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Battle Pope

Als Schöpfer der Zombie-Saga The Walking Dead gelang Autor Robert Kirkman und Zeichner Tony Moore der große Durchbruch. Doch schon wenige Jahre zuvor kreierten die beiden gemeinsam eine länger laufende Comicreihe, die Religionssatire Battle Pope.

Alle Abbildungen: © Cross Cult

Die insgesamt 14 Ausgaben von Battle Pope erschienen in den USA ursprünglich ab dem Jahr 2000 in Kirkmans eigenem Kleinverlag Funk-O-Tron (damals aus Kostengründen noch in Schwarzweiß), später folgte eine Neuveröffentlichung bei Image Comics, für die Kolorist Val Staples die Seiten komplett in Farbe aufbereitete. Cross Cult veröffentlicht nun eine umfangreiche Gesamtausgabe der farbigen Image-Neuauflage.

Der Comic erzählt die schrägen Abenteuer des fiktiven Papstes Oswald Leopold II., der trotz seiner Stellung mit Glauben oder gar Religion wenig am Hut hat. Vielmehr säuft und prügelt er sich durch Kneipen oder vergnügt sich mit Frauen. Als sein Chef (also Gott) mal wieder die Schnauze voll von den Menschen hat, trifft auch den Papst die Verbannung. Ein Zustand, der allerdings nicht lange anhält, denn schließlich benötigt Gott ihn für eine wichtige Mission: Es gilt, den in Luzifers Hauptquartier eingesperrten Erzengel Michael zu befreien. Also wird Oswald Leopold II. begnadigt und als eine Art Superheld mit Knarren und übermenschlichen  Fähigkeiten ausgestattet zurück auf die Erde entsandt. Zur Seite steht dem knallharten Battle Pope niemand geringerer als Jesus Christus, der als hippiemäßiger, verplanter Sidekick zumeist aber keine große Hilfe ist.

Dass Battle Pope kein geeigneter Comic ist für Menschen, die sich schnell in ihrem Glauben gekränkt fühlen, dürfte schon bei der gerade skizzierten Inhaltsbeschreibung klar geworden sein. Und das war nur die Spitze des Eisberges. Schließlich könnte man die gesamte Serie als eine fortlaufende Orgie an Obszönitäten, Tabubrüchen und Gewalt beschreiben. Kirkman und Moore nehmen hier allerlei christliche Figuren ohne Rücksicht aufs Korn. Das mag vielen Lesern sicherlich geschmacklos erscheinen, ist in seiner mit aller Konsequenz vorgetragenen, überbordenden Humoristik aber von den Machern wohl eher unterhaltend, als ernsthaft kritisierend oder gar verletzend gemeint.

Und als Unterhaltungswerk funktioniert Battle Pope grundsätzlich, weil allein die Prämisse derart verrückt ist, dass einem in Folge dessen all die Vögeleien, das spritzende Blut, das Gefluche gar nicht mehr als absonderlich auffallen. Zumal auch das Artwork den Funny-Grundton unterstreicht. Besonders geistreich sind die Geschichten, die repetitiv vom Kampf des Papstes als coolen Antihelden gegen Dämonen, Zombies oder andere Monster erzählen, im Übrigen nicht gerade. Zu schnell nutzt sich die Dynamik der Protagonisten ab, zu selten zünden die Gags. Überhaupt ist es nach um die 400 Seiten der Lektüre relativ ernüchternd, wie wenig Eindruck das gerade Goutierte hinterlässt.

Dabei sind die Zeichnungen sehr angenehm und passen, auch mit der nachträglichen Kolorierung, gut zum Thema und der komödiantisch-blasphemischen Stimmung der Comics. Aber man merkt der Arbeit von Zeichner Tony Moore, der hieran einen Hauptanteil hat, schon an, dass Battle Pope ein Frühwerk ist und er noch ein ganzes Stück von der Qualität seiner späteren Arbeiten entfernt war. Und Robert Kirkman zeigt nebenbei, dass er ernsthaften Horror und Drama besser beherrscht als Komödien. Stellenweise wirkt Battle Pope nämlich leider erschreckend unlustig und wie ein Stück, das einzig und allein auf infantilem Tabubruch und schlechtem Geschmack basiert. Wer jedoch nicht umhin kommt, eine Prä-Walking Dead-Kollaboration des Duos Kirkman und Moore für sich zu entdecken und dabei auch vor einem seichten Actionklopper im religiösen Gewand nicht zurückschreckt, der wird zumindest mit einem schick aufbereiteten Komplettband von Cross Cult belohnt, der im Anhang auch einen äußerst ausführlichen Blick in das Skizzenbuch der Macher sowie auf diverse Coverentwürfe gewährt.

Action, Humor und Blasphemie – das Frühwerk von Kirkman und Moore ist eher speziell geraten

Battle Pope
Cross Cult, 2017
Text: Robert Kirkman, Tony Moore
Zeichnungen: Robert Kirkman, Tony Moore
Übersetzung: Marc Schmitz
432 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 50 Euro
ISBN: 978-3-95981-545-1
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