Aktuelles
Schreibe einen Kommentar

Währenddessen … (KW15)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche sonst noch so zu Gemüte geführt hat.

Benjamin: Es ist bemerkenswert, dass in Marvels Superhelden-Kosmos zwischen all dem Event-Gehype und mainstreamigem Gekloppe mit mehr oder minder austauschbaren Zeichnungen doch immer wieder ein zartes Pflänzchen aufkeimt, das sich imstande zeigt, eben jenen Einheitsbrei gekonnt zu unterlaufen. Die neue Silver Surfer-Reihe ist so ein Kleinod. Nach der Lektüre des ersten deutschen Sammelbandes von Panini war ich begeistert. Mike Allred (Madman, X-Statix) entwirft darin ein buntes, glattes Pop-Art-Gemälde vom Weltall und Autor Dan Slott schreibt ihm hierfür die perfekte Vorlage; ein surreales Alienabenteuer, das den Silberstürmer, dank weiblicher Begleitung von der Erde, von seiner menschlichen Seite zeigt. Solche eigenständigen, mutigen Serien sollte es im Hause Marvel öfters geben. Die Gastauftritte von Doktor Strange, Hulk und den Guardians of the Galaxy hätte es da als Unterstützung kaum noch benötigt.

© Panini Comics

© Panini Comics

Christian: Was folgt, wenn alles vernetzt ist und jeder mit seinem Science-Fiction-Gerät in der Hosentasche jederzeit alles elektronisch teilen kann? Man teilt so richtig schön analoge Sachen, die völlig ohne Strom hergestellt werden, so wie die Musik von Kofelgschroa aus Oberammergau. Die sind regional und bayerisch, archaischer noch als die kracherten La Brass Banda – und alles andere als rückständig. In ihrer Poesie meint man ständig, essenzielle Wahrheiten zu erkennen, aber richtig greifbar ist es dann doch nicht. So zum Beispiel im Lied „Bladl“, das beschreibt, wie sich um einen herum das Leben ändert, ohne dass man was dagegen machen kann – oder machen braucht: „Wie’s damals war, wiss ma no, war bis heid nia mehr a so. Mei wia mia do steh – jetz is a schee, ohne Bladl aufm Bam, weast seng, kemma wieda welche nauf, ohne dass uns irgendwer braucht.“ (Also schön war’s im Sommer, aber jetzt im Winter ist auch recht, es wird auch ohne uns wieder Sommer.) Und schön auch die Rumspinnereien im Lied Zaun: „Der Zaun – Er schützt mi vor Bedrängnis und is typisch für Gefängnis“. Das ist der Stoff, aus dem auch Grant Morrison seine Ideen schöpft. Aber ein gewisses Grundverständnis fürs neue bayerische Independent muss man natürlich schon mitbringen.

Benjamin: „Twin Peaks without David Lynch is like…“. Mit einer einfallsreichen Videobotschaft hat sich der Ur-Cast der Kult-Fernsehserie Twin Peaks nun an Regisseur und Koschöpfer David Lynch gewandt, um diesen für die 2016 geplante Fortsetzung wieder zurück ins Boot zu holen. Erst vor wenigen Tagen hat Lynch verlauten lassen, dass er aufgrund fehlender bereitgestellter Mittel des Sender Showtime als Regisseur nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Die Aufregung bei Fans und Schauspielern ist groß. Ist das Projekt damit gestorben? Eine Realisierung ohne Beteiligung Lynchs mag sich im Moment jedenfalls niemand vorstellen. Unter #savetwinpeaks sammeln sich die enttäuschten Stimmen. Man wird sehen, ob sich die Parteien nicht vielleicht doch noch einig werden.

Frauke: Beim Herumstöbern in den Neuerscheinungen auf Netflix ist mir The Falls in die Hände gefallen. Der Film thematisiert zwei junge Mormonen, die ihre zweijährige Missionszeit miteinander verbringen sollen, und ihr aufkeimendes Interesse aneinander. Dieses dürfen sie natürlich nicht haben, denn Homosexualität ist in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eine Sünde. Der Grundtenor erinnert doch ziemlich an Brokeback Mountain, der Film ist aber eigenständig genug, um seinen eigenen Charme zu entwickeln. Und einen spannenden Einblick in Denkweise und Lebensentwürfe von Mormonen erhält man nebenbei auch. Wem danach nach mehr ist, kann entweder in das Musical The Book of Mormon der Southpark-Macher hereinschauen und/oder sich an die Fortsetzung The Falls: Testament of Love machen.


Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken dieses Formulars erklärst du dich mit unserer Datenschutzerklärung einverstanden.