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18.6.06

Max-und-Moritz-Preis 2006

Das Team von Comicgate war bis auf Verweigerer Björn ("ich will Pornophonique endlich mal live sehen" - nebenbei, die sind aber auch gut! Und Charlie Adlard war auch begeistert von ihnen) vollständig angetreten, um der Verleihung der Max-und-Moritz-Preise 2006 beizuwohnen. Für uns ungewohnt moderierte nicht Harald Havas, sondern Denis Scheck ( Kritiker, Deutschlandfunk, "Druckfrisch" ARD), der ganz anders als Havas weniger spontan, sondern sehr seriös auftrat, so dass manche witzigen Untertöne wohl bewusst erst mit Verspätung ankamen. Mir hat's gefallen.

Anstatt des üblichen künstlerisch gehaltvollen Vorprogramms war diesmal die Band "Die Radierer" am Werk, die zwischen den einzelnen Preisvergaben versuchte, den Abend mit ihrem Liedgut aufzulockern - was nur bedingt funktioniert, wenn dieses schwankt zwischen trivial und bemüht. Und ja klar, Comicfans finden es total toll, wenn ein auf sie zugeschnittenes Lied gespielt wird, in dem sie theoretisch "Platsch", "Flatsch" und "Klatsch" (!) mitsingen sollen, sich praktisch aber winden vor der peinlichen Mitmachoffensive. Die Stimmung bei diesen Zwischeneinlagen verbesserte sich also erwartungsgemäß im Lauf des Abends nicht unbedingt. Lustig war da einzig der Sänger, weil er eine Ähnlichkeit mit einem gewissen Herrn Breitschuh nicht ganz leugnen konnte. Beim nächsten Mal einfach nicht so verkrampft mit "Das nächste Lied ist sehr lustig" an so etwas herangehen, liebe Radierer, dann bestehen Chancen, dass das Publikum milder gestimmt ist.

Die Idee, mit den Preisträgern jeweils ein Kurzinterview auf der Bühne zu führen, war hervorragend, streckte die Veranstaltung aber erheblich. Vielleicht das nächste Mal das Rahmenprogramm kürzen?

Als Highlight herauszustellen sind unserer Meinung nach eine sehr witzige Dia-Einlage von Ralf König, der ja bereits im Vorfeld als Preisträger des "Spezialpreises für seine künstlerische Stellungnahme im Streit um die so genannten Mohammed-Karikaturen" fest stand, und Jens F. Ehrenreichs Kurzinterview bei dem Gewinn des Preises für "Bester Comic für Kinder" mit seinem Album "Jónas Blondal", verlegt vom Epsilon Verlag. Sehr trocken und selbstironisch erklärte er unter anderem, dass er nicht so recht verstehen könne, wie sein Comic in dieser Kategorie gelandet sei, und wie er (vielleicht zu) akribisch die Vollmondphasen in einer Walfangsaison Ende des 19. Jahrhunderts recherchiert habe. Wirklich sehr sympathischer Auftritt.




Abschließend hier alle Preisträger des Max-und-Moritz-Preises 2006:
  • bester deutschsprachiger Comic-Künstler: Volker Reiche
  • bester deutschsprachiger Comic: Nicolas Mahler für "Das Unbehagen", Edition Moderne
  • bester internationaler Comic: "Die Unschuldigen" von Gipi, avant-verlag
  • bester Manga: "Barfuß durch Hiroshima" von Keji Nakazawa, Carlsen Comics
  • bester Comic für Kinder: "Jónas Blondal" von Jens F. Ehrenreich, Epsilon Verlag
  • bester Szenarist: Max Goldt
  • bester Comicstrip: "Doonesbury" von Gary Trudeau
  • Spezialpreis der Jury: Ralf König für seine künstlerische Stellungnahme im Streit um die so genannten Mohammed-Karikaturen
  • Sonderpreis für ein Lebenswerk: Jacques Tardi

posted by Frauke um 23:11 | Permalink