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25.5.08
Wozu noch Verlage? Comics online
Mit: Lydia B. Schöneberger (Die Biblyothek), Thomas Kögel (comicgate.de), Thomas Gronle (Moga Mobo), Kai-Steffen Schwarz (Carlsen), Stefan Dinter (Zwerchfell), Henning Kockerbeck (splashpages.de), Burkhard Ihme (ICOM), Kai Pfeiffer (electrocomics.com)
Moderation: Harald Havas
Die Welt des WorldWideWeb verändert das traditionelle Verlagswesen. Zu der althergebrachten, gedruckten Veröffentlichung kommt seit mehreren Jahren die Möglichkeit, Comics im Internet zu publizieren. Ein Fluch? Ein Segen? Ist der Webcomic eine Alternative zum gedruckten Comic? Ist er eine Konkurrenz? Eine Ergänzung? Darüber sprachen die Teilnehmer der Diskussion "Wozu noch Verlage? Online-Comics" heute, High Noon.
(Kögel, Gronle, Havas)
Wie die Heiligen Drei Könige kamen die Gesprächspartner aus den unterschiedlichsten Richtungen, um über die neuen Möglichkeiten im Netz zu sprechen. Bei Comicgate und Splashcomics sind die Strips und Stories eher eine Ergänzung zum Textmaterial. Die Biblyothek und Electrocomics sind vollblütige Kinder des Internets. Im Gegensatz dazu Carlsen und Zwerchfell, die aus dem traditionellen Print-Geschäft stammen und sich nun mit dem Internet arrangieren müssen - ob sie nun wollen oder nicht. "Der Buchmarkt hat uns den Arm auf den Rücken gedreht." (Stefan Dinter)
Einig waren sich die Teilnehmer der Diskussion darüber, dass Online-Comics auch in Zukunft eine Rolle spielen werden, vielleicht sogar mit wachsender Bedeutung. Außerdem war man sich einig, dass sich mit Online-Comics kein Geld verdienen lässt. Bares kommt über Merchandise-Artikel herein oder wenn sich eine große Fan-Basis gebildet hat, die auch bei der Printversion zugreift. Nichtlustig und Der Tod und das Mädchen sind solche Erfolgsgeschichten, die einst im Web begannen.
(Schöneberger, Kögel, Gronle, Havas, Schwarz, Dinter)
Die Möglichkeiten und Chancen, die das Internet eröffnet, traten in der Diskussion eher zurück. Stattdessen wurden Probleme gewälzt. Problematisiert wurde zum Beispiel die Situation, dass Verlage ein breiteres Angebot als früher entwickeln müssen, um auf dem Markt bestehen zu können. "Verlage müssen mehr als bisher Dienstleister sein." (Henning Kockerbeck) Die Erkenntnis tut vielleicht so manchem weh, aber zu einem modernen Verlag gehört ein zeitgemäßes Angebot im Internet. Blogs, Foren, Previews oder Bonusmaterial - die Möglichkeiten sind vielfältig. Das Grundproblem dabei: Solch ein Service kostet Mühe, bringt aber kein Geld. Hinzu kommt die illegale Verbreitung im Internet, ein weites und undurchschaubares Feld.
Sicherlich hat Kai-Steffen Schwarz recht, wenn er sagt, dass man die illegale Verbreitung von Comics im Internet nicht 1:1 gleichsetzen kann mit der von Musik und Filmen. "Das sinnliche Empfinden zwischen Webcomics und Gedrucktem unterschiedet sich sehr. Mehr als bei Musik oder Filmen", so Schwarz. Stefan Dinter stößt in das selbe Horn: "Wenn ich in meiner Lesehaltung bin, würde mir der Laptop ins Gesicht fallen."
(Gronle, Havas, Schwarz, Dinter, Kockerbeck)
Es ist wohl abzusehen, dass Online-Comics die traditionellen Print-Produkte nicht vollständig verdrängen werden. Wahrscheinlich ist eher eine Koexistenz beider Comic-Formen. Dennoch kommen durch die Möglichkeiten, die sich für Comics im Internet bieten, viele neue Aufgaben auf die Verlage zu. Über die Finanzierung und die Restriktion illegaler Angebote muss nachgedacht werden. Eine universelle Lösung steht noch aus.Labels: Podiumsdiskussion
posted by Christopher um 13:40 | Permalink