkplosions Mana richtig anmerkte, vielleicht will man keinen Autorentitel sondern eine gut gemachte Superheldenserie. Und dann kann man froh sein, dass Morrison die X-Men für eine Zeit übernommen hat...
Okay, aber warum war es denn so wichtig, dass Morrison die X-Men übernimmt? Weil die X-Men an etwas leiden an dem sie seit über zwei Dekaden leiden: Chris Claremont. Keine Kritik an dem was Claremont damals mit den X-Men in den 80ern gemacht hat. Er hat eine Silver Age-Serie genommen und er hat sie für eine neue Dekade tauglich gemacht. Und jetzt, ein Vierteljahrhundert später, gilt seine Angang an die Serie immer noch als so erfolgreich, als so bahnbrechend und als so bezeichnend dass die Serie (oder die Serien) darunter zu leiden hat. All in its own time, m'lady. Nehmen wir das, was am meisten an Claremonts X-Men gelobt wird, die Art wie er aus einem Superheldenteam eine Seifenoper gemacht hat. Wie er neben den Actionszenen glaubwürdige Charaktere geschaffen und ihnen Zeit gegeben hat untereinander zu interagieren, man denke nur an all die tollen Dialoge die die X-Men führten wenn sie wieder mal Baseball spielten. Wie er Beziehungsnetze gesponnen hat.
Okay. Akzeptieren wir das und schauen wir mal auf die Bezeichnung Seifenoper. Nehmen wir Deutschlands beliebtestes Kulturprodukt "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten". Die Serie läuft inzwischen... wie lange? Zwölf Jahre? Dreizehn? Bedeutend kürzer auf jeden Fall als die X-Men (aber mit dem Vorteil, granted, dass sie knapp 22 mal pro Monat läuft, während X-Men nur einmal im Monat erscheint [dafür dann aber auch gleich 22 verschiedene Titel]). Trotzdem sieht man hier etwas, was den X-Men fehlt: ständige, dauerhafte Entwicklung der Charaktere. Eine Seifenoper darf nicht am Status Quo festhalten, muss sich in einem ständigen "Status Flux" befinden. Charaktere sterben, neue Charaktere kommen in die Serie, Probleme passen sich dem Zeitgeist an, Beziehungen werden beendet, Beziehungen werden aufgenommen... schreckliches passiert jede Folge um den Zuschauer zum weitergucken zu verleiten. Über die Qualität kann man streiten, das ist definitiv nicht Bergmann was da gezeigt wird, aber über die Effektivität kann man nicht streiten. "Expect the unexpected", ist genau der Slogan mit dem man Zuschauer hält.
Und, sollten die X-Men nicht genau so sein? Ständige Überraschungen, ständige Veränderungen? Und, werden jetzt manche einwerfen, genau so sind sie auch. Überleg doch mal all die Beziehungskrisen in der Ehe von Cyclops und Jean Grey. Und es kamen doch neue Charaktere dazu. Und Charaktere starben. Das ist aber nicht das Selbe, weil diese kleinen Ausflüge einmal außen rum gehen und dann wieder am Startpunkt ankommen. Es dient alles nur der Erhaltung des Status Quo. Wieviel hat sich denn verändert seit Claremonts Tagen? Wieviel etablierte Charaktere gibt es nicht mehr? Wieviele von Claremonts X-Men sind einen eindrucksvollen Tod gestorben und nicht wiedergekommen (eine Methode die natürlich auch Claremont beherrschte)? Wieviele Leser haben sich denn wirklich gedacht, dass Jean und Scott sich trennen werden? Eben. Die Veränderung kommt nicht, weil man sie nicht will. Die X-Men sind keine Soapopera, die X-Men sind ein Nostalgiekanal, ein bekannter Hafen in unsicheren Zeiten. Die Stammleserschaft fürchtet Veränderungen und Marvel weiß das und bedient den Wunsch nach dem Bekannten. Die X-Men haben eine derartige Eigendynamik entwickelt, dass kaum ein Schreiber -wenn er nicht das Kaliber und (ganz wichtig) den großen Namen in der Szene hat wie Grant Morrison- hier Veränderungen vornehmen kann. Tim O'Neil von The Hurting hat eine interessante Feststellung gemacht: Nichtmal Chris Claremont, Begründer dieser Beziehung, könnte heute das Verhältnis zwischen Rogue und Gambit durcheinander wirbeln. Zwanzig Jahre ohne echte Veränderung, zwanzig Jahre in denen selbst Ereignisse wie das "Onslaught"-Megacrossover ohne echte Relevanz bleiben, können eine Serie und ihre inneren Strukturen böse fossilisieren. Nicht umsonst hat man mehr als sechzig Jahre gebraucht um Lois Lane und Clark Kent in "Superman" endlich zusammenzubringen. Comicsfans sind ein erzkonservativer, nostalgischer Haufen die Veränderung fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Was der Bauer und fressen und so.
Würde GZSZ heute noch laufen wenn man immer noch die Arcs benutzen würde, die man am Anfang der Serie hatte? Wenn sich keine Beziehung für mehr als zwei Wochen verändert hätte? Wenn man genau wüsste, dass alles wieder so wird wie es mal war (und natürlich macht man sich auch hier das "Haha! War gar nicht tot!" zu Nutze, aber nicht jedes verdammte Mal!)? Gäbe es zwanzig Bondfilme... und wir reden hier von Bondfilmen, Filmen die nach einer festen Formel ablaufen... wenn nicht zumindest einmal pro Dekade der Hauptdarsteller und die generelle Ausrichtung geändert würde (Connery: brutaler Macho, Lazenby: Swinging Sixties Moore: schießender Kleiderständer, Dalton: Stirb Langsam-Actionheld, Brosnan: aalglatter Ironiebolzen), obwohl man an der generellen Formel festhält?
Als die Duovirn Quesada und Jemas damals Morrison an Bord holten, da mussten sie wissen worauf sie sich einlassen. Und Morrison wusste was er vorhatte, dass kann man an einigen seiner Dialoge in der Serie sehen: "Wolverine. You can probably stop doing that now," kann intra- und extratextuell verstanden werden. Die Kostüme, das Gebahren, all das was Claremont und seine Nachfolger in zwanzig Jahren aufgeschichtet haben mag zu der jeweiligen Zeit gewirkt haben, gebraucht worden sein... aber heute wirkt es albern. Und mal ehrlich: Wie oft will man noch Jean und Scott sehen, die auf dem Dach stehen und sich die Ohren abjammern wie mies es doch ist, dass sie für eine Welt kämpfen, die sie hasst und verachtet? Irgendwann musste sich Batman von Bat-Mite trennen und irgendwann musste Superman Krypto einschläfern lassen. Über zwanzig Jahre wurde immer etwas neues oberflächlich aufgetragen oder angebaut ... aber die grundlegende Form blieb die Selbe. Morrisons Approach ging in eine andere Richtung: Neue Elemente hinzufügen, ja, aber vorher all die Teile vom Wagen X-Men abnehmen die nicht mehr nötig sind. Weg mit Plüschwürfeln, Fuchsschwanz, Haifischflossen (oder innerhalb der Serie, vielleicht das offensichtlichste Zeichen für die Veränderung, weg mit den Spandex-Kostümen). Und dann, wenn er bei der eigentlichen Karosserie angekommen ist, dann kann er seine eigenen Teile auftragen.
Aber dieser Angang an die X-Men stammt aus einer anderen Zeit. Soviel man das neue Marvel, dass Quesada und Jemas kreieren wollten kritisieren kann (und es gibt einiges wofür Kritik angebracht ist), zumindest wurde versucht eine neue Richtung einzuschlagen, wenn auch mit ein paar billigen Porpagandastunts zuviel ("Rawhide Kid ist schwul." - "Oh mein Gott, ich bin geschockt... ... öh, wer ist eigentlich Rohheit Kitt?"). Aber zumindest versuchte man sich zu lösen vom Marvel wie es in den 80ern und in den total planlosen 90ern existierte. Zumindest ein wenig, denn Jemas wusste, dass er es sich nicht mit den Marvel-Zombies verscherzen durfte (Elektra als Samstagabendbegleitung für den Teil der Leserschaft der in Mutters Keller lebt). Das hat allerdings nicht geklappt. Joe Quesada kann von Glück sagen, dass das Fandom immer nur den Kopf von Jemas gefordert hat und die Marvel-Zombies Quesada als einen der ihren sahen, vielleicht nicht ganz zu unterrecht. Wenn man sich Marvel nach der Jemas-Ära ansieht, dann scheint Quesada der konservativere der Beiden gewesen zu sein. Eine ähnliche Entwicklung kann man auch bei Image sehen, das komplette Umkrempeln des Verlagsbildes und die Förderung von Non-Superheldenserien hat Jim Valentino als Herausgeber nicht überstanden und Image hat seinen dritten Platz in den Diamond-Verkaufscharts räumen müssen (inzwischen hat man den vierten Platz auch verloren, an Tokyopop).
Ein Gespenst geht um in der Comiclandschaft. Die neue Pionierzeit scheint erstmal auf Eis gelegt, zumindest bei den großen Verlagen. Wenn die "New X-Men" diese Zeit repräsentieren, den Versuch sich vorwärts zu bewegen, dann ist auch die jetzt angebrochene Post-Morrison-Phase ein Symbol für den Zustand der Industrie. Statt weiter vorwärts zu gehen kehrt man zum Bekannten zurück. Das Hinterland sichern. Sicherstellen, dass die Stammleser nicht den Glauben an die Serie verlieren. Wenn der Verlust der Kostüme für das "neue Marvel" stand, dann sollte man es nicht unterschätzen, dass Cyclops unter Joss Whedon im "Astonishing X-Men" erklärt hat, dass die X-Men wieder Kostüme tragen würden. Das Magneto, nach seinem Tod unter Morrison, schon nach zwei Ausgaben in "Excalibur" wieder zurückgebracht wurde. Nicht wie unter Morrison mit einer stimmigen Erklärung, sondern erstmal Magento wiederholen und dann kann man immer noch schauen wie man das einbaut, wobei ohnehin alles was Magneto in Morrisons X-Men gemacht hat nicht von Magneto sondern einem Betrüger begangen wurde. Man gebe dem Mann einen John Byrne-Retcon-Award. Marvel darf das, das ist immerhin Marvels Serie... aber die Angst vor der eigenen Courage ist verblüffend. "Variant Cover" (vier Stück) helfen die Verkaufszahlen zu boosten, die Idee, dass Comics Sammlerstücke sind wird wieder offener verbreitet und die "Tot bleibt tot!"-Politik, die ja immer schon mehr als brüchig war, wird auch gleich mal in die Nieren getreten wenn die große Ankündigung der Wizard World ist: Im Februar gibt es fünf Ausgaben lang eine Phoenix-Miniserie. Damit ist die Bühne bereitet für eine Rückkehr in die reguläre Serie bis "X-Men 3" in die Kinos kommt. Dieses klassische Cover sagt alles. Und damit habe ich jetzt noch mehr Recht über den angekündigten dramatischen Effekt zu spotten den "Avengers Disassemble" haben soll, wo ja alle Charaktere sterben und dann auch tot bleiben. Yawn. Aber wie soll man auch eine gute Geschichte erzählen ohne einen Charakter sterben und dann ein paar Ausgaben später wiederbeleben zu können. Wäre die Bibel so ein Erfolg geworden wenn Jesus tot geblieben wäre? Ebend...
Das ist mein Problem mit Superheldencomics. Nicht dass sie Superheldencomics sind, es gibt ja Superheldencomics die ich mag, wenn sie gut erzählt sind. Aber dass man hier so rigide an dem festhält was schon immer existierte, diese lähmende Fixierung auf die Vergangenheit, dieser Atavismus. Man muss nicht so viel aufschütteln wie Morrison es getan hat. Nach einer eher progressiven Phase darf man ruhig einen Gang zurückschalten und mit Joss Whedon erstmal stabilisieren was da aufgebaut wurde. Aber die Marschrichtung sollte beigehalten werden... stattdessen rennt man auf dem schnellsten Wege wieder dahin zurück wo man herkam, weil man es da kennt und weil es da am besten war. Damals, in den späten 80ern und frühen 90ern, da war die Welt noch in Ordnung. Offenbar war der Morrison-Run in dieser Serie nur eine große Version von dem was man sonst innerhalb der Serie findet. Diese kleine Veränderung im Status Quo, die Ehekrise zwischen Jean und Scott, die nur dazu dient am Ende wieder da anzukommen wo man gestartet ist.
Solange sich das nicht ändert darf man sich nicht wundern, warum Superheldencomics nicht so populär sind wie etwa die Filme. Superheldencomics bedienen immer das selbe Klientel und wenn sie mal ausbrechen wollen, dann jammern die Kellerkinder gleich, dass das Verrat sei. Jahrelang war man so gut zu den Comics und was ist der dank, die Comicindustrie will sie im Stich lassen für die reiche, junge Schlampe von nebenan. Miststück. Aber dieser Ausbruch ist nötig. Solange Superheldencomics der Comicmainstream sind, ist es ihre Aufgabe neue Leser zu sammeln. Sowas muss normalerweise vom Mainstream ausgehen, nicht von den alternativen Projekten. Und wenn der Markt endlich weg ist von der fixierten Käufergruppe und eine breite Basis hat, dann wird auch genug Raum sein für nostalgische Status-Quo-Serien, für Titten-Ärsche-Phalluswummen-Comics à la "X-Force"... und für progressive Superheldentitel die Veränderung nicht scheuen. Es muss nicht so sein das "X-Men", als Königsdisziplin der Mainstream-Titel, Vorreiter dieser Bewegung ist (in gewisser Hinsicht stimmt das ja auch hier, die "X-Men" waren weitaus massenkompatibler als "The Filth"). Aber in jedem anderen Medium bewegt sich der Mainstream immer in einiger Distanz den Alternativen hinterher und übernimmt deren Trends und präsentiert sie der breiten Masse. Warum sollte das bei Comics anders sein?
posted by Björn um 14:03 | Permalink
16.08.2004
The Thing That Should Not Be
(DC versus Marvel)
Paul O'Brien, der wenn er ein Superheld wäre, sicher Mr. Rationality hieße, erklärt im heutigen Article 10, dass es eigentlich nur zwei Gründe für das Huibuh um das von DC und Marvel akzeptierte, dann aber von Paul Levitz geaxtete und bei der Wizard World Con heiß diskutierte "Batman/Daredevil"-Crossover von Brian Michael Bendis geben kann:
Bendis says he wants to talk about it. Oh no, say Marvel. Don't do that at our panel. Do it at yours, so that nobody will think we're endorsing it. Be sure to let everyone know that we've told you to do it at yours. That way nobody would ever, ever think that we were endorsing it. Not after we'd told you to do it.
Uh-huh.
[...]
Pop quiz! You are DC Comics! A Marvel freelancer is about to complain in public that you aren't going to publish his crossover idea! This could cause up to two and a half weeks of grumbling on message boards! People who can't spell might flame you mercilessly! Do you:
(a) Ignore it?
(b) Put out a statement afterwards saying you're not interested?
Or do you
(c) Send along Bob Wayne, DC Vice President of Sales and Marketing, to have a public confrontation on the whole subject and attract even more attention to it?
The answer, of course, is (c). But only if you're an idiot, or if it's a stunt. And heaven forfend that the Vice President of Sales and Marketing should ever get involved in marketing stunts.
Fettmarkierung von mir. Ich persönlich würde den Chefetagen von Marvel und DC beides mehr als zutrauen. Der ganze Artikel findet sich hier.
posted by Björn um 10:21 | Permalink
15.08.2004
Pulp Nazis Must Die!
(Nationalsozialismus und Urbane Legenden)
Die Nazis sind in der Pulp- und Populärkultur ja immer wieder gern genommene Bösewichte und ich habe ja schon eine gewisse Affinität zu dem Thema gezeigt. Fakt ist, dass die Film- und Comicnazis jede Menge urbane Legenden rund um den Nationalsozialismus kreiert haben. Diese Website beschäftigt sich mit einem ABC von Verschwörungen, Legenden, Mythen zum "Dritten Reich". Keine ausführlichen Abhandlungen und leider keine Angaben von Sekundärliteratur, aber die kurzen Abhandlungen zum Wahrheitsgehalt der Geschichten und die Beantwortung der Frage "Wem nutzt eigentlich der Nazi-Okkultismus?" sind ganz interessant zu lesen.
Dabei beschäftigt man sich auch mit den Nazis in der Hohlerde (zu finden etwa in BPRD - Hollow Earth, dem Speer des Schicksals (siehe Weird War Tales #50), dem Überleben von Adolf Hitler (Übersicht über seine Auftritte im Marvel-Universum) und Magie im Dritten Reich (etwa Rasputin aus Hellboy).
So amüsant ich als Indiana Jones-, Hellboy- und Pulp-Fan diese Superschurken-Nazis finde, es ist schon bedrohlich, dass es da draußen immer noch Deppen gibt, auch wenn es sicher nur eine kleine Gruppe isolierter Spinner ist, die den ganzen Hokuspokus für bare Münze nehmen und versuchen daraus irgendwelche drittreichen Weltbilder zu konstruieren und über die UFOlogen und die nicht mehr ganz so beliebten Verschwörungstheorien in neue Kreise vorzudringen. Jessas. Was diese Seite aber nicht abstreitet, ist dass Hitler zwar gestorben ist, aber sein einem Gorilla eingepflanztes Gehirn überlebt hat und nur dank der Zusammenarbeit von Hellboy und dem Savage Dragon besiegt werden konnte.
Quod erat demonstrandum.
posted by Björn um 23:38 | Permalink
12.08.2004
Schei...benhonig!
(B. M. Bendis "Powers")
Ich hatte bisher nie was von Bendis gelesen, hatte aber immer wieder von Leuten gehört, dass Bendis überzeugendstes Feature wäre, dass er Charakterdialoge beherrsche und es ihm gelänge die Charaktere so klingen zu lassen als wären sie wirklich einfache Leute von der Straße... nun, ich weiß nicht auf welcher Straße Bendis groß wurde, aber... hossa!
Ich bin ja ein Freund des gepflegten Schimpfworts und wer dieses Blog liest, der weiß dass mir manchmal ein zünftiges "Sapperlot!", "Himmel, Herrgott, Sack Zement!" oder ein "Kruzitürken!" entfährt. Ich finde es auch okay, sowas zu benutzen. Dieses heuchlerische "Schei...be" oder "@$$hole", wenn doch jeder weiß was gemeint ist finde ist doch für den A...llerwertesten. Als wenn das geschriebene Wort wirklich schlimmer wäre als der Wink mit dem Bauzaun. Und in einigen meiner Lieblingsfilme fluchen die Hauptdarsteller wie Droschkenkutscher aus dem 19. Jahrhundert. Ich bin da sicher keine Mimose... aber was ich da in der deutschen Ausgabe von "Powers #1" lesen durfte (und das hat nichts mit dem Format oder der Story an sich zu tun, nur um das klarzustellen) fand ich doch verstörend.
Auf elf Seiten, von denen drei dialogfrei sind... also quasi auf (zwei hin, vier im Sinn)... acht Seiten benutzen die Charaktere:
1x "Stück Sch..."
3x "Scheisser"
5x "Scheisse"
1x "Shit"
8x "Scheiss" (und damit klarer Tagessieger)
1x "Fick dich"
4x "Arschloch" (+ 1x Mega-Arschloch)
1x "Miststück" (okay, das ist relativ schwachbrüstig)
2x "Scheisstag"
1x "Arsch"
Ich will nicht pingelig sein, aber da hätten sicher selbst Vincent Vega und Jule Winnfield Lust Bendis die Finger mit Kernseife abzuwaschen. Wirkt doch ein wenig wie Garth Ennis an seinen gezwungen ekligen Tagen. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass im Original wahrscheinlich fast alles durch das Allzweckwort "Fuck" ersetzt wurde, was ja im Englischen so eingebürgert ist, dass es kaum noch auffällt. Hier ist eine Auflistung welche grammatikalischen Funktionen das F-Wort im Englischen haben kann.
Und als weiterführende Lektüre, hier ein Zyn!-Artikel gegen den schleichenden Amerikanismus beim Fluchen auf Deutsch, den sich die Übersetzer offenbar zu Herzen genommen haben.
posted by Björn um 20:33 | Permalink
Heroclix und Demand
(Neuigkeiten aus dem Hause Panini)
Steve Kups verkündete im Paniniforum diese Woche gleich zwei überraschende Meldungen:
Zum einen wird die Flash Monster Edition, die es als Print-on-Demand einige Zeit zum vorbestellen gab, aber da nur gut zwei Drittel der benötigten Käufer anlockte, nun doch im November erscheinen. Und zwar zu den Konditionen, die auch bei der PoD-Aktion galten. Alle Vorbesteller bekommen den Band wie geplant, zusätzlich wird die Ausgabe aber auch regulär in den Handel kommen.
Die andere Meldung betraf bereits den (laut Kups ziemlich sicheren) Inhalt des nächsten Demand-Projektes. Dort wird wohl Swamp Thing die Chance auf einen Fortführung im vierten Band bekommen. Somit werden aller Fans des Vertigo-Klassikers glücklich gemacht, so sie denn fleißig bestellen. Genaue Termine und Daten folgen in Kürze.
Diesen Monat gibt es außerdem in den Serien X-Men, Spider-Man, Spektakuläre Spider-Man und Wolverine jeweils gratis Heroclix-Figuren zu den aktuellen Ausgaben. Diese sind kleine Spielfiguren der Marvel- oder DC-Charaktere auf Kampfscheiben, die Teil eines Rollenspiels sind.
posted by the Ben um 16:54 | Permalink
Was Kinder Wollen
(Kinder, Plüschaliens, Telephone)
Dorian (der mit Nachnamen nicht Gray heißt, obwohl es mir immer auf der Zunge liegt) und Steven Grant haben sich beide dem von Michael Chabon neuaufgerollten Thema "Sind unsere Kinder zu dumm um Bildgeschichten zu verstehen?" angenommen und sie werfen interessante Diskussionsbrocken in die Runde.
Dorian wendet ein, dass sich diese Diskussion primär darum dreht, dass sich Superheldencomics für Kinder nicht verkaufen, während andere Comics für Kinder sich durchaus gut absetzen ließen (etwa die Manga, die mehrere hier als Gegenbeweis zu der These "Kinder - Keine Comics" einbrachten). Und dann bringt er ein ganz anderes Problem ein, das bei dieser Diskussion bisher ausgeklammert wurde: Eltern...
Einerseits sind wir ja alle dafür, dass Eltern sich vernünftig mit den Comics ihrer Kinder auseinandersetzen und nicht erst ein paar Wochen später mit "Identity Crisis #2" zum lokalen Comichändler, oder schlimmer noch, zum Gesetzgeber laufen und den Laden dichtmachen und den unglücklichen Besitzer oder Verkäufer einbuchten lassen. Allerdings könne elterlicher Eingriff, so Dorian, auch ein Problem sein. Etwa wenn Eltern sich über den "unangemessenen" sexuellen Inhalt der Lee/Ditko-Spider-Man-Hefte beschweren, keine Hefte aus vorherigen Monaten kaufen lassen weil das ja Sammlerstücke seien und das wegen solcher beschwerden etwas Shonen Jump-Titel nicht mehr auf von Schulen organisierten Buchmessen zu finden seien.
Die Sache mit den Eltern geht interessanterweise gar nicht so weit weg von dem was Steven Grant über das Verhältnis von Kindern und Comics sagt. Ein interessantes Argument ist: für Kinder die in der Lage sind sich die Namen von mehr als 300 verschiedenen Poke-Digi-Glitzi-Mon mit mehreren Permutationsphasen und alle Angriffs- und Defensivwerte von Milliarden Yu-Gi-D'Oh-Karten zu merken könne die DC Continuity kein Problem sein. Sie sei nicht zu komplex (an dieser Stelle möchte ich einfach mal die Namen "Hawkman" und "Cable" (okay, nicht von DC) fallen lassen und hämisch lachen), sie sei schlichtweg zu langweilig.
Das Problem sei: Comics würde nicht für Kinder sondern... und da sind sie wieder... für Eltern gemacht. Kinder müssten das bieten was Kinder wollten, nicht das was Eltern glaubten, dass Kinder wollen. Was meiner Ansicht nach zu dem passt was Chabon gesagt hat, immerhin forderte er "großartige Comics für Kinder". Grants Antwort auf die Frage, was Kinder denn wollen, ist folgende:
Kinder wollen Ernst genommen werden und "erwachsen" behandelt werden. Nur würden Erwachsene halt nicht wollen, dass Kinder wie "erwachsen" behandelt würden. Darum wären in der Prä-Wertham Zeit die Horrorcomics so gut angekommen, weil sie eine Form der 'Rebellion' gewesen wären, ein kleines Universum für Kinder dem die Erwachsenen fassunglos und oft schockiert gegenüberstanden. Und darum hätten die Eltern die Comics Code Authority ins Leben gerufen.
Und in dem Moment, so Grants Argument, in dem Kinder "erwachsenensicher" waren hätten sie aufgehört ein ernstzunehmendes Medium für Kinder zu sein. Dieser Grad an "Subversivität" würde den Comics heute fehlen, wäre aber in Manga zu finden. Darum würden Kinder Mangas mögen, weil sie -zwar auf die rigidere japanische Gesellschaft bezogen, aber trotzdem- oft Kinder und Jugendliche als Charaktere böten die sich gegen die Gesellschaft und über die Erwartungen der Erwachsenen hinwegesetzten. Danach verweist er auf den Erfolg der Simpsons als einer subversiven Serien (wobei die Subversivität spätestens in der sechsten Staffel starb und dis Show seitdem eher gequält und belanglos ist...). Oh, ja. Wer Kinder zu Comics bringen wolle, der solle sich an die Eltern wenden. Wenn die Eltern Comics lesen und sich an Comics gewöhnt hätten, dann wären die Chancen viel größer, dass sie einen gesunden Umgang ihrer Kinder mit Comics fördern würden...
Der letzte Punkt klingt in der Theorie gut, wirft aber wieder die Frage auf: wie machen wir's praktisch? Auf jeden Fall würde ich Dorian und Mr. Grant zustimmen, dass wir in der Diskussion um Kindercomics die Eltern nicht vergessen dürfen... und Eltern können eine weinerliches und übervorsichtiges Pack sein. Nicht alle, aber die paar wirklich besorgten Eltern die am lautesten Schreien muss man einkalkulieren wenn man etwas für Kinder schreibt, dass eventuell den Eltern nicht so gut gefällt (wobei die nicht die alleinigen Sündenböcke für die Misere der US-Comicindustrie im Kindermarkt sind... aber man schaue sich mal an wie viele Eltern nicht nur in den USA wutentbrannt gegen Harry Potter vorgingen weil der ja ihre Kinder zur schwarzen Magie verführt. Buuuuh!). Das Zeug das ich als Kind geliebt habe war meiner Mutter auch suspekt... all diese Monster da mit den Messern und Waffen (Masters of the Universe) und diese dauernden Schießereien im Fernsehen (A-Team). Aber auch das gehört dazu, dass die Eltern es nicht verstehen und nicht wirklich gutheißen. Immerhin, als Kind will man etwas eigenes haben und sich abgrenzen können. Gerade da bieten Manga natürlich eine tolle, neue Welt der nicht nur Eltern verständnislos gegenüberstehen. Kurzform: Comics für Kinder heißt auch es sich mit den Eltern eventuell zu verscherzen, wobei zu bezweifeln ist ob viele US-Verlage Interesse daran haben sich mit den in den USA ziemlich mächtigen Elternverbänden und den "Family Matters"-Gruppen auseinanderzusetzen.
Nerd Bait
Okay, es ist kindisch und blöde und kapitalistisch... aber ich habe mich schlappgelacht, als ich das hier gesehen habe. Der Plüsch-Facehugger zum "Alien versus Predator"-Film. Wer wollte nicht schon immer etwas knuddeln, dass einem einen langen Rüssel in den Hals rammt, durch den dann ein Parasit in den Körper gelangt, der nach ein paar Stunden oder Tagen schmerzhaft durch den Brustkorb ausbricht? Aber als Nerd muss ich gestehen, dass ich die Idee schon irgendwie so abstrus finde, dass ich sie loben würde... werde... also das quasi hier tue.
Spielzeug scheint übrigens angebracht zu sein. Der "Alien versus Predator"-Film erhielt in den USA eine PG-13-Freigabe. Kinder unter 13 sollten ihn nicht ohne elterliche Begleitung sehen. Ein mehr oder minder kinderfreundlicher Film in dem Aliens und Predatoren sich die Säure aus dem Leib prügeln und "You're one ugly motherfucker," entgegenschreien? Naja, wahrscheinlich mit wenig Säure und noch weniger Gefluche. Irgendwie klingelt da schon wieder mein "Crap, utter crap"-Sensor. Dann doch lieber das Videospiel...
Phone Booth
Billig zusammengeschusterte Überleitungen von Comics:
a.) Colin Farrell spielte in einem Telephonzellenfilm und war Bullseye in Daredevil
b.) Warren Ellis ist der Comicwelt größter Mobiltelephon-Liebhaber
c.) Kinder lesen keine US-Comics haben aber alle Handys.
Auf jeden Fall endlich ein Artikel über eine Industrie die mich, als Besitzer eines Handys das sich mit den alten Feldtelephonen aus dem Vietnamkrieg sicher messen kann, interessiert: die Klingelton-Industrie, die wahrscheinlich momentan am besten verdienende Branche in Deutschland, die nach einer Woche ein schlecht geclipptes Polygonen-Nilpferd als "Kultfigur" titulieren darf und deren Werbungen ähnlich wirken wie die, der Telephonsex-Anbieter am Abend.
Ein tolles Zitat aus dem Artikel: Das Paradox, das die Branche umtreibt, kann jedoch auch er nicht erklären. "Es ist selbstverständlich, für ein Derivat wie den Ton 1,99 Euro zu bezahlen, aber niemand ist bereit, eine Single für denselben Preis zu kaufen", wundert sich Schulz.
Da kann man dann schon fast wieder anmerken, dass jemand der regelmäßig 2 Euro für einen Klingelton bezahlt, den er eh nie zuende hört weil er entweder ans Teleph geht oder aber peinlich berührt versucht, das Ding möglichst schnell auszuschalten, sicher auch die Kohle hat 3 Euro für einen Comic zu bezahlen. Vielleicht sollte man einfach mehr Comics mit "Kultfiguren" wie dem "Jamba-Rave-Hippo" [TM] produzieren...
posted by Björn um 16:14 | Permalink
09.08.2004
Comic über Eminem
(When The Music Stops)
Das britische Trio Flameboy (Zeichnungen), Barnaby Legg und und Jim Mc Carthy (Autoren) hatte die Comicszene letztes Jahr mit dem Comic "Godspeed" über den Nirvana-Sänger, und besonders seit seinem Selbstmord im Jahre 1994 zum Kult erhobenen, Kurt Cobain überrascht (wir berichteten).
Nun steht das nächste Objekt der Begierde fest: Ende 2004 wird vom selben Team eine graphic novel über Eminem erscheinen (vorläufiges und endgültiges Cover). Da der weiße Rapper dafür bekannt ist, dass er keine Nutzung seines Namen duldet, die nicht von ihm authorisiert wurde, könnte das noch ein spannendes Kapitel werden. Denn wenn dieser Comic so spekulative Passagen hat wie "Godspeed", dann ist fraglich, ob er diesem Projekt überhaupt seinen Segen erteilt hat oder noch erteilen wird.
Auf jeden Fall werdet Ihr im Herbst mehr dazu auf dieser unserer Seite erfahren, denn ab dann dürfen sich die Macher gemäß den Vorgaben ihres Verlags zu "In My Skin: The Eminem Graphic" äußern. Wir bleiben dran.
posted by Frauke um 17:44 | Permalink
08.08.2004
Elf Freunde müsst ihr sein
(Meme der Woche)
Okay, hier meine Antwort auf Steve Leibers Frage: die elf Titel die meiner Ansicht nach in keiner Bibliothek fehlen sollten. In keiner bestimmten Reihenfolge, wie bei mir üblich sehr amerika zentriert und ich habe versucht jeden Publisher nur einmal zu nennen und mich nicht auf ein Genre zu beschränken. Problem an der Sache: die "Kinderfreundlichkeit" dieser Liste tendiert gegen Null, obwohl ich lange überlegt habe welche altersübergreifenden Titel ich inkludieren könnte.
1.)MAUS: Dazu muss ich nichts mehr sagen, oder?
2.)SAFE AREA GORAZDE (Fantagraphics): Joe Saccos packender Bericht aus dem Jugoslawien des Bürgerkrieges, wobei er nicht die Geschichte des Krieges, sondern die der Menschen in ihm erzählt, was viel emotionaler und schockierender ist.
3.)JIMMY CORRIGAN: SMARTEST KID ON EARTH (Pantheon Books): Ein Hauch von Franzen, eine große Dekonstruktion des amerikanischen Traums und ein generationsübergreifendes Portrait des Verfalls der amerikanischen Familie.
4.)THE PUNISHER: WELCOME BACK FRANK (Marvel)/ HELLBOY: THE CHAINED COFFIN (Dark Horse): Einen der beiden Titel, weil das hier nicht zu einer elitären "Haha, ich bin Intelek... Intelle... Intillekt... klüger als Ihr!"-Veranstaltung werden soll und man auch Comics haben muss die einfach Arsch treten und zeigen, dass Comics für jeden was bieten können.
5.)V FOR VENDETTA/ LEAGUE OF EXTRAORDINARY GENTLEMEN (ABC): Weil ein Alan Moore-Titel dabei sein muss. Je nachdem ob man auf anspruchsvoll-komplex oder versteckt-anspruchsvoll-actionreich setzt kann man hier wählen. Und, ja, ich habe "From Hell" außen vorgelassen.
6.)CEREBUS: HIGH SOCIETY & CHURCH AND STATE (Aardvark Vanheim): Pechschwarzer Humor, dreister Slapstick und eine Seiteneinteilung die zeigt warum Comics mehr sind als statische Filme.
7.)AGE OF BRONZE (Image): Weil es eine der besten und gewagtesten Umsetzungen von antiker Mythologie ist die ich bisher in egal welchem Medium erleben durfte. Alternativer Geschichtscomic wäre Jason Lutes "Berlin - City of Stones". Alternativer Image-Titel wäre: "The Walking Dead", aus den gleichen Gründen wie bei Nummer 4.
8.)SANDMAN (Vertigo): wegen der Gothen-Quote. Ne, im Ernst: Gaimans überschäumende Phantasie ist einfach einzigartig. Alternative Vertigo-Titel wären "The Invisibles" oder "Transmetropolitan".
9.)UNDERSTANDING COMICS (Harper Collins): Um gleich noch ein größeres Verständnis für alles comicbezogene zu erreichen ohne auf trockene Textbücher verweisen zu müssen.
10.)THE DARK KNIGHT RETURNS (DC): Weil es eine Superheldengeschichte ist die immer noch viel besser ist als fast alles was in den 18 Jahren seit ihrer Veröffentlichung auf dem Superheldenmarkt erschienen ist.
11.)STRANGEHAVEN (Abiogenesis): Ein Hauch von "Twin Peaks" umweht diese Serie, die auf jeder Seite Britishness der charmantesten Art versprüht, dabei so viele verschroben-liebenswerte Charaktere präsentiert und deren Geschichten einfach wunderschön sind. Wenn jetzt nur mal endlich das dritte Paperback erschiene.
Und jetzt Ihre Top Elf, werter Leser, bitte in die Comments.
posted by Björn um 14:10 | Permalink
Some Comics Sunday
(Linkgeblogge und Mehr)
Whow. Bei Monitor Duty nimmt sich Michael Hutchinson das DC-Sommerspektakel, das RTL noch vor sieben oder acht Jahren als "Vergewaltigt, Schwanger, Verprügelt und Verbrannt - Die Leiden der Sue D." gesendet hätte, vor. Seine extrem ausführlichen Annotationen zu "Identity Crisis" und all den involvierten Charakteren, von den Big Macs wie Superman bis hin zu den eher obskuren Figuren wie dem Calculator, kann man hier lesen.
The Onion ist derweil mit Superheldenfilmen beschäftigt. Nach dem hulkischen Gastartikel kann man jetzt hier die Erleichterung lesen, dass "Catwoman - Der Film" nicht so schlecht ist wie er hätte sein können. Nur ziemlich, nicht total schlecht. Glückwunsch, Filmstudios, weiter so.
Comics und Politk vermischen sich auch weiterhin. Nach Spidamerika-Man und John Kerry, Vampire Slayer tritt nun, nach Lex Luthor im Jahre 2000, erneut eine Comicfigur um das zweitwichtigste Amt der Welt nach dem Job des deutschen Bundestrainers an. Laut einer Pressemitteilung des Hauses Image tritt Erik Larsens langlebiger Superheld Savage Dragon ins Rennen um die US-Präsidentschaft ein. Gesponsert wird die Kampagne vom US-Magnaten und Running Mate Ronald Winston Urass (oh... halt... moment... fast... Urass... Ur ass... Your Ass... aaaaah! I got it! Hoho. Und sicher kommt der Mann vom Uranus. Verstanden? He? He? Ur anus? Hahaha... äh, ja.) Und in Ausgabe 119 wird Mr. S. Dragon herausfinden, dass US-Präsident Bush von einem Doppelgänger ersetzt wurde. Man wird sich sogar am Image-Stand bei der Wizard World Con in Chicago "Dragon/Urass '04"-Aufkleber holen können.
Womit wieder einmal interessante politische Fragen aufgeworfen werden. Wird Jesse Jackson sich in den Arsch beißen, wenn man in den USA zwar keinen afro-amerikanischen Präsidenten will, aber einen Dragono-Amerikaner akzeptieren würde? Würde das dragonische Kabinett aus Superhelden bestehen? Gehen mehr Metawesen wählen als echte Menschen und sollte man die in seine Kampagne einbeziehen (insbesondere im Marvel U wo vor fast einer Dekade eine Senator mit dem Anti-Mutanten-Ticket ins weiße Haus einziehen wollte... sollte man nicht lieber die Mutanten dazu bringen einen zu wählen? Es gibt doch so viele von denen)?
Ganz abseits davon, zweiundreißig Jahre alt und immer noch eines der interessantesten und amüsantesten Bücher über die US-Wahlen: Hunter S. Thompsons Fear and Loathing on the Campaign Trail '72. Das Jahr in dem George MacGovern von einem schon angeschlagenen Nixon weggeputzt wurde, weshalb die Demokraten bis heute Angst vor dem Wort "liberal" haben und die Republikaner Kerry/Edwards schonmal präventiv zum liberalsten Kandidatenpaar aller Zeiten ausgerufen haben.
Egal. Die gesamte Redaktion von Comicgate wünscht den Herren Dragon und Urass viel Glück, auch wenn ich immer noch für Cthulhu bin.
Too much, man, too much. Seit 10 Tagen ein eigenes Blog und schon fast ein Must-Read: Highway 62 Matt Maxwells Comicblog. So langsam braucht der Tag mehr Stunden um sich durch all die Comicblogs zu wuseln...
Via Ian Brill: Neil Gaiman berichtete letzten Montag wie man kostenlos einen handsignierten Cerebus-Comic bekommen kann wenn man Dave Sim einen Brief per Schneckenpost schreibt. Ich weiß nicht ob Sim auch gewillt ist die Comics nach Europa zu schicken, aber den Versuch ist es sicher mal wert. Also ran an... äh... wie hieß nochmal dieses... äh... Keyboard vor dem Informationszeitalter... ungefähr so lang... mit... einer... Schreib-öh-Spitze. STIFT! Genau! Ran an die Stifte. Und sagt Sim, dass YHWH euch schickt.
Meme der Woche: Steve Leiber fragt welche 11 Comics sollten in keiner Bücherei fehlen? Blogosphäre antwortet: hier, hier, hier und meine Liste hier.
All things not comic: Wer Angst hat sich die Pulsadern an den scharfen Kanten eines Comics aufzuschneiden und wer vom jahrelangen Leben als Höhlentroll Photophobie entwickelt hat und darum nicht an die Sonne kann, hier ein paar Alternativen:
PC-Spiel: Far Cry beginnt wie ein ganz normaler 3D-Dschungel-Shooter wie sie seit einiger Zeit in Mode sind und verwandelt sich nach knapp einem Viertel der Spielzeit in den bösen Bruder von "Alien Versus Predator 2". Herzrasen. Schockmomente. Gegner die mit zwei Klauenschlägen killen. Die Indoor-Level und Nachtmissionen unbedingt Nachts im abgedunkelten Raum spielen. Zwei Adrenalindrüsen nach oben.
Fernsehserien: klar, Fernsehen ist immer noch so gräßlich wie immer aber es gibt Lichtblicke. Dienstags gegen 22 Uhr auf RTL läuft Monk, eine Serie über einen ehemaligen Polizeidetektiv der seit dem Tod seiner Frau an Zwangsneurosen leidet und nebenebei Mordfälle löst. Intelligent. Nett. Charmant. Plumpster Vergleich der wo geht: trè Columbo. Weniger nett, weniger charmant, aber scheinbar nicht weniger intelligent The Shield, Donnerstags gegen 23 Uhr auf Prozac 7. Der Protagonist foltert gleich mal in der ersten Folge einen Kindesentführer und -vergewaltiger (was erschreckend daran erinnert wie hoch die Diskussion schlug als der Frankfurter Polizist Wolfgang Daschner im Entführungsfall Jacob von Metzler das nur andachte) und erschießt einen Kollegen der ihn beim FBI anschwärzen wollte. Der Stil der ersten Folge deutet darauf hin, dass man sich hier jeder Wertung enthält und der Zuschauer selber entscheiden muss wo man die Freiheit und die Grundrechte zugunsten der Sicherheit und dem Schutz der Unschuldingen einschränken sollte. Ziemlich akute Thematik, ziemlich packender Stoff. Zu "The Shield" gibt es auch einen Comic, um den Bezug zu erstellen.
Blog: BILDblog spielt Spinsanity im kleinen Rahmen und schaut sich an was die BILD da so alles unter professionellem Journalismo versteht. Etwa Indien, China, Südafrika und Australien zwangseuropäisieren (wirklich gajol mit Australien... einem Kontinent. Himmel!), über Sendungen berichten die es tatsächlich immer noch gibt oder exklusive Nachrichten mit der MADtypischen Verspätung von ein paar Jahren berichten.
Revolution: ja, endlich ist sie da, die deutsche Revolution die das FAZ-Feuilleton schon im Novermber 2002 einforderte. Spiegel, Springer und Süddeutsche entledigen sich dem Oktroy der "Schlechtschreibreform" und der "staatlich verordneten Legasthenie". Ich halte es da lieber mit dem TITANIC Magazin:
"TITANICK kehrt zurück zur ganz, ganz alten Rechtschreybung
Sie habent eyn Eynsehen: Der Spiegel-Verlag und Springer kehren zurück zur alten Rechtschreybung. Doch TITANICK gehet noch eyn Schrittleyn weyter und schreybet ab dem heutiglichen Tage im würklich klassischen Teutsch."
An dieser Stelle möchte ich mich bei Frauke bedanken, ohne deren Korrekturen viele Artikel (meine zum Beispiel) weder alt- noch neurechtschreibreformatorisch wären und eine ähnliche Satzzeichen- und Ortographieanarchie wie hier im Blog herrschen würden. Und ich gehe jetzt zum Glücksrad, ein paar Vokale kaufen. Man weiss ja nie ob wir uns die nach der Rechtschreibrevolution noch leisten können.
posted by Björn um 14:05 | Permalink
06.08.2004
Japaner "spinnen" besser!
(Neues vom Asien-Spidey)
Wie vor einiger Zeit schon einmal erzählt, gab es in Japan eine TV-Serie die eine Mischung aus Spider-Man (real) und den Power Rangers bot. Stan Lee klagte damals, weil er sein Copyright an Spidey verletzt wähnte und bekam eines auf den Deckel. Denn das japanische Gericht beschied: Der japanische Spider-Man ist ja viel besser als der Originale, somit eine voll coole Weiterentwicklung und vom Copyright-Gesetz natürlich damit entlastet. (Jedenfalls geistert diese Legende durch's Netz.)Nichtsdestotrotz: Für alle von "Spder-Man 2" gelangweilte Seelen gibt es daher die voll krasse Tokusatsu DVD-Sammlung. Das 7 DVD Boxset enthält alle 41 Folgen, allerdings ohne englische Untertitel. Viel Spaß beim enträtseln der Handlung!
So sieht die DVD Box aus!
posted by Sascha um 02:37 | Permalink
05.08.2004
TOKYOPOP-Homepage nun online
(News)
Seit gestern ist die offizielle Webseite der TOKYOPOP GmbH, also der von Dr. Joachim Kaps geleiteten deutschen Tochter der TOKYOPOP K.K., Japan, online. Und wenn man sich das geplante Programm anschaut, dann rollt da ganz schön was auf uns zu. Allein 20 Manga und 2 CineManga sind bereits aufgelistet, von denen die ersten im November 2004 im Handel erhältlich sein werden.
Auf der Frankfurter Buchmesse (6. bis 10. Oktober) präsentiert sich der Verlag das erste Mal der Öffentlichkeit. Mit im Gepäck haben sie die japanische Zeichnerin Misaho Kujiradou (Princess Ai; Autorin: Courtney Love). Von Freitag bis Sonntag wird sie den Fans in täglichen Sessions die druckfrischen Exemplare von Princess Ai signieren. Am Messe-Sonntag tritt Misaho Kujiradou zudem zusammen mit TOKYOPOP-Gründer Stuart Levy und Joachim Kaps bei der Veranstaltung "TOKYOPOP - Ein neuer Verlag startet durch" auf und stellt sich live den Fragen des Publikums.
Wir sind gespannt, was uns TOKYOPOP bieten kann, ob und wie sich die Situation auf dem deutschsprachigen Comicmarkt ändert und ob der Verlag seinen Ansprüchen, nämlich "die Erfolge, die das Unternehmen mit der Vermarktung ostasiatischer Unterhaltungsthemen erzielt, auf die westeuropäischen Märkten zu erweitern und die Marktführerschaft der höchst erfolgreichen Marke TOKYOPOP® in Europa zu erlangen" gerecht wird.
posted by Frauke um 22:34 | Permalink
Comic-Workshop für Schüler in Franken
(Aymeric Nercisse und Ulf K. geben Unterricht)
Im Rahmen der "Semaine Francaise", der Französischen Woche in Erlangen, welche vom deutsch-französischen Institut und Partnern veranstaltet wird, wurde für den 25. bis 27. November der französische Comickünstler Aymeric Nercisse eingeladen. Er wird Schülern der Oberstufe der Gymnasien der Umgebung einen Einblick in dieWelt des Comiczeichnens geben und sie eine Seite eines Comics selbst malen und gestalten lassen. Für den Abschlusstag wurde außerdem Ulf K. eingeladen, der aus Deutschland stammt und beim diesjährigen Comicsalon in Erlangen den Preis für den besten deutschsprachigen Comickünstler gewonnen hat.
Die Französische Woche findet vom 18. bis zum 28. November in Erlangen statt. Durch Lesungen, Theater, Vorträge, Musikveranstaltungen, Kulinarische Köstlichkeiten, Modenschauen u.v.m. soll der Austausch zwischen der deutschen und der französischen Kultur gefördert werden.
Mehr Infos zu "Kultur Frankreich" hier oder per mail: info.erlangen@kultur-frankreich.de
posted by Frauke um 20:26 | Permalink
04.08.2004
Comics sind kein Kinderkram mehr
(Warum meiden Kinder Comics ?)
Vorgeschichte:
Auf der Verleihung der Eisner-Awards hat Michael Chabon diese, in meinen Augen wunderbare, Rede gehalten. In ihr spricht er über die Art wie Comics wahrgenommen werden und wie sie wahrgenommen werden wollen.
Etwa mit der Analyse welchen Lesertypus wir alle erhoffen:
The most sophisticated, that is, of adult readers. The adult reader of comic books has always been the holy grail, the promised land, the imagined lover who will greet us, at the end of the journey, with open arms, with acceptance, with approval.
Anschließend sagt er, dass das Ziel erreicht sei. Dem stimme ich nur teilweise zu, aber es stimmt zumindest in der Hinsicht, dass Comics in den letzten zehn Jahren... abseits von viel infrantilem Unsinn der Majors... mehr 'erwachsene' Comics, oder Comics die ein älteres Semester ansprechen, herausgebracht hat als in den Jahren zuvor. Queen & Country, Palestine, Jimmy Corrigan, Blankets, Age of Bronze, From Hell, League of Extraordinary Gentlemen, Berlin, Transmetropolitan, The Invisibles, 100 Bullets, Safe Area Gorazde... ich könnte so weitermachen. Das Material ist da und der Blick von Außen ist nicht mehr so kritisch wie er mal war... aber er ist immer noch getrübt. Aber dazu vielleicht morgen. Auf jeden Fall stellt Chabon dann die folgende Frage: Was wäre wenn Comics Kinder ansprächen? Was wenn die Argumente, dass Kinder heute zu cool für Comics sind und Videospiele und DVDs bevorzugen falsch wären? Das hier ist Mr. Chabons Sicht der Dinge:
Children did not abandon comics; comics, in their drive to attain respect and artistic accomplishment, abandoned children. And for a long time we as lovers and partisans of comics were afraid, after so many long years of struggle and hard work and incremental gains, to pick up that old jar of greasy kid stuff again, and risk undoing it all. [...] Now, I think, we have simply lost the habit of telling stories to children. And how sad is that?
So weit, so gut... bis Graeme McMillan in seinem Blog Auszüge aus einem Millarworld-Thread, in dem Comicschaffende über die Rede sprechen präsentierte. Und dass er, beziehungsweise Michael Chabon als eigentlicher Initiator dieser Debatte, ins Wespennest gestochen hat kann man daran sehen, dass es jetzt schon 104 Kommentare zu diesem Post gibt. Denn vorallem Brian Michael Bendis und Mark Millar teilen diese Einstellung gar nicht und stehen offen dazu:
Mark Millar betont, dass Comics die alle Alterssegmente ansprechen nie existiert hätten, weil der Markt schon immer auf Erwachsene und Teenager abgezielt war, dass selbst die Superman und Batman Adventures sich nur an Männer in den Vierzigern verkauft hätten. Die "kantigeren" Comics hätten sich schon immer besser verkauft als Comics die auf Teenager abzielen. Und daraus schlußfolgert er eiskalt:
Bottom line: Kids don't want to read this stuff. Old men do.
Auftritt Brian Michael Bendis, der die Rede von Chabon als elitär auffasste. Chabon würde falsch liegen, Comics seien nicht zu teuer, immerhin kosteten Videospiele 50 Dollar. Bendis Nachbarkinder liebten seine Comics, alles was fehle sei das Marketing.
Bryan Hitch erklärt, dass nur die nostalgische Verklärung dazu führt, dass man glaube dass die Comics der Vergangenheit 'nur für Kinder' seien. Die Geschichten würden zwar von Kindern gelesen, wären aber auf Teenager abgezielt. Selbst die "Batman/Superman/JLA Adventures" wären stark, ehrlich, emotional und 'erwachsen' gewesen und nicht nur für Kinder gemacht. Die eigentliche Leserschaft für Comics beginne in der Pubertät, immerhin seien dass ja Machtphantasien heranwachsender männlicher Jugendlicher.
Und dann holt Millar nochmal zum Schwinger aus: Comics sollten nicht mehr primär ein Medium für Kinder sein, immerhin sei das beim Fernsehen und bei Videospielen auch nicht der Fall.
Kommentar:
What's the fucking deal? Haben Millar, Bendis und Hitch die Rede nochmal gelesen, denn so wie ich das sehe verpassen sie hier den Grundgedanken hinter der Rede von Chabon. Wenn Millar betont, dass Comics kein reines Kindermedium mehr sein sollten, dann wirkt das für mich als wenn der alte Automatismus wieder einsetzt. Ja verdammt, wir haben immer noch damit zu kämpfen, dass Comics als Kinderkram angesehen werden. Es macht sich zwar der Gedanke breit, dass da andere Comics sind, aber so ganz raus aus der Ecke sind wir noch nicht. In den zwei letzten Dekaden wurde darum gekämpft dass Comics mehr Leser ansprechen die sich legal Bier kaufen dürfen und viel wurde bewegt. Mit dem Resultat, dass inzwischen fast schon panische Angst herrscht das K-Wort zu benutzen, weil das ja sowas wie ein Eingeständnis wäre, dass wir hier ein infantiles Vehikel pushen.
Aber das hat Chabon gar nicht gefordert. Chabon betont, dass Comics riesige Schritte dabei gemacht haben Geschichten zu erzählen, die Erwachsenen gefallen und dass man sich jetzt überlegen sollte wie man wieder großartige (und das hat er ausdrücklich betont: großartige) Geschichten für Kinder erzählen kann. Er hat nie gefordert, dass DC sein Vertigo-Label dichtmachen soll, dass Alan Moore Berufsverbot erteilt wird oder dass Stray Bullets mehr flauschige Plüschhäschen braucht. Alles was er gesagt hat ist, dass neben diesen Comics auch wieder Kinder angepeilt werden sollten.
"Neben" und "auch". Darum geht's. Sowas kann nebeneinander existieren. Niemand würde allen Ernstes sagen, dass "Muxmäuschenstill" für Kinder sein muss, nur weil nebenan gerade "Findet Nemo" läuft. Aber die Kritiker hier scheinen zu befürchten, dass genau das im Falle Comics passieren wird. Außerdem wird hier Inhalt und Form verwechselt. Millar betont, dass seine "Adventures"-Geschichten sich an alte Männer verkauft haben, nicht an Kinder, die anderen erklären, dass Teenager die eigentliche Zielgruppe seien... und wie schon erwähnt, Millar folgert, dass Kinder dieses Zeug nicht lesen wollen.
Ja warum denn? Macht doch mal die Verbindung. Ihr betont, dass ihr für Teenager und alte Männer schreibt und dann erklärt ihr, dass Kinder das nicht lesen wollen und darum schreibt ihr für Teenager und alte Männer. Das ist eine logische Falle: Unser Auto ist für Rechtshänder gedacht. Linkshänder kaufen unser Auto nicht. Linkshänder haben kein Interesse an Autos, darum bauen wir nur Autos für Rechtshänder. Vielleicht würden Linkshänder einen für Linkshänder gebauten Wagen mögen? Vielleicht würden Kinder Comics mögen die für Kinder gedacht sind, nicht für Teenager?
Und mal ganz ehrlich, da sind ein paar echte Schläge in die Magengrube in den Punkten der Kritiker. Kinder heute sind zu cool für Comics. Comics damals hatten emotionalen Tiefgang und Herz und bla und das zeigt, dass sie nicht für Kinder sonder für ältere Leser gedacht waren. Das ist ein echt erbärmliches Kinderbild, dass ihr da habt Leute. Also, wenn ein Story gut genug ist, dass sie auch von Älteren gemocht wird, dass sie ein bisschen Herz oder Gefühl hat, dann kann sie nicht für Kinder sein? Kinder sind so leicht beeinflussbar wie erwachsenen und glauben das billiges Spielzeug aus Hong-Kong das tollste der Welt wäre (und das sagt die "Masters of the Universe"-Sammlung auf dem heimischen Dachboden). Aber Kinder wissen trotzdem manchmal eine gewisse Qualität zu schätzen. Zu argumentieren, dass Comics für Kinder schlecht und flach sein müssten ist ganz schwach. Ich habe nie "Harry Potter" gelesen, aber Kinder lieben die Bücher und Freunde von mir, denen ich einen gewissen Geschmack zugestehe lieben sie auch, also muss da etwas dran sein, dass Kindern und Erwachsenen gefällt. Oder die "Powerpuff Girls". Die scheinen halbwegs erfolgreich zu laufen und ich muss gestehen... ich finde die Serie witzig. Nein, es ist ganz sicher nicht "Twin Peaks" oder "Akte X" zu seinen besten Zeiten. Aber das ist ja auch gar nicht der Sinn der Sache: die Serie macht Spaß ist aber nicht dumm! Darum geht's. Das Produkt zu finden, das Klick macht.
Es geht darum etwas für Kinder zu schreiben das ihnen gefällt, aber einen gewissen Wert hat. Das scheint nicht verstanden worden zu sein. Und es stimmt doch, Kinder werden comikalisch außen vorgelassen weil besagte "old men" das dominante Marktsegment sind. Dass sich das später rächen wird (und ja ich klinge wie eine gesprungene Schallplatte) ist ja jetzt egal. Live for the moment, baby (und wenn man davon redet, dass Comics "Machtphantasien heranwachsender Mänenr" sind dann ignoriert man a.) dass das in erster Linie für Superheldencomics gilt, die entgegen landläufiger Meinung nicht alles sind und b.) dass man damit eiskalt 50% der Bevölkerung aus der Gleichung nimmt oder Frauen in die Randgruppenkategorie rückt, was auch nicht gesund sein kann auf Dauer). Es geht hier darum, dass man den kleinen Unterschied zwischen kindisch und kindlich akzeptiert. Die Machtphantasien männlicher Heranwachsender die Image in den frühen Neunzigern herausgebracht hat waren kindisch (was ja auch nett sein kann wenn dieses kindische nicht den Markt dominiert). Chabon fordert kindlich. Geschichten an die die Autoren und Zeichner glauben. Und nebenbei nicht aufhören Geschichten zu schreiben die Erwachsene oder Jugendliche mögen. Oder haben Nick Hornby und Henning Mankell aufgehört Romane zu schreiben als J. K. Rowlins kam?
posted by Björn um 13:08 | Permalink
02.08.2004
There's a troll inna kitchen so whatcha gonna do?
Hector Reeder knüpft sich die Comicblogosphäre vor und schafft es seine validen Punkte unter zuviel Zynismus und einem fat-comic-book-guys Witz zu begraben.
Blogosphäre reagiert exakt wie zu erwarten war
Böse Falle. Stehenlassen? Antworten? Ich hab's ja gesagt provozieren? Lose-Lose-Situation.
Wikipedia-Eintrag zu Internet Trolling:
Trolls often style themselves as Devil's Advocates [...]challenging the dominant discourse and assumptions of the forum they are "trolling" in an attempt to subvert and introduce different ways of thinking. Detractors who value etiquette claim that true "Devil's Advocates" generally identify themselves as such for the sake of etiquette, whereas trolls often consider etiquette to be something worth trolling.
Bester Link zu dem Thema: Scott von Polite Dissent gibt 10 Gründe warum er Comic-Blogs mag.
Abschlusskommentar?
The Blogosphere has been trolled. Have a nice day.
posted by Björn um 22:22 | Permalink
Und der Wizard hat doch Recht
(Comics zu Kohle)
"Und wieviel ist deine Sammlung wert," ist ja eine Frage die bei mir persönlich immer wieder eine gewisse Frustration aufkommen lässt. Immerhin lese ich Comics weil ich Comics lesen will, nicht um mir eine Altersvorsorge zu schaffen (da würde ich mir lieber einen Barren Platin als Briefbeschwerer zulegen).
Aber wie Franklin Harris in der Zeitung entdeckt hat kann man mit seinen Comics trotzdem noch Geld machen. Ein einundzwanzigjähriger Buam hat offenbar seine Comicsammlung für 250.000 US-Dollar, wobei sie laut "Overstreet Price Guide" einen Gegenwert von 1.000.000 US-Dollar habe, verschachert... bei Ebay.
Und wie es der Zufall so will gibt es auf der "Wizard World"-Convention in Chicago am Freitag ein Panel mit dem Titel Introduction to selling on Ebay. Na, wenn das keine Chance ist. Meine Erstausgabe von "Youngblood" und meine ultra-seltenes Chromium-Variant-Cover von "Gen 13 #23" müssten ja laut dem Wizardpreisguide inzwischen wertvoll genug sein um mir ein mittelgroßes afrikanisches Land zu kaufen (das aber nicht in mein Zimmer passen würde, insofern...).
Was ich an der Geschichte nicht mag ist folgendes Zitat: ?There's a lot of people taking their money out of the stock market and buying hard assets, and comic books are considered hard assets,? said Metropolis owner Stephen Fishler.
Comics als echte Wertanlage? In den Worten von Dick Cheney: "Go fuck yourself." Der Grund warum der junge Mann seine Comics loswurde ist, dass da offenbar Erstausgaben von "Action Comics" oder den "Fantastic Four" in dem Stapel waren. Ob in Zeiten der kalkulierten Massenproduktion (weshalb ja immer noch Deppen fordern, dass man das Angebot künstlich verknappen sollte um die Gewinne zu steigern und den Comicmarkt wieder attraktiv für Spekulatoren zu machen... auch hier zitiere ich gerne nochmal Dick Cheney) die Erstausgabe von... say... "Humankind" in 40 Jahren auch soviel wert sein wird ist doch eher zweifelhaft.
Schlußgedanke: laut dem Zeitungsbericht ist Käptn Krösus 21 Jahre alt und hat eine Sammlung von 200.000 Heften darunter jede Menge Erstausgaben, aber erst vor 6 Jahren angefangen zu sammeln. Da stellt sich die Frage wieviel Geld er in die Erstausgaben investiert hat und ob es ihn nicht vielleicht billiger gekommen wäre wenn er sich direkt ein Haus gekauft hätte... rein mathematisch betrachtet.
posted by Björn um 01:14 | Permalink