An dieser Stelle berichten wir von Comic-Events wie dem Comic-Salon Erlangen, der Frankfurter Buchmesse oder dem Münchner Comicfestival. Persönliche Eindrücke, Fotos, Nachrichtenhäppchen und einiges mehr.

12.6.04

Planlos

Exakt das waren diejenigen die heute die Pressekonferenz mit den stolzen Gewinnern des ICOM-Preises um 14 Uhr in den Asterix-Saal gelegt haben. Das war zwar eine gute Idee, leider hat man aber übersehen dass der Saal zu dieser Zeit schon belegt war, zwar von jemandem der keinen ICOM-Preis bekommen hat, der aber dafür schon den ganzen Tag von einem Rudel Kamerateams verfolgt wurde... ebend, Herrn Uderzo. Die ICOM-Preisträger zogen in einen kleineren Saal um, aber gegen Uderzos magnetische Persönlichkeit waren sie machtlos. Resultat: viele Leute die Uderzo reden hören wollten und ein ausgestorbener Saal bei ICOM. Ganz großes Damentennis.

Derweil strapaziert der Star Wars Fan Club Nürnberg (bestehend aus einem Sturmtruppler, einem Wüstentruppler, einem imperialen Offizier und einem Darth Vader den wir uns alle größer und älter vorgestellt hätten) gehörig die Nerven der Leute beim "Sketches to go"-Stand (der heute sehr gut lief... ausgefallenster Zeichenwunsch den ich mitbekam: ein Kerl bat darum, dass man seine Freundin im Funnystil zeichnen solle, mit Fischflosse und einem Handschuh an dem zwei Klingen angebracht sind... die Psychologiestudenten in der Runde mögen ihre Freude damit haben). Die Geräuschkulisse ist nämlich ziemlich permanent. Da hat man eine wundervoll verkitschte Art "Actionfiguren-Diomara": auf Knopfdruck dreschen ein hüftsteifer Obi-Wan Kenobi und ein noch nicht quergeschnittener Darth Maul aufeinander ein, beziehungsweise aneinander vorbei. Dabei macht dieses "Diomara" einmal die schnieken ZOOOM-Lichtschwerteffekte und spielt gleichzeitig das "Star Wars Theme". Und dieses Kleinod ewok'scher Handwerkskunst präsentiert man jedem der vorbeigeht und das sehen oder nicht sehen will. Schweigt die Statue einmal, dann klingelt garantiert bei einem der Imperialen das Handy ("Imperial March", natürlich) und der Imperator gibt persönlich den Befehl, dass man den dritten Teil der Geräuschkulisse jetzt einleiten soll: das laute summen irgendeines Liedes das zumindest entfernt mit "Star Wars" zu tun hat. Aber natürlich nicht "The Saga begins..." von 'Weird Al' Yankovic, das wäre dann wohl zuviel des Guten.

Eine absolute Faszination übte auch das Werbeplakat der neuen Animania auf uns aus (hier zu sehen), zusammen mit dem Vermerk, dass alle Animania-Redakteure live und in Farbe anwesend sein würden (im Gegensatz zu den Redakteuren der meisten anderen Comicmagazine die aus Kostengründen nur schwarz-weiß oder "Live on tape" anwesend waren). Ein kurzes Gespräch mit den ziemlich netten Jungs (und einem Mädel) von der Animania brachte uns die Einsicht, dass die Leute auch nicht wirklich wissen, was da auf dem Bild genau geschieht. Nur, dass es das Cover zu einer neuen Serie ist und das die Person rechts auch eine Frau ist (ich hatte gedacht es wäre ein Kerl, manchmal ist das bei dem Zeichenstil schwer auseinanderzuhalten). Dazu die Vermutung, dass die Szene in der Schwerelosigkeit spielen muss, da die Ausrichtung der sekundären Geschlechtsmerkmale irgendwie seltsam anmutet und wir nicht verstanden warum sich der linke Arm der Dame rechts dort befindet wo er ist. Hochheben kann sie die Dame links ja nicht.

Seltsames Bild, aber es springt einem von jeder Menge Wänden hier in Erlangen ins Gesicht und darum hat es eine tiefergehende Betrachtung sicher verdient. Meine Interpretation ist folgende: das Mädel im gelben Top ist der japanische Hänschen Rosenthal und setzt gerade zum "Sie sind der Meinung das war... spitze."-Sprung an. Die Dame mit den weißen Haaren ist das japanische Privatfernsehen, das versucht anständige, familientaugliche Spielshows am Boden zu halten und stattdessen auf billigen Sex (die Chaps) und Gewalt (die Knarren) setzt. Und das, obwohl den Spielshows doch ohnehin schon die Hände gebunden sind und sie sich, wegen der viel zu geringen GEZ-Gebühren, nichtmal mehr heile Strumpfhosen leisten können.

In der Comixene zur Messe gibt es eine Anzeige für die Comicsektion der kommenden Frankfurter Buchmesse, dabei ist eine angekündigte Aktion "Deutschland sucht den Supercomic - Das neue Projekt von Vanessa S.". Nach einiger Überlegung welche Comickünstlerin Vanessa heißt stellten wir fest: so hieß doch eines der jungen Talente, dass sich damals öffentlich von Dieter Bohlen und Konsorten demütigen ließ und das seitdem mit Erfolgen wie... ... ...äh... die seitdem immer mal wieder auf sich aufmerksam gemacht hat. Zeichnet die Frau auch Comics? Ist die Musik nicht mehr profitabel genug? Wird auch Daniel Küblbock die Comicszene invadieren und Alexander Klaws seine Biographie "Ich bin's - Alexander" (ein Buch über das er indeed mal sagte: "Dieses Buch ist nicht irgendein Buch, weil... dieses Buch habe ich geschrieben...") bald als Comic veröffentlichen? Sowas ist ja momentan der Renner. Aber um zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Vanessa S. und Supercomic? Weiß da jemand genaueres was es damit auf sich hat? Details werden in den Comments gerne entgegengenommen.

In der näheren Zukunft kann man dann hier im Blog die amüsante Episode "Finding Craig Thompson" finden, in der Daniel Wüllner seine persönliche Odyssee auf der Suche nach einem Interviewtermin mit dem "Blankets"-Künstler darstellt, dazu noch der stolze Gewinner des Erlangener Cosplay-Contest und ein kurzer Abriss der Podiumsdiskussion über die deutschen Independent-Verlage. Be afraid. Be very afraid.

posted by Björn um 19:18 | Permalink