An dieser Stelle berichten wir von Comic-Events wie dem Comic-Salon Erlangen, der Frankfurter Buchmesse oder dem Münchner Comicfestival. Persönliche Eindrücke, Fotos, Nachrichtenhäppchen und einiges mehr.

23.5.08

Hängen sollst du in Erlangen
(Das Finale des Comic-Duells)

Es drohte ein sehr trockener Abend zu werden: pünktlich um 19 Uhr zu Beginn der ICOM-Preisverleihung schlossen sämtliche Getränkeversorgungsstellen des Salons ihre Pforten und ließen sich potentielle Traumumsätze entgehen: gut hundert durstige Indie-Comic-Typen in einem Raum, das hätte ein nettes Geschäft werden können. So freute sich nur der Dönermann von gegenüber, bei dem unser ambulanter Rettungsdienst wenigstens eine Notversorgung von ein paar Fläschchen ergattern konnte.

Nach Abschluss der Preisverleihung folgte der Endspurt unseres kleinen sympathischen Wettbewerbs, des Comic-Duells. In mehreren Ausscheidungsrunden hatten sich sechs Teilnehmer qualifiziert. Ihre neuen Beiträge wurden der Jury (Ans de Bruin, Eckart Breitschuh, Stefan Dinter) präsentiert -- die Juroren hatten diese Beiträge vorher noch nicht gesehen. Im Eilverfahren flogen erstmal die beiden schwächsten Beiträge raus, bevor aus den vier übriggebliebenen zwei Duelle ermittelt wurden, deren Sieger dann wiederum das finale Duell austrugen. Das ist gar nicht mal so verwirrend wie es klingt ...

Zum Schluss jedenfalls focht der Beitrag von Bastian "Lapinot" Baier mit dem Comic von David Füleki um die Gunst der Jury. Füleki erlaubte sich den Trick, die Jury als handelnde Personen in seinen Beitrag einzubauen, wobei Eckart Breitschuh einen Auftritt als grimmiger Hund hat, was jenem Breitschuh nur so halb gefiel. Trotzdem fiel die Wahl der Jury zum Schluss auf Davids Beitrag. Leider war der Sieger nicht anwesend und konnte seinen Preis, ein Gemeinschaftsbild der Juroren, noch nicht in Empfang nehmen.

Die Beiträge selbst schlummern im Moment auf einer mir nicht zugänglichen Festplatte. Daher muss ich euch leider noch etwas vertrösten. Bis dahin gibt es ein schönes Foto der Juroren und das von selbigen zusammengejammte Siegerbild, das demnächst neben dem aufgemalten Fenster an David Fülekis Wand hängen wird.


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posted by Thomas um 18:10 | Permalink


Mundgemalte Mangas
(ICOM Independent Comicpreis 2008)

Das schöne am ICOM Independent Comicpreis ist der Charme des Unperfekten. Da dürfen Powerpoint-Präsentationen auch mal unvollständig projziert werden, da darf die Jury mal eben eine Preiskategorie streichen und dies auch etwas seltsam begründen (es gibt kein "Bestes Szenario", weil die eingereichten Szenarien alle so gut waren). Und es darf ein Überraschungspreis vergeben werden, von dem außer der Jury niemand etwas wusste. Zuvor als Preis für den "ersten mundgemalten Manga" angekündigt, entpuppte er sich als ein Sonderpreis für Burkhard Ihme himself, Mitbegründer, Vorsitzender, Generalsekretär, Ehrenspielführer, Intendant und Erzbischof des ICOM. Man darf diesen Preis als großes Dankeschön der Comicszene an jemanden sehen, der seit Jahren jede Menge Einsatz und Energie für ebendiese Szene aufbringt. Da schließen wir uns gerne an.

Hochverdient und lange überfällig: der Sonderpreis für eine herausragende Comicpublikation für die komplette Didi-und-Stulle-Serie von Fil, der aber - wie viele andere Preisträger auch - leider nicht persönlich anwesend war.

Alle Preisträger im Überblick gibt es hier.


Von links nach rechts: Harald Kuhn, Reinhard Kleist, Tobi Dahmen, Burkhard Ihme, Dirk Schwieger, Klaus Schikowski (Jury), Mawil (Jury), Spong, Zwerchfell-Verleger Christian Heesch, Line Hoven, Nicole Klementz (Jury), Rochus Hahn (Jury).

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posted by Thomas um 17:36 | Permalink


13.10.07

Mehr Worte als Bilder
(Sondermann-Preisverleihung 2007)


Irgendwie sonderbar, denkt man sich, wenn man am heutigen Samstag, dem ersten Tag an dem außer den Fachbesucher auch "normale" Gäste anwesend sind, auf die Messe kommt. Einmal abgesehen von dem Gedrängel, was die Freude etwas mindert, wird die Messe nun von einer ganze Horde von Cosplayern bevölkert. Fast jeder Zehnte eifert den Protagonisten seines jeweiligen Lieblingsanime in Form von Kostümen nach. Das eigentlich Sonderbare daran ist aber vielmehr die Tatsache, dass der Cosplayer-Preis erst morgen verliehen wird. Heute ist nämlich erst einmal die Sondermann-Preisverleihung 2007 an der Reihe.

Der Preis wurde zu Ehren des 2004 verstorbenen Comic-Zeichners Bernd Pfarr nach dessen Comic-Figur Sondermann benannt. Somit jährt sich diese Preisverleihung 2007 zum vierten Mal. Der Sondermann ist ein ausdrücklicher Publikumspreis: 6.000 Comicbegeisterte haben im Vorfeld 26.000 Stimmen in fünf möglichen Kategorien abgegeben. Für diese Kategorien werden nach Befragung des Handels die jeweils drei verkaufsstärksten Comics vorausgewählt, aus denen die Leserschaft dann wählen kann. Zusätzlich vergab eine sechsköpfige Jury, bestehend aus Gabriele Roth-Pfarr, Achim Frenz (Cariacatura - Museum für Komische Kunst), dem Künstler Rudi Hurzlmeier sowie den Journalisten Constanze Doering, Andreas Platthaus (FAZ) und Dr. Christian Schlüter (Frankfurter Rundschau), den Sondermann-Preis für den besten Newcomer 2007 sowie den Bernd-Pfarr-Sondermann für Komische Kunst 2007.

Nachdem sich diese Veranstaltung im letzten Jahr doch etwas in die Länge zog, wurden in diesem Jahr die Preise und Blumen etwas schneller verteilt: So ging der Preis für den Comic National 2007 an Reinhard Kleist für seine Comicbiographie Cash - I see a darkness (Carlsen). Eine weitere Auszeichung nahm der Chefredakteur des Carlsen-Verlags für Bill Wattersons Comic Strip Calvin & Hobbes als besten Comic International 2007 entgegen.

Lauter wurde das Publikum aber erst beim Preis für Manga International 2007, der an Takeshi Obata und Tsugumi Ohba für ihrem Comic Death Note ging. Die Cosplayergemeinde feiert aber noch lauter Anike Hage, die mit ihrem Gothic Sports den Sondermann für den besten nationalen Manga 2007 in Empfang nehmen durfte. Ein weiterer Gast auf dem Podium war Ralph Ruthe, der bereits gestern dort vertreten war. Diesmal durfte er sich für seinen Shit happens! zum besten Cartoon 2007 gratulieren lassen, statt selber nur zu gratulieren. Damit ist er seit der Einrichtung dieser Kategorie der alleinige Inhaber des Sondermanns, da er auch schon die zwei Vorjahre als Sieger heimgehen konnte.

Wirkliche große Reden wurden erst zum Schluss der Verleihung gehalten. Ausgezeichnet mit dem Newcomer 2007 wurde Dirk Schwieger für seine Zielstrebigkeit und seine Fähigkeiten, sich Situationen anzupassen, ausgezeichnet. In seinem autobiographischen Comic Moresukine überrascht Schwieger immer wieder durch neue Seitenarchitektur, die andere deutsche Publikationen vom experimentellen Ansatz her in den Schatten stellt.

Das Highlight der Verleihung war aber sicherlich der Auftritt der Gewinner des diesjährigen Bernd-Pfarr-Sondermann für Komische Kunst 2007. Mit ihren ureigenen Humor gewannen Rattelschneck, aka Marcus Wiener und Olav Westphalen, den Preis. Während sie sich anschließend etwas wortkarg bedankten, drehte ihr Laudator Maria Oliver Schmitt richtig auf und zeigte dem Publikum, warum der Stand des Satiremagazines Titanic, bei dem Rattelschneck regelmäßig veröffentlichen, ganz zu Recht Teil der "Faszination Comic" ist. Es sei zweifellos ein Skandal, dass der Sonderman-Preis in diesem Jahr an Rattelschneck gehe, betonte der Titanic-Redaktuer. Wenn man schon einmal Titanic gelesen hat, weiß man auch, dass Schmitts Bemerkung, die Auszeichnung sei eine krasse Fehlentscheidung, in diesen Kreisen als höchste Auszeichnung gesehen werden muss. Wir freuen uns mit den Gewinnern und hoffen auf mehr krasse Fehlentscheidungen im nächsten Jahr, wenn diese auch alle so gut werden wie die diesjährigen Gewinner.

EDIT 14.10.07: Todesjahr von Bernd Pfarr von 2005 auf 2004 korrigiert

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posted by Daniel um 14:03 | Permalink


12.10.07

Es gibt Preis, Baby!
(CoLa des Jahres und Deutscher Cartoonpreis)

Unerlässlicher Teil aller grösseren Comicveranstaltungen sind Preisverleihungen. Auf der Buchmesse sind es im Comic-Zentrum deren vier: Am Sonntag wird in einem Cosplay-Wettbewerb ein Sieger gekürt, der Samstag gehört dem Sondermann, am Freitag wurden die Sieger des Deutschen Cartoonpreises ausgezeichnet und am gestrigen Donnerstag fand die Kür des CoLa des Jahres statt, ein Preis der von den beiden Verlagen Carlsen und Egmont gesponsert wird.

Der Titel CoLa des Jahres ging dieses Jahr schon wieder nicht an Pepsi, Coke oder Dr. Pepper, sondern an ein Comic-Fachgeschäft. CoLa ist nämlich, wie wir alle wissen, die jedem geläufige und total übliche Abkürzung für "Comicladen". Sieben Läden kamen in die engere Wahl, alle wurden auf die Bühne gebeten und bekamen eine Urkunde. Wie die Abstimmung bei dieser Wahl genau verläuft, ist etwas undurchsichtig - wichtig ist aber in jedem Fall, dass ein Laden seine (Stamm-) Kundschaft zur regen Teilnahme an der Abstimmung mobilisieren muss, um Chancen zu haben. Umso überraschender fällt deshalb der Sieger aus: Comix Time aus Lörrach an der Schweizer Grenze, der noch nichtmal ein Jahr besteht, holte auf Anhieb den Titel. Zur Belohnung gibt es einen Besuch von Christian Moser und Reinhard Kleist, die zu einer Signierstunde nach Lörrach kommen werden.


Heiterkeit bei Comicladenbesitzern

Seit 2006 vergibt der Carlsen Verlag den Deutschen Cartoonpreis, bei dem Nachwuchscartoonisten aufgefordert werden, einen Beitrag zu einem vorgegebenen Thema einzusenden. über 100 Teilnehmer schickten in diesem Jahr Witzbildchen zum Thema Globale Erwärmung und Klimawandel, eine Jury wählte die besten Beiträge, die jeweils einen Geldpreis bekamen. Schon zum zweiten Mal aufs Treppchen schaffte es dabei Bastian Baier alias Lapinot, den Comicgate-Leser durch seine Cartoonreihe Freitag? kennen dürften. Für ihn reichte es (nach einem zweiten Platz im letzten Jahr) leider nur für Platz drei. Man möge uns verzeihen, wenn wir hier nicht ganz unparteiisch sind. Zweiter wurde Christian Depenbusch, der erste Platz ging an Ferdinand Lutz aus Viersen. Alle drei Beiträge gibt's auf der Carlsen-Website zu sehen.

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posted by Thomas um 17:31 | Permalink