An dieser Stelle berichten wir von Comic-Events wie dem Comic-Salon Erlangen, der Frankfurter Buchmesse oder dem Münchner Comicfestival. Persönliche Eindrücke, Fotos, Nachrichtenhäppchen und einiges mehr.

27.5.08

Scheck, Please.
(Einem feinen Geist zum Lobe)

Es wurde viel geschrieben über den 13. Comic-Salon in Erlangen, es wurde viel geredet, viel zusammen gelacht und auch ein bißchen geweint. Aber am Ende bleibt trotzdem die bittere Erkenntnis, dass es da jemanden gibt, der zu kurz gekommen ist, der leider nur wenig, viel zu wenig Beachtung in all den Artikeln, den Gesprächen und Lobreden, den schlechten Witzen und Kalauern fand, die das Bild eines Messealltags prägen - jemanden, der einfach mehr verdient hat.

Die Rede ist hier von einem, der nun bereits wiederholt ohne Rücksicht auf Verluste seine ganze Street-Credibility für den Comic in die Waagschale geworfen hat. Mancher wird es sicher bereits erraten haben: Es ist der Literaturkritiker Denis Scheck, bekannt durch die Sendung Druckfrisch aus dem Nachtprogramm der ARD.

Wie bereits im Jahre 2006 moderierte Herr Schenk - unter anderem! - auch dieses Jahr wieder die Verleihung des Max-und-Moritz-Preises. Mit drögen Standard-Ansagen gab er sich dabei, wie erwartet, nicht zufrieden. Vielmehr zitierte er frei von der Leber weg Luca Toni ("Gewinne isse immer gut.") und Billy Wilder ("Auszeichnungen und Preise sind wie Hämorrhoiden. Früher oder später bekommt sie jedes Arschloch."), bevor die Gala überhaupt erst richtig begonnen hatte. Es lag in der Luft: Es würde ein besonderer, ja vielleicht ein kurzweiliger Abend werden.

Herrn Stracks investigativer Ansatz im Umgang mit den Preisträgern wurde von diesen dann leider nicht immer hundertprozentig honoriert. "Dafür bin ich jetzt zu nervös," sagte Reinhard Kleist. "Das ist eine sehr interessante Frage," sagte Alfred (in Vertretung für Olivier Ka). "Was?," sagte Anke Feuchtenberger. Sogar die Mannheimer Gruppe The Wright Thing, die für die musikalische Begleitung verantwortlich zeichnete, zeigte sich widerborstig: Nein, man sei nicht Xavier Naidoos Band, so Vorsteher Jason Wright.

Herr Schtonk blieb standhaft. Von Lebenswerk-Preisträger Alan Moore, den man zur Krönung des Abends per sensationeller Live-Schalte praktisch übers Telefon direktamente aus England im nunmehr mucksmäuschenstill gewordenen Saale erlebbar machte, wollte er wissen, "Why do you hate the comics industry, and why do you love the comics medium?" Herr Moore gab daraufhin an, die Frage jetzt leider akustisch nur ganz schlecht verstanden zu haben, weshalb er lieber sein vorbereitetes Statement aufsagte, noch kurz den begeisterten Applaus abwartete und dann zufrieden auflegte.

Beim folgenden Umtrunk wurde der so geschmähte Herr Strunk Augenzeugenberichten zufolge von einem Comic-Journalisten aus Marburg (Name der Redaktion bekannt) getröstet und für sein wackeres Durchhaltevermögen ob der störrischen Gesprächsverweigerer gelobt. "Sowas muß man abkönnen," so der lapidare Kommentar des Vollprofis.

Doch die Aufmunterung blieb nicht ohne Wirkung, denn bald darauf verwickelte Herr Strunz, ganz Gala-Routinier, den diensthabenden Zapfwart geschickt und aus sicherer Distanz in ein Gespräch. Jener war davon so angetan, dass der begehrte Gerstensaft - vor den Augen der Durstigen, aber auch sonst völlig ungeniert - längere Zeit munter aus dem Fass ins Glas hinein und sofort wieder heraus aus demselben floß, über den Tisch und schließlich auf den Boden plätscherte, um dort still und leise zu versickern. Freudiges Resultat im bereits erwähnten Krug: Das erste ordentlich gezapfte Pils des Abends!

Auch, aber nicht nur darum möchten wir an dieser Stelle einmal ganz deutlich und voller Anerkennung sagen: Vielen Dank für Ihren Einsatz, Herr Sienkiewicz!

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posted by Marc-Oliver um 20:45 | Permalink