Aktuelles
Kommentare 1

Währenddessen … (KW 38)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Nach langer Zeit habe ich mir letzte Woche den Zauberer von Oz mal wieder angesehen. Zunächst war es einfach die Freude daran, einen Klassiker wiederzusehen und das vielgecoverte „Somewhere over the rainbow“ im Original zu hören. Der Film ist randvoll mit großartigen Stücken und Referenzen, die inzwischen fest im kollektiven Gedächtnis sind, darunter natürlich auch das Lied der Munchkins, „Ding Dong the witch is dead“. (Ich bin sicher nicht der einzige, der dachte, das wäre aus Die Nackte Kanone.) Und dann ist da noch die „Vermutung der Vogelscheuche“.

Follow the yellow brickroad

Ich geh mal davon aus, dass der zentrale Plot aus Wizard of Oz bekannt ist: Dorothy will vom Zauberer von Oz den Weg nach Hause gezeigt bekommen, der Löwe will mutig werden, der Blechmann möchte ein Herz, und die Vogelscheuche, der alte Strohkopf, möchte endlich intelligent sein. Am Ende bekommt natürlich jeder was er braucht, und als die Vogelscheuche ihr „Degree of thinkology“ verliehen bekommt, verkündet sie gleich stolz „The sum of the square roots of two sides of an isoceles triangle is equal to the square root of the remaining side.“ In der deutschen Fassung sagt er dagegen: „Die Summe der Quadrate über den Katheten eines rechtwinkligen Dreiecks ist gleich dem Quadrat über der Hypotenuse“. Nun, hätte man die Zeit, über den Spruch der Vogelscheuche nachzudenken, würde auffallen, dass am amerikanischen Satz etwas nicht stimmt, doch wegen des Tempos des Films ist es schwierig, den Fehler zu registrieren.

Die Generation vor uns hätte wohl noch gesagt, „Diese Amerikaner, nicht mal rechnen können sie!“ und hätte in der eigenen Borniertheit nicht gesehen, wie herrlich subversiv die Aussage ist. Aber wer wird hier eigentlich auf den Arm genommen? Ist es das Publikum, das sich von Diplomen und klug klingenden Aussagen gerne blenden lässt? Oder ist es eher der akademische Betrieb als solches, der in der amerikanischen Selbstwahrnehmung kein besonderes Ansehen genießt? Egal, es ist jedenfalls genau das, was ich an der amerikanischen Kultur so liebe. Es steckt meist mehr unter der Oberfläche, als man zunächst vermutet. Die deutsche Synchronisation hat den Text der Vogelscheuche erwartungsgemäß auf eine korrekte Aussage umgekrempelt. Eindeutigkeit ist uns hierzulande einfach wichtiger als Hintersinn.

Wer mehr über die Hintergründe der Annahme der Vogelscheuche erfahren möchte, dem lege ich Simon Singhs äußerst unterhaltsames Buch Homers letzter Satz – Die Simpsons und Mathematik ans Herz, denn auch bei den Simpsons wird der Satz der Vogelscheuche zitiert. Wahrscheinlich wurde erst durch Simon Singhs Buch über mathematische Anspielungen bei den Simpsons der sehr spezielle Witz aus Oz einem breiten Publikum bekannt. Ich kann die Lektüre nur wärmstens empfehlen.

Jan-Niklas: Ich würde so gerne etwas über Divinity: Original Sin 2 schreiben. Kann ich aber aus professionellen Gründen nicht. Mist. Aber dann fiel mir ein, dass es mal auf Kickstarter war. Genau wie sein Vorgänger, Pillars of Eternity und Numenera. Warum also nicht etwas über das Spiel schreiben, mit dem alles begann? Ich spreche natürlich von Wasteland 2… über das ich nichts schreiben werde, da ich es nicht durchbekam und es zu sperrig war. Stattdessen möchte ich über Wasteland 2: Director’s Cut schreiben, die verbesserte Version dieses Spiels die … immer noch sperrig ist, aber trotzdem irgendwie mehr Spaß machte.

Das liegt vor allem daran, dass sich der Director’s Cut noch etwas mehr wie Fallout 2 anfühlte, weil er Perks hatte und die Grafik noch etwas hübscher war. Natürlich blieb die atomare Wüste hauptsächlich braun, aber immerhin sind die Texturen jetzt schärfer. Die Rundenkämpfe gehen auch in Ordnung, auch wenn ich mal wieder feststelle, dass Schussgefechte im Rundenkampf nicht halb so spaßig sind wie Feuerbälle oder Erdbeben. Aber zum Glück hatte ich ja später einige Raketenwerfer im Gepäck, die zum Schluss alle Probleme lösten. Aber was gefiel mir denn nun wirklich an Wasteland 2: Director’s Cut? Ganz einfach: die Prämisse war einfach, aber effektiv. Als postapokylptischer Ranger renne ich im Ödland herum und stifte Frieden. Das motiviert den Weltverbesserer in mir und erklärt, warum ich mich die Angelegenheiten anderer Leute einmische. Ich muss Konflikte zwischen Interessengruppen klären und komme einer Verschwörung der Roboter auf die Spur, die uns immer noch töten wollen. Wasteland 2: Director’s Cut spielt sich teilweise wie ein Western und da ich Western mag, fühle ich mich wohl in dieser Welt. Es erzählt außerdem eine gute Geschichte und weiß mit einigen schrägen Fraktionen zu gefallen (darunter Mönche, die sich eine kleine Atombombe auf den Rücken schnallen), aber so richtig zu schätzen weiß man das Spiel erst, wenn man die Enden sieht. Dann erfahre ich welche Auswirkungen meine Entscheidungen hatten, genau wie in Fallout 2!

Je mehr Zeit ich in diese Welt investierte, desto besser sieht die Welt danach auch aus. Dafür habe ich auch hart gearbeitet und das ist vielleicht mein größtes Problem mit Wasteland 2: Director’s Cut: das Spiel fühlt sich teilweise wie Arbeit an. Meine Ranger latschen doch sehr lange durch die Wüste und die Kämpfe dauern wie gesagt doch etwas, wenn ich keinen Raketenwerfer in der Tasche habe. Aber was tut man nicht alles für den Weltfrieden. Durchspielen werde ich es bestimmt nicht noch einmal, aber danke möchte ich trotzdem sagen: danke inXile für euren erfolgreichen Kickstarter damals. Ohne euch gebe es all diese wunderschönen Rollenspiele nicht, in die ich so viel Zeit investierte. Nächstes Jahr schreibe ich dann aber doch etwas über Divinity: Original Sin 2. Bis dahin ist es aber noch etwas hin. Mist.

Daniel: „Wenn du dem Ork den Kopf mit der Axt spalten willst, dann lies weiter auf Seite 74.“  Ich erinnere mich noch ganz sentimental an die Abenteuerbücher meiner Kindheit. Ach, war das schön! Natürlich hatte ich immer den Finger in der Seite, um wieder zurückzublättern, falls ich sterben sollte. Um so mehr freue ich mich über die Renaissance dieser Bücher (bitte Bretterwisser Folge 98 hören). Die findet auch als Apps (siehe 80 DaysOut There und Sorcery 1-4) statt. Leider hat mein iPad keine Buchse zum Finger reinlegen. Abenteuerbücher gibt es jetzt auch als Brettspiele. Ich habe mit @Krimimaster 7th Continent gespielt. Das Projekt wurde über Kickstarter finanziert und ist für einen bis vier Entdecker. Das Setting ist denkbar einfach: Ihr seid auf einem fremden Kontinent gestrandet – dazu auch noch und verflucht.

Nein, der Fluch ist nicht die Tischdecke.

Also machen wir uns auf die Reise, um auf diesem siebten Kontinent einen Weg zu finden, den Fluch zu brechen. Dafür müssen wir den Nebel lüften und Herausforderungen bestehen. Statt eines Buches gibt es einen ausgeklügelten Zettelkasten. Der besteht aus den auf Karten übertragenen Buchseiten und einem blauen Aktionsdeck. Will man nun nach Osten reisen, muss man zwar keine Karte ziehen, aber auf der Rückseite der Nebelkarte kommt ein Ereignis, das sagt, ziehe zwei blaue Aktionskarten und erziele zwei Erfolge. Das sind Sterne auf diesen Karten. Schafft man es, geht es weiter, schafft man es nicht, gibt es oft einen Malus. Außerdem darf man eine blaue Karte behalten. Die restlichen Karten werden abgelegt. Denn diese Karten symbolisieren sowohl die Zeit als auch Ideen, die unsere Entdecker haben. Ich bin zum Beispiel mit der Idee von einem Floss rumgelaufen, die ich später umgesetzt habe. Eine mittelgute Idee, wie sich rausstellen sollte. Aber dazu mehr nach diesem Video.

Denn 7th Continent ist nicht ein Abenteuerbuch mit mehreren Wegen, sondern mehrere Abenteuerbücher auf einem Kontinent. Das haben wir auch zu spüren bekommen. Um unser Karte nach Norden zu folgen, mussten wir ein Meer überqueren. Aber durch meine geniale Floss-Idee hatten wir ein paar blaue Karten später ein Floss, mit dem wir besser übersetzen konnten. Besser heißt, wir lesen nicht bei Karte 43 weiter, sondern fünf Karten weiter. Bei 48. Natürlich dachten wir, dass wir eine Abkürzung genommen haben, doch waren wir ganz woanders auf dem siebten Kontinent und habe andere Dinge erlebt, die zu anderen Abenteuer geführt haben. So als würde man ein Abenteuerbuch die Seitenzahl verwechselt haben. Wir kamen auch nicht zurück und wollten unsere Finger nicht auf Karte 43 legen. Interessanterweise hat es trotzdem Spaß gemacht. Wir werden sicher noch mal zurückkehren zum 7th Continent.

Daniel: Abschließen würde ich das Währenddessen heute mit Pumps. Ist gerade eben in meinem Twitter-Feed aufgetaucht. Nein, ich habe keinen Fetisch, wundere mich nur, mit was für lustigen Collectibles DC und Cryptozoic daherkommen. Vorsicht ihr Aschenputtels da draussen, diese Schuhe sind nur 2,25 Inch groß:

Manolo Batnik

1 Kommentare

  1. Pingback: Währenddessen … (KW 4) |

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken dieses Formulars erklärst du dich mit unserer Datenschutzerklärung einverstanden.