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Währenddessen… (KW 22)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Stefan: Wer das Hochzeitsheft noch nicht gelesen hat, der sollte den einleitenden Text in Batman 27 überblättern, denn dort wird das Finale der Story erläutert. Danach folgt eine neue Geschichte, die zeichnerisch große Freude bereitet. Die Bilder von Lee Weeks wirken wie aus einer 1980er-Fernsehserie – eine treffendere Beschreibung fällt mir aktuell nicht ein. Wie der Titel bereits ankündigt, geht es um den Konkurrenzkampf zwischen Batman und seiner bürgerlichen Identität. In den Szenen, in denen Bruce Wayne als Geschworener vor Gericht steht, wirken die Zeichnungen hell, freundlich und in Sachen Kleidung und Kulissen etwas aus der Zeit gefallen. Dem werden nächtliche Einsätze von Batman gegenübergestellt, ein Prozess gegen Mr. Freeze nochmal aufgerollt und die kritische Frage gestellt, inwiefern es hilft, wenn Batman Superverbrecher verprügelt und immer wieder erneut wegsperren lässt, anstatt zur Abwechslung mal deren Motive zu verstehen und erst zu reden, bevor die Fäuste fliegen. Das ist ein netter Ansatz, aber eine echte Bindung zu den Figuren wird nicht erreicht, es bleibt eine weitere von unzähligen routinierten Geschichten rund um den Dunklen Ritter, auf deren Fortsetzung keine große Lust geweckt wird. Eine von so vielen Mir-doch-egal-Superheldenstorys.

Christian: Was treiben eigentlich die Helden meiner Jugend? Grant Morrison ist ja längst nicht mehr so präsent wie noch vor wenigen Jahren und hat sich als neuer Herausgeber des traditionsreichen Heavy Metal-Magazins eine Nische geschaffen, die mit Superhelden-Comics gar nicht viel zu tun hat. Stattdessen gibt es Psychedelik pur, zumindest in der vorliegenden „Psychedelic-Special“-Nummer 292. Vorhergegangene Nummern hatten Schwepunktthemen wie „Magick“, „Sci-Fi“, „Weird“, „Fetish“ und – etwas ungefährlicher – „Music“. Passt alles wunderbar zu Grant Morrison und ist die ideale Diät für den Philip-K-Dickhead von heute.

Es mag dem Psychedelic-Kernthema geschuldet sein, aber Grant Morrisons Vorwort nervt mich mit seinen esoterischen, durchgeknallten Drogenreferenzen. Die von Morrison verfassten Comics im vorliegenden Heft dagegen sind durchaus einen zweiten Blick wert. Da wäre zum einen „The Smile of the Absent Cat“, gezeichnet von Dave Sims begnadeten Mann für die Hintergründe, Gerhard. Irgendwie spielt die Story in einer verfremdeten Wirklichkeit kurz nach dem ersten Weltkrieg, in der Katzen im Fritz-the-Cat-Stil ihr Leben neu sortieren. Die unterschwellig okkulte Atmosphäre ist natürlich sehr typisch für den Autor, aber das Setting und die hübschen Zeichnungen machen neugierig.

Noch mehr aber überzeugt mich die Grafik-Installation (Comic kann man das eigentlich nicht nennen) „The Rise and Fall of Empires“. Zunächst von mir als Art for art’s sake angesehen, hat die Story deutlich länger nachgehalten, als die leicht durchschaubare Grundidee zunächst ahnen lässt. Mit einem kleinen roten Fleck auf blauer Fläche geht es los. Später dann ist ein größerer Teil der Fläche Rot, die Farbe beginnt sich durchzusetzen. Bald gibt es rote Außenposten, farbliche Vermischungen, Rückentwicklungen, neues Aufkeimen und immer so weiter.

Die ersten drei Seiten von „The Rise and Fall of Empires“.

Das Schöne daran ist, dass man so viel in dieses abstrakte Gebilde hineinprojizieren kann. Das ist tatsächlich Filler-Material der hochwertigen Art. Grafisch ausgestaltet wurde der 14-Seiter von Rian Hughes. Ich frage mich nur, wie die beiden Künstler Konzept und Skript dafür ausgearbeitet haben. Da möchte man gerne mal Mäuschen sein.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

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