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Die Welt am Draht, das sind Kommentare, Informationen, Gedanken und natürlich News rund um die Welt der Comics und darüber hinaus.

19.11.2008

Attacke der Polit-Amazonen
(Neue Politikerbiografien, Obamas jüngster Comicauftritt und was unser Finanzminister so liest)

"Female Force"... das klingt nach allerknappsten Kostümen, überdimensionalen Brüsten sowie aufreizenden und anatomisch völlig unrealistischen Posen - wie eine Superheldinnenserie, die Image in den 1990ern rausgebracht hätte. Aber völlig daneben gedacht: Unter diesem Titel sollen die Comic-Biografien amerikanischer Politikerinnen erscheinen.

Nachdem sich IDW bereits die beiden Präsidentschaftskandidaten Obama und McCain in Comicform zur Brust genommen hat (worüber Daniel Wüllner ausführlich berichtete), widmet sich der Verlag Bluewater Productions im Sinne der Gleichberechtigung und der Hoffnung, ein paar Dollar am Politikzirkus verdienen zu können, nun den Frauen, "who are making and shaping modern history" (O-Ton Verlag). Biografien für Hillary Clinton und Sarah "Die Russen kommen" Palin sind für Januar bzw. Februar 2009 angekündigt. In Palins Fall wurden im Vorfeld extra zwei alternative Enden geschrieben und gezeichnet: Die (äußerst gruselige) Version, in der sie Vizepräsidentin der USA wird und die mittlerweile real eingetretene Niederlage. Im April soll dann ein Michelle Obama-Comic folgen. (Streng genommen ist sie natürlich keine Politikerin, aber zukünftig ohne Frage äußerst einflussreich.) Inhalt des Comics: Ihre Jugend in der South Side Chicagos, ihre berufliche Karriere und Einsatz für das Gemeindewesen sowie der Wahlkampf und der Aufstieg zur Ersten Frau im Staate... Gähn, ich weiß nicht, dann vielleicht doch lieber Superheldinnen in anatomisch inkorrekten Posen?

Oder wenigstens eine Mischung von Realität und Fiktion? Wie das geht, hat Erik Larsen vorgemacht, der bereits mit einem Titelbild für Furore sorgte, auf dem seine Kreation Savage Dragon Wahlkampf für Barack Obama betreibt. In einem Einseiter, der exklusiv für das Geek to Me-Blog des Chicago Tribune entstand, ließ er nun seinen grünen Helden erneut auf den zukünftigen Präsidenten treffen. Barack Obama selbst dürfte es gefallen, sich als Comicfigur zu sehen, ist er doch Medienberichten zufolge selbst Comicfan. Die Lieblingsserien des designierten 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten: Spider-Man und... Conan der Barbar! Und ich hätte schwören können, dass Conan eher Republikaner anspricht.

Passend zum Thema bekannte sich kürzlich auch ein deutscher Politiker als Comicleser, nämlich Finanzminister Peer Steinbrück. Der ehemalige Landesvater von NRW und erklärte Corto Maltese-Fan wurde auf der Intercomic in Köln gesichtet, wo er unter anderem einen Schnack mit den Edition 52-Verlegern Uwe Garske und Thomas Schützinger einlegte. Mehr dazu in diesem Artikel. Dem dortigen Foto nach zu urteilen, interessierte sich Steinbrück offenbar für Alex Robinsons "Ausgetrickst". Geschmack hat der Mann! Jedenfalls, was Comics angeht. Aber dieser Schal...

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posted by Andi um 12:24 | Permalink


09.09.2008

Comic-Wahlkampf

Jetzt ist der amerikanische Wahlkampf-Wahnsinn auch in die Comicwelt übergeschwappt: Auf dem Variant-Cover des aktuellen Savage Dragon-Comics 137 bezieht Erik Larsens grün geschuppter Prügelknabe eindeutig Stellung für den demokratischen Kandidaten Barack Obama. Was irgendwie Sinn macht, denn vor vier Jahren war Savage Dragon innerhalb seiner Serie selbst Präsidentschaftskandidat. Die reguläre Ausgabe des Hefts ist mit einem vollkommen unpolitischen Cover übrigens auch für republikanische Comicleser geeignet.

Bei DC hält man sich mit solch direktem Fähnchenschwingen lieber zurück, nutzt den gerade beginnenden Wahlkampfrummel jedoch als Basis für die vierteilige Miniserie DC Universe: Decisions vom Kreativteam Judd Winick, Bill Willingham und Rick Leonardi. Hier dreht es sich um fiktive Präsidentschaftskandidaten, deren Leben von einem Attentäter bedroht wird, was unter anderem Green Arrow, Superman, Batman und Green Lantern auf den Plan ruft. Und da auch Superhelden ihre politischen Präferenzen haben, steigt so mancher aktiv in den Wahlkampf ein, was wohl zu interessanten Charakterkonflikten führen wird.

Eigentlich schade, dass man hier nicht die realen Wahlkämpfer für Comics heranzieht. Man stelle sich nur Team-Ups wie John McCain/Wildcat: Old Men Can Punch oder Barack Obama/Black Lightning: Primary Colors vor. Und wer hätte nicht gerne ein Comicduell Sarah Palin vs. Lois Lane erlebt?

Vor einigen Jahrzehnten war es in den USA übrigens gar nicht mal so unüblich, Comics als Wahlkampfmedium zu nutzen. Diese alte Tradition ließ ein amerikanischer Lokalpolitiker namens Brent Rinehart dieses Jahr aufleben, um seiner Wiederwahl in das Amt des Oklahoma County Commissioner auf die Sprünge zu helfen. Seinem Wahlkampfcomic wurde sogar unerwartet hohe mediale Aufmerksamkeit zuteil, was aber nicht an der originellen Idee, sondern den dilettantischen Zeichnungen, den zahlreichen Rechtschreibfehlern und der offen zur Schau gestellten Schwulenfeindlichkeit lag. Das verdiente Ergebnis: Rinehart wurde schon bei den Vorwahlen nur dritter von drei republikanischen Kandidaten und durfte nicht einmal mehr für die eigentliche Wahl antreten.

Besagten Wahlkampfcomic muss man einfach gesehen haben. Als PDF kann man das Machwerk hier runterladen. Und auf Youtube findet sich ein CNN-Interview, in dem sich Schmalspurpolitiker Rinehart dazu erklären darf.

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posted by Andi um 08:07 | Permalink