Autor: Jons Marek Schiemann

Wytches 1

Knarrende Türen oder aus dem Bauch quellende Gedärme? Gothic Horror oder hammerharter Splatter? Oder anders gefragt: was macht eigentlich guten Horror aus? Bekommen die einen bei knarzenden Holztreppen und Geisterspuk immer wieder eine kribbelnde Kopfhaut, lässt andere das wiederum kalt und sie suchen den kurzfristigen Schock des Splatters. Natürlich gibt es bei beiden Unterarten des Horrors herausragende Beispiele wie auch enorm viel Schlechtes. Doch wenn man sich einmal überlegt, welche Horrorfilme oder -comics einen noch lange beschäftigt haben, sind es doch meist solche, die neben dem offensichtlichen Schrecken ein tiefes Unbehagen ausgelöst haben. Abseits der schrecklichen Bilder muss es also noch etwas anderes geben, was einen tief berührt.

Die Legende des Kristallschwerts 1 – Die schwarze Zorya

Schon Anfang der Neunziger Jahre erschien die Serie Das Kristallschwert von Jack Goupil  und Didier Crisse auf Deutsch im Alpha Comic Verlag, 2002 gab es dann eine Neuauflage bei Carlsen. Fünf Abenteuer lang begab sich die Heldin Zorya auf die Suche nach den fünf Meistern der Sinne. Zwar war die Story nicht gerade innovativ, belohnte aber den Fantasy-Fan mit den Zutaten, die so ein Genremahl recht schmackhaft machen.

Teufelsmaul

Teufelsmaul ist eine weitere Zusammenarbeit des französischen Zeichners François Boucq mit dem amerikanischen Schriftsteller Jerome Charyn, die im Jahr 1990 erstmals erschien. Beide haben zusammen schon den faszinierenden und surrealen Band Die Frau des Magiers (1986) sowie Little Tulip (2014) geschaffen. Vor allem Die Frau des Magiers überraschte in dem Œuvre der beiden, da dieser Comic mit seiner traumhaften Atmosphäre, die schnell in einen Alptraum kippen konnte, doch recht ungewöhnlich aufgezogen war. Boucq arbeitet zwar manchmal auch im Grenzbereich der Fantasy, hat aber eher ein Händchen für realistische Stoffe (wie man etwa bei Bouncer gut beobachten kann, wo ihm immer wieder schöne Bilder in einer brutalen Saga einfallen). Charyn hingegen ist ein Krimiautor, dessen Bronx-Tetralogie frischen Wind in den Thriller brachte und teilweise auch als Comic adaptiert wurde, wie etwa Marilyn the Wild. Oft verweigert sich Charyn den gängigen dramaturgischen Mustern, wie etwa im Roman Blue Eyes, und lässt damit den Leser einerseits im Regen stehen, macht ihn aber andererseits immer neugierig, was da wohl noch kommen mag.

Sykes

Die Story ist nicht gerade neu: Sykes ist ein legendärer Marshall, der eine Gangsterbande verfolgt. Auf dem Weg zu einer Stadt kommt er an einer kleinen Farm vorbei, auf der ein Junge wohnt, der, geprägt von den Legenden, die sich um Sykes ranken, voller Bewunderung für den Marshall ist. Später schließt er sich ihm und zwei weiteren Männern an, um die Gangster zur Strecke zu bringen. Dabei muss er erkennen, dass die Wirklichkeit wenig mit den Geschichten aus den Groschenheften zu tun hat.

Stonehenge 1 – Erin

Bei einer neuen Comicserie mit dem simplen Titel Stonehenge könnte man eigentlich alles erwarten. Schließlich ranken sich um den berühmten Steinkreis so manche Legenden, die immer wieder auch die wissenschaftlichen Betrachtungen und Forschungen vernebeln. Manchmal wird der Mythos gegenüber der Realität und den Fakten bevorzugt. Dabei hilft es der Fantasie, dass wissenschaftlich immer noch nicht alles um die Brocken im Süden von England aufgeklärt ist. Manche versteigen sich sogar in bester Erich-von-Däniken-Manier darin, dass die Steine von Außerirdischen aufgestellt worden seien, als ob das ein interplanetarer Raumhafen gewesen sei. Liegt hier also nun ein Science-Fiction-Comic vor? Nein, da können die Leser beruhigt sein. Handelt es sich um Fantasy? Hmm, vielleicht. Jedenfalls sind im Auftaktband keine typischen Elemente des Genres wie Fabelwesen oder Magie zu entdecken. Gleichzeitig werden aber einige Weichen gestellt, welche durchaus in diese Richtung führen könnten. Gegen Ende ist jedenfalls von einem mächtigen Schwert und einem ominösen Tor die Rede. Am besten lässt sich Stonehenge ins Genre des Historiencomics einordnen.

Der Fluch der Spindel

Bei manchem potenziellen Leser stellen sich die Ohren auf und die Augen weiten sich vor Vergnügen, wenn ein neuer Band von Neil Gaiman angekündigt wird. Schließlich ist der Brite nicht nur ein erfolgreicher Autor von Romanen und Kurzgeschichten, er schuf mit Sandman auch eine der besten Comicserien aller Zeiten. Auch seine sonstigen Ausflüge in den Comicbereich sind hoch angesehen und werden teilweise geradezu kultisch verehrt. So schuf er unter anderem Die Bücher der Magie und Graphic Novels wie Signal to Noise, Mr. Punch und Violent Cases. Auch bei den Superhelden tobt er sich immer wieder mal aus und scheut sich auch nicht, mal einen Helden in Miniserien wie Black Orchid sterben zu lassen. Immer konnte man von ihm etwas Unerwartetes erwarten. In den letzten Jahren hat er sich, abgesehen von der Sandman Ouvertüre, im Comicbereich recht rar gemacht, die meisten „Gaiman-Comics“ waren Adaptionen seiner Kurzgeschichten und Romane. Auch Der Fluch der Spindel war ursprünglich eine Kurzgeschichte, die 2013 in der Antholgie Rags & Bones erschien.