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09.09.2008

Comic-Wahlkampf

Jetzt ist der amerikanische Wahlkampf-Wahnsinn auch in die Comicwelt übergeschwappt: Auf dem Variant-Cover des aktuellen Savage Dragon-Comics 137 bezieht Erik Larsens grün geschuppter Prügelknabe eindeutig Stellung für den demokratischen Kandidaten Barack Obama. Was irgendwie Sinn macht, denn vor vier Jahren war Savage Dragon innerhalb seiner Serie selbst Präsidentschaftskandidat. Die reguläre Ausgabe des Hefts ist mit einem vollkommen unpolitischen Cover übrigens auch für republikanische Comicleser geeignet.

Bei DC hält man sich mit solch direktem Fähnchenschwingen lieber zurück, nutzt den gerade beginnenden Wahlkampfrummel jedoch als Basis für die vierteilige Miniserie DC Universe: Decisions vom Kreativteam Judd Winick, Bill Willingham und Rick Leonardi. Hier dreht es sich um fiktive Präsidentschaftskandidaten, deren Leben von einem Attentäter bedroht wird, was unter anderem Green Arrow, Superman, Batman und Green Lantern auf den Plan ruft. Und da auch Superhelden ihre politischen Präferenzen haben, steigt so mancher aktiv in den Wahlkampf ein, was wohl zu interessanten Charakterkonflikten führen wird.

Eigentlich schade, dass man hier nicht die realen Wahlkämpfer für Comics heranzieht. Man stelle sich nur Team-Ups wie John McCain/Wildcat: Old Men Can Punch oder Barack Obama/Black Lightning: Primary Colors vor. Und wer hätte nicht gerne ein Comicduell Sarah Palin vs. Lois Lane erlebt?

Vor einigen Jahrzehnten war es in den USA übrigens gar nicht mal so unüblich, Comics als Wahlkampfmedium zu nutzen. Diese alte Tradition ließ ein amerikanischer Lokalpolitiker namens Brent Rinehart dieses Jahr aufleben, um seiner Wiederwahl in das Amt des Oklahoma County Commissioner auf die Sprünge zu helfen. Seinem Wahlkampfcomic wurde sogar unerwartet hohe mediale Aufmerksamkeit zuteil, was aber nicht an der originellen Idee, sondern den dilettantischen Zeichnungen, den zahlreichen Rechtschreibfehlern und der offen zur Schau gestellten Schwulenfeindlichkeit lag. Das verdiente Ergebnis: Rinehart wurde schon bei den Vorwahlen nur dritter von drei republikanischen Kandidaten und durfte nicht einmal mehr für die eigentliche Wahl antreten.

Besagten Wahlkampfcomic muss man einfach gesehen haben. Als PDF kann man das Machwerk hier runterladen. Und auf Youtube findet sich ein CNN-Interview, in dem sich Schmalspurpolitiker Rinehart dazu erklären darf.

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posted by Andi um 08:07 | Permalink