Aktuelles
Kommentare 1

Währenddessen… (KW 44)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Daniel: Pünktlich zu Halloween hat der Streamingdienst Netflix seine Version von Sabrina auf den Markt gebracht. Der Charakter der jugendlichen Hexe Sabrina Spellman stammt aus den amerikanischen Archie Comics der 60er. Doch im Gegensatz zu der von Christian letzte Woche besprochenen Serie Riverdale, gab es bereits eine Fernsehadaption von Sabrina zwischen 1996 und 2003 mit Melissa Joan Hart. Eine ulkige Sitcom, die jede Folge mit dem pädagogischen Zeigefinger beendete. Netflix legt in der modernen Darstellung der Archie Comics – wie schon bei Riverdale – wenig Wert auf nette Unterhaltung.

Der eigentliche Titel der Serie Chilling Adventures of Sabrina deutet auf einen düsteren Ton hin. Denn Sabrina muss sich an ihrem 16. Geburtstag für die Welt der Hexen oder die der Menschen entscheiden. Das Resultat ist eine komische Mischung aus Teenager- und Horror-Serie: Einen Moment scherzt Sabrina noch mit ihrem Freund Harvey über Kürbisse und im nächsten steigt der leibhaftige Teufel mit Pferdefuß aus einem Baum, an dem gehängte Hexen hängen. Jeden Moment verschieben sich die Realitäten zwischen dem normalen Leben und der dunklen Hexenwelt. Während Melissa Joan Hart um die Jahrtausendwende einen Toaster mit einem Fluch belegt hat, muss sich die neue Sabrina, Kiernan Shipka, nach einem Fluch auf das Schlimmste gefasst machen. Für sie ist das Hexendasein eine Entweder-oder-Entscheidung und keine ulkige Toaster-Verfluchung. Gerade weil Sabrina nicht in eine Schublade passt, bleibt sie nach den ersten zwei von zehn Folgen immer noch spannend.

Christian: Azathoth heißt die 1989 erschienene Sammlung vermischter Schriften H.P. Lovecrafts. Es handelt sich dabei zum Teil um Geschichten fremder Autoren, die Lovecraft überarbeitet hat, teilweise auch um posthume Geschichten, die von anderen Autoren fortgesetzt wurden. Darüber hinaus gibt es Storyfragmente, frühe Geschichten, Prosagedichte und diverse Essays von Lovecraft, unter anderem seine lesenswerten Anmerkungen zum Schreiben unheimlicher Erzählungen. Sicher, Azathoth ist vor allem ein Buch für fortgeschrittene Lovecraft-Leser, die die wichtigen Geschichten schon kennen, und trotzdem ist es das einzige Lovecraft-Buch, das ich regelmäßig zur Hand nehme. Das liegt an den zusammenhanglosen Listen des Autors, die darin zusammengestellt sind, beispielsweise die „Aufstellung verschiedener Grundformen des Grauens, die in unheimlicher Literatur wirkungsvolle Verwendung finden“. Einige ausgewählte Beispiele:

  • Böser Zauberer bedient sich der Seelenwanderung, um in Tiergestalt zu überleben und Rache zu üben.
  • Gespenstisches Zimmer in einem Haus – verschwindet zeitweilig.
  • Hexenmeister, der bei einer Reise in ein fremdartiges Gebiet des Grauens einen bösen Gefährten gewinnt.

Auf diese drei Seiten mit „Grundformen“ folgt eine Seite mit „ersten Einfällen“ zur Motivation unheimlicher Geschichten:

  • Vision, die sich durch ein übles Buch auftut
  • Dämonischer Wächter eines Ortes
  • Von Rauschmittel herbeigeführte Veränderung oder Vision
  • Ghul
  • Ungeheuerliche Geburt

Am meisten Anregung aber liefern die 20 Seiten aus Lovecrafts Notizbuch, chronologisch sortiert von 1919 bis 1934. Unter anderem …

  • Welt unter dem Meer.
  • Eingriff auf die Zeit.
  • Gefühl zu Ertrinken. Unterseeische Städte, Schiffe, Seelen der Toten. Ertrinken ist ein entsetzlicher Tod.
  • Determinismus und Prophetie.
  • Vorzeitliche Mumie im Museum … erwacht und tauscht mit dem Besucher Platz.

Und noch so viel mehr. Eine Fundgrube. Ich habe das Buch gerne neben meinem Kopfkissen. Wenn ich zu müde bin, um mich auf anderes zu konzentrieren, lese ich immer gerne noch ein paar Zeilen davon als Anregung und Hoffnung auf phantasievolle Träume. Vor Albträumen habe ich dabei keine Angst. Die kommen eher von einem Zuviel an Brian Azzarrello, Jason Aaron oder Garth Ennis. Lovecraft dagegen ist für mich pure Poesie.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

1 Kommentare

  1. Pingback: Währenddessen… (KW 46) |

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken dieses Formulars erklärst du dich mit unserer Datenschutzerklärung einverstanden.