An dieser Stelle berichten wir von Comic-Events wie dem Comic-Salon Erlangen, der Frankfurter Buchmesse oder dem Münchner Comicfestival. Persönliche Eindrücke, Fotos, Nachrichtenhäppchen und einiges mehr.

15.10.07

Laut lesen macht Laune
(Lesung "Erlesene Comics")

Im letzten Jahr war es noch eine eher improvisierte Veranstaltung im ganz kleinen Rahmen, diesmal fand die Sache ganz offiziell im Frankfurter Museum für Kommunikation statt, wo noch bis 18.11. die Ausstellung Cataloonia zu sehen ist (die weit besser ist als die handvoll Blätter, die auf der Buchmesse ausgestellt waren).

Zum Rahmenprogramm dieser Ausstellung gehörte die Lesung Erlesene Comics, zu der Organisator Christopher "Piwi" Tauber eine Reihe von Comiczeichnern (plus zwei weitere Gäste) einlud. Der Dreh an dieser Art Lesung ist der, dass die Zuschauer, anders als bei anderen Formen der Comiclesung, die Bilder nicht sehen. Und deshalb müssen die Vortragenden selbst beschreiben, was man in den Bildern sieht.

Klingt eher anstrengend, funktioniert aber super, wenn man die richtigen Comics zum Vorlesen aussucht. Von unveröffentlichten Indies über große Klassiker bis zu unfreiwillig komischen Trashcomics bekam man eine wirklich feine Mischung geboten.

Während es Stefan Dinter zum Auftakt mit einer Szene aus dem druckfrischen Krigstein noch etwas schwer hatte, brach spätestens beim zweiten Beitrag das Eis: Tobi Dahmen präsentierte eine Story aus den Gespenster-Geschichten, die so blöde war, dass sie großen Spaß machte. In eine ähnliche Kerbe schlug die kitschige Romanze um einen Stuntman aus Young Love, vorgetragen von Naomi Fearn (der einzigen Frau auf der Bühne und, wie Moderator Kai ... feststellte, die einzige ohne Brille). Und Piwi präsentierte einen angenehm angestaubten Sponti-Klamauk aus einem U-Comix-Heft der 80er.



Auch Unveröffentlichtes gab es zu hören: Reprodukt-Redakteur Christian Maiwald gab eine Szene aus dem autobiographischen Peepshow von Joe Matt zum Besten (demnächst auf deutsch bei Edition 52) und Mawil brachte Comics seines Freundes Oli Ferreira mit, die laut Mawil wahrscheinlich nie bei einem Verlag unterkommen werden, "weil sie dafür zu gut sind". Comicgate-Mitarbeiter Björn Wederhake musste selbst zum Übersetzer werden, denn die von ihm ausgewählte Karl-Marx-Geschichte aus Action Philosophers gibt es nur auf englisch.

Den Abschluss machte Jan Dinter mit einer hörspielreifen Performance einer Spirit-Story, die von seinem Bruder Stefan mit nicht ganz so hörspielreifen Soundeffekten unterstützt wurde. Alles in allem ein höchst unterhaltsamer Abend, der zudem auch recht gut besucht war. Sowohl bei den Akteuren als auch beim Publikum blickte man hinterher durchweg in zufriedene Gesichter.

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posted by Thomas um 11:46 | Permalink